IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 3/1998, Seite 70 ff.
REPORT
Eine gute Lösung
Fernüberwachung mit Faxmodul schafft Kundennähe
Albrecht Fehlig
Hat die Firma Werner Heizungs- und Klimatechnik einen Installationsauftrag ausgeführt, wird die Sache nicht einfach abgehakt und vergessen. Beide, Ersteller und Anlagentechnik bleiben weiterhin in bester Verbindung. Die neuen oder sanierten Heizzentralen melden sich sogar ganz automatisch per Telefax direkt im Büro des Stuttgarter Handwerksbetriebes.
So einfach kann Fernüberwachen sein: Auf Kundenwunsch erweitert die Firma Werner das eingesetzte Mikroprozessor-Regelsystem MCR 200 um ein Faxmodul MCR 200-Fax, und schon ist es kommunikationsfähig. Selbstwählmodem und Telefonnetz schaffen die Verbindung. Die Vorteile liegen auf der Hand: "In zeitlichen Abständen informiert uns ein Statusfax über Temperaturen, Mischerstellungen, Betriebszustände usw. Wir sehen dann, ob die Anlage einwandfrei funktioniert oder ob sich Unstimmigkeiten eingeschlichen haben", erklärt Firmeninhaber Dipl.-Ing. Jürgen Werner den Sinn und Zweck.
Aufbau und Funktionsschema des MCR 200 Fax/Sprache. |
Erkennt das Regelsystem gravierende Unregelmäßigkeiten, meldet es sich sogar ganz spontan per Störfax: "Anhand des Störmeldeprotokolls mit definierter Störmeldung können wir der Sache gleich auf den Grund gehen und, wenn es eilt, sofort einen Monteur losschicken", zeigt Werner auf, wie vorteilhaft sich mit Fernüberwachung das Kundendienstangebot verbessern läßt. So kann es sein, daß die Monteure den Fehler schon behoben haben, bevor ihn der Kunde überhaupt bemerkt.
Fernwirken mit MCR 200 Sprache - Die Heizung lernt telefonierenFaxen kann die Heizung schon. Künftig wird man mit ihr auch telefonieren können. Und zwar durch Einsatz des neuen Alarmsystems MCR 200 Fax/Sprache. Der Dialog erfolgt seitens der Regelungstechnik über Sprachausgabe und seitens des Anrufers per Tonwahl bzw. Fernabfragegerät. Wer anruft, wird etwa so begrüßt: "Willkommen bei Ihrem Regelsystem. Ihr System arbeitet fehlerfrei. Die Außentemperatur beträgt ..." Und wer dann das richtige Paßwort eingibt, kann tiefer einsteigen und im Dialog zum Beispiel Betriebsarten ändern, Sollwerte einstellen oder die Fax- und Cityruf-Funktionen beeinflussen. Die Telefaxe mit den Störmeldeprotokollen lassen sich nicht nur von den zwei programmierten Faxadressen empfangen, sondern bei Abruf einmalig von jedem Faxgerät - ein entscheidender Vorteil, wenn die Servicebereitschaft unterwegs ist. |
Intelligente Wächter
Schnelles Reagieren kann nicht nur unangenehme und vielleicht sogar teuere Ausfälle verhindern, sondern auch vor überhöhtem Energieverbrauch schützen. Ein Beispiel: Bei der Konzeption einer Heizungsanlage in einem Neubaugebiet mit acht Wohnblocks und rund 200 Wohnungen in Stuttgart Stammheim wurde auf möglichst geringen Energieverbrauch und möglichst hohe Energienutzung geachtet. Brennwerttechnik kommt ebenso zur Anwendung wie eine bedarfsgeführte Wärmeerzeugung und -verteilung.
Es liegt auf der Hand, daß hier nur mikroprozessorgesteuerte Regelungstechnik den Anforderungen gerecht werden kann. Eingesetzt wird ein zentraler Kesselfolgeregler MCR 200-71 und mehrere Heizkreisregler MCR 200-41 als Unterstationen in den Wohnblocks. Die Kommunikation untereinander geschieht per Datenbus: "Mit den MCR 200 lassen sich komplexe Verknüpfungen der Anlagenfunktionen programmieren und feinfühlige Regelungen realisieren, wie sie konventionell kaum möglich wären", preist Werner die Mikrotechnologie.
Hat stets einen guten Draht zur Anlagentechnik vor Ort dank Faxmodul MCR 200 Fax - Dipl.-Ing. Jürgen Werner. |
Die zwei Brenner gehen nur in Betrieb, wenn Heizwärme oder warmes Wasser in den Wohnblocks angefordert wird. Und auch dabei wird schonend vorgegangen: Je nach Anforderung regelt die Mikroprozessortechnik stufenlos die Leistung. Erst bei hohem Bedarf wird der zweite Brenner stufenweise zugeschaltet.
Die elektronische Intelligenz sorgt auch dafür, daß sich die Kessel zwecks gleichmäßiger Auslastung ab und zu ablösen und ihre Rollen als "Kessel 1" und "Kessel 2" vertauschen, sie regelt die Kesselrücklauftemperatur sowie Fernwärme- und Vorlaufpumpen und steuert die Abgas-Wärmerückgewinnung. Damit dabei alles optimal abläuft, errechnet der Mikroprozessor aus Vorlauf-, Rücklauf-, Kessel-, Brauchwasser- und Außentemperatur, aus Sollwert- und Zeitvorgaben usw. immer die bestmöglichen Einstellungen.
Ein Störprotokoll mit definierter Störmeldung und allen wichtigen Anlagedaten hilft bei der schnellen Fehleranalyse.
Definierte Störmeldungen
Damit unentdeckte Fehler diese Bemühungen nicht zunichte machen können - "ständig dampfende Kessel oder laufende Pumpen können viel Energie vernichten", so Werner - werden die Betriebsdaten zyklisch und Störmeldungen ereignisbezogen über das Faxmodul MCR 200 Fax automatisch übertragen. So ein Störfax geht nicht nur bei Brenner- oder Pumpenstörungen raus, sondern auch bei gravierenden Temperaturabweichungen, die durch Soll-/Istwert-Vergleiche entdeckt werden oder zum Beispiel bei Störmeldung aus der Sicherheitskette, die sich auf einen der freien Meldeeingänge aufschalten läßt: "Je mehr Informationen wir haben, desto besser läßt sich der Fehler einkreisen und desto gezielter kann der Kundendienstmonteur vorgehen", erklärt dazu Werner.
Direkt am Draht
Die Störfaxe des MCR 200-Fax, das den Telefaxeingang übrigens auch per Eurosignal melden kann, lassen sich an zwei beliebige Telefaxgeräte senden. Es müssen nur Faxnummern und Zeitpunkte für Statusfaxe programmiert werden. Ist ein Anschluß belegt, erfolgt Wahlwiederholung. An das MCR 200-Fax kann zudem direkt ein serieller Drucker angeschlossen werden.
Stör- oder Statusfaxe müssen aber nicht immer ins Büro des Handwerkers übertragen werden. So wurde die Heizungsanlage in Stuttgart-Stammheim inzwischen von einer Betreibergesellschaft übernommen, die nun auch die Fernüberwachung bei sich aufschalten läßt.
Direkt am Draht der Firma Werner hängt zum Beispiel der Wohnpark Solitude in Stuttgart-Weilimdorf mit drei großen Wohnblocks und rund 300 Wohneinheiten. Die Anfang der 70er Jahre installierte Heizungsanlage wurde gründlich saniert und mit dem Mikroprozessor-Regelsystem MCR 200 auch regelungstechnisch auf den Stand der Technik gebracht.
Ein weiteres Beispiel ist eine modernisierte Heizzentrale mit Kesselregler und vier Unterstationen einer Wohnanlage in Gärtringen bei Stuttgart. Sie versorgt ca. 100 Wohnungen in Wohnblocks und Einfamilienhäusern. Auch für die Eigentümergemeinschaften dieser Anlage war es keine Frage, ihre Heizung fernüberwachen zu lassen.
Bei Störungen kann Jürgen Werner sofort reagieren. Statusfaxe werden geprüft und abgelegt. |
Kunden überzeugen
Dabei ist es gar nicht so einfach, den Betreibern von Heizungsanlagen den Sinn einer Fernüberwachung näherzubringen. Obwohl die Vorteile überzeugen müßten:
- Ständige Überwachung der Anlagentechnik,
- bei Störung schnelle Fehlerbehebung,
- mehr Sicherheit, man denke an Frostschutz leerstehender Gebäude,
- Komfort durch Ferneinschaltung, wie es zum Beispiel das neue MCR 200 Sprache ermöglicht,
um nur die wichtigsten zu nennen. Hinzu kommt, daß sich die Fernüberwachung auch bei den Hausmeisterkosten positiv auswirken kann.
Damit die Anlagenbetreiber die Vorteile kennenlernen und sich positiv für eine Fernüberwachung entscheiden können, versucht die Firma Werner schon in der Auftragsphase die Entscheider in Gesprächen zu überzeugen. Unter anderem nutzte sie auch schon mal eine öffentliche Werbeveranstaltung mit Beratern von Honeywell Centra und lud dazu potentielle Kunden ein.
Große Wärmemengen, komplexe Regelungen, optimaler Energieeinsatz - sensible Heizungsanlagen sollten selbstverständlich fernüberwacht werden. |
Fernwärme überwachen
Aber nicht nur im Großen ist die Fernüberwachung sinnvoll. Die Firma Werner stellte in jüngster Zeit viele Wohnhäuser mit 10 oder 15 Wohnungen auf Fernwärme um und setzt dabei ebenfalls die Mikroprozessor-Regelsysteme MCR 200 ein, allerdings meist ohne Faxmodul: "Gerade auch bei Fernwärme-Heizzentralen, die das ganze Jahr über kaum mal inspiziert werden, ließe sich per Fernüberwachung die technische Betreuung verbessern", betont Werner.
Aber die einmalige Investition scheuen doch noch manche Betreiber und nicht selten scheitere es schon alleine an der Mitbenutzung eines Telefonanschlusses, "obwohl die anfallenden Gebühren kaum der Rede wert sind." Werner deutet auch an, wie der Handwerksbetrieb von der Fernüberwachung profitieren kann: "Wir können nicht nur unseren Kunden eine zeitgemäße Überwachung bieten, die Wartungsverträge rationeller gestalten, sondern erreichen auch eine bessere Kundenbindung."
Günstiger Einstieg
Entscheidend für die Firma Werner war, daß sich für das Mikroprozessorsystem MCR 200 universell im Heizungs-, insbesondere auch für Nah- und Fernwärme und im Lüftungsbereich einsetzen läßt. Erste Anlagen wurden zusammen mit Honeywell Centra geplant und ausgeführt und heute ist man bei der Firma Werner absolut fit für moderne Regelungstechnik.
Was die Fernüberwachung betrifft, boten sich auf dem Markt unterschiedliche Systeme an bis hin zur Leitstellentechnik. Aber so hoch hinaus wollte man nicht: "Ich kann mit meinem 10-Mann-Betrieb keine Leitwarte rund um die Uhr betreiben und muß bei den von uns betreuten Anlagen auch nicht Fernwirken", relativiert Werner. Die Lösung per Fax ist ihm gerade recht: "Sie ist einfach, übersichtlich, ich brauche keinen extra PC, keine teure Software, und sie erfüllt die Anforderungen unserer Kunden voll und ganz."
(B i l d e r : Honeywell, Centra Regelungstechnik, Schönaich)
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