IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 2/1998, Seite 3
EDITORIAL
Aktion statt ReaktionDetlev Knecht |
Thermische Solaranlagen erfreuen sich einer weiter steigenden Beliebtheit in der Bevölkerung. Wachstumsraten von jährlich 25 bis 30% werden für dieses und für die kommenden Jahre prognostiziert. Ersten Schätzungen nach wurden 1997 in Deutschland über 400.000 m2 Sonnenkollektoren installiert; insgesamt sind somit etwa 2,2 Mio. m2 in Betrieb.
Damit wäre ja alles in bester Ordnung. Doch weit gefehlt. Denn: 12% aller neu geschaffenen Wohnungen werden mit einer Solaranlage ausgerüstet. Dies ist zwar verhältnismäßig viel, aber noch nicht am Limit dessen, was möglich wäre. Neben Herstellern und Interessensgruppen in der Solarbranche ist auch der einzelne SHK-Betrieb aufgefordert, weitere Nachfrage zu schaffen. Anzeigen in der regionalen Tagespresse, Veranstaltung eines Solartages für Endkunden, das direkte Ansprechen beim Kundengespräch (denn oftmals besteht ein Informationsdefizit), der Hinweis auf Fördermittel und das für Endkunden erstellte Infomaterial der Komponentenhersteller sind nur einige Beispiele aus dem großen Fundus.
Eine weitere Möglichkeit der Marktstimulierung ist vielleicht dadurch zu erreichen, daß man die Erkenntnisse aus dem Vorgehen in den Niederlanden auf den hiesigen Raum überträgt: Im Nachbarland nämlich arbeiten Industrie, Energieversorgungsunternehmen und Installationsbetriebe sehr eng zusammen und bearbeiten gemeinsam den Markt. Außerdem betreibt die Regierung eine aktive Energiepolitik mit dem Ziel, den nationalen Energieverbrauch drastisch zu senken. Die Bildung eines Arbeitsausschusses innerhalb der im Verband zusammengeschlossenen Handwerksbetriebe tun ihr übriges.
Ganz wichtig über allen Bemühungen hinweg jedoch ist die Glaubwürdigkeit dem Kunden gegenüber. Dies wird am besten mit einer mustergültigen Solaranlage auf dem eigenen Firmendach demonstriert, die von einer vorzeigbaren Anlagentechnik in der Heizzentrale ergänzt wird.
Dennoch: Die Wirtschaftlichkeit einer thermischen Solaranlage, bezogen auf die Investitions- und Folgekosten, läßt sich nur sehr schwer nachweisen. Daher wäre es grundfalsch, die Argumentation pro Solar darauf aufzubauen. Jeder, der Solaranlagen vermarkten möchte, muß wissen: Hauptargument für den Kauf einer Solaranlage ist nicht die Wirtschaftlichkeit, sondern das Umweltbewußtsein des Kunden. Darauf muß die Argumentation aufbauen! Jeder Quadratmeter Kollektorfläche zur Warmwasserbereitung erspart der Umwelt 55 kg CO2 (bei Substitution zu Erdgas) und 80 kg CO2 (bei Substitution zu Erdöl) im Jahr. Bei einer Gesamtfläche von 6 m2 entlastet der Bauherr die Umwelt mit 330/500 kg Kohlendioxid im Jahr. Auf die Nutzungsdauer von rund 25 Jahren hochgerechnet entspricht dies 8 bzw. 12 t. Gewichtige Argumente.
Ein weiterer, für Solaranlagen sprechender Punkt liefert die Antwort auf die Frage: Wie sieht die Bilanz aus, wenn man die Summe aller Energien für den Bau, den Betrieb und die Entsorgung einer Solaranlage mit der "gewonnenen" Energie vergleicht. Unabhängige Wissenschaftler haben festgestellt, daß bei der Brauchwassererwärmung - je nach Anlagentyp und gewähltem Kollektor - eine energetische Amortisationszeit von 0,6 bis 3,5 Jahren eintritt, so daß wegen der nachfolgenden über 20jährigen Betriebszeit eine deutlich positive Energiebilanz aufgestellt werden kann.
Das in diesem Heft von der Redaktion der IKZ-HAUSTECHNIK initiierte SOLAR-SPECIAL soll dem Fachmann helfen, einen neuen Geschäftsbereich zu entdecken oder auszuweiten, indem er (weitere) Nachfrage in seinem Einzugsgebiet schafft. Denn Solaranlagen gehören in die Hände von Fachleuten. Nur wer sich den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft stellt und auf sie zugeht, statt darauf zu warten, was da kommen möge, wird die erste Geige spielen. Aktion statt Reaktion bestimmt das geschäftliche Leben!
Sinn und Zweck dieses SPECIALS ist es, dem Fachmann eine Plattform zu bieten, auf die er aufbauen kann. Auf den Seiten 37 bis 59 in diesem Heft, ergänzt vom 2. Teil in der kommenden Ausgabe, findet er die Informationen, die er nach seinem Wissensstand benötigt.
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