IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 9/1998, Seite 32 ff.
AUSSTELLUNG
Intherm ’98 Klima SüdIm Zeichen des Umweltschutzes |
Die 25. Internationale Fachmesse für Feuerungs-, Heiz- und Klimatechnik, die "Intherm", fand statt vom 17. bis 21. März 1998 in Stuttgart. Zeitgleich wurde die Fachausstellung für Klima- und Lüftungstechnik, die "Klima Süd", abgehalten. Leitthema war die Verminderung der CO2-Emission mit Hilfe bewährter und neuer Brenner- und Kesseltechnologien sowie im Energieaufwand reduzierte Klimaanlagen.
Umweltschutz - ein großes Ziel
Dr. Angela Merkel, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit eröffnete am Morgen des 17. März beide Fachmessen. Damit wollte sie die Bedeutung dieser für die Heizungs- und Klimabranche wichtigen Fachmesse unterstreichen. Sie, oberste Umweltherrin in Deutschland, sprach in ihrer Eröffnungsrede über Aufgaben und Herausforderungen der Feuerungs-, Heiz- und Klimatechnik für den Klimaschutz. Bekanntlich hat sich die Bundesregierung das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2005 die CO2-Emission gegenüber dem Basisjahr 1990 um 25% zu senken. Besonderer Bedeutung mißt Merkel dem Minderungspotential im Gebäudebestand zu: Rund 40% der in Deutschland installierten Heizungsanlagen sind vor 1979 errichtet. Ein Negativmerkmal all dieser Anlagen ist Überdimensionierung mit den sich daraus ergebenden niedrigen Wirkungsgraden, hohem Brennstoffverbrauch und hoher Schadstoffemission.
Dr. Angela Merkel (3.v.l.), Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, betritt die Stuttgarter Messe, wenig später eröffnete sie die Intherm/Klima Süd. (Bild: Messe Stuttgart International) |
"Umweltschutz kann der Motor der Heizungsbranche sein", so die Bundesministerin. Denn die Industrieländer seien gefordert, Technologien für den Umweltschutz zu entwickeln und in die Entwicklungsländer zu exportieren. Merkel prophezeit den Dritteweltländern für die Zukunft eine "dramatische wirtschaftliche Entwicklung" mit einem damit verbundenen überdurchschnittlichen Bedarf an Primärenergie. Mit modernen Techniken, die bei der Verbrennung von Energien eingesetzt werden, wie z.B. die bei der Beheizung von Gebäuden und der Warmwasserbereitung, werden die Emissionen auf ein vertretbares Maß begrenzt. Als wichtigen Mosaikstein im Gesamtbild regionalen wie weltweiten Umwelt- und Klimaschutzes erweist sich demzufolge die Heizungsbranche. Dennoch besteht Handlungsbedarf bei der Industrie, möchte sie der Globalisierung gerecht werden - eine Herausforderung und Chance gleichermaßen.
Ein Schritt nach vorn
Bekanntlich gibt es bei der Verbrennung von Heizöl EL im Kessel zwei gravierende Probleme: 1. die Realisierung kleiner Leistungen um 5 kW und 2. die noch relativ hohen NOx- und CO-Emissionen. Das Institut für wirtschaftliche Oelheizung (IWO) stellte erstmals auf der Intherm den Prototyp eines Ölbrenners vor, der diese Hürden überwinden hilft. Der "Vorverdampfungsbrenner mit Umkehreinsatz" kennzeichnet sich durch mehrere Eigenschaften:
- seine Leistung deckt den Bereich zwischen 8 und 22 kW ab,
- die Emission von Stickoxiden (NOx) liegt bei maximal 60 mg/kWh,
- die Kohlenmonoxidemission (CO) übersteigt bei einer Brennerleistung von 8 kW Leistung nicht die 60 mg/kWh-Grenze und fällt mit steigender Brennerleistung stark ab, bis sie bei rund 20 mg/kWh verharrt,
- der Betriebsschallpegel liegt etwa bei 2/3 der heute üblichen Gelb- und Blaubrenner,
- bis auf wenige Ausnahmen werden ausschließlich marktübliche Bauteile verwendet.
Da es sich um einen Prototypen handelt, ist der Brenner noch nicht auf dem Markt erhältlich. Die Brennerhersteller sind nun gefordert, dieses Prinzip der Ölverbrennung aufzugreifen und zur Serienproduktion zu führen.
Gut besucht: Die Fachvorträge als Begleitprogramm zur Messe. |
Klima Süd
Die Klima Süd spielte mit etwa 30 Ausstellern, wie auch vor zwei Jahren, nur eine Nebenrolle. Schade, daß die Industrie die Chance nicht nutzt, mehr Präsenz zu zeigen. Messeplatz wäre reichlich vorhanden gewesen. Während sich die Anbieter für Luft- und Klimatechnik mit gewerkähnlichen Industrieunternehmen in einer Halle drängten, waren zwei Messehallen ungenutzt.
Brenner und Heizkessel zogen - gleich Magneten - das Publikum der Intherm magisch an. |
Das Begleitprogramm der Messe
Eine Besonderheit der Stuttgarter Messe liegt, wie auch in den Jahren zuvor, im Rahmenprogramm. An allen über 30 kostenlosen Fachvorträgen nahmen in diesem Jahr mehr als 2000 Hörer teil (vor zwei Jahren 2400). Neben anderen gab es Foren zu folgenden Themen: Solare/alternative Energien, Maßnahmen zum Klimaschutz, Mittel- und Großbrenner, Dienstleistung und Service, Öl- und Gasfeuerungstechnik, Brennwerttechnik, Kachelöfen, Wohnungslüftung, Kühldecken, sorptionsgestützte Klimatisierung.
Neben der Wärmeerzeugung spielte die Verteilung und Regelung des Heizwassers eine wichtige Rolle auf der Intherm. |
Besucherzahlen
98% der aus 46 Ländern angereisten Besucher waren mit dem Angebot der Messe zufrieden - ein Stuttgarter Rekord, wie vermeldet wird. 7500 Gäste kamen aus dem Ausland; dies sind 15% aller Messebesucher. Besonders die Nachbarländer Österreich und Schweiz waren stark vertreten, aber auch aus China, Kolumbien und Ägypten reiste man an, um sich über europäische Gebäudetechnik zu informieren.
Blicke in das Messegeschehen. |
Die Sicht der Veranstalter
"Positive Signale für die Konjunktur" - unter diese Überschrift stellt rückblickend die Messe Stuttgart als Veranstalter der Intherm und der Klima Süd den Messeverlauf. Zufriedene Gesichter bei den knapp 500 Ausstellern, urteilt sie weiter, rund 50000 Besucher waren gekommen. Bei diesen Zahlen darf jedoch der Vergleich zur 24. Intherm/Klima Süd nicht fehlen. Vor zwei Jahren waren rund 550 Aussteller vertreten, die Messeleitung zählte 58200 Gäste (vor vier Jahren waren es sogar über 60000). Unverkennbar: Ein Rückgang von Ausstellern und Besuchern. Über die Ursache dieser Entwicklung kann nur spekuliert werden. Liegt es an der allgemeinen Messemüdigkeit (immerhin stehen in diesem Jahr fünf Regionalmessen auf dem Plan) oder an dem Messekonzept 1 + 4 (ISH und vier Regionalmessen: Hamburg, Essen, Nürnberg, Berlin/ Leipzig)? Demnach hätte die Intherm keinen Stellenwert im deutschen Messegeschehen. Doch wer letztendlich darüber entscheidet, wo und wieviele Ausstellungen in Deutschland abgehalten werden, sind Veranstalter, Aussteller und Besucher. Solange der Gesamtnutzen aller Aussteller und Veranstalter die finanziellen Kosten überdeckt, hat jede Messe Bestand. Und wenn in diesem Jahr auch ein Rückgang von Ausstellern und Besuchern zu verzeichnen ist, könnte die Intherm Süd demnach weiter als Spezialmesse für Wärmeerzeugung die Branche bereichern. Das nächste Mal wieder in zwei Jahren: vom 28. 3. bis 1. 4. 2000.
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