IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 4/1999, Seite 66 ff.


REPORT


Wasserwende praktisch

Hansgrohe Umweltforum ’98

Am 4. Dezember 1998 fand im Berliner Estrel-Hotel das nunmehr fünfte Hansgrohe Umweltforum statt. Etwa 150 Teilnehmer aus Handwerk, Handel, Industrie und Wissenschaft nahmen an der Veranstaltung teil, um im fachkundigen Kreis die Möglichkeiten des Wassersparens in Haushalt, Industrie und öffentlichen Gebäuden zu diskutieren.

Bereits in der Begrüßungsansprache verdeutlichte Gerhard Blust, Hansgrohe Area Manager Europa Mitte, die Notwendigkeit zum bewußten Umgang mit dem wichtigsten Lebensmittel "Trinkwasser". Während jährlich etwa zehn Mio. Menschen infolge von Wasserknappheit oder verseuchten Wassers sterben, rauschen allein in einem deutschen Vier-Personen-Haushalt ca. 50.000 Liter Trinkwasser allein durch die Toiletten, so die Aussage von Blust. Hier könne der Fachhandwerker mit moderner Sanitärtechnik einen Beitrag zur notwendigen Wasserwende leisten.

Vortragsprogramm

Prof. Dr. Margrit Kennedy von der Universität Hannover sprach über den "Wasserkreislauf in ökologischen Siedlungsprojekten". Durch wassersparende Armaturen, Trennung der Fäkalien sowie aller organischen Abfälle und deren Kompostierung könne der Wasserverbrauch und der Aufwand für die Abfallentsorgung deutlich reduziert werden. Darüber hinaus sei es möglich, das anfallende Grauwasser aus Duschen, Handwaschbecken und Wasch- oder Geschirrspülautomaten über naturnahe Kläranlagen zu reinigen und dem Grundwasser zuzuführen. "Ökologischen Projekten hängt immer noch das Vorurteil nach, zu teuer und dadurch auf breiter Ebene nicht umsetzbar zu sein. Die Erfahrung zeigt jedoch, daß bei konsequenter Umsetzung des dezentralen Gedankens und aller Einsparmöglichkeiten derartige Modelle sowohl durchsetzbar als auch kostengünstig zu realisieren sind", so Kennedy.

Gerhard Blust, Hansgrohe Area Manager Europa Mitte, begrüßte die etwa 150 Teilnehmer zum nunmehr fünften Hansgrohe Umweltforum.

Im Anschluß daran berichteten Dr. Gunter Lüdde, Stadtrat und Amtsleiter für Bau, Wirtschaft und Tourismus der Stadt Waren und Dipl.-Ing. Ulrich Langer von der Umplan, Institut für vernetzte Umweltplanung in Pinnow, über ihre Erfahrungen und den Schwierigkeiten, die sie zu bewältigen hatten, um in Waren, im Herzen der Mecklenburgischen Seenplatte, eine ökologische Modellsiedlung zu errichten.

Über den Wasserkreislauf in ökologischen Siedlungsprojekten berichtete Prof. Dr. Margrit Kennedy von der Universität Hannover.

Einen Abstecher in die "virtuelle Welt" des Wassersparens machte Dipl.-Ing. Peter Thomas von der Gesellschaft für Handwerk, Technik und Innovation (HATI) in Berlin. Er stellte die "Wasserspar-CD-ROM" vor. Sie enthält mehrere umfassend dokumentierte Beispiele sowie Grundlagenwissen zur Grau- und Regenwassernutzung. Auch Hinweise auf die in den Beispielen verwendeten Systemkomponenten sind in der Dokumentation enthalten. Das besondere des Programms: Es können eigene multimediale Projekte mit dem auf der CD-ROM enthaltenen Programmierwerkzeug "HyperTool" erstellt werden. So lassen sich alle wesentlichen Daten einer Anlage vom Funktionsschema bis zur kleinsten Komponente dokumentieren und sind z.B. für Wartungszwecke oder bei Störungen abrufbar.

Dipl.-Ing. Erwin Nolde von der TU Berlin und Hansgrohe Mitarbeiter Dipl.-Ing. Achim Zwerenz zeigten den Entwicklungsstand und die Aussichten von Dusch- und Badewasserrecycling-Anlagen, insbesondere auch der Hansgrohe Duschwasserrecycling-Anlage auf. Die bisherigen Erfahrungen aus Feldversuchen hätten gezeigt, daß in dieser Anlage hochwertiges Betriebswasser erzeugt werden könne, welches selbst die EU-Richtlinien für Badegewässer einhalte.

Auf dem Podium beim Thema "Grauwasser-Nutzung" (v.l.) Dipl.-Ing. Erwin Nolde (TU Berlin), Moderator Martin Prösler und Dipl.-Ing. Achim Zwerenz (Hansgrohe Entwicklung).

Über Wassersparaktionen in öffentlichen und gewerblichen Räumen im Rhein-Main-Gebiet berichtete Dipl. Oec. Claudia Engelskirchen, Geschäftsführerin des Ingenieurbüros "Büro für Energie und Umwelt" in Frankfurt. Nach ihrer Aussage werde in Dienstleistungsbetrieben etwa 30% des Trinkwasserverbrauchs für Sanitäranlagen, 30% für Kühlung und Klimatisierung und weitere 30% in Küchen und Kantinen verwandt. Die Investition in Effizienztechnologien sollte sich folglich besonders auf diese Bereiche konzentrieren. "Durch heute bekannte Technologien lassen sich bei Sanitäranlagen Einsparungspotentiale von 80%, in Küchen zwischen 15 und 50% und bei der Klimatisierung von bis zu 70% realisieren", so Engelskirchen. Als Möglichkeiten zur Trinkwassereinsparung nannte sie die konsequente Nutzung von Grau- bzw. Regenwasser, den Einsatz moderner Armaturen und Sanitärkeramik (4-Liter-WC) sowie die Umrüstung auf geschlossene Kühlkreisläufe für raumlufttechnische Anlagen. Auch Vakuum-Toilettenanlagen oder Kompost-Toiletten seien Alternativen, die ihre Daseinsberechtigung hätten.

Dipl. Oec. Claudia Engelskirchen, Geschäftsführerin des Ingenieurbüros "Büro für Energie und Umwelt" in Frankfurt zeigte in ihrem Referat mögliche Einsparpotentiale in Dienstleistungsgebäuden auf.

Als ein Beispiel aus der Praxis nannte sie den Frankfurter Flughafen. Die Regenwasser-Anlage des Terminal 2 speist etwa 900 Toiletten und Urinale.

Harald Koch, Technischer Geschäftsführer Landesinnungsverband Sanitär- und Heizungstechnik, Hamburg, stellte das Projekt "Hamburger Facility Management AG" vor, dem mittlerweile etwa 120 mittelständische Betriebe angehören. In IKZ-HAUSTECHNIK Ausgabe 20/98 wurde ausführlich darüber berichtet.

Eine Ausstellung zum Thema wassersparende Techniken und Armaturen ergänzte diese Veranstaltung.


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