IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 4/1998, Seite 14 ff.
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Brandenburg
Gemeinsame Fachtagung des Verbandes Brandenburg und der Innung Berlin
Modern heizen - Energie sparen
Unter diesem Motto fand im Zentrum von Berlin, im Maritim pro Arte Hotel, die erste gemeinsame Ölfachtagung des Fachverbandes SHK Land Brandenburg und der Innung SHK Berlin statt.
Rund 140 Innungsbetriebe waren der Einladung gefolgt, die mit großem Engagement vom Institut für Wirtschaftliche Ölheizung e.V. und dem Mineralölhandelverband unterstützt wurde.
Umweltbewußtes Denken und Handeln ist keine Modeerscheinung, so Horst Reimann, stellv. Obermeister der Innung Berlin in seinen Begrüßungsworten vor dem Fachpublikum. "Es muß für uns selbstverständlich sein, fürsorglich mit den uns anvertrauten Naturschätzen umzugehen. Unseren Betrieben obliegt es daher, entsprechend ihrer Fachkompetenz, die vorhandenen Ressourcen zu hegen und zu pflegen, und hierbei die erreichte Lebensqualität zu schützen und zu bewahren."
Ein besonderer Dank galt Dr. Jürgen Schmid, Institut für Wirtschaftliche Ölheizung e.V., für seinen Einsatz, die gute Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Mineralölhandel zu vertiefen.
"Der Umgang mit allen von der Industrie zur Verfügung gestellten Brennstoffen und deren sinnvoller, kundenorientierter Einsatz stellt uns vor die gleichen Aufgaben. Es darf kein Energiemonopol oder eine Monokultur in der Energieversorgung zugelassen werden," betonte Reimann. Ein sich momentan abflachender Ölmarkt dürfe im Handwerk nicht zur Vernachlässigung der Ölfeuerung führen.
In weiteren Begrüßungsworten bedankte sich der stellv. Obermeister für das Erscheinen von zahlreichen Handwerksmeistern aus Berlin und Brandenburg. "Handwerker unter sich sprechen eine gemeinsame Sprache und der Beruf verbindet sie schon seit Jahren über die Ländergrenzen hinaus." Eine schlechte Entwicklung gegenüber den etwa 4500 Handwerksbetrieben in Berlin und Brandenburg wäre eine Abstinenz unserer Gewerke gegenüber vorhandenen Möglichkeiten. "Dies führt dazu, daß andere Berufe die nicht beachteten Gebiete übernehmen. Wir stehen in Verantwortung für rund 7000 Jugendliche, die derzeit in einer Ausbildung bei uns stehen."
Wir stellen uns der Verantwortung, so Reimann. Längst sei das Handwerk gewöhnt, sein Wissen zu trainieren, aufzufrischen und auf den neuesten Stand der Entwicklung zu bringen, dies nicht nur um dem Betrieb, die Arbeits- und Ausbildungsplätze zu sichern, sondern aufgrund der erworbenen Kenntnisse mit besonderem Verantwortungsbewußtsein gegenüber den uns nachfolgenden Generationen.
Auch die am zweiten Tag durchgeführte Fachbetriebsschulung nach § 19 l Wasserhaushaltsgesetz (WHG) solle die erwähnte Aufgabe erleichtern. Dabei könne jeder Tagungsteilnehmer selbst entscheiden, ob er nur sein Wissen auffrischen wolle oder die Schulung mit einer Prüfung abschließe, um später der Überwachungsgemeinschaft Technische Anlagen der SHK Handwerke e.V. (ÜWG) als Fachbetrieb beizutreten.
In seinem Vortrag erklärte Dr. Schmid, Institut für Wirtschaftliche Ölheizung (IWO), daß die vieldiskutierte Marktpartnerschaft so schnell wie möglich in konkrete Maßnahmen im Interesse der Zukunftssicherung der zumeist mittelständischen Handwerksunternehmen und Mineralölhändler umgesetzt werden müsse.
"In Berlin-West werden zur Zeit noch über 40 Prozent der Haushalte mit Öl beheizt. Diesen Bestand gilt es, durch Modernisierung der zum größten Teil veralteten Heizanlagen und durch mehr Kundenservice zu sichern." Heizungsbauer und Mineralölhändler könnten hier die Chance wahrnehmen, ihre gemeinsamen Kunden zufriedenzustellen und zu binden.
Im Brandenburger Wärmemarkt erreiche das Heizöl einen Marktanteil von 14 Prozent. Hier, wie auch in Berlin-Ost, beinhalte allein die zu erwartende weitere Substitution der Braunkohle, aber auch der Neubausektor, ein interessantes Potential für eine erfolgreiche Branchenkooperation zugunsten von Heizöl.
Die bisher arbeitsteilig organisierte Versorgung der Verbraucher mit Wärme sei dabei der "Energieleistung Wärme" zu weichen. Diesen Trend sollten Heizungsbauer und Mineralölhändler nicht als Bedrohung, sondern vielmehr als Chance begreifen, so Dr. Schmid.
Dem Handwerk drohe nicht nur der Verlust seiner Selbständigkeit und der vom Kunden erwarteten energieneutralen Beraterfunktion, sondern vielmehr stehe die Existenzgrundlage vieler Heizungsbaubetriebe wie auch vieler Mineralöl-Handelsunternehmen zur Disposition.
Handel und Handwerk seien vor diesem Hintergrund gefordert, Gegenkonzepte zu entwickeln. An den Bedürfnissen der Kunden ausgerichtete Energiedienstleistungsangebote sowie die Konzentration auf beherrschbare Segmente und Aktivitäten im Markt seien dabei wichtige Faktoren für eine erfolgreiche Partnerschaft im Wärmemarkt.
Dr. Küchen, Institut für Wirtschaftliche Ölheizung e.V., betonte nochmals, daß Heizöl EL mit rund 30% einen nicht unerheblichen Anteil am Wärmemarkt besitze.
In seinem Referat zum Thema "Zeitgemäßes Heizen mit Sonne und Öl" ging er auf die Möglichkeit der Nutzung regenerativer Energien, insbesondere der Sonnenenergie, für die Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung ein.
Da durch die Verschärfung der Wärmeschutzverordnung 1995 ein geringerer Bedarf an Raumwärme gegeben sei und die Heizleistung bis auf 6 kW heruntergehe, fordere der Markt eine entsprechende Gerätetechnik für die Ölheizung. Als eine gute Lösung nannte Dr. Küchen den Öl-Brennwert-Kessel, der sich zur Zeit einigen Praxistests unterziehe und Niedertemperatur-Öl-Kessel mit Blaubrenner, die eine schadstoffarme Verbrennung des Energieträgers Heizöl EL ermögliche.
Herr Kohlmeyer, Deutsche Shell AG, sprach in seinem Referat zum Thema "Energieträger Heizöl EL; Produkteigenschaften und Anwendung (Lagerstabilität, thermische Stabilität usw.)".
Er nannte als drei wesentliche Bestandteile einer Öl-Heizungsanlage den Kessel, den Schornstein und den Heizöl-Lagertank. Um den sicheren Betrieb einer Öl-Heizungsanlage zu gewährleisten, müsse das eingesetzte Heizöl EL eine definierte Qualität nach DIN 51603/1 besitzen. Im folgenden ging er auf die wesentlichen Änderungen der DIN 51603/1 ein.
Im Zusammenhang mit der Bevorzugung des Einstrang- gegenüber dem Zweistrang-System in der DIN 4755 Teil 2, wies Kohlmeyer darauf hin, daß der thermischen Stabilität vom Heizöl EL beim Einstrang-System aufgrund der deutlich höheren Verweilzeit des Heizöles in den Leitungen eine höhere Aufmerksamkeit gewidmet werden müsse. Zum Abschluß seines Referats bemerkte er, daß Heizöl EL einer unterschiedlichen Alterung und damit unterschiedlicher Lagerstabilität unterliege.
Herr Junker, stellvertretender Landesinnungstechniker der Schornsteinfeger-Innung Berlin, referierte über die "Emissionen klimarelevanter Gase aus Haushaltsanlagen".
Nach Ausführungen zum Treibhauseffekt und einem Szenario über die Auswirkungen der ständig steigenden CO2-Werte in der Erdatmosphäre ging er auf die Novellierung der 1. BImSchV zum 1. November 1996 ein. Er wies darauf hin, daß die Anforderungen der 1. BImSchV erstmalig auch für bestehende Anlagen gelten. In Abhängigkeit der Überschreitung des Abgasverlustgrenzwertes, der zur Einstufungsmessung durch den Bezirksschornsteinfegermeister festgestellt werde, gebe es Übergangsfristen bis zum Jahre 2004 zur Korrektur dieser Werte. Nach Erhebungen des Schornsteinfegerhandwerks müßten etwa 1,2 Mio. Anlagen erneuert werden, d.h. 3-7% aller bestehenden Feuerungsanlagen seien betroffen. Diese Tatsache werde um so klarer, wenn man berücksichtige, daß 32,9% aller bestehenden Feuerungsanlagen bis 1978 errichtet wurden.
Neben den Messungen nach der 1. BImSchV strebe die Schornsteinfeger-Innung Berlin Tätigkeiten zur Umsetzung der Heizungsanlagenverordnung und eine Energie-Spar-Beratung als Schwachstellenanalyse und Anstoßberatung nach dem "Hessischen Modell" an.
Herr Mühlberg, Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg, sprach zu den "Wasserrechtlichen Anforderungen an die Heizöllagerung in Berlin und Brandenburg".
Nach seiner Einleitung, in der er auf die erhebliche Bedeutung von Heizöl EL im Gewässerschutz einging, gab er einen Überblick über die rechtlichen Grundlagen des Wasserrechts, die Anforderungen an Anlagen, die Anzeigepflicht, die besonderen Bestimmungen in Wasserschutzgebieten und Maßnahmen zum Schutz vor Gewässerverunreinigungen bei Hochwasser.
Im Wasserrecht habe der Bund die Rahmenkompetenz und die Länder füllten diesen Rahmen aus. Diesen Rahmen bildeten beim Umgang mit wassergefährdenden Stoffen die §§ 19 g bis l Wasserhaushaltsgesetz (WHG). Die Länder hätten diese Anforderungen in den Landeswassergesetzen und in den "Verordnungen über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen und über Fachbetriebe" (VAwS) konkretisiert. Aus aktuellem Anlaß erläuterte Mühlberg am Ende seines Referats Ausführungen zu Maßnahmen zum Schutz vor Gewässerverunreinigungen bei Hochwasser. Das Oder-Hochwasser habe gezeigt, daß Betreiber von Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen, aber auch die zuständigen Behörden, die Gefahr der Gewässerverunreinigung durch den Austritt wassergefährdender Stoffe bei Hochwasserereignissen noch nicht im erforderlichen Umfang berücksichtigten.
Zum Abschluß der Tagung spannte Herr Kuhrt, Geschäftsführer der Überwachungsgemeinschaft Technische Anlagen der SHK-Handwerke e.V. (ÜWG), in seinem Referat eine Brücke zur Fachbetriebsschulung nach § 19 l WHG, die am 8. November 1997 von der ÜWG-Landesstelle Brandenburg in Zusammenarbeit mit der Landesstelle Berlin durchgeführt wurde.
Kuhrt erläuterte den Tagungsteilnehmern die Einbindung der ÜWG in die Struktur des ZVSHK und ging auf die Anerkennung des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBT) als Überwachungsorganisation für Fachbetriebe nach § 19 l WHG ein. Er stellte die Dienstleistungen der ÜWG für die Mitgliedsbetriebe, wie die Versendung der Mitglieder-Info, das Erstellen der Merkblätter und die telefonische Beratung heraus.
Zum Abschluß gab er bekannt, daß z.Z. eine gemeinsame bundesweite Werbeaktion mit dem IWO zum Einsatz von Öl-Feuerungsanlagen bei der Sanierung und im Neubau stattfinde.
G r a f i k e n : Institut für wirtschaftliche Ölheizung e.V., Hamburg
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