IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 22/1998, Seite 58 f.
Vielseitigkeit gefragt
Einsatz CNC-gesteuerter Maschinen für die Blechbearbeitung
Von Klempnern (Spenglern) wird eine große Vielseitigkeit verlangt. Wer diesen Anforderungen gerecht werden will, zudem seine Arbeit präzise und termingerecht abliefern möchte, kommt an einer modernen Maschinenausstattung nicht vorbei. Die Zeiten, in denen man die Dinge so anpackt, wie es die Väter und Großväter getan haben, sind unwiederbringlich vorbei.
Bild 1: Zum Messen von Winkeln auf der Baustelle hat sich die Methode mittels Meterstabschräge bewährt. |
Klempner fertigen und bearbeiten Rinnen, Kehlen, Ortgangbleche, Traufbleche, Mauerabdeckungen, Kamineinfassungen u.a. aus Blech. Verwendete Materialien sind Kupfer, Zink, Aluminium, verzinktes Stahlblech und Edelstahl. Die typischen Blechdicken liegen im Bereich von 0,5 bis 0,8 mm.
Versucht man die Arbeit eines Klempners zu beschreiben, so läuft sie häufig in ähnlichen Bahnen ab. Meist geht der Chef, oder in größeren Betrieben der Meister, selbst auf die Baustelle und nimmt dort Maß. Dazu skizziert er das Biegeprofil auf und schreibt die Maße der einzelnen Blechschenkel dazu. Das Messen der Winkel auf der Baustelle ist nicht einfach. Da eine präzise Messung aber zwingend notwendig ist, bedienen sich die Klempner eines einfachen Tricks. Sie nehmen ihren aufklappbaren Meterstab und bilden mit den ersten beiden Schenkeln des Meterstabs einen Winkel. Diesen Winkel passen sie dem zu messenden Objekt, beispielsweise einer Dachschräge, an. Die Meterstabspitze (0 cm) legen sie auf den dritten oder vierten Schenkel des Meterstabs und lesen dort den cm-Wert ab (beispielsweise 53 cm). Spezielle Klempner-Meterstäbe haben auf dem dritten und vierten Schenkel neben der Maßskala auch eine Winkelskala. Da nicht immer ein solcher Meterstab verfügbar ist, hat man in der Branche gelernt, mit der sogenannten Meterstabschräge zu arbeiten. Daher findet man auf den Skizzen häufig eine Maßzahl statt einer Winkelangabe.
Bild 2: Programmierung einer CNC-gesteuerten Biegemaschine mittels Bildprogramm. |
Manche Biegeteile benötigen ein exaktes Zuschnittsmaß für das Blech. Häufig ist es jedoch wirtschaftlicher, wenn man das Profil aus einem der handelsüblich erhältlichen Bandbreiten herstellen kann. Das überflüssige Material wird in diesem Fall nicht abgeschnitten, sondern fließt gezielt in einen Blechschenkel ein, der später z.B. unter den Ziegeln oder der Dachpappe verschwindet.
Die auf der Baustelle angefertigte Skizze mit Maßen, Winkeln/Meterstabschrägen und der Angabe ob aus Bandbreite oder Zuschnitt gearbeitet werden soll, ist die Vorlage für die Werkstatt. Nach den vorgegebenen Maßen fertigen die Mitarbeiter das Werkstück. Hier können CNC-gesteuerte Maschinen die Fertigung vereinfachen.
CNC-Schwenkbiegemaschinen mit Hinteranschlag positionieren das Blech für jede Biegung auf der Biegelinie. Das Anzeichnen der Biegelinien entfällt somit. Auch ein zweiter Bediener ist nicht notwendig.
Bild 3: Schwenkbiegemaschine RAS Turbobend. |
Einfache Programmierung
Eine Schwenkbiegemaschine sollte nicht nur das Biegen selbst ermöglichen, sondern auch ein Bindeglied zwischen der Handskizze und dem fertigen Biegeteil schaffen. Die Steuerung sollte exakt die Denk- und Arbeitsweise der Klempner unterstützen.
Moderne Maschinen erlauben daher auch die Programmierung von Biegeteilen anhand von Bildern, die der Monitor der Steuerung anzeigt. Der Maschinenbediener sucht sich aus der Bildbibliothek das zur Handskizze passende Profil aus. Nach Bestätigung der Bildauswahl erscheint das Biegeteil in einem neuen Fenster und der Bediener kann nun alle Schenkelmaße und Winkel/Meterstabschrägen von der Handskizze übertragen (siehe Bild 2). Er kann auch vorgeben, aus welchem Bandmaterial er das Biegeteil herstellen will und in welchen Schenkel das überflüssige Material einfließen soll. Per Knopfdruck erstellt die Steuerung daraufhin das fertige Biegeprogramm. Fehlt die Vorgabe der Bandbreite, errechnet die Steuerung automatisch die Abwicklung, die der Bediener auf einer Tafelschere zuschneiden kann.
Bild 4: Schwingschnittschere RAS 52.31. |
Die im Bild 3 dargestellte Schwingschnitt-Schere schneidet präzis Stahlbleche bis zu 2 mm und Aluminium bis zu 3 mm auf 3100 mm Arbeitsbreite. Besonderes Augenmerk wurde dabei dem Handling der meist dünnen Bleche gewidmet. Seitlich abgeschrägte Scherentische und groß dimensionierte Griffmulden erlauben das Blech bis zum Fingerschutz gut zu greifen und somit das Material optimal auszunutzen. Ein Hinteranschlag läßt sich von vorne auf jedes Maß zwischen 5 und 610 mm (optional 750 mm) einstellen. Selbst dünne Bleche können dank des mechanischen Hochhaltesystems nicht durchhängen. Ein eingehängter Schnittgut-Sammler nimmt die Zuschnitte auf, die Schnittgut-Weiche sortiert Gutteile nach vorne und Anschnittstreifen nach hinten.
Eine moderne Maschinenausstattung beschränkt sich jedoch nicht nur auf das Schneiden und Biegen von Rinnen, Abdeckungen und Blenden, sondern reicht auch in den Rohrbereich. Entlüftungen und Kamine bestehen häufig aus Rundrohren, die mit Sicken zueinander verbunden werden. Aber auch zur Versteifung oder Verzierung von Rohrenden werden Sicken benutzt.
Hierzu gibt es Sickenmaschinen mit Hand- oder mit Motorantrieb und stufenlos regelbarer Geschwindigkeit. Sie erlauben das Fertigen von Sicken genauso wie die Herstellung eines Bördels. Die Walzen sind korrosionsgeschützt und überwiegend gehärtet. Gerändelte Schweifwalzen steigern zudem die Arbeitsgeschwindigkeit gegenüber glatten Schweifwalzen um bis zu 30%.
Ein Rundanschlag schafft eine deutliche Arbeitserleichterung beim Bördeln an glatten Blechen. In einem einzigen Arbeitsgang können Rohrstutzen an Kaminabdeckungen und Abzugshauben im Dachanschluß angebracht werden.
Bild 5: Sickenmaschinen mit verschiedenen Walzen. |
Fazit
Die immer anspruchsvolleren Arbeiten im Bereich der Klempnertechnik und der zunehmende Konkurrenzdruck bedingen zunehmend den Einsatz moderner Blechbearbeitungsmaschinen. Hier sind die Unternehmer am Zug, sich durch
- moderne Maschinenausstattung,
- rationelle Fertigung der Werkstücke,
- eine regelmäßigen Schulung der Mitarbeiter
einen Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb zu verschaffen. Die Maschinen dazu sind auf dem Markt vorhanden.
B i l d e r : RAS Maschinenbau GmbH, Sindelfingen.
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