IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 7/1998, Seite 35 ff.


SANITÄRTECHNIK


Badplanung

Möglichkeiten - Perspektiven - Tendenzen

Dipl.-Ing. Tomas Meyn*

Ein neues Bad, das ist sicherlich der Traum vieler Mieter oder Wohnungsinhaber, angesichts der großen Anzahl an renovierungsbedürftigen Bädern in Deutschland. Will dieser sich den Wunsch erfüllen und spricht zwecks erster Information Handel oder Fachhandwerk an, so wird er mit Stapeln von Prospekten und Katalogen konfrontiert.

Sind die Badeinrichtungen seitens des Kunden festgelegt und wurde der Fachplaner zwecks Beratung und Angebotserstellung hinzugezogen, kommt es häufig zu Schwierigkeiten. Entweder scheitert die Durchführung an den gegebenen Örtlichkeiten. Fensterhöhen sind niedriger als gedacht, die Falleitung liegt zu weit entfernt oder die gewünschte Ablagenhöhe ist mit dem geplanten Vorwandelement nicht durchführbar. Oder aber, die ausgesuchte Eckbadewanne ist dem Kunden plötzlich zu breit und er wählt eine Duschwanne aus damit noch ein Bidet Platz hat.

"Repräsentatives Badezimmer im Zeichen der Zeit" (Bild Geberit GIS DLS).

Für den Fachplaner bedeutet das, daß viel Zeit damit verbracht wird, die vielfältigen Wünsche, Änderungen oder Ergänzungen des Endverbrauchers zu berücksichtigen. Doch welche Möglichkeiten hat der Fachplaner oder -verkäufer überhaupt für eine effektive Beratung oder Planung?

Badplanung

Im allgemeinen kann die Planung eines Badezimmers aus Sicht des Kunden in drei Phasen eingeteilt werden, die zeitlich hintereinander folgen:

1. Informationsphase

Hierbei informiert sich der "Bäderbauer" erst über die Möglichkeiten, die zur Verfügung stehen. Die häufigste Informationsquelle ist, neben Anzeigen in Zeitschriften, hauptsächlich die persönliche Befragung oder die praktische Anschauung bei Verwandten oder Bekannten, die sich bereits ein neues Bad eingerichtet haben.

2. Planungsphase

Die zweite Phase liegt in der Konkretisierung der gewünschten Festlegung. Hier folgt der Besuch der Ausstellungen beim Handel oder Handwerk und die Planungs- und Angebotserstellung.

3. Realisierungsphase

Abschließend folgt die Durchführung der getroffenen Festlegung.

Stammdatenserver ARGE Neue Medien.

Möglichkeiten der Badplanung

Standardisierung vor dem Hintergrund einer wirtschaftlichen Installation und Individualität aus Kundenwünschen heraus sind scheinbar Widersprüche. Da dem Badezimmer viel Gestaltung und Individualität zuteil wird, entwickelt es sich immer mehr und mehr zum "repräsentativen Raum im Stil der Zeit". Doch sind die räumliche Situation sowie die gestalterischen Absichten und Wunschvorstellungen seitens des Kunden nicht immer einfach in Worte zu fassen. Vor allem für den Badplaner oder Verkäufer ist es nicht leicht, Kundenwünsche richtig zu interpretieren. Doch welche Möglichkeiten der Hilfe könnte er nutzen? Ohne Zweifel, ist die beste Unterstützung eine Ausstellung mit verschieden gestalteten Badezimmern (möglichst komplett ausgestattet), in Verbindung mit einer persönlichen Beratung. Bei einer durchschnittlichen Badezimmergröße von 4,5 bis 6 m2 sind einer Ausstellung jedoch auch Grenzen gesetzt. Dies ist überwiegend beim Fachhandwerk der Fall, wo eine größere Ausstellungsfläche, bedingt durch Räumlichkeit und hohe Investitions- und Unterhaltskosten, selten tragbar ist.

Der schon bald als "klassisch" zu bezeichnende Magnetplaner ist eine andere weitverbreitete Planungshilfe. Nach Festlegung des Grundrisses können beim Magnetplaner, schnell und leicht zu korrigieren, die gewünschten sanitären Einrichtungsgegenstände plaziert werden. So kann auf einfache Weise eine Planung erfolgen. Aber hochwertige und damit gewinnbringende Badeinrichtungen sind optisch nicht hervorzuheben und somit schwerer zu verkaufen.

Eine wirkungsvolle Alternative stellt die Planung mit einem Computerprogramm dar. Ähnlich wie in der Küchenplanung ist der Kunde gern bereit, sein Bad am Bildschirm gemeinsam mit dem Kundenberater oder Planer zu entwickeln. Durch die Datenverarbeitung ist es heute möglich, wirklichkeitsnah dargestellte Badezimmer komplett zu planen. Dies kann von der einfachen Zeichnungserstellung über die Erzeugung von bewegten Bildern (Animation) bis zur Farbsimulation eines Badezimmers reichen. Bei der Anschaffung eines Programmes ist jedoch der Einsatzbereich festzulegen.

Dabei spielen im Prinzip zwei Betrachtungsweisen eine entscheidende Rolle. Die erste gilt dem Verkäufer, der seinem Kunden optisch aufzeigen möchte, welche Möglichkeiten sich bei der Gestaltung "seines" Badezimmers ergeben könnten. Die zweite gilt dem Installateur, der eine komplette Planung der Installation, von der Kalkulation über den Materialauszug bis hin zur Bestelliste, vornehmen möchte.

Die Daten zur Badplanung

Der mit Sicherheit aufwendigste Teil der Computerplanung ist die Bereitstellung der Daten. Dabei sind die Daten in zwei Kategorien zu unterteilen. Zum einen in Materialbeschreibungs- oder kaufmännische Daten (Textbeschreibung) und zum anderen in die dazugehörigen Geometrien (Bilddaten). Je feiner und detaillierter die Qualität der Darstellung sein soll, desto höher ist die Datenfülle. Grafische, besonders gerenderte Daten erfordern sehr viel Speicherplatz. Sie müssen deshalb auch zur Bearbeitung auf die Festplatte eingelesen und evtl. mehrmals vom Datenträger (CD-ROM) nachgeladen werden. Auch ist die Produktpflege und Aktualisierung eine zeitaufwendige und wiederkehrende Notwendigkeit.

Durch den Zusammenschluß der Sanitärbranche zur Arbeitsgemeinschaft Neue Medien (ARGE Neue Medien der deutschen SHK-Industrie e.V.) ist eine einmalige Grundlage geschaffen, bei der sämtliche Produktdaten an zentraler Stelle abgelegt sind. Diese mit direktem Zugriff an die Fachschiene verwalteten Daten sind im sogenannten Stammdaten-Server der Arge Neue Medien hinterlegt. Im Stammdaten-Server sind die kaufmännischen wie auch die geometrischen Daten der Branche enthalten. So fördert und unterstützt die Arge Neue Medien beispielsweise Badplanungsprogramme.

Die optischen Ausgabemöglichkeiten

Es kann prinzipiell zwischen drei Arten der Ausgabe unterteilt werden:

Die Qualität der Ausgabe bei den ersten beiden Arten ist durch Auflösung und Farbdarstellung nicht zu vergleichen mit einer gedruckten Präsentationsgrafik oder dem Abfotografieren. Ein schlechter Ausdruck kann jedoch den guten Eindruck einer professionellen Planung schnell in Frage stellen.

Aus diesem Grund soll diese Thematik hier näher erläutert werden.

Als ein Herzstück des Computers ist die Grafik-Karte anzusehen.

Während noch vor gar nicht so langer Zeit 256 Farben (= 8 Bit) zum guten Standard gehörten, lassen hochauflösende Grafik-Karten die Darstellung von über 16 Mio. Farben zu (= 16 Bit).

Bei den Druckern hat der Nadeldrucker den wohl verbreitetsten oder größten Marktanteil. Doch sind diese für Grafikausgaben nur begrenzt einsetzbar. Als Standardgerät ist heutzutage wohl der Laserdrucker anzusehen. Dies vor allem durch die sinkenden Preise. Zwar ist ein Tintenstrahldrucker vergleichbar, doch läßt ein Farblaserdrucker zum Beispiel weit über 15 Millionen Farbschattierungen zu. Der Nachteil liegt hierbei im Ausgabe-Format, das üblicherweise DIN A4 beträgt. Stift-Plotter sind mehr dem Ausgabezweck von technischen Zeichnungen vorbehalten und nicht für flächendeckende Grafiken geeignet. Neben dem hohen Zeitaufwand ist die Qualität nicht sehr hoch, da Flächen unregelmäßig und unterschiedlich farblich erscheinen. Beim Abfotografieren vom Bildschirm werden die hochwertigsten Ausgabequalitäten erreicht. Die Grenzen der Qualität setzt hierbei lediglich die Bildschirmdarstellung.


Entwicklung eines Bildes im un- und gerenderten Zustand (Bilder Geberit GIS DLS).

Der Fotorealismus

Es zeigt sich, daß eine fotorealistische Darstellung zwar faszinierend, aber beim Betrachten schnell langweilig wird. Der Betrachter einer fotorealistischen Planung geht schnell dazu über, den Vergleich mit einer Fotografie anzustellen. Falsche Farbe, Wirkungen, Schattierungen oder Spiegelungen werden oft negativ beurteilt und stellen schnell die Darstellung in Frage. Zum anderen hat der Betrachter, durch die angestrebte Perfektion, keine Interpretationsmöglichkeit. Daher geht man mehr und mehr von der realitätsnahen Darstellung auf die subjektive Darstellung über, damit der Betrachter gedanklich angeregt und kreativ gestalterisch zur Wahrnehmung animiert wird.

Eine fotorealistische Zeichnung sagt sicher mehr aus als manche Worte, doch ist bei der Computer-Badplanung dies erst möglich durch das sogenannte Raytracing-Verfahren (Erläuterung siehe Abschnitt "Rendering"), welches eine hohe Rechnerkapazität und Zeitdauer benötigt.

Fazit

Eine Badplanungszeichnung vom Computer ist ohne Zweifel ein wirkungsvolles Hilfsmittel für den Fachhandel oder das Handwerk bei der Kundenberatung und vor allem beim Verkauf. Sicherlich ist dies, hat der Kunde sich die Zeichnung zu Hause nochmals in aller Ruhe angesehen, auch ein auslösender Moment beim Kundenentscheid.

Doch um den richtigen Blickwinkel für die Betrachterposition und damit den Präsentationseffekt zu erzielen, ist eine ständige Planung und Arbeitsbeschäftigung am Computerprogramm notwendig. Dies ist auch unter dem wirtschaftlichen Aspekt zu betrachten, der die nicht unerhebliche Investitionssumme rechtfertigen muß. Kann dann nach Kaufentscheid des Kunden das Material bis zur Bestellung mit Hilfe des Programmes erfolgen, steht einer kompletten Computer-Badplanung nichts mehr im Wege.

Darstellung einer 3D-Badplanung mit Beleuchtungseinfluß (Bilder Ambivision).

Ausblick in die Zukunft

Durch die immer höhere Leistungsfähigkeit der im Markt eingebrachten Rechnerprozessoren, steht Animationen oder Simulationen nichts mehr entgegen. Mit der parallelen Schaltung von mehreren Prozessoren können z.B. Bilder nahezu zeitgleich in schneller Reihenfolge abgebildet werden.

Ein virtuelles, also gedanklich vorgestelltes Badezimmer oder die Simulation von verschiedenen Beleuchtungsstärken ist auf heutigen Rechnern bereits umsetzbar. Doch sind bereits Szenarien im Bereich "Virtual Reality" (Cyberspace) in der Planung, die neben den optischen und technischen Simulationen auch die Wahrnehmung von z.B. Geruchsinn also der interaktiven Simulation verfolgt. Bei dem heutigen Stand sind diese Projekte aus Kostensicht nicht einzusetzen. Doch sind hier der Entwicklung wenig Grenzen gesetzt und mit einer Entwicklung in Richtung "Virtual Reality" ist zu rechnen.


Rendering

Als Renderings oder Rendems werden alle Verfahren bezeichnet, die aus den Kanten von abgebildeten Strichzeichnungen geometrisch gestaltete Oberflächen (bildliche Darstellung) machen. Das Shading ist hierbei die einfachste Form, bei der Oberflächen als farbige Flächen dargestellt werden. Die Oberflächen werden in Sekunden als farbige Elemente am Bildschirm dargestellt. Beim Shading werden in der räumlichen Darstellung die Flächen schattiert. Dies erfolgt in Abhängigkeit des Blickpunktes, Lichteinfalls und Farbe des Elementes. Die vom Blickpunkt oder Lichtquelle abgewendeten Flächen erscheinen dabei am Bildschirm dunkler als die Vorderflächen. Das Flat-Shading färbt die Flächen gleichmäßig ein und kann bei Elementen mit gekrümmten Flächen zu unterschiedlichen Schattierungen führen. Im Gegensatz hierzu wird beim Gourand-Shading jeder Eckpunkt einer Fläche mit einem Wert errechnet, so daß ein gleichmäßiger plastischer Farbverlauf entsteht.

Den fotorealistischen Eindruck ermöglicht erst das Raytracing oder Radiosity. Beim Raytracing sind komplizierte Berechnungen des Computers notwendig, was eine hohe Rechnergeschwindigkeit und damit eine teure Computerperipherie voraussetzt.

Beim Raytracing wird die Planung von einem bestimmten Blickpunkt betrachtet. Hierbei wird angenommen, daß jeder Bildpunkt durch das Auftreffen eines Lichtstrahls mit einer definierten Helligkeit und Farbe entsteht. Mit komplexen Berechnungen wird von der Lichtquelle über Spiegelungen und Reflexionen die Darstellung mit einem fiktiven Lichtstrahl auf die Bildfläche geschickt. Um eine gute Qualität zu erhalten, ist eine große Anzahl Bildpunkte nötig und somit der Einsatz von hochauflösenden Bildschirmgrafiktreibern (z.B. SVGA 800 x 600) sinnvoll.

Im Gegensatz zum Shading benötigt der Computer beim Raytracing sehr viel länger, was bis zu mehreren Stunden dauern kann. Dies ist abhängig von der Anzahl von Flächen, deren Größen, Lichtquellen und natürlich dem Rechnertyp. Soll die Planung von verschiedenen Blickpunkten aus betrachtet werden, benutzt man das Radiosity-Verfahren. Hierbei wird grundsätzlich die Beleuchtungssituation des geometrischen Elements betrachtet. Wird ein Körper angeleuchtet, wird ein Teil schattiert, der andere reflektiert. Das Radiosity ermöglicht fließende Verläufe von Schatten und Farbreflexionen. Im Gegensatz zum Raytracing sind Spiegelungen nicht möglich. Daher wird die farbige Darstellung mit Hilfe des Shading-Verfahrens angewandt. Es zeigt sich jedoch, daß die realistische Darstellung mit keinem der beiden Verfahren perfekt erfolgen kann.


* Dipl.-Ing. Tomas Meyn, Mitarbeiter der Geberit GmbH, Pfullendorf


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