IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 14/1998, Seite 60 f.


INTERVIEW


Der konsequente Weg vom Komponentenhersteller zum Systemanbieter

Von Skepsis keine Spur: während die Branche von Zurückhaltung geprägt ist und die Konjunkturberichte wenig optimistisches verkünden, segelt einer der Großen der Branche gegen den Wind. Mit Investitionen in die Zukunft läßt IBP Deutschland aufhorchen. Gleich mit zwei Joint-ventures kreuzt IBP vor neuen Gestaden. Der Zielhafen: die Stellung im europäischen Installationsmarkt sichern und ausbauen. Grund genug für die IKZ-HAUSTECHNIK-Redaktion nachzuhaken und sich über den eingeschlagenen Kurs zu informieren. Wohin die Reise noch gehen wird berichtete uns der Geschäftsführer von IBP Deutschland, Reiner Eisenhut.

IKZ-HAUSTECHNIK: Seit der letzten ISH in Frankfurt hat sich Ihr Unternehmen den Wandel vom Komponentenhersteller hin zum Systemanbieter auf die Fahne geschrieben. Ein Wechsel, der sich normalerweise über Jahre hinzieht. Ist das der Grund in Zeiten schlechter Branchenzahlen gleich in zwei Joint-ventures zu investieren?

Eisenhut: Richtig! Unser Ausgangspunkt war die Nachfrage des Marktes: der Installateur möchte die Entscheidungsfreiheit in bezug auf Material und Technik des Installationssystems. Mit dem Wandel unserer Strategie im letzten Jahr haben wir deshalb lediglich auf die Bedürfnisse des Installationsmarktes reagiert. Das Wichtige: der Installateur benötigt diese Flexibilität bereits heute und nicht erst in ein paar Jahren. Gerade in den aktuell schwierigen Zeiten müssen wir den Handwerker als Experten vor Ort unterstützen und seine Kompetenz stärken. Dies ist nur möglich durch die freie Wahl von qualitativ hochwertigen Systemen und Materialien in der Installation. Alles aus einer Hand ist deshalb so wichtig wie nie zuvor. Die Flexibilität beim Installateur erfordert aber auch Flexibilität bei uns. Unabhängigkeit von unseren Zulieferanten ist daher die Grundvoraussetzung um unsere großen Ziele zu erreichen. Mit den Joint-ventures konnten wir darauf schnell reagieren.

IKZ-HAUSTECHNIK: Aber ist denn der Wandel vom Komponentenhersteller zum Systemanbieter nicht der Abschied vom traditionsreichen Bänninger-Fitting?

Eisenhut: Ganz im Gegenteil! Bänninger ist als Markenname >B< in der Kupfer- und Rotgußinstallation nicht mehr wegzudenken. Seit Jahren beherrscht der Bänninger-Fitting den europäischen Markt. Unser Joint-venture mit der spanischen Firma La Farga Lacambra SA wird deshalb die Marke >B< unter dem Dach von IBP stärken. Im Ergebnis sind wir jetzt in der Lage, die Produktion unserer Kupferfittings zu garantieren und gleichzeitig ausgewählte Märkte mit Installationsrohren zu beliefern. Ein wichtiger Schritt in die Zukunft. Sie sehen, IBP ist von der Kupferinstallation überzeugt. Auch morgen sprechen wir mit Sicherheit über eine topaktuelle Technik.


"Gerade in den aktuell schwierigen Zeiten müssen wir den Handwerker als Experten vor Ort unterstützen und seine Kompetenz stärken."


IKZ-HAUSTECHNIK: ...und welche Leistungen umfaßt dieses Joint-venture?

Eisenhut: Bei der Produktion der Kupferrohre setzen wir auf unseren spanischen Partner LFL, der bereits heute für den europäischen Markt produziert. Durch unseren Einstieg bei LFL kommt es zu einem in Europa einzigartigen Synergieeffekt. Das große Know-how unseres spanischen Partners plus die 90jährige Erfahrung von uns ergibt ein Installationssystem, das in Qualität und Zuverlässigkeit Maßstäbe setzen wird.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie können wir uns das zweite Joint-venture vorstellen. Handelt es sich dabei auch um eine weitere Kupfer-Kooperation?

Eisenhut: Nein. Wie erwähnt, ist für uns die Auswahl zwischen verschiedenen Installationssystemen von erheblicher Bedeutung. Deswegen umfaßt unser zweites Joint-venture den Bereich Axialpress-System. Zusammen mit einem Partner investieren wir in eine Produktionsstätte für Kunststoffrohre. Die Bauarbeiten hierfür sind zur Zeit in vollem Gang. Bereits in diesem Jahr sollen die Arbeiten in Polen abgeschlossen werden und die Produktion der PEX-Kunststoffrohre anlaufen. Bis spätestens Ende des Jahres sind wir dann in der Lage, das gerade erfolgreich eingeführte Axialpress-System Nautilus optimal zu ergänzen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Unter welchen Aspekten erfolgte die Auswahl der Kooperationspartner für die Jointventures?

 ". . .ein Installationssystem, das in Qualität und Zuverlässigkeit Maßstäbe setzt."

Eisenhut: Im Mittelpunkt unserer Überlegungen standen zwei Punkte: Die Investitionen sollen die Zukunft von IBP und unsere Aktivitäten zu noch mehr Kundenzufriedenheit garantieren und müssen daher langfristig und vernünftig angelegt sein. Punkt zwei war das Thema Qualität. Die Auswahl der Kooperationspartner mußte mit größter Sorgfalt erfolgen, denn der hohe Qualitätsanspruch an die Installationssysteme Bänninger, Conex und Nautilus mußte in jedem Fall gehalten werden. In beiden Punkten sind wir uns sicher, die richtigen Partner gefunden zu haben, um unsere Stellung im europäischen Installationsmarkt zu sichern und auszubauen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Auswirkungen werden die Joint-ventures auf dem deutschen Installationsmarkt haben?

Eisenhut: Sie denken wahrscheinlich an unsere deutschen Partner. Hier werden sich mit Sicherheit keine Veränderungen ergeben. Wir halten an dem bewährten Vertriebsweg fest. Unsere Handelspartner können sich auch in Zukunft auf einen starken Partner verlassen.


"Bereits in diesem Jahr sollen die Arbeiten abgeschlossen sein und die Produktion der Kunststoffrohre anlaufen."


IKZ-HAUSTECHNIK: Im vergangenen Jahr verblüfften Sie die Branche mit der neuen Marketingstrategie, dieses Jahr überraschen Sie gleich mit zwei Joint-ventures. Welche Überraschungen haben Sie denn als nächstes in Vorbereitung?

Eisenhut: Nun, die Neuausrichtung von IBP hat drei Aspekte: die Strategie, das Produktsortiment und die Produktion. Bei der Strategie haben wir unsere Hausaufgabe bereits - wie sich zeigt - erfolgreich gemacht und im Bereich der Produktion sind mit den Joint-ventures die ersten wichtigen Etappenziele erreicht. Bleibt das Produktsortiment. Hier haben wir mit der Einführung des Axialpress-Systems den erfolgreichen Einstieg geschafft. Das ist die Motivation für uns, in diesem Bereich den Installateur noch mehr zu unterstützen. Konkret werden wir noch in diesem Jahr das Produktsortiment ausbauen und dem Handwerk zusätzliche Freiheit bei der Wahl des Installationsmaterials und der Installationstechnik anbieten. Ein weiterer Schritt unsere Kunden im Markt mit bedarfsgerechten und innovativen Lösungen optimal zu unterstützen. Aber zuviel können wir jetzt auch noch nicht verraten, sonst wird es keine Überraschung mehr!


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