IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 4/1998, Seite 13 f.


VERBÄNDE AKTUELL 


Nordrhein-Westfalen


Innung Mettmann

Das intelligente Haus vom Handwerk

Nach dem Auftakt 1996 taten sich die Innung für Sanitär- und Heizungstechnik und die Elektro-Innung Mettmann Ende 1997 wieder zusammen, um ihre Mitgliedsbetriebe in der Mettmanner Neandertalhalle über die Marktchancen für "das intelligente Haus vom Handwerk" zu informieren und zu gewerkeübergreifender Zusammenarbeit zu ermuntern.

Was technisch dazugehört, präsentierten dreizehn namhafte Hersteller in einer erstmals vor allem auch für Kunden von Handwerksbetrieben geöffneten Ausstellung; und außerdem unterstützen elf Fachgroßhändler den Aktionstag, der mit anschaulichen Referaten von Annegret Friedrichs, Vaillant, über Solartechnik und Karl Harald Kleinert, Gira, über Bustechnik im Gebäude sowie zahlreichen Kollegengesprächen ausklang.

Dabei verbanden die Referenten ihre den Handwerker stets besonders interessierenden technischen Botschaften mit Daten und Argumenten zur besseren Vermarktung moderner Gebäudetechnik, mit denen die Zuhörer als auch die Kunden überzeugt werden sollten. Annegret Friedrichs gab den Innungsmitgliedern einen knappen Abriß über Funktionsweise und Entwicklung von Solaranlagen zur Warmwasserbereitung. Die Referentin zeigte auf, daß Deutschland trotz der in den vergangenen fünf Jahren gelungenen annähernden Verdreifachung der jährlich installierten Kollektorflächen von 150.000 m2 1992 auf über 400.000 m2 1997 dennoch im Ländervergleich vor allem mit Österreich, aber auch mit der Schweiz solartechnisch nach wie vor ein Stiefkind sei. Denn während in Österreich schon 1994 pro Jahr mehr als 25 m2 Kollektoren pro 1000 Einwohner installiert wurden, die Schweiz immerhin schon auf 6 m2 je 1000 Einwohner kam, wurden in Deutschland noch nicht einmal 4 m2 pro 1000 Menschen installiert.

Damit bilde EIB die Grundlage für umfassende und neue Dienstleistungen im Energie- und Facility-Management, erlaube wirksames Controlling und wirtschaftliches Outcourcing, mache die bestmögliche Ausnutzung und Kombination von Brennwert- und Solartechnik, Photovoltaik, Wärmerückgewinnung und Lüftung möglich, trage damit entscheidend zur Erfüllung der Wärmeschutzverordnung und anderer ökologischer Zielsetzungen bei und verringere nicht zuletzt durch drastische Verminderung der Kabelmengen die Brandlast von Gebäuden. Die tatsächlichen technischen und wirtschaftlichen Vorteile konsequenter Businstallation demonstrierte Kleinert sehr anschaulich am praktischen Beispiel der für das neue Gira-Verwaltungsgebäude bestehenden Lösungsalternative der herkömmlichen Klimatisierung oder der Nachtauskühlung mittels EIB, die am Ende, wegen deutlich geringerer Investitions- und Folgekosten, den Vorzug erhalten hatte.

Genauso anschaulich führte der Referent den anwesenden Handwerksunternehmen vor Augen, daß der Instabus letztlich nur bei durchgehender Koordination und damit Zusammenarbeit aller gebäudetechnischen Gewerke einen Sinn mache. Das gegenwärtige Chaos der weitgehend isoliert voneinander arbeitenden Handwerker am Bau, mit ihrer viel zu engen Orientierung auf die Lösung ihrer Teilaufgabe, müsse endlich durch intensive Kooperation von der Planung bis zur Ausführung abgelöst werden. Dies werde von der modernen Gebäudetechnik ebenso zwingend verlangt wie vom Bauherrn, der weder die Kenntnis noch die Zeit und das Geld aufbringen könne und wolle, um die verschiedenen, immer komplexer werdenden Technikbereiche aufeinander abzustimmen. Hier liege die große Zukunftschance des miteinander arbeitenden Handwerks, für das "intelligente Haus" der kompetente Ansprechpartner schlechthin zu werden und die umfassende Dienstleistung kundenorientiert anzubieten.

Das war gleichsam Wasser auf die Mühlen der beiden Mettmanner Obermeister Kornelius Reismann (SHK) und Werner Plümacher (Elektro), die eben diese Zielsetzung in ihren Eröffnungs- und Schlußworten als Anliegen der Gemeinschaftsveranstaltung hervorhoben und den Innungen und Fachverbänden ins Stammbuch schrieben, die Handwerksbetriebe bei der kundenorientierten Vermarktung "intelligenter" Technik und bei der gewerkeübergreifenden Zusammenarbeit nach Kräften zu unterstützen.

 


Obwohl die Bundesrepublik mit mittleren Tagessummen an Einstrahlung zumeist nur zwischen 2,5 und 3,0 Kilowattstunden pro Quadratmeter von der Sonne nicht gerade verwöhnt werde, sah die Referentin ein durchaus beträchtliches Installationspotential für Solaranlagen vor allem bei Ein- und Zweifamilienhäusern sowie bei Niedrigenergiehäusern. Diese würden schon jetzt im Gebäudesektor den Löwenanteil von 80% der insgesamt 144.000 zur Warmwasserbereitung installierten Solaranlagen ausmachen. Für die Nutzung der Sonnenenergie - für die Frau Friedrichs beim Neubau von Ein- und Mehrfamilienhäusern als Komfortausstattung eine bivalente Speicheranlage mit Nacherwärmung über Kessel, als preisgünstige Ausstattung vor allem für Einfamilien- und Niedrigenergiehäuser die Variante VED-E Solar mit Nacherwärmung über Durchlauferhitzer empfahl und den Handwerksunternehmern erläuterte - lieferte die Referentin auch gleich noch zwei gute Verkaufsargumente mit: So sinke bei einem 4-Personen-Haushalt mit einem Warmwasserenergiebedarf von 4000 Kilowattstunden der Ausstoß an Kohlendioxyd bei 60% solarer Warmwasserbereitung um eine Tonne auf nur noch 0,6 Tonnen, während bei konventioneller Erwärmungstechnik 1,5 Tonnen Kohlendioxyd anfielen; und derselbe 4-Personen-Haushalt müsse für sein Warmwasser ohne Solarnutzung jährlich 4000 Kilowattstunden Öl oder Gas einsetzen, mit Solarnutzung hingegen nur noch 1300 Kilowattstunden.

Gute Argumente für den Europäischen Installationsbus (EIB) als gemeinsames Informations- und Steuerungsmedium für praktisch die gesamte Gebäudetechnik lieferte Karl Harald Kleinert. Sein Hauptaugenmerk galt zum einen den technischen und wirtschaftlichen Pluspunkten der Businstallation und zum anderen der als zwingende Notwendigkeit und als entscheidender Vorteil zugleich eingestuften gewerkeübergreifenden Zusammenarbeit in der modernen Gebäudesystemtechnik. Die umfassende EIB-Leistungsfähigkeit erlaube schon in der ersten Ausbaustufe, 64 Sensoren und Aktoren in einer Linie miteinander kommunizieren zu lassen und schaffe über die Kopplung von bis zu zwölf Linien zu einem Bereich und darüber hinaus durch die Vernetzung von bis zu 15 Bereichskopplern die Verbindung von 11500 Geräten untereinander.


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