125 Jahre IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 19/1997, Seite 67 ff.
INTERVIEW
Vorwandinstallationssysteme
Schallschutz, Brandschutz, Marktpotentiale
Vorwandinstallationssysteme stehen beim Endkunden hoch im Kurs. Aber auch dem Sanitärinstallateur bieten sie Vorteile: sei es in der Montage oder in dem zusätzlichen Arbeitsbereich. IKZ-HAUSTECHNIK-Redakteur Detlev Knecht sprach mit Helmut Gerlhof, Produktmanager bei DAL - Georg Rost & Söhne, über das Heute und die Zukunft dieser besonderen Montagetechnik.
IKZ-HAUSTECHNIK: Vorwandinstallationssysteme hat man, wie der Name schon sagt, als Vor-Wand-Installationstechnik - besonders beim WC - kennengelernt. Inzwischen gibt es sie für den Waschtisch, das Urinal und Bidet als raumhohe und freistehende Elemente. Sogar als Raumtrennwand sind sie einzusetzen; wie sieht es hier mit dem Schallschutz aus? Welche Maßnahmen sind gegen zu laute Geräusche aus dem Bad zu treffen?
Gerlhof: Der Schallschutz fängt bereits mit der Grundrißplanung an. Sanitärräume sollten nicht direkt neben, über oder unter schutzbedürftigen Räumen wie Schlafzimmer, Wohnzimmer, Kinderzimmer usw. angeordnet werden. Außerdem sollten bei der Badplanung "laute" Objekte, beispielhaft genannt seien hier Bade- und Duschwannen, nicht an Wohnungstrennwänden angeordnet sein. Optimaler Schallschutz im Sinne der DIN 4109 an Wohnungstrennwänden ist aus Gewährleistungs- und Preisgründen vorzugsweise mit einem trockenverkleideten Vorwandinstallationssystem, z.B. DAL-RAPID S, sicherzustellen. Werkseitig sind diese Produkte mit Armaturen der Armaturengruppe I ausgestattet. Die Armaturenhalterungen für die Montage von Eckventilen oder AP-/UP-Armaturen sind schallentkoppelt befestigt.
Die Zu- und Abflußleitungen können problemlos im Elementbereich ohne Kontakt zum Baukörper verlegt werden. Aufwendige Rohrisolierungen entfallen dadurch.
Die DIN 4109 fordert für einschalige Wände mit Wasserinstallation ein Gewicht von mindestens 220 kg/m2. Auch leichtere Wände, wie sie bei der Verwendung von Trockenbautechnologie zwangsläufig entstehen, dürfen sich in bezug auf die Geräuschübertragung nicht ungünstiger verhalten. Das gilt auch für Raumtrennwände, insbesondere Leichtbauständerwände, die seit mehreren Jahrzehnten eingesetzt werden. Einige Vorwandsystemhersteller bieten hierfür Baukomponenten an, die im Prinzip mit Leichtbauständerwänden vergleichbar sind. DAL hat bereits vor einigen Jahren von der amtlichen Material-Prüfanstalt für Bauwesen, beim Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz der TU Braunschweig, kurz IBMB genannt, Wandkonstruktionen hinsichtlich ihrer schalldämmenden Eigenschaften in puncto Luftschalldämmung und Körperschalldämmung prüfen lassen. Die ermittelten Werte waren in allen Fällen erheblich besser als die Forderungen der DIN 4109. Der Untersuchungsbericht ist auszugsweise in der Broschüre DAL-RAPID S veröffentlicht. In schalltechnisch sensiblen Bereichen sollten nur geprüfte Wandkonstruktionen eingesetzt werden.
In schalltechnisch sensiblen Bereichen sollten nur geprüfte Wandkonstruktionen eingesetzt werden
IKZ-HAUSTECHNIK: Ihr Vorwandinstallationssystem Rapid S erfüllt die Schallschutzanforderungen nach DIN 4109, die maximal 35 dB (A) zuläßt. Wieviel schafft Ihres tatsächlich?
Gerlhof: Wie bereits angesprochen, sind die ermittelten Werte erheblich besser, als von der DIN 4109 eingefordert. Die vom IBMB ermittelten Meßergebnisse liegen in Abhängigkeit von den jeweiligen Aufbauten zwischen 15 db (A) und 20 db (A).
IKZ-HAUSTECHNIK: In Verbindung mit einer gefliesten Wand ist beim Wand-WC und Wand-Bidet, Ihren technischen Unterlagen zufolge, ein Schallschutzset erforderlich. Demnach müßte es zum Lieferumfang des Rapid-Elements gehören. Oder kann der Handwerker dennoch darauf verzichten, weil die Schallschutz-DIN eingehalten wird?
Gerlhof: In der DIN 4109 wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß einzelne, kurzzeitige Spitzen, die beim Betätigen von Armaturen und Geräten entstehen, nicht berücksichtigt werden. Darunter fallen auch die sogenannten Nutzergeräusche, die z.B. beim Schließen des WC-Deckels oder durch Spureinlauf usw. entstehen. Mit dem DAL-Schallschutzset können diese zweifellos für Mitbewohner lästigen Geräusche wirkungsvoll vermindert werden. Sollten die sogenannten Nutzergeräusche zukünftig innerhalb der DIN 4109 berücksichtigt werden, wird auch bei DAL ein Schallschutzset zum Lieferumfang der Elementsysteme gehören.
Die Meßergebnisse liegen zwischen 15 db (A) und 20 db (A)
IKZ-HAUSTECHNIK: Kommen wir zunächst zu einem anderen Thema, dem Brandschutz. Ab welchen Gebäudetypen muß der Installateur die bauaufsichtlichen Anforderungen beachten?
Gerlhof: Eine pauschale Beantwortung dieser Frage ist aufgrund von unterschiedlichen Definitionen bezüglich Gebäude-/Geschoßhöhe innerhalb der Landesbauordnungen nicht möglich. In jedem Fall werden erhöhte Brandschutzanforderungen an innenliegende Brandwände, Installationsschächte und Öffnungen in Gebäuden mit mehr als 5 Geschossen, in Hochhäusern sowie in mehrgeschossigen Versammlungsstätten, Geschäftshäusern, Krankenhäusern und Beherbergungsbetrieben mit mehr als 60 Betten, gestellt.
IKZ-HAUSTECHNIK: Ein neues Produkt aus Ihrem Hause ist das WC-Element, das laut Brandschutzgutachten einem Feuer 90 Minuten standhält. Es kann in einschaligen Leichtbauständerwänden eingesetzt werden. Sind solche Konstruktionen überhaupt als Brandabschnittswand zulässig?
Persönliches: |
Gerlhof: Bereits 1995 hat die Firma Rigips das Prüfzeugnis für eine nicht tragende Trennwand aus Metallständerwerk und einseitiger Bekleidung mit 2 x 20 mm dicken Feuerschutzplatten erhalten.
Im Vorfeld der Produktentwicklung für DAL-RAPID mit Brandschutzset F90 haben wir die Einsatzbereiche und die bereits am Markt befindlichen Lösungen analysiert. Wir haben uns daraufhin entschlossen, DAL-RAPID mit Brandschutzset F90 in Verbindung mit einer einschaligen Schachtwand beim IBMB prüfen zu lassen. Die einschalige Schachtwand stellt eine praxisgerechte Lösung dar und ist besonders wirtschaftlich, um vor Installationsschächten Brandwände zu erstellen. Die brandschutztechnischen Anforderungen an die Wand und an DAL-RAPID sind natürlich erheblich höher, da die Elemente auf der Rückseite direkt mit Feuer beaufschlagt werden. Im Vergleich dazu werden bei Doppelständerwänden die integrierten Elemente auf der Brandseite durch eine 25 mm dicke Gipskartonplatte geschützt.
Da die Prüfanforderungen einer einschaligen Schachtwand über der einer Doppelständerwand liegt, kann DAL-RAPID gemäß Prüfzeugnis auch in zweischaligen Leichtbauständerwänden wie z.B. im Hotelbereich zur Raumtrennung eingesetzt werden.
IKZ-HAUSTECHNIK: Handelt es sich bei dem WC-Element um eine Neuentwicklung oder wurde das bekannte lediglich einer Brandschutzprüfung unterzogen?
Gerlhof: DAL-RAPID für Wand-WC mit Brandschutzset F90 wurde auf der Basis der bewährten und montagefreundlichen Elemente für Leichtbauständerwand-Installationen entwickelt. Mit den modifizierten Produkten wurden anschließend umfangreiche Montage- und Praxistests durchgeführt, um dann zum Abschluß beim IBMB die Brandschutzprüfung durchzuführen.
Mit dem DAL-Schallschutzset können lästige Geräusche wirkungsvoll vermindert werden
IKZ-HAUSTECHNIK: Je nach Ausführungsauftrag muß neben dem brandschutzgeprüften WC-Element ein Bidet, ein Urinal oder ein Waschtisch plaziert werden. Sind diese Elemente ebenfalls brandschutzsicher bis 90 Minuten?
Gerlhof: Für die Durchführung von brennbaren und nicht brennbaren Rohrleitungen durch Brandwände werden inzwischen eine Vielzahl von praxisgerechten Lösungen angeboten. Qualifizierte Hinweise, speziell zu Installationsschächten, sind aus der DIN 4102 Teil 11, zu entnehmen.
Deshalb werden wir für Bidet, Waschtisch oder Urinal keine Brandschutzprüfungen durchführen lassen.
Anders ist es bei Revisionsöffnungen von Spülkästen. Hierfür werden keine Standardlösungen, die auch die Betätigung des Spülkastens berücksichtigen, angeboten. Es besteht daher nur die Möglichkeit, auf herstellerbezogene, geprüfte Produkte, wie DAL-RAPID mit Brandschutzset F90, zurückzugreifen oder bauseitig Deckenabschottungen vorzusehen.
Der zeitgemäße Sanitärinstallateur ist längst nicht mehr der Erfüller von vorgegebenen Neubau-, Renovierungs- und Reparaturaufträgen
IKZ-HAUSTECHNIK: Kommen wir nun noch einmal auf die Installationssysteme als solche zu sprechen: Es gibt sie als Vorwandsystem, als Raumteiler und als Raumtrennwand. Wie bewerten Sie die Stellung der drei Systeme im Markt und wie werden sie sich Ihrer Meinung nach entwickeln?
Gerlhof: Aus unserer Sicht gibt bzw. wird es zukünftig drei Schwerpunkte im Bereich Vorwandinstallation geben. Zum einen auszumauernde oder zu ummauernde Elementsysteme wie DAL-UNISET.
Bei den Vorwandinstallationssystemen für Trockenverkleidung werden zukünftig Komplettsysteme mit allen notwendigen Bauteilen für die moderne Badarchitektur, dazu gehören selbstverständlich auch Raumteiler und Raumtrennwände, angeboten.
Ergänzend zu derartigen Komplettsystemen werden Vorwandinstallationssysteme für Trockenverkleidung mit eingeschränktem Produktprogramm und Basisausstattung für den Objektbereich angeboten.
IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Konsequenzen ergeben sich für den Sanitärinstallateur? Welche Empfehlung geben Sie ihm?
Gerlhof: Der zeitgemäße Sanitärinstallateur ist längst nicht mehr der Erfüller von vorgegebenen Neubau-, Renovierungs- und Reparaturaufträgen. Bauherren und Modernisierer erwarten vielmehr von ihm kreative, ganzheitliche Badkonzeptionen, die von den individuellen Wünschen und Vorstellungen des Kunden ausgehen.
Eine zukunftsorientierte Ausrichtung, die es dem Sanitärinstallateur darüber hinaus ermöglicht, auch künftig vernünftige Margen zu realisieren, ist die des kompetenten Komplettanbieters moderner Badarchitektur.
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