IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 17/1998, Seite 27 ff.
SANITÄRTECHNIK
Schallschutz-Sets
für WCs, Bidets und Waschtische
Ein ausreichender Schallschutz von Wohnungen gegen Außenlärm und gegen Innengeräusche ist für das Wohlbefinden der Wohnungsnutzer wichtig. Allerdings muß man sich darüber im klaren sein, daß nicht alle möglichen Geräusche wirtschaftlich sinnvoll gedämmt werden können. Eine totale Schalldämmung ist technisch nicht möglich - und für den Menschen physiologisch auch garnicht wünschenswert, da sie zu psychischen Störungen führen kann [1].
Allgemeines
Die beim Gebrauch sanitärer Einrichtungsgegenstände entstehenden Geräusche gelangen teils als Luftschall und teils als Körperschall in das Bauwerk. In der Haustechnik ist die Körperschallübertragung vorherrschend.
Körperschall breitet sich in festen Stoffen aus. Die so angeregten (in Schwingung versetzten) Bauteile übertragen den Schall über den Baukörper auf die Nachbarräume. Dort wird er als abgestrahlter Luftschall wahrgenommen.
Bild 1: Befestigung eines Wand-WCs mit der Schallschutzmatte. |
Eine ausreichende, den anerkannten Regeln der Technik entsprechende Dämmung von Geräuschen, die durch die Nutzung von Gebäuden und den Gebrauch der technischen Einrichtungen entstehen, ist mit einem vernünftigen Aufwand erreichbar. Allerdings ist es dazu erforderlich, daß hinsichtlich der Anforderungen an haustechnische Anlagen, die Verantwortlichen für die
- Planung des Grundrisses
- Planung und Ausführung des Baukörpers
- Planung und Ausführung der haustechnischen Anlagen
- Planung und Ausführung besonderer Schallschutzmaßnahmen
- Auswahl und Anordnung der geräuscherzeugenden Einrichtungen
gemeinsam um den Schallschutz bemüht sind und für eine wirksame Koordinierung aller Beteiligten gesorgt wird. So steht es in der Norm DIN 4109 "Schallschutz im Hochbau" in dem Beiblatt 2 "Hinweise für Planung und Ausführung, Vorschläge für einen erhöhten Schallschutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn- und Arbeitsbereich".
Schalltechnische Probleme bei Sanitärgegenständen
Wenn Bade- und Brausewannen, WCs, Bidets, Urinale, Waschtische und Ablagen benutzt werden, entsteht vorherrschend Körperschall, der, wie bereits erwähnt, auf die Raumumfassungswände, die Decke und den Boden übertragen wird. Vor allem bei wandhängenden Sanitärgegenständen ist es schwierig, die Anforderungen von einerseits kraftschlüssiger, lastübertragender Befestigung und andererseits weichfedernder, körperschalldämmender Befestigung des harten Sanitärgegenstandes an der harten Wand in Einklang zu bringen.
Um die Anforderungen der Schallschutznorm DIN 4109 oder gar die der in schallschutztechnischer Hinsicht noch weitergehenden VDI-Richtlinie 4100 zu erfüllen, aber auch um den in gesetzlichen Vorschriften und anderen Regeln der Technik festgelegten Auflagen an das Bauwerk hinsichtlich dessen Standsicherheit, Brandschutz und Wärmedämmung zu genügen, muß man zur Vorwand-Installation greifen. Eine Verbesserung der mit dieser Installationsmethode erzielbaren Körperschalldämmung von wandhängenden Sanitärgegenständen ist nur noch mit sog. Schallschutz-Sets erreichbar.
Bild 2: Bei sehr kleinen Radien, wie hier an einem Waschtisch, werden ein Zahn oder mehrere Zähne weggeschnitten. An Ecken empfiehlt es sich auf Gehrung zu schneiden. |
Schallschutz-Sets
Erstmals wurde im Jahr 1983 auf der ISH in Frankfurt ein speziell für Wand-WCs entwickeltes Schallschutz-Set vorgestellt. Inzwischen gibt es sie von mehreren Herstellern in unterschiedlicher Ausführung. Hiermit können sowohl
- betriebsbedingte Geräusche wie Spül-, Wassereinlauf- und -auslaufgeräusche als auch
- Nutzergeräusche, hervorgerufen durch das Auftreffen des Urinstrahls im WC-Becken (in der DIN 4109 als "Spureinlauf" bezeichnet), das Schließen des WC-Deckels, das Abstellen von Kosmetikflaschen und Zahnputzgläser auf dem Waschtisch oder der Ablage etc. gedämmt werden.
Die mit den Schallschutz-Sets erzielbaren Schallminderungswerte sind beachtlich und sollten bei Bedarf direkt bei den Herstellern abgefragt werden. Die Anschriften der Hersteller der nachstehend vorgestellten Sets stehen am Ende dieser Ausführungen.
Schallschutz-Set 156.050.00
Als Geberit 1983 mit der Weltneuheit WC-Schallschutz-Set auf den Markt kam, erkannten nur wenige dessen volle Bedeutung. In der Zwischenzeit hat es schon vielen geholfen, wenn es bei der Erfüllung der Schallschutzanforderungen knapp wurde.
Das Set umfaßt die einseitig selbstklebende, 5 mm dicke Schallschutzmatte aus aufgeschäumtem Polyethylen mit Ausschnitten für den Zulauf, den Ablauf und die Befestigungsschrauben sowie zwei Kunststoff-Schutzhülsen mit angearbeiteten gedämmten Unterlegscheiben und Zierkappen. Die Schallschutzmatte bewirkt die Trennung des schallharten WC-Beckens von der schallharten gefliesten Wand. Im Bereich der Befestigungsschrauben bzw. Gewindestangen wird die Trennung durch die Schutzhülsen erreicht.
Bild 3: Die Zahnung des Strip ermöglicht ein einfaches Nachführen jeder Form der Sanitärkeramik, hier demonstriert an einem WC für Standmontage. |
Da die Schallschutzmatte etwas nachgibt, sind die Muttern der Befestigungsschrauben nach kurzer Zeit nachzuziehen. Für das Ausfüllen der Fuge Wand/Schallschutzmatte/WC-Becken eignet sich normales Sanitär-Silikon.
Das Bild 1 zeigt den Montageablauf. Das gleiche Schallschutz-Set ist auch für Wand-Bidets geeignet und erfüllt dort die gleiche Aufgabe.
harosecur-Strip und harosilent
Haro-Plast brachte 1987 mit dem harosecur-Strip einen andersartigen Problemlöser auf den Markt. Hierbei handelt es sich um ein selbstklebendes, aufgrund von einseitig in regelmäßigen Abständen angeordneten sägezähneähnlichen Aussparungen den Umrissen der Sanitärkeramik entsprechend formbares 2 mm dickes und 20 mm breites, im Kompaktgießverfahren hergestelltes Band aus Ethylenvinylacetat. Dadurch kann damit jede noch so ausgefallen geformte Sanitärkeramik bestückt und körperschallgedämmt an der Wand befestigt werden, ob WC, Bidet, Waschtisch, Ablage oder Urinal (Bild 2).
Aber auch auf dem Fußboden zu befestigende Sanitärgegenstände (Bild 3) können damit vom Baukörper entkoppelt werden. Das scheint auf den ersten Blick überflüssig, denn bei der heutigen Bauweise ist der auf einer Trittschalldämmung aufzubringende schwimmende Estrich, und damit die Schallentkoppelung, Vorschrift. Aber es gibt noch sehr viele Häuser, die gebaut wurden, als das noch nicht üblich war. Deren Bewohner sind für jede Geräuschminderungsmaßnahme dankbar. Und außerdem schafft der harosecur-Strip einen Ausgleich zwischen nicht absolut eben verlegten Bodenfliesen und der Sanitärkeramik, so daß es nicht mehr "knirscht" (was auch auf die Wände sinngemäß zutrifft).
Bild 4: Durch die beidseitig umlaufenden, gegenüberliegend versetzt angeordneten Rippen werden die Schalldämmung sowie die ausgleichende und rutschfeste Anpassung der Sanitärkeramik an die Wand erzielt. |
Schallschutzhülsen mit vormontierten Unterlegscheiben fürs Wand-WC etc. sind extra mitzubestellen, da bei dem als Meterware angebotenen harosecur-Strip im Werk nicht vorhersehbar ist, ob und wieviele Hülsen gebraucht werden.
Zur der ISH 1997 brachte Haro-Plast als Ergänzung zu harosecur eine Schallschutz- und Ausgleichsplatte für wandhängende WCs und Bidets heraus, genannt harosilent (Bild 4). Auffallend sind die im Spritzgießverfahren erzielten umlaufenden, gegenüberliegend versetzt angeordneten Rippen, die einerseits die Schalldämmung und andererseits die ausgleichende, rutschfeste Anpassung der Sanitärkeramik an die Wand ergeben. Natürlich sind die erforderlichen Ausschnitte für Zu- und Ablauf sowie für die Befestigungsschrauben vorhanden. Das verwendete Material ist das gleiche, wie bei dem seit über zehn Jahren bewährten harosecur-Strip. Bei harosilent gehören die Schraubendämmhülsen mit vormontierten Unterlegscheiben und die Zierkappen zum Lieferumfang.
Bei dem Zuschneiden der Dämmplatte sind 3 mm Rücksprung für die Dichtstoffuge zu berücksichtigen.
Die Platte ist auf Dauer statisch stabil, so daß ein späteres Nachziehen der Befestigungsschrauben nicht erforderlich ist.
Als Fugenverschluß eignet sich für beide Schallschutz-Sets normales Sanitär-Silikon.
Z 9901 und Z 9902
Auch Schwab hat sich schon frühzeitig dieses Themas angenommen und 1989 zwei Schallschutz-Sets mit unterschiedlich vorgeformten Dämmstreifen herausgebracht. Hiermit können WCs, Bidets, Urinale und Waschtische sowie Handwaschbecken schalltechnisch vom Baukörper entkoppelt werden (Bild 5). Das 4 mm dicke und 12 mm breite flexible Band aus EPDM-Kautschuk ist einseitig selbstklebend. Beigefügt sind je zwei Gummihülsen und Unterlegscheiben mit Gummiauflage.
Bild 5: Zwei Sets für die einfache und schnelle Montage von wandhängenden Sanitärgegenständen. |
Wenn, wie bei Handwaschbecken, das Schallschutzband zu breit (lang) ist, ist paßgerecht ein Stück an beliebiger Stelle herauszuschneiden. Ein späteres Nachziehen der Befestigungsschrauben ist nicht erforderlich.
Auszufugen ist mit essigsäurehärtendem Sanitär-Silikon.
Anziehen der Befestigungsschrauben
Hinsichtlich des optimalen Drehmoments beim Anziehen der Schraubenmuttern an WCs, Bidets, Waschtischen und Handwaschbecken mit Schallschutz-Zwischenlage machen die Set-Hersteller keine Angaben. Sie vertrauen auf die Sorgfalt und das Gefühl des Sanitärinstallateurs.
Schlußwort
Bei allem, was man tut, muß man sich vor Augen halten, daß es auf jede, noch so kleine Verbesserung der Schallschutzmaßnahme ankommt, denn:
- Oberhalb 40 dB (dB = Maß für den Schallpegel) wird eine Pegeländerung um 10 dB wie eine Verdoppelung bzw. Halbierung des Lärms empfunden
- Unterhalb von 40 dB werden bereits kleine Pegeländerungen wie eine Verdoppelung bzw. Halbierung des Lärms wahrgenommen.
LSB
L i t e r a t u r :
[1] Josef Ammon: Handbuch der vorWand-Installation. Geberit AG.
[Zurück] [Übersicht] [www.ikz.de]