IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 22/1998, Seite 96 ff.


REPORT


Vorsprung durch Einzigartigkeit

Viertes Junkers-Symposium in Berlin

Der Wettbewerb in den unterschiedlichen Branchen nimmt an Härte zu, Produkte werden immer ähnlicher und Konsumenten immer kritischer. Einzigartigkeit im Sinne von Alleinstellung gegenüber Mitbewerbern und dem dadurch erzielbaren Vorsprung am Markt ist zu einem der wichtigsten Erfolgsfaktoren geworden. Um einzigartig zu sein, bedarf es auch einer Portion Mut, um neue Wege zu gehen. Dieser Mut wird oft belohnt. Das war eines der Ergebnisse am Ende des diesjährigen Junkers-Symposiums, zu dem sich mehr als 400 Teilnehmer aus Handel, Handwerk und Verbänden zum "Dialog Thermotechnik" im September in Berlin trafen.

Dr. Hans-Peter Martin: "Perfekt ist ein Service für mich, wenn ich ihn gar nicht richtig bemerke."

Ganz in der Tradition der Vorjahre war auch die vierte Veranstaltung dieser Reihe als Dialog-Plattform angelegt. Referenten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Journalismus stellten ihre Interpretation des Themas "Einzigartigkeit" vor. Der deutsche Wissenschafts-Astronaut Prof. Dr. Ulf Merbold berichtete in seinem Einführungsreferat am Vorabend des Symposiums über seine einzigartigen Erfahrungen im All. "Der Positions-, oder sagen wir besser Perspektivenwechsel, ist für einen Astronauten natürlich viel leichter zu vollziehen," so Merbold. Er appellierte an die Symposiumsgäste, alle Chancen zu nutzen, ihre Erfahrungshorizonte auszuweiten, auch wenn solche Schritte einiges an Courage erfordern. Nach seinen Erfahrungen zahle es sich aber immer aus, neue Informationen und Erkenntnisse zu sammeln und dafür auch mal Risiken einzugehen, und einen mutigen Schritt ins Ungewisse zu wagen. Die vier weiteren Referenten nahmen den Faden vom Vorabend auf und boten den Zuhörern ebenso differenzierte wie konkrete Deutungen ihres jeweiligen Verständnisses von Einzigartigkeit.

Für Thomas Sattelberger führt der zukunftsweisende Weg im Service-Bereich über eine zielführende Unternehmensstrategie und engagierte Mitarbeiter.

Perfekter Service: Immer da, aber unaufdringlich

Der österreichische Journalist und Schriftsteller Dr. Hans-Peter Martin betrachtete die Suche nach der Einzigartigkeit unter dem Aspekt Servicekultur. Es gelte, den Kunden dort abzuholen, wo er ist und ihn zu begleiten. Wer mit- und vorausdenkt und eine Lösung für das Problem seines Kunden bereitstellen kann, der sei auf dem richtigen Weg zu einzigartigem Service. Und den könne im Grundsatz jede und jeder bieten - man müsse es eben nur wollen und tun. "Perfekt ist ein Service für mich, wenn ich ihn gar nicht richtig bemerke. Er ist zwar immer da, aber er bleibt unaufdringlich," definierte Martin den Begriff Einzigartigkeit.

Claudius Rothmund sieht den Endverbraucher im Zentrum seines Tun und Handelns.

Phönix aus der Asche

Unter dem Titel "Phönix aus der Asche" zeichnete Thomas Sattelberger, Leiter der Personalentwicklung bei der Lufthansa, den Weg vom Sanierungsfall zum Service-Champion nach. Er machte dabei deutlich, welch große Bedeutung Mitarbeitermotivation bei einem solchen Veränderungsprozeß hat. "Mit Kostenoptimierung und hoher Produktivität allein würden wir das angestrebte Ziel, die Marktführerschaft, niemals erreichen", betonte Sattelberger. Ein klares strategisches Konzept sowie eine kostenoptimierte und effiziente Organisation seien zwar eine Voraussetzung, um Marktführer werden zu können. Ohne motivierte Mitarbeiter sei diese Zielsetzung allerdings unerreichbar. Deren Motivation sei letztlich der Schlüssel zu langfristiger Kundenzufriedenheit und Kundenbindung.

Diethelm Rahmig: "Das einzige was zählt, ist die Unterscheidung zum Wettbewerb."

Innovativ sein und agieren

Daß sich neue Wege zur Einzigartigkeit lohnen, bewies auch der Erfahrungsbericht von Claudius Rothmund, Zahntechniker-Meister und Inhaber eines Labors mit 13 Mitarbeitern. Ein Handwerksbetrieb also, vergleichbar mit vielen Betrieben aus den Reihen der Gäste. Aufgrund der erheblichen Veränderungen gesetzlicher Rahmenbedingungen - jedem unter dem Stichwort Gesundheitsreform bekannt - sah sich Rothmund wie alle seine Branchenkollegen in einer völlig anderen Situation. Statt die Auswirkungen abzuwarten, beschritt er mutig neue Wege und begann mit aktivem Marketing und gezielter Werbung Patienten direkt anzusprechen. Trotz mancher Widerstände mit Erfolg. In seinem Fazit animierte Rothmund die Symposiumsteilnehmer, aus seinen Erfahrungen für die eigene Situation zu lernen: "Auch für Handwerksbetriebe ist konsequentes Unternehmertum lebensnotwendig. Dies bedeutet, daß der Wandel vom traditionellen Handwerker zum Manager vollzogen werden muß.

Erfolg in der Nische

Die unternehmerische Idee stand auch bei Diethelm Rahmig, Erfinder und Promotor des Badezimmerkonzepts miniBagno, im Zentrum. Er sieht in der Konzentration auf den individuellen Kundennutzen einen Erfolgsgaranten. "Wir haben das kleine Badezimmer nicht erfunden, aber wir haben das beste daraus gemacht," sagte er selbstbewußt. "Wir haben diesen Badtypus durch unsere Zielgruppe entdeckt - und dadurch, daß wir die Probleme unserer Zielgruppe ernst genommen und uns intensiv mit ihrer Lösung beschäftigt haben." Es klingt alles ganz einfach, und dennoch brauchte auch Diethelm Rahmig eine ganze Portion Mut, ehe er 1985 - im 110. Jahr des Bestehens des Familienbetriebes - entschied, anstelle des klassischen Sanitär-Großhandels künftig voll auf seine Idee von der perfekten Einrichtung kleiner Bäder zu setzen. "Wir waren uns im klaren darüber, daß das einzige, was zählt, die Unterscheidung zum Wettbewerb ist. Denn: Was alle tun, ist nichts wert", beschreibt Rahmig den damaligen Entschluß, sich eine Alleinstellungsposition zu erarbeiten.

"Ein volles Haus." Über 400 Gäste aus Handel, Handwerk und Verbänden nahmen am Junkers-Symposium in Berlin teil.

Mut zu neuen Wegen

In der abschließenden Diskusionsrunde des Symposiums wurde deutlich, daß der Mut zu neuen Wegen ein wichtiger Aspekt für den Erfolg ist - daß aber ohne die volle Unterstützung und das Engagement der Mitarbeiter weder große noch kleine Unternehmen einzigartige Leistungen erbringen können. Was zähle, so der Tenor der Diskussionsteilnehmer, sei ein stimmiges und durchdachtes Gesamtkonzept. "Exzellente Produkte und/oder eine herausragende Dienstleistung sind notwendige Voraussetzungen, um sich eine einzigartige Stellung im Wettbewerb zu verschaffen", resümierte Hans Joachim Leydecker, bei Bosch Thermotechnik/Junkers für den weltweiten Vertrieb zuständig, sein persönliches Ergebnis. Einzigartigkeit führe aber nur dann zu einem Vorsprung, wenn die Botschaft auch beim Kunden ankommt: "Produkte und Dienstleistungen werden von Menschen für Menschen gemacht", so Leydecker weiter, "und Menschen sind es letztlich, die dem Kunden die Einzigartigkeit vermitteln müssen."

"Exzellente Produkte und/oder eine herausragende Dienstleistung sind notwendige Voraussetzungen, um sich eine einzigartige Stellung im Wettbewerb zu verschaffen", resümierte Hans Joachim Leydecker, in der Geschäftsleitung von Bosch Thermotechnik für den weltweiten Vertrieb zuständig.

Mit Ablauf und Ergebnis des Symposiums ist der Veranstalter zufrieden: "Wir wollten einerseits Denkanstöße geben und haben deshalb bewußt Experten gewählt, die zum Teil weit weg vom Thema Thermotechnik sind. Andererseits aber haben wir als Referenten auch Praktiker gewonnen, denen der tägliche Wettbewerb um die Kundengunst nur zu gut bekannt ist. Sinn und Zweck war es, den Teilnehmern einen Weg zu zeigen, wie sie Erfahrungen und Ideen aus ganz anderen Bereichen für ihre Arbeit nutzen können. Ich denke in dieser Hinsicht, das zeigen ja die zahlreichen Fragen und die zum Teil kontroversen Diskussionen noch in den Pausen, bot das Symposium eine einzigartige Gelegenheit - getreu dem Namen unserer Veranstaltungsreihe: Dialog Thermotechnik," zog Leydecker Bilanz.


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