IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 2/1998, Seite 60 ff.


KLEMPNERTECHNIK


Dachgauben in Metall geschützt und gestaltet

Dorothee Witteler-M. und Friedolin Behning*

Handwerklich mit Metall gedeckte und bekleidete Dachgauben sind in zunehmendem Maße gefragt, unabhängig von der Art der Dachdeckung. Nach den Fachregeln - meist in Falztechnik - ausgeführt, haben Metallarbeiten an Dachgauben daher einen bedeutenden Anteil bei den Klempnerarbeiten. Im folgenden Beitrag stellen die Autoren unterschiedliche Gaubenformen vor und behandeln Einzelheiten der Ausführung aus klempnertechnischer Sicht.

Bild 1: Schöner Wohnen mit Dachgauben: Konstruktionselement und Stilmittel, ausgeführt vom Klempner.

Licht, Luft und Raum

Dachgauben in all ihren verschiedenen Bauformen und Ausführungsarten dienen in erster Linie der Belichtung und Belüftung von im Dachgeschoß liegenden Wohn- und Nutzräumen. Sie sind nicht nur in städtischen Ballungsräumen, sondern auch in ländlichen Wohngebieten ein immer beliebter werdendes Mittel, zusätzliche Wohnmöglichkeiten im Bereich eines Dachgeschosses zu erschließen. Dem planenden Architekten bietet sich darüber hinaus mit der Anordnung von Dachgauben ein breites Spektrum an Gestaltungsmöglichkeiten.

Bild 2: Auch oder gerade im Metalldach fügen sich diese wohlproportionierten Gauben harmonisch in das Gesamtbild ein.

Dachgauben: altbewährt - neu interpretiert

Das Schaffen von Wohnraum im Dachgeschoß ist - wie man vielleicht vermuten könnte - nicht ausschließlich eine Forderung unserer Zeit, bedingt durch den ständig wachsenden Bedarf an Wohnungen. Denn diese Forderung wurde bereits vor gut 300 Jahren von keinem Geringeren als dem französischen Baumeister Jules Hardouin-Mansart (1646 - 1708) gestellt und erfüllt. Das nach ihm benannte Mansarddach bietet durch seinen steil geneigten unteren Bereich eine effizientere Raumnutzung mit mehr "Kopfhöhe", ohne oder nur mit geringen Schrägen im Raum. Ergänzt mit dazu passenden Gauben und Ausbauten ist es auch heute noch eine von vielen Möglichkeiten, ein Dachgeschoß optimal für Wohnzwecke zu nutzen.

Aber was Mansart als Architekt Ludwigs des 14. für Wohnzwecke favorisierte, findet sich schon früher in anderen Ländern. Zum Beispiel bei mittelalterlichen Großdächern von Feudal-, Sakral- oder auch Speichergebäuden: Dachluken, ornamentverzierte Lukarnen oder Schleppgauben.

Wie auch immer Dachgauben realisiert werden, sie verändern die Dachlandschaft, schaffen neue Perspektiven. Der Publizist Gerhard Ullmann schreibt dazu in db 8/91: "In die recht eintönige Dachlandschaft der Großstädte ist Bewegung gekommen: Das Dach, der Aufmerksamkeit der Passanten oft entzogen, zeigt, daß es außer kontemplativer Dichterromantik und vitaler Künstlerboheme noch Raum für schöpferische Kräfte der Architekten bietet. Über den Dächern wohnt wieder die Freiheit, und der so häufig beschworene Einklang mit der Architektur ist ein glücklicher Sonderfall. Ein emotionsbeladenes deutsches Thema, aber auch ein Versuch, den Wohnnotstand der Großstadt wenigstens partiell zu beheben." [1].


Bilder 3 und 3a: Keine Frage der Größe: Gauben von "ganz klein" bis "oversized" beleben die Dachlandschaft.

Alles Formsache ?

So vielfältig wie die Dachformen sind auch die Möglichkeiten, Dachgauben zu konzipieren und auszuführen. Von der kleinen Gaube im Satteldach eines Siedlungshäuschens bis hin zur Reihengaube mit durchlaufendem Fensterband bei städtischer Wohnbebauung, von der simplen Pultdachgaube bis zum aufwendig gestalteten, großen Dachaufbau als Rund-, Spitz- oder Walmdachgaube.

Sowohl nach dem Bauvolumen als auch mit ihrem architektonischen Erscheinungsbild gliedern Gauben, Erkerüberdachungen und Zwerchgiebel den Dachbereich auf besondere Weise. Nicht selten werden sie mit Dachloggien, überdeckten Austritten oder individuellen Mini-Balkonen kombiniert.

Eine sehr ausgeprägte Betonung von senkrechten Fassadenelementen, wie Lisenenfelder oder Lichtbänder, kann in den Dachbereich übernommen werden, wenn Gauben in der Flucht der Außenwand den oberen Abschluß - zum Beispiel in Form von Rundgauben - bilden. Beliebt sind derartige Lösungen auch bei Eckhäusern, als deutliche Akzentuierung des Bauwerks.

Bild 4: Die Rundgaube, ein Thema mit Variationen. Beim Einsatz vorgefertigter und -gerundeter Scharen (Service-Profile) wird Arbeitszeit gespart und ein gleichmäßiges Erscheinungsbild erreicht.

Metallbekleidete Gauben im Umfeld unterschiedlicher Deckwerkstoffe

Der Trend, Gauben mit Metall zu decken und zu bekleiden ist nicht auf einen einheitlichen Deckwerkstoff für das Dach begrenzt. Vielmehr erstreckt er sich auf die gängigen Materialien, wie zum Beispiel Ziegel, Betondachsteine, Biber, Schiefer und last not least auch auf Metallbedachungen. Das heißt, wir finden in Metall gestaltete und geschützte Gauben praktisch auf allen herkömmlichen Dächern.

Verfechter der "Reinen Lehre" und Ästheten mit einem Hang zur "Materialechtheit" werden spätestens hier Protest anmelden und Bedenken äußern. Sie plädieren für das Dach aus "einem Guß", bei dem selbstverständlich die Gauben im gleichen Material wie das ganze Dach auszuführen sind. Natürlich wird dies, etwa beim Schieferdach und bei metallgedeckten Dächern in aller Regel der Fall sein. Aber die Praxis beweist auch, wie reizvoll ein gezielter Materialmix in diesem Kontext sein kann. Und was spricht letztlich gegen eine metallbekleidete, sorgfältig in Falztechnik gestaltete Dachgaube im Umfeld naturroter oder dunkel engobierter Ziegel?

Wie die Abbildungen dieses Beitrages zeigen, harmonieren vor allem die Oberflächen von mattgrau "vorbewittertem" Titanzink mit den anderen gebräuchlichen Deckwerkstoffen bestens. Oft sind ja außer den Gauben auch weitere Partien im Dachbereich in Metall gestaltet. Denken wir beispielsweise an die Abdeckungen von Brandmauern, Giebeln und Ortgängen, an Dachentwässerung und Attika-Einfassungen. Das bedeutet, wenn der Handwerker Metall in Klempnertechnik gezielt einsetzt, schafft er in Abstimmung mit dem Architekten ein funktionssicheres Bauwerk, welches auch in gestalterischer Hinsicht zufriedenstellt.

Bild 5: Erkerförmige Vorbauten gehen in großformatige Zwerchhäuser über: eine raumschaffende Maßnahme, die die Variabilität von Dachgauben deutlich macht. Ein Detail am Rande, die Attikablende (ebenfalls in Falztechnik) wurde in die "Ortgänge" integriert.

Unterkonstruktion, Aufbau

Wenn wir einmal davon ausgehen, daß jede Dachgaube nichts anderes ist, als ein mehr oder weniger kleines Dach, wird klar, daß ihr konstruktiver Aufbau dem des Hauptdaches entspricht oder ihm zumindest sehr nahe kommt. Auch die Dachgaube muß ja alle Forderungen an Wetterschutz, Beständigkeit, WSVO- und regelkonforme Ausführung erfüllen.

Da unser Thema die in Metall ausgeführte Gaube ist, sind die Fachregeln für Metallbedachungen anzuwenden, unabhängig wie nun das eigentliche Dach gedeckt ist. In die Baurealität übertragen heißt dies, daß wir in den meisten Fällen einen zimmermannsmäßigen Aufbau, bestehend aus der hölzernen Pfosten/Riegel-Unterkonstruktion haben. Die Sparren (oder andere Hölzer) werden mittels Auswechslung, entsprechend der vorgesehenen Gaubenform, aus der Neigungsebene des Hauptdaches herausgeführt und so der zu erstellende "Gaubenkörper" geschaffen.

Zur Aufnahme der metallenen Dachhaut ist eine vollflächige, nagelhaftende Unterkonstruktion erforderlich. Diese wird traditionell als Vollholz-Schalung, mindestens 24 mm dick, ausgeführt. Objektbezogen kommen gelegentlich auch Baufurniersperrholz oder mineralisch gebundene Spanplatten (Beispiel "Duripanel") zur Anwendung.

Fordert der Architekt für die Gauben den klassischen, zweischaligen, durch- bzw. hinterlüfteten Aufbau, muß dies bereits bei der Ausführung der Zimmermannskonstruktion berücksichtigt werden, um feldweise durchlaufende Luftschichten zwischen Oberkante Wärmedämmung und Unterkante Holzschalung zu erreichen. Größerformatige Gauben mit Dachneigungen über 10 ° können dann auch einen eigenen Lüftungsfirst erhalten. Gute Erfahrungen bei der Durchlüftung von Gauben werden auch mit einer Zuluftführung über den Ortgangbereich (Querlüftung) gemacht, wobei Lüftungsraum für die einströmende Luft in Richtung Ortgang - Kehle geschaffen werden muß [2].

Ist aus baukonstruktiven Gründen eine Belüftung der metallgedeckten Gaubenkonstruktion nicht oder nur mit unvertretbar hohem Aufwand durchführbar, kann auch gezielt eine nicht belüftete Ausführung gewählt werden. Wichtigstes Kriterium hierbei ist die Vermeidung jedes Feuchteeintrags, was - ebenfalls wie beim durchlüfteten Aufbau - die Anordnung einer fugenlos angearbeiteten Dampf- und Windsperre (sd M 2 m) unterhalb der Wärmedämmung erfordert. Eine zusätzliche Maßnahme, die seit einigen Jahren mit Erfolg praktiziert wird, ist das Aufbringen von unverrottbaren Strukturmatten unterhalb der Metalldeckung, die zum einen eine Art Notablaufebene für eventuell eindringende Leckage-Nässe bilden und andererseits durch ihre "räumliche" Beschaffenheit dazu bestens geeignet sind, besonders auch bei niedrigen Dachneigungen. Diese Maßnahme ersetzt herkömmliche Trennlagen unter dem Metall und sorgt gleichzeitig für eine vollwertige, regensichere Unterdeckung.

Weitere Vorteile ergeben sich aus den schalldämmenden Eigenschaften der neuen Strukturmatten. Darüber hinaus schätzen Praktiker, daß die Nagelköpfe im Bereich der Haften "verdeckt" sind und sich nicht unter der Metalldachhaut abzeichnen. Je nach Dachaufbau kommt eine spezielle Variante zur Anwendung: im Normalfall (durchlüftetes Dach) der Typ "Sepa-Sec", beim unbelüfteten Dach der hochdiffusionsoffene Typ "Permo-Sec".

Manchmal werden Dachgauben auch in Massivbauweise (Mauerwerk/Gasbeton o.ä.) errichtet. Zur Aufnahme der metallischen Bekleidung und Deckung wird dann auf Abstandshölzern oder Z-Profilen die erforderliche Holzschalung aufgebracht. Hinsichtlich Dampfsperre und Strukturmatte gelten die gleichen Kriterien wie vor.

Metall als Deckung und Bekleidung für Gauben

Wie schon eingangs bemerkt, entspricht die metallgedeckte und -bekleidete Dachgaube konstruktiv in praktisch allen Punkten einem kleinformatigen Metalldach. Daraus folgt, daß die klempnertechnisch auszuführenden Arbeiten im Bereich von Seitenwangen, Fensterfronten, Gaubendach sowie allen Anschlüssen und Übergängen entsprechend den Richtlinien für die Ausführung von Metallbedachungen [3] vorzunehmen sind.

Das Einbinden in die Deckung des Hauptdaches erfolgt wie bei vergleichbaren Dachdurchbrüchen, abhängig von Deckart und -material. Besondere Sorgfalt erfordern die Anschlüsse, die regensicher unter die seitlich und oberhalb verlaufende Dachziegel- oder Schieferdeckung geführt werden. Unterhalb des Fensters, an der Frontseite, überdeckt das Fensteranschlußprofil einschließlich der anzuformenden, obligatorischen Bleischürze die oberste Reihe der Dachziegel etwa zur Hälfte. Deckung und Bekleidung der jeweiligen Dach- und Wandflächen werden in Doppel- oder Winkelstehfalztechnik hergestellt. Wirtschaftlich und verarbeitungstechnisch vorteilhaft ist die Verwendung von werksseitig vorgefertigten Scharen (Rheinzink-Service-Profile), zum Beispiel bei Rundgauben, aber auch für andere Ausführungsarten.

Zur detaillierten Vorbereitung und mängelfreien Ausführung von Metallarbeiten an Dachgauben werden für interessierte Planer und ausführende Bauklempner umfassende technische Unterlagen von Rheinzink zur Verfügung gestellt [4]. Einige der hauptsächlich vorkommenden Ausführungsarten und Dachaufbauten sind aus den Zeichnungen ersichtlich. Die Vielfalt möglicher Gaubenformen und deren praktische Ausführung zeigen die Fotos.

Zusammenfassung

Am großen Spektrum der Metallverarbeitung in Klempnertechnik hat die Ausführung von Dachgauben inzwischen beachtlichen Anteil. Mit ihren zahlreichen Ausführungsarten und Formvarianten sind Deckungen und Bekleidungen von Gauben auch fachtechnisch reizvolle Aufgaben. Bauherren und Nutzern bieten Dachgauben neben einem deutlichen Plus an Wohnwert und Raumgewinn den besonderen Reiz, weit über Häuser, Dächer, Plätze und Straßen hinweg zu blicken. Auf den schlichten Nutzwert reduziert, bleibt anzumerken, daß metallgedeckte Dachgauben außer attraktiver "Optik" für lange Zeit gegen die Unbilden der Witterung geschützt sind und keiner besonderen Wartung bedürfen.


* Die Autoren sind Mitarbeiter der Rheinzink GmbH, Datteln


L i t e r a t u r :

[1] -db- deutsche bauzeitung 8/91, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart

[2] Rheinzink - Anwendung in der Architektur, Rheinzink GmbH, Datteln, 8/93

[3] Fachregeln des Klempner-Handwerks, ZVSHK, St. Augustin, 9/94

[4] Themen- und objektbezogenes Fachschrifttum, Leistungsbeschreibungen, Details Rheinzink GmbH, Datteln


F o t o s :   Werkbilder Rheinzink


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