125 Jahre IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 24/1997, Seite 22 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


Sachsen-Anhalt


Verbandstag in Magdeburg

und Fachtagung Erdgas und Handwerk

Am 23. und 24. Oktober 1997 veranstaltete der Fachverband Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Klempnertechnik Sachsen-Anhalt seinen 2. Verbandstag sowie gemeinsam mit der Verbundnetz Gas AG Leipzig und den örtlichen Gasversorgungsunternehmen in Magdeburg eine Fachtagung "Erdgas und Handwerk in Sachsen-Anhalt".

Dr. Hans-Michael Dimanski eröffnete den ersten Teil der Veranstaltung im Hotel Herrenkrug in Magdeburg und begrüßte die Anwesenden. Kurz erläuterte der Geschäftsführer den Programmablauf und lud die Teilnehmer für den Abend zur Einweihungsfeier der neuen Geschäftsstelle ein.

Strahlend präsentierte sich das Team um Dr. Dimanski vor dem Tagungshaus Herrenkrug.

Fahnenweihe

Traditionen des "ehrbaren Handwerks" werden auch in Sachsen-Anhalt sehr geschätzt und so war der erste festliche Programmpunkt die Fahnenweihe der neuen Fahne der Innung Wanzleben.

Innungsobermeister Eberhard Funke, Innung Braunschweig, hielt die Festrede zur Fahnenweihe. In seiner Ansprache hob Funke die traditionelle Bedeutung der Fahnenweihe hervor. Den Beruf des Klempners zeichnete er aus historischer Sicht. Funke erläuterte:

"Die Bedeutung des Wortes liegt im klappernden Klingen des verhältnismäßig leichten Werkstoffes, - in den Geräuschen bei seiner Verarbeitung und dem Tönen der vielen aus den verschiedenen Blechen geschaffenen Gegenstände. Klempener, Klempner, Klempenerer, Klemptner, Klemperer und Klempfener sind die meist in Niederdeutschland, aber auch in Sachsen und Thüringen gebräuchlichen Wortformen, denen das Wort Klampfe = Gitarre eng verwandt erscheint. Die vorzügliche Süddeutsche Berufsbezeichnung Spengler mag einen Hinweis auf einen der vielen Wachstumswege des Handwerks über andere Gewerbe enthalten. Andere Wörter für das Klempnerhandwerk sind Blechschmied, Blechschläger, Fleschner, Laternenmacher und Beckenschläger."

Dr. Hans-Michael Dimanski und Eberhard Funke während des festlichen Akts der Fahnenweihe: "Altes, geweihtes Tuch zu neuem sich geselle, auf daß die Symbolkraft sich erneut vermehre! Mit dem Wasser der Elbe, die uns seit Jahrhunderten begleitet, weihen wir nun die Fahne unserer Innung aus Wanzleben!"

Unternehmensnachfolge

Seminarleiterin Katharina Wolf-Wolters, IBF-Institut für Betriebsführung AG, Basel, erläuterte in einem sehr ausführlichen und detailreichen Referat die Möglichkeiten der Unternehmen, die Nachfolge zu regeln.

Sie führte aus: "Jeder Unternehmer, der seine Firmen- und Vermögensnachfolge plant oder konkret regelt, steht vor großen Schwierigkeiten: Bei diesem Thema gilt es nämlich, wirtschaftliche, rechtliche und steuerliche Gesichtspunkte in einem optimalen Gesamtkonzept zu vernetzen. Unser Intensiv-Seminar "Unternehmensnachfolge" erläutert die verschiedenen Schritte, die zum individuellen "Richtigen Gesamtkonzept" führen. Es verdeutlicht die Risiken und Möglichkeiten, die mit jedem einzelnen Schritt verbunden sind. Dazu: Praxiserprobte Lösungsansätze für Einzelprobleme. Und vor allem: bewährte und brandaktuelle Steuerspartips, z.B. zum neuen Schenkungs- und Erbschaftsteuergesetz."

Katharina Wolf-Wolters öffnete einigen Tagungsteilnehmern die Augen und erläuterte den Innungsmitgliedern die ungeahnten Möglichkeiten bei steuerlich "vorbeugenden Maßnahmen".

Die Referentin gliederte ihren Vortrag in die "Fünf Bausteine zur optimalen Unternehmensnachfolge", die da sind:
- Nachfolge und Unternehmensbewertung,
- Zivilrechtliche Rahmenbedingungen,
- Schenkung- und Erbschaftsteuer-Sparchancen,
- Ertragssteuer - Chancen und Risiken,
- Unternehmensform.

Frau Wolf-Wolters hatte ihre "Bausteine" wohl geordnet und überzeugte schon während ihres Vortrags einige Unternehmer von der Notwendigkeit, die Nachfolgeregelung aus rechtlicher und steuerlicher Sicht zu überdenken. Als hilfreiche Unterstützung konnten die Teilnehmer eine 53seitige Broschüre als Arbeitsunterlage mit in den Betrieb nehmen, um dort die Anregungen der Referentin nochmals in Ruhe durchzuarbeiten.

Einweihung

Mit einem "Bus-Trip" durch Magdeburg ging es am Abend zur offiziellen Einweihungsfeier zum neu errichteten GTZH, Gründungs- und Technologietransferzentrum Handwerk, in dem die Geschäftsstelle des Fachverbandes ihr neues Domizil bezogen hat, siehe IKZ-HAUSTECHNIK 22/97.

Erdgastagung

Die Tagung bot ca. 100 Teilnehmern ein interessantes Fachprogramm zu Themen der Erdgasverwendung. Zur gleichen Zeit nahmen die Meisterfrauen ein von der IKK mitorganisiertes, abwechslungsreiches Damenprogramm wahr. Die Tagung schloß mit einem unterhaltsamen Abendprogramm im "Hotel Herrenkrug" in Magdeburg.

LIM Joachim Eulenstein, links und Dr. Hans-Michael Dimanski bei der Abschlußbesprechung vor Beginn der Tagung mit dem Schwerpunkt "Erdgas und Handwerk".

Dr. Hans-Michael Dimanski, Geschäftsführer FV SHK Sachsen-Anhalt, eröffnete die Tagung. Dimanski ging auf die gegenwärtige wirtschaftliche Situation der Unternehmen der SHK-Branche in Sachsen-Anhalt ein und bezeichnete sie als kompliziert. Er analysierte die Entwicklung der SHK-Branche nach 1990 bis heute im Bundesland Sachsen-Anhalt und würdigte die Zusammenarbeit mit der Erdgasbranche, die auch ihren Ausdruck in einer 2. derartigen Gemeinschaftsveranstaltung in Sachsen-Anhalt fand.

Das SHK-Handwerk ist u.a. heute besonders bei der Ausbildung von Lehrlingen gefragt, sollte sich stärker auf Dienstleistungen orientieren, versuchen mehr Wartungsverträge abzuschließen und sich neuen Tätigkeitsfeldern, wie den Wärmedienstleistungen zuwenden. Das organisierte Handwerk wird auch weiterhin im Wettbewerb gute Chancen haben.

Der Direktor für Kundendienst der Verbundnetz Gas AG, Dipl.-Ing. M. Scheibe, informierte über den Erdgaseinsatz auf dem Wärmemarkt in der BRD und speziell im Bundesland Sachsen-Anhalt. Die Gaswirtschaft in Ostdeutschland könne auf eine außerordentlich erfolgreiche Entwicklung seit der politischen Wende zurückblicken. Mit dem Aufbau einer modernen, effizienten und flächendeckenden Erdgasversorgung sei ein echtes Aufbauwerk Ost als Gemeinschaftsarbeit von Handwerk-Gaswirtschaft und Geräteindustrie für den Kunden vollbracht worden. "Erdgas ist in den letzten sechs Jahren zum erfolgreichsten Energieträger am ostdeutschen Erdgasmarkt geworden;" so Scheibe. Mehr als die Hälfte aller Wohnungen werde bereits auf Erdgasbasis beheizt, entweder mit einer Erdgasdirektheizung oder mit Fernwärme aus Erdgas.

Mit der neuen Initiative "ErdgasRuf" will Manfred Scheibe, Verbundnetz Gas AG, eine Offerte an den Endkunden unterbreiten. Dieses kundenfreundliche Servicesystem ist in enger Zusammenarbeit mit dem Fachverband entstanden und soll zum Nutzen des Energieversorgers und des Handwerks die Kundenzufriedenheit erhöhen.

Der Erdgasverbrauch in Ostdeutschland verzeichne in den letzten Jahren zweistellige Zuwachsraten und werde in Zukunft weiter wachsen. Diese erfreuliche Entwicklung treffe im gleichen Maße für das Land Sachsen-Anhalt zu (siehe Diagramm 1 und 2). Der Aufbau einer modernen Gaswirtschaft sei auch ein wichtiger Standortfaktor und schaffe Arbeitsplätze, besonders im mittelständischen Bereich und im Handwerk. Stillstand sei nicht angesagt; deutlich mehr als in der Vergangenheit werde aktive Kundenpflege und Kundenberatung genauso gefragt sein wie das Erschließen neuer Einsatzfelder für Erdgas. Als Beitrag dazu wird die Verbundnetz Gas AG u.a. einen zentralen Erdgasservice "ErdgasRuf" als Ansprechpartner für den Kunden und die Marktpartner, rund um die Uhr erreichbar, einrichten. In dieser Frage gebe es enge Zusammenarbeit mit dem Fachverband.

Die Verbundnetz Gas AG fördere in außerordentlicher Weise den Erdgaseinsatz in Verbrennungsmotoren. Eine hohe Kundenorientierung, ein gut funktionierendes System der Arbeit mit den Marktpartnern und die große Akzeptanz habe dem Erdgas zu einer Spitzenposition auf dem Wärmemarkt verholfen, den es weiter auszubauen gelte. Die Verbundnetz Gas AG gehe in ihren Prognosen davon aus, daß im Jahre 2000 in mehr als 40% der Wohnungen direkt mit Erdgas geheizt werde und weitere 21% Fernwärme beziehen würden, die aus Erdgas gewonnen werde. Erdgas werde dann etwa 30% des ostdeutschen Primärenergieverbrauches decken.

Prof. Kurth, erläuterte die Vorzüge einer zentralen Gasversorgung mit Flüssiggas, als Vorstufe für den später folgenden Erdgasanschluß.

Prof. Dr. K. Kurth, Ingenieurbüro - Prof. Klaus Kurth GmbH Freital, trug über die Möglichkeiten der Vorversorgung künftiger Erdgasabnehmer mit Flüssiggas vor. Dort wo Erdgas heute vor Ort noch nicht verfügbar ist, aber in absehbarer Zeit eine Erschließung bevorsteht, verwirklichen Erdgasversorger zielgerichtet eine Vorversorgung mit Flüssiggas. Aufgabe des SHK-Handwerkes dabei ist es, eine Erdgasanlage im Gebäude zu errichten, die auch den Ansprüchen der Technischen Regeln Flüssiggas (TRF 96) entspricht. Wird so vorgegangen, ist die Gasanlage im Gebäude mit geringem Aufwand von Flüssiggas auf Erdgas umstellbar. Auf den erdgas-report 1/96 der Verbundnetz Gas AG "Zentrale Gasversorgung mit Flüssiggas - bevor Erdgas kommt" wurde verwiesen.

Dipl.-Ing. W. Lütz vom Ministerium für Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt unternahm erfolgreich den Versuch, die Teilnehmer der Tagung über die Regularien des Vergabewesens zu informieren. Die unstrittig nicht einfach durchsichtige Gesetzgebung auf diesem Gebiet wird für das Handwerk durch die Einführung von EG-Richtlinien in das innerdeutsche Recht nicht offensichtlicher. Lütz forderte das Handwerk unabhängig von den öffentlichen Hürden im öffentlichen Vergabewesen auf, sich daran weiterhin mit Konsequenz zu beteiligen.

Erdgasfahrzeuge sind im Kommen und fanden auch in den Tagungspausen reges Interesse.

Dipl.-Ing. B. Strobel, Buderus Haustechnik GmbH, erläuterte anhand von Fällen aus der Praxis wesentliche Neuerungen der Technischen Regeln Gasinstallation-TRGI 86/96 - in Verbindung mit der Feuerungsverordnung. Bei der Auslegung von Vorschriften bieten auch die Kundendienste der Herstellerbetriebe dem Handwerk Unterstützung an.

"Dies ist das Zeichen der Wahl, Sanitär-Heizung-Klima." Dr. Dimanski, rechts und Frank Uhlig stellten uns das neue Leasingfahrzeug für die SHK-Betriebe vor. Auch das sind Vorteile durch eine Mitgliedschaft in den Innungen und für ein starkes Handwerk in Sachsen-Anhalt.

Dipl.-Ing. F. Brödner, Leiter der DVGW-Prüfstelle für Gasgeräte der DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH Leipzig, kommentierte die Erfordernisse der notwendigen Kennzeichnung von Gasgeräten auf dem Typschild als eine Voraussetzung für die Installation durch das Fachhandwerk in Deutschland. Die EG-Gasgeräterichtlinie verlangt die CE-Kennzeichnung für Geräte, die ab 1. Januar 1996 in Verkehr gebracht werden. Die Besonderheiten für die jeweiligen Bestimmungsländer, in denen das Gasgerät installiert wird, sind zu beachten. Für die BRD als geeigneter gelten Geräte, bei denen auf dem Typschild außer dem CE-Zeichen noch das Bestimmungsland Deutschland, durch "DE" ausgedrückt, zu finden ist. Eine weitere Voraussetzung ist das Vorliegen einer deutschsprachigen Montage-, Bedienungs- und Wartungsanleitung. Im Zweifelsfall bietet die Leipziger DVGW-Prüfstelle dem Handwerk Klärung an.

Dr. G. Wieschebrink, Abteilungsleiter Kundendienst, Verbundnetz Gas AG Leipzig, erläuterte wesentliche Gesichtspunkte der gegenwärtig gültigen heizungsrelevanten Verordnungen, wie 1. Verordnung zum Bundesimmissionsschutzgesetz, Wärmeschutzverordnung und Heizungsanlagenverordnung und informierte über die zu erwartende Energiesparverordnung 2000. Speziell stellte Wieschebrink einen Gesamtkostenvergleich für verschieden modernisierte mehrgeschossige Wohngebäude vor. Es wurden zur Heizungs- und Trinkwassererwärmung unterschiedliche Systeme und Energieträger verglichen. Dabei sind komplexe Erdgaslösungen stets kostengünstiger als Systeme, wo Elektroenergie zur Warmwasserbereitung und Gas nur zur Heizung eingesetzt wurde. Entsprechende Unterlagen einer Studie sind bei der Verbundnetz Gas AG Leipzig beziehbar.

Dipl.-Ing. Backe, Senertec GmbH, Schweinfurt, stellte die von diesem Unternehmen hergestellten Block-Heizkraftwerke kleiner Leistung vor. Aufbau, Funktion, Installation, Einsatzgebiete und Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen wurden betrachtet. Senertec ist am weiteren Ausbau seines Vertriebsnetzes, auch in Sachsen-Anhalt interessiert.

Ein abwechslungsreiches Damenprogramm, als auch die gemeinsame Abendveranstaltung, rundeten den Gesamteindruck einer gelungenen Gemeinschaftsveranstaltung Erdgas und Handwerk ab.


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