IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 3/1998, Seite 17 ff.
VERBÄNDE AKTUELL |
Thüringen
Handwerk und Erdgas - für die UmweltErdgasfachtagung und Delegiertenversammlung in Arnstadt |
Im Brauhaushotel in Arnstadt fand am 28. November 1997 eine Gasfachtagung und Delegiertenversammlung statt. Veranstalter waren der Fachverband Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Thüringen, die Erdgasversorgungsgesellschaft Thüringen-Sachsen mbH und der Initiativkreis Erdgas & Umwelt. Unter dem Titel "Haus-Energie-Umwelt" wurde über die Thematik der Umweltentlastung und Energieeinsparung mit modernen Erdgasgeräten referiert und diskutiert. Im Anschluß führte der Fachverband am 29. November seine Delegiertenversammlung durch.
Um den Fachleuten aus den Bereichen SHK-Handwerk, Versorgungsunternehmen und Schornsteinfegerhandwerk des Landes Thüringen eine umfassende Information über den Energieträger Erdgas zu vermitteln, referierten Fachleute der Industrie, der Gasversorger und des Handwerks auf dieser Tagung zum Thema Erdgas.
Landesinnungsmeister Dietrich Roese eröffnete die Veranstaltung mit den Worten: "Handwerk und Erdgas sind verläßliche Partner und dieser Energieträger ist weiter auf dem Vormarsch." Um allerdings die notwendige Kompetenz zu erhalten und technisch auf dem laufenden zu sein, seien intensive Schulungen unverzichtbar.
Energie und Umwelt
Hoffnungen auf positive Auswirkungen durch die weitere Verschärfung der BImschV ab Januar 1998 zerstreute Horst Korte, Initiativkreis Erdgas & Umwelt, denn schon vor zwölf Jahren habe man emissionsarme Techniken einbauen können und es gebe außerdem entsprechende Übergangsfristen, die zumindest in den Ostgebieten keinen Nachholbedarf verursachten, da hier bereits neueste Technik eingebaut wurde.
Die Abnahme der Bautätigkeit stimmt bedenklich. Sie ist aber immer noch erheblich über dem Niveau des Jahres 1990. Horst Korte, Initiativkreis Erdgas & Umwelt, erläuterte die Zahlen. |
Korte sieht in diesem Zusammenhang nur die Möglichkeit über die "CO2-Politik", durch eine Eigenverpflichtung, entsprechenden Umrüstbedarf zu beschleunigen. Strom wird nach Meinung des Referenten aufgrund der kapitalgebundenen Kosten eine gute Chance haben.
Da die Förderprogramme zu CO2-Reduzierung fortgesetzt würden, sehe er aber gute Möglichkeiten auf den "Stand der Technik", der Brennwerttechnik, umzurüsten. Bis 1999 rechne er damit, daß "jedes zweite neue Gerät ein Brennwertgerät" sei.
Diese Ausführungen ergänzte Referent Rolf Egger, Viessmann Werke, der feststellte, daß im Oktober 1997 bereits ein Drittel aller Gasgeräte mit Brennwerttechnik ausgestattet waren. Die Energiesparverordnung zur CO2-Reduzierung bedeute in der Umsetzung ein QHa von 30 -70 kWh/(m2a). Dies führe zu einem Erdgasverbrauch von etwa 700 m3/a für ein Einfamilienhaus mit 100 m2 Wohnfläche. Entscheidender Faktor bei den Niedrigenergiestandards sei die Warmwasserversorgung. Ein ausgeglichenes Verhältnis beim Energiebedarf zwischen Heizung und Warmwasser liege rechnerisch bei einem Sechs-familienhaus mit jeweils etwa 20 kWh.
Nachdem Landesinnungsmeister Dietrich Roese, rechts, die Fachtagung eröffnet hatte, übernahm Dietmar Schmidt, Vorsitzender des Landesinstallateuraus-schusses Thüringen, die Tagungsleitung.
Dirk Gante; Junkers Bosch, erläuterte den Teilnehmern die Einflüsse der Be- und Entlüftungsanlagen auf das Raumklima. Bei der Kostenrechnung führte er aus, daß eine Anlage mit kontrollierter Wohnraumlüftung und Wärmerückgewinnung etwa 10000,- bis 12000,- DM koste. Diese Investition könne innerhalb von acht Jahren mit höchstens 8000,- DM gegengerechnet werden.
Als Technischer Innungswart des Landesinnungsverbandes der Schornsteinfeger referierte Matthias Jensch zu dem kontroversen Thema "Kennzeichnung von Bauprodukten hinsichtlich der neuen Feuerungsverordnung". "Kannst Du über Argumente nicht überzeugen, verwirre sie," war sein einleitender Satz zur Brandschutzproblematik. In den Richtlinien fehle die Basis für die Bewertung des Materials für den "F 30 Schacht". Um eine Abgasanlage regelgerecht einzubauen, schlage man eine Brücke, die da laute: "L 30 Schacht ist gleicher Standard wie F 30." Zur Problematik der bauartgeprüften Gasfeuerstätte wies Jensch eindringlich auf die Beachtung der Einbauvorschriften der Hersteller hin.
Geben Sie Gas
Diesen Spruch konnte man bei der Besichtigung des Omnibusbetriebshofes Arnstadt getrost wörtlich nehmen, denn der nachmittägliche Schwerpunkt sollte den SHK-Fachleuten das erdgasbetriebene Fahrzeug näherbringen.
Auch am Nachmittag wurde die Tagung von zahlreichen Teilnehmern zum Thema Brennwerttechnik besucht. |
Schon bei der Fahrt zum Standort wurde ein Erdgas-Bus eingesetzt. Vor Ort konnten sich die Interessierten umfassend über die neue Technologie informieren. Betriebsfahrzeuge der Stadtwerke Gotha mit entsprechender Umrüstung und die Schnellbetankungsanlage wurden intensiv besichtigt. Erdgas liegt auch hier im Trend und so war es nicht verwunderlich, daß die Teilnehmer sich bis in technische Einzelheiten sachkundig machten. Bei der etwa zweiminütigen Betankung eines "Golfs" wurden erste Erfahrungen mit der Erdgastechnologie ausgetauscht. Mit 250 km Reichweite (bei 200 bar Befüllung) kommt der Nutzer schon in praxisgerechte Bereiche. Wer will, kann diese Betankung auch durch eine Hausstation durchführen, die über Nacht den Tank wieder mit Energie der "umweltgerechten Art" füllt, denn die Schadstoffwerte sind deutlich geringer als bei Benzin- und Dieselfahrzeugen.
Die Kosten:
- Hausstation etwa 10000,- DM,
- Umrüstung Fahrzeug etwa 9000,- DM,
- Energiepreis: 1,- DM/kg - entspricht einem Benzinpreis von 0,67 DM/l. (Dieser Preis ist aufgrund einer Steuervergünstigung, der bis zum Jahr 2001 gilt, möglich.)
Das Tankstellennetz befindet sich zur Zeit im Aufbau, so daß in zahlreichen Regionen in Kürze mit einer entsprechenden Versorgung gerechnet werden kann. Informationen hierzu bekommen Sie über ihre Gasversorger. Aktuell werden über 2100 Fahrzeuge in Deutschland erdgasbetrieben.
"Wie kommt denn die Energie in den Tank?" Der Komplettfüllvorgang beantwortete diese Frage. Ein Mitarbeiter der Stadtwerke Gotha GmbH führte es an einem "Stördienst-Golf" vor. Gerade einmal zwei Minuten vergingen, um den Tank mit 200 bar "Erdgas-Power" zu füllen. Und "Gas geben", weitere 250 Stördienstkilometer! |
Brennwert und BHKW
Der Veranstaltungstag wurde fortgesetzt von Kai-Uwe Gang, Brötje, der zum Thema "Modernisierung von Altanlagen mit Brennwerttechnik" sprach. Er plädierte für den Einsatz der Brennwertgeräte bei einer Umstellung, wobei, wie auch bei Heizwertkesseln, die Schornsteinsanierung nicht vergessen werden sollte. Zum Punkt Kondensat merkte er an, daß es zumindest bis zu Anlagen mit einer Leistung von 25 kW keine Auflagen mehr zur Einleitung in die Kanalisation gebe.
Ralf Wismach, Buderus, erläuterte den Einsatz eines Blockheizkraftwerks (BHKW). Zur Zeit seien etwa 6000 Geräte in 3500 Anlagen im Einsatz. Wichtig bei der Entscheidung sei, daß ein BHKW nicht den Kessel ersetzen könne, sondern ihn ergänzen soll. Ein BHKW sei eine Verbrennungsmotoranlage, "sie ist keine Feuerungsanlage, daher gelten auch diese Richtlinien nicht." Als Daumenregel für die Vorplanung nannte er:
- spezifischer Gaspreis zu spezifischem Strompreis mindestens 5 : 1,
- gleichzeitiger Betrieb für Strom und Heizung 4000 Std./a,
- Grundlast 10 - 25%.
Delegiertenversammlung
Landesinnungsmeister Dietrich Roese eröffnete die Delegiertenversammlung am 29. November 1997. Er sah den Jahresabschluß in einem düsteren Bild, denn die Entwicklung sei negativ verlaufen und daher forderte er die Innungsmitglieder auf: "Rücken wir endlich näher zusammen, um nicht länger Spielball der Manipulationen zu sein." Der Trend in der Vergabepraxis zeige eine Degradierung hin zum Schrauber und das könne und dürfe nicht hingenommen werden.
Ing. Eberhard Ledig, links und Dipl.-Ing. Hans Poetschner scheiden aus Altersgründen aus ihren Ämtern aus und erhielten als Anerkennung ihrer engagierten langjährigen Arbeit für den Verband die "Ehrenurkunde des Fachverbandes Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Thüringen" durch LIM Roese.
Die öffentliche Hand entledige sich durch die Vergabe der Aufträge an GU’s ihrer Aufgabe und Verantwortung. Dies führe zu einem Kampf zwischen "David und Goliath". In zahlreichen Fällen werden die Handwerksbetriebe nur noch als Dienstleister eingesetzt, so könne es nicht weitergehen. Nun müsse die Politik dafür sorgen, daß auch 1998 noch ausgebildet werden könne.
Geschäftsführer Heinz Bohnstädt schilderte die Auswirkungen der wirtschaftlichen Talfahrt aus Sicht des Verbandes. Die Entwicklung habe deutliche Spuren für die Mitgliedsbetriebe und die gesamte Berufsorganisation.
Problempunkte:
- Auftragsdecke werde immer kleiner, die Unternehmen würden über Gebühr gefordert und dies behindere die Wahrnehmung ehrenamtlicher Aufgaben.
- Unternehmen stehen immer mehr unter finanziellem Druck und stellen die Mitgliedschaft in Frage.
- Abnahme der Mitglieder durch hohe Zahl an Insolvenzen.
In echter Brauhausatmosphäre und bei bester Stimmung präsentierten sich die neu- und wiedergewählten Mitglieder der Fachausschüsse. (v.l.n.r.) Bettina Leidi, Ernst Otto, Andreas Oxfort, Rainer Rudolph, Robert Emmerlich und Ullrich Kössel. |
Bei der Vorbereitung von Veranstaltungen bot der Geschäftsführer an, neue Wege zu gehen. Er forderte die Obermeister auf, Vorschläge zu unterbreiten. Aufgrund der Auswertung des Jahres 1997 zeige sich: "Wie im täglichen Geschäft müssen auch wir genau unsere Zielgruppen analysieren und ansprechen." Ein Problem des Verbandes sei, daß Beschlüsse der Delegiertenversammlung nicht immer entsprechend umgesetzt würden, hier nannte er die Mitgliedsbeiträge.
Bohnstädt erläuterte die Aktivitäten des Verbandes beim ZVSHK, den Wirtschaftsverbänden, dem Thüringer Handwerkstag, den politischen Vereinigungen, den Ministerien und nannte die feste Zusammenarbeit mit den Fachverbänden Ost.
Weiteres wichtiges Thema sei die Wahrnehmung der Tarifhoheit, denn es werde angestrebt für alle Bundesländer Ost, einschließlich der Innung Berlin, einen einheitlichen Manteltarif zu vereinbaren.
"Marketing" sieht Bohnstädt auch als wichtiges Schulungsthema für 1998, "denn bei der Zahl der tätigen Betriebe wird der Bestand haben, der sich am besten - nicht am billigsten - verkaufen kann."
Haustechnik ’98 |
Weitere Themen der Versammlung waren die Berichte der Landesfachgruppenleiter und die Neuwahlen der Fachausschüsse. Nachfolgend die neuen Mitglieder:
Fachausschuß Vorsitzende
- Sanitärtechnik, Bernd Otto, Innung Erfurt
- Zentralheizungs- und Lüftungstechnik, Ullrich Kössel, Innung Weimarer Land
- Klempnertechnik, Jörg Salzmer, Innung Nordhausen
- Kachelofenbauer, wird noch gewählt
- Bildung, Andreas Oxfort, Innung Erfurt
- Betriebswirtschaft, Bettina Leidi, Innung Erfurt
- Tarif, Rainer Rudolph, (spätere Neuwahl) Innung Schmalkalden Meiningen
- Rechnungsprüfung, Robert Emmerlich, Innung Gera
Haustechnik ’98
Um den Anforderungen anhaltender Sanierungs- und Renovierungsarbeiten gerade in den neuen Ländern gerecht zu werden, bietet die Haustechnik ’98, Fachaustellung für Gebäudetechnik, Wärme, Klima und Sanitär, vom 4. bis 7. Juni 1998, Messe Erfurt, die Möglichkeit, Produkte, Neuentwicklungen und Dienstleistungen dem Publikum zu präsentieren.
Auf dem Messegelände in Erfurt mit einer Hallenkapazität von rund 20000 m2 und 15000 m2 Freifläche, bietet die Messegesellschaft ein organisiertes Umfeld für die regionale Ausstellung, auf der sich das Handwerk fachkompetent dem Architekten, Ingenieur, Bauträger und Endverbraucher präsentieren kann. Initiator dieser Ausstellung ist der Verband der Wirtschaft Thüringens e.V., bei dem der Fachverband SHK Thüringen Mitglied ist.
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