IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 20/1998, Seite 62 ff.


REPORT


Innovation und Umwelt - Ideen für unsere Zukunft

Mit einem jährlich stattfindenden Forum möchte Vaillant den Dialog über aktuelle politische Themen mit Bezug zur Heizungstechnik intensivieren. Und so fand am 3. September 1998 das 1. Forum in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn statt, um eine Zwischenbilanz der Umwelt- und Klimaschutzpolitik zu ziehen und die zukünftigen Ansatzpunkte transparent zu machen. Experten aus Politik, Wirtschaft und Heizungswirtschaft diskutierten darüber, wie der Verbrauch an Energie verringert und wie die CO2-Emissionen reduziert werden können.

Plädoyer für sparsame Energieverwendung

Der Schutz des Klimas stellt sich als Herausforderung in heutiger Zeit und in Zukunft dar. Diese Gesamtaufgabe setzt sich aus vielen großen und kleinen Teilanstrengungen zusammen, die das Bild eines internationalen, globalen Handelns sichtbar werden läßt. Das wohl wichtigste Ziel der Menschheit besteht in der Reduzierung der Kohlendioxid- (CO2) Emission. In Deutschland sind rund 85% des CO2-Ausstoßes energiebedingt, hervorgerufen durch Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Erdgas, Heizöl, Benzin, Holz, Kohle.

Podiumsteilnehmer (v.l.): Walter Hirche, Manfred Ahle.

Es bedarf schon in allen Bereichen der Wirtschaft gewaltiger Anstrengungen, um diesen hohen Wert zu verringern. Wie schwierig dies Unterfangen ist, läßt sich an der Produktivitätssteigerung der eingesetzten Energie ablesen: In Zeiten hoher Energiepreise lag die Steigerung der Energieeffizienz bei 2%. Dies war z.B. nach dem ersten Ölpreisschock in den 70er Jahren der Fall. Seit Mitte der 80er Jahre bewegen wir uns im 1%-Bereich. Es ist unschwer abzuschätzen, daß selbst der höhere der beiden Werte nicht ausreicht, nachhaltig den CO2-Ausstoß zu reduzieren.

Norbert Kröschel,
Dr. Wolfgang Feist,
Ranga Yogeshwar,
Dr. Leen Noordzij,
Prof. Dr. Wolfgang Richter (v.l.).

Bekanntlich möchte die Bundesregierung die nationale Kohlendioxidemission um 25% auf Basis 1990 verringern. Allein die verbleibende Zeit (noch sechs Jahre) erscheint zu knapp. Das Jahr 2030 sieht wesentlich realistischer aus. Vielen mag dieser Zeitraum zu lang sein, jedoch darf man bei seinen Überlegungen die Gefahr nicht unberücksichtigt lassen, daß durch eine zu kurz gefaßte Zeitspanne Maßnahmen ergriffen werden könnten, die sich später als falsch herausstellen. Statt mit einer langfristigen Kohlendioxidreduzierung haben wir es möglicherweise dann mit einer Erhöhung zu tun.

Lösungswege

Eine Variante zur Eindämmung der CO2-Emission besteht nach Ansicht von Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker in der Einführung einer Energiesteuer. Für ihn stellt sich nicht die Frage, wie sie sich auf Wirtschaft und Gesellschaft auswirkt: Er geht davon aus, daß eine Energiesteuer, wie immer sie auch gestaltet sein mag, wirtschaftsverträglich machbar ist und daß sie sogar Arbeitsplätze schafft.

Dr. Michael Vesper, Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Heinz Schüssler (v.l.).

Eine Energiesteuer ist nur ein Musikinstrument im Orchester aller Maßnahmen. Auf technischer Seite besteht die Möglichkeit, die Effizienz der eingesetzten Energie um das Vierfache zu steigern. Weizsäcker führt als Beweis seiner These das Buch mit Titel "Faktor 4" an, in dem er mit Co-Autoren 50 Beispiele aus dem Energie- und Stoffverbrauch aufführt. So ist es technisch möglich, den Spritverbrauch eines Autos auf 2 Liter je 100 gefahrener km zu drücken. Bei Haushaltsgeräten kann die Effizienz des eingesetzten Stroms um den Faktor 2 bis 8 erhöht werden. Die dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung stellt eine weitere Lösung dar, so Dr. Arnulf Haeberlin, die Effizienz von Erdgas besonders in neuerschlossenen Baugebieten zu erhöhen. Denn dort sei eine wirtschaftliche Erdgasversorgung zur ausschließlichen Beheizung und Warmwasserbereitung mit heutiger Technik nicht immer wirtschaftlich.

Machbar ist vieles. Ob allerdings der Wille zur Durchsetzung gegeben ist, liegt in den Händen der Menschen und deren (Geld-, Macht-) Interessen.

Wortmeldungen aus den Reihen der Gäste: Zum Teil kontrovers, zum Teil befürwortend.

Neue Wege in der Heizungstechnik

Der Blick in die Zukunft läßt für den technischen Gebäudeausrüster eine Art der Energieumsetzung erkennen, die heute noch in der Erprobung steckt: Die Brennstoffzelle*. In einer internen Prüfung hat Vaillant festgestellt, daß sich der Einsatz einer Brennstoffzelle für die Beheizung eines Ein- und Zweifamilienhauses mit gleichzeitiger Stromerzeugung finanziell für den Nutzer rechnet, so Geschäftsführer Manfred Ahle. Vaillant setzt auf diese Technik und möchte in drei Jahren mehrere hundert Geräte, die nicht größer als normale Wandgeräte sein sollen, unter alltäglichen Einsatzbedingungen testen. Voraussetzung ist jedoch, daß die Automobilindustrie als Vorreiter dieser Technik die notwendigen Entwicklungsschritte schafft.

Rund 140 Teilnehmer kamen zum gelungenen 1. Vaillant-Forum nach Bonn in die Landesvertretung NRW.

Noch liegen die Herstellkosten eines Gerätes mit Brennstoffzelle bei etwa 3000 bis 4000 DM je kW Leistung. Viel zu hoch, um konkurrenzfähig zu sein. Die Kosten für die Herstellung müssen laut Ahle bei etwa 100 DM/kW Geräteleistung liegen. Da jedoch die Automobilindustrie diesen Schwellenwert erreichen möchte, rückt das Ziel für die Heizungsbranche im allgemeinen und für Vaillant im besonderen in erreichbare Nähe. Auch steht das Remscheider Unternehmen in Kontakt zu einer kanadischen Firma, die die Forschung und Umsetzung dieser vielversprechenden Technik in die Praxis vorantreibt. Die Brennstoffzelle als Hoffnungsträger, als realistische Technik der Zukunft, die die Umwelt schont.


Die Podiumsteilnehmer

- Walter Hirche, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

- Dr. Rolf Linkohr, Präsident der Europäischen Energiestiftung

- Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Präsident des Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie

- Dr. Michael Vesper, Minister für Bauen und Wohnen in NRW

- Manfred Ahle, Geschäftsführer der Joh. Vaillant GmbH u. Co.

- Dr. Arnulf Haeberlin, Direktor der Ruhrgas AG und Vorsitzender des Verbändearbeitskreises CO2-Minderung im Heizungsbereich

- Heinz Schüssler, Vizepräsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie

- Prof. Dr. Wolfgang Richter, Leiter des Instituts für Thermodynamik und technische Gebäudeausrüstung an der TU Dresden

- Dr. Leen Noordzij, Direktor der Gastec N.V. (Niederlande)

- Dr. Wolfgang Feist, Geschäftsführer des Passiv Haus Institutes

- Norbert Kröschel, Geschäftsführer Technik im Fachverband Sanitär - Heizung - Klima, NRW

- Ranga Yogeshwar, Moderator des Vaillant-Forums


*) Prinzip der Brennstoffzelle: Aus dem Energieträger Wasserstoff wird in Verbindung mit Sauerstoff elektrischer Strom mit hohem Wirkungsgrad erzeugt. Näheres über die Wirkungsweise erfahren Sie in dem Bericht "Die Brennstoffzelle" ab


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