IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 3/1999, Seite 44 ff.
INTERVIEW
Villeroy & Boch
Mettlacher Innovationen
Mit alten Tugenden und neuer Strategie ins nächste Vierteljahrtausend
"Seit 250 Jahren gestaltet Villeroy & Boch die Lebensbereiche von Menschen in aller Welt. Es waren immer die gleichen Grundsätze, die den Fortbestand des Familienunternehmens bis heute sicherten: unternehmerische Flexibilität, künstlerische Kompetenz, technische Innovation und soziales Engagement", schreibt der Vorstandsvorsitzende des an der Saar beheimateten Traditionsherstellers in einer hauseigenen Broschüre. Mit "The House of Villeroy & Boch" kommuniziert man derzeit nicht nur eine neue Firmenphilosophie, man verstärkt zusätzlich die Entwicklung innovativer Produkte. Jüngste Beispiele: Ceramicplus, eine keramische Oberfläche, die sich besonders leicht reinigen läßt und Epura, die "etwas andere" Sanitärkeramik-Serie. Vorstand Dr. Michel Brosset und Marketingmanager Ralf Becker sprachen mit IKZ-HAUSTECHNIK-Redakteur Günther Klauke.
IKZ-HAUSTECHNIK: Sanitärkeramik gilt als exzellenter Werkstoff in Küche und Bad. Warum mußte man viel Zeit und Geld für die Entwicklung von Ceramicplus verwenden?
Dr. Michel Brosset |
Dr. Brosset: Keramische Oberflächen gelten als absolut glatt und reinigungsfreundlich. Untersucht man diese Oberfläche aber mit dem Mikroskop, so entdeckt man Miniberge und Minitäler. Bei 50% der uns erreichenden Reklamationen erklären Nutzer, sie hätten Produkte mit einer schadhaften Oberfläche. Besuche vor Ort zeigen jedoch, daß nicht die Oberfläche schadhaft ist, sondern sich Schmutz abgesetzt hat. Unser Anspruch geht dahin, den Kunden Keramik mit absolut ebener, schmutzunempfindlicher Oberfläche liefern zu können. Über zwei Jahre intensiver Forschung haben schließlich als Ergebnis Ceramicplus hervorgebracht.
IKZ-HAUSTECHNIK: Zyniker behaupten, Sie hätten eine Beschichtung aufgetragen, die nach einiger Zeit ihre Wirkung verliert?
Dr. Brosset: Nein, es handelt sich um eine neuartige Glasur. Wir haben zwar in ersten Versuchen auch mit Teflonbeschichtungen experimentiert, aber es zeigte sich sehr schnell, daß damit keine dauerhafte Wirkung erzielt werden konnte. Die von uns entwickelte Glasur dagegen behält ihre wasser- und schmutzabweisende Wirkung langfristig. Wir haben Ceramicplus mit Erfolg vom Fraunhofer Institut auf eine mindestens zehnjährige Lebensdauer testen lassen.
IKZ-HAUSTECHNIK: Gibt es Unterschiede im Herstellungsverfahren?
Ralf Becker |
Becker: Nein. Alle bei uns eingesetzten Herstellungsverfahren und Produktionsmethoden lassen sich auch für Ceramicplus verwenden. Es wird lediglich eine andere Glasur aufgetragen und ein veränderter Brennzyklus verwendet.
IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Produkte können Sie mit dieser Oberfläche fertigen?
Becker: Alle keramischen Produkte.
IKZ-HAUSTECHNIK: Alle des Produktbereichs Sanitärkeramik oder auch Fliesen und Serien der Tischkultur?
Becker: Grundsätzlich lassen sich alle von Villeroy & Boch gefertigten keramischen Produkte mit der Ceramicplus-Oberfläche herstellen. Zunächst ist allerdings an eine Auftragsfertigung bei der Sanitärkeramik gedacht. Anfang kommenden Jahres sollen dann auch bestimmte keramische Fliesen mit der schmutzabweisenden Oberfläche vorgestellt werden.
IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Erwartungen verbindet Ihr Haus mit Ceramicplus?
Dr. Brosset: Wir haben über zwei Jahre gebraucht, bis Ceramicplus serienreif war und erhoffen einen deutlichen zeitlichen Vorsprung vor unseren Mitbewerbern. Ceramicplus wird auftragsbezogen bei der Sanitärkeramik hergestellt. Das heißt: Jedes Produkt kann mit Ceramicplus geordert werden - und zwar mit den üblichen Lieferzeiten. Diese individuelle Fertigung wird möglich durch ein elektronisches Codierungssystem, welches wir bei der Produktion von Sanitärkeramik verwenden. Wir sind sehr optimistisch, daß Ceramicplus ein großer wirtschaftlicher Erfolg wird.
Bei Ceramicplus finden Wasser und Schmutz keine Haftpunkte. |
IKZ-HAUSTECHNIK: Denken Sie auch darüber nach, Ceramicplus als Lizenz an andere Hersteller zu verkaufen?
Dr. Brosset: Nein. Ceramicplus beweist einmal mehr die Innovationskraft, die mit dem Namen Villeroy & Boch verbunden ist. Daher ist nicht daran gedacht, andere Hersteller an Ceramicplus zu beteiligen.
IKZ-HAUSTECHNIK: Wie sollte die Hausfrau die Ceramicplus-Oberfläche reinigen?
Becker: Wie normale Sanitärkeramik auch, also möglichst nur mit Wasser und einem Leder oder weichem Putztuch. Gegebenenfalls können sanfte Reinigungsmittel, wie beispielsweise Flüssigreiniger eingesetzt werden, aber keine Scheuermittel.
IKZ-HAUSTECHNIK: Was kann der Nutzer bei Metallabrieb tun?
Becker: Normalerweise genügt auch hier die Verwendung eines feuchten Tuchs. In ganz hartnäckigen Fällen können auch hier sanfte Reiniger eingesetzt werden.
IKZ-HAUSTECHNIK: Wie hoch ist der Mehrpreis für den Mehrwert Ceramicplus?
Dr. Brosset: Von Mehrpreis kann man in diesem Zusammenhang eigentlich nicht sprechen. Für den Endverbraucher ergibt sich eine um 100,- DM höhere Investition je Stück Sanitärkeramik. Macht für ein Bad mit Waschbecken, Klosett und Wasserspülkasten 300,- DM. Bei kürzerer Putzzeit und einem verringerten Einsatz von Putzmitteln für die Lebensdauer seines Bades spart der Endverbraucher damit sogar noch Geld.
Epura: Die neue Sanitärkeramikserie von Villeroy & Boch bietet drei Einrichtungs-Varianten für völlig verschiedene Zielgruppen. Ob Landhausstil oder Moderne, die unterschiedlichen Formen passen zu (fast) jeder Zielgruppe und sind mit optimal abgestimmten Fliesen Teil des neuen Marketingkonzepts "The House of Villeroy & Boch". |
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