125 Jahre IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 23/1997, Seite 68 f.



Finanzierung, Leasing, Miete

Ein Nutzfahrzeug zahlt man nicht aus der Portokasse. In aller Regel ist hier eine Finanzierung gefragt. Doch welche paßt zu Ihrem Unternehmen? Neben der klassischen Bankfinanzierung sollten Sie abwägen, ob Leasing oder Miete in Frage kommen.

Von einem Handwerksunternehmer kann man nicht erwarten, daß er Meister in der Beherrschung der Finanzen ist. Er sollte sich aber durchaus im klaren darüber sein, daß man ungeahnt viel Geld dadurch verlieren kann, wenn man sich auf ungünstige Rahmenbedingungen bei der finanziellen Unterstützung durch Dritte einläßt. Deshalb an dieser Stelle ein paar grundsätzliche Dinge, die man wissen sollte. Unternehmensberater bemängeln, daß häufig die Ursache für Liquiditätsschwierigkeiten darin liegt, daß die Finanzierungskonditionen nicht individuell auf die Belange des Betriebes zugeschnitten sind.

Die Möglichkeiten im einzelnen:

Der Bankkredit

Die falsche Kreditlaufzeit wird hierbei als folgenschwerster Fehler gesehen. Sie muß nämlich immer der wirtschaftlichen Nutzungsdauer der damit finanzierten Sache entsprechen.

Ein Beispiel: Soll ein Nutzfahrzeug über vier oder fünf Jahre seinen Dienst im Unternehmen tun, muß der Kredit ebenso lange laufen. Eine kürzere Laufzeit kann Liquiditätsprobleme bringen, weil die Raten zu hoch sind, um sie aus laufenden Erlösen zu zahlen. Würde der Vertrag dagegen zu lange laufen, zahlen Sie womöglich immer noch, obwohl das Fahrzeug ersetzt worden ist (die Option der vorzeitigen Ablöse ist meist nicht gegeben, wenn sie nicht vereinbart ist!). Laufzeiten können ein Jahr sein (gilt als kurzfristig), bis vier Jahre sein (mittelfristig) oder über mehr als vier Jahre (langfristig) abgeschlossen werden.

Dem Zinssatz kommt eine elementare Bedeutung zu. Wer als Unternehmer hier nur mit seiner Hausbank über einen Kredit verhandelt, statt sich z.B. auch mit innovativen Leasing- und Mietkonzepten anderer auseinanderzusetzen, kann leicht etliche Scheine mehr als nötig zahlen. Die zinsgünstigste ist dabei aber längst nicht die brauchbarste Lösung. Ein Diskontkredit mit nur wenigen Monaten Laufzeit ist hier völlig ungeeignet. Zur Finanzierung von Nutzfahrzeugen mit entsprechend langen Laufzeiten unterscheidet man bei der Kreditfinanzierung grundsätzlich zwischen Bank- und Anschaffungsdarlehen.

Das Bankdarlehen wird in der Regel zur Finanzierung von Investitionen im Anlagevermögen gewährt. Die Laufzeit für ein Nutzfahrzeug beträgt meist zwischen 4 und 8 Jahren. Rückzahlungsmöglichkeiten bestehen als

- Tilgungsdarlehen (mehrere, immer gleiche Raten pro Jahr)

- Annuitätendarlehen (steigende Tilgungsraten)

- endfälliges Darlehen in einer Summe.

Als Sicherheit für die Bank kann die Übereignung des Fahrzeugs vereinbart sein, aber auch Grundschulden oder Hypotheken. Doch sollten diese Sicherheiten ggf. wichtigeren Investitionen vorbehalten bleiben. Für Bankdarlehen werden meist durchschnittlich günstige Zinssätze geboten, doch wichtig ist natürlich der effektive Jahreszins, damit Sie beurteilen können, ob noch Bearbeitungsgebühren, Disagio und diverse Verwaltungskosten aufgeschlagen werden. Das Bankdarlehen hat den Vorteil, daß man den Zinssatz entsprechend der Laufzeit einiger Jahre festschreiben kann.

Achtung: Eine außerplanmäßige Rückzahlungsmöglichkeit vereinbaren, sonst besteht keine Ausstiegsmöglichkeit.

Den Anschaffungskredit (Laufzeit bis 60 Monate) gewähren die Geldinstitute für längerlebige Wirtschaftsgüter, dazu zählen auch Pkw oder Lkw. Die Bank behält sich zur Sicherheit das Eigentumsrecht vor. Der Zinssatz ist (auf hohem Niveau) festgeschrieben, eine Bearbeitungsgebühr ist üblich. Ebenso fallen bei einem Kredit Steuern an: Für 50% der Fremdkapitalzinsen ist Gewerbeertragssteuer zu zahlen.

Leasing

Stetig steigend ist der Anteil dieser Sonderform der Finanzierung. Es gibt die unterschiedlichsten Leasingvertragsarten: Teil- und Vollamortisationsverträge mit und ohne Andienungsrecht, Mobilien- oder Immobilienleasing und vieles mehr.

Hierbei kauft üblicherweise das Leasingunternehmen das Fahrzeug (evtl. mit Werkstatteinrichtung) und vermietet es gegen Raten an den Betreiber weiter. Bei Vertragsende nimmt die Leasinggesellschaft das Fahrzeug zwecks Weiterverwertung zurück, wenn keine (evtl. von der Bank finanzierte) Kaufoption oder eine Anschlußmiete vereinbart wurden. Beim Vergleich von Leasingkonditionen gegenüber Bankzinsen darf man steuerliche Auswirkungen nicht außer acht lassen, denn Leasingraten dürfen Sie sofort absetzen, beim Kredit sind Steuern fällig.

Weitere Vorteile sind darin begründet, daß man mit festen Raten kalkulieren kann, keine Sicherheiten zu stellen sind und kein Eigenkapital nötig ist. In der Firmenbilanz einer kleinen GmbH tauchen Leasingvereinbarungen nicht auf. Als Minus muß man anmerken, daß die Laufzeit eines solchen Vertrages nicht vorzeitig gelöst werden kann oder völlig unattraktiv ist. Auch von Fördermitteln ist diese Bereitstellung auf Zeit ausgenommen.

Miete

Über die üblichen Leasing-Leistungen hinaus geht der Langzeit-Mietvertrag. Hier übernehmen einige Vermieter Dienste (gegen entsprechend hohe Miete versteht sich!), die beim Leasing üblicherweise zu Lasten des Betreibers gehen. Dazu kann z.B. das Ausfallrisiko gehören, so daß binnen Stunden ein Ersatz bereitgestellt wird. Ein weiterer Vorteil: Die Höhe der Miete ändert sich nicht unkalkulierbar während des vereinbarten Zeitraums, der bis zu 10 Jahre betragen kann.

Behandelt der Mieter das Fahrzeug vertragsgemäß, sind keine weiteren Forderungen zu erwarten - beim Leasing kann das aber durchaus der Fall sein, wenn ein offener Full-Service-Vertrag oder ein Finanzleasing mit Restwertabrechnung vereinbart wurde.

Mietverträge kommen zum einen von großen Vermietern wie Avis, Hertz oder Sixt, in letzter Zeit aber auch von Autohäusern und Werkstattausrüstern, die entsprechende Rundumpakete u.a. für Handwerker schnüren.

Fazit

Die Entscheidung kann dem Unternehmer nicht abgenommen werden, ob er seinen Fuhrpark kauft, least oder mietet. Ganz individuelle Aspekte müssen bedacht sein, denn was nützen günstigste Konditionen zu langen Laufzeiten, wenn etwa die Auftragslage aufgrund der regionalen Gegebenheiten in eine ungewisse Zukunft weist? Verlagert man das Risiko der Bereitstellung von Werkzeug und Wagen auf andere Dienstleister, so will das alles ebenfalls monatlich bezahlt werden.

Bevor Sie also als Handwerker einem Finanzexperten gegenübersitzen, sollten Sie sich eine "Was-ist-wenn-Liste" zusammenstellen, um auf Unwägbarkeiten in der täglichen Praxis Antworten zu bekommen.

 


Zum Profi in Sachen Leasing oder Auto-Kosten kann man sich weiterbilden, wenn man die beiden Fachbücher studiert, die im ADAC-Verlag, München, erschienen sind. Auf über 250 Seiten ist z.B. aufgeführt, wie die vertraglichen Bedingungen zwischen Leasinggeber, -nehmer und Lieferant aussehen, welche Störfälle vorkommen können und was bei einem Unfall zu tun ist (Preis: DM 52,-).

Kostenberechnungen zu 288 betrieblich genutzten Pkw finden Sie u.a. auf rund 175 Seiten des anderen Ratgebers, der dazu ausführliche Angaben zu Nutzungsmöglichkeiten, Besteuerung und Veräußerung macht (Preis: DM 62,-; Bezugsquelle: ADAC-Geschäftsstelle oder Buchhandel).

 


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