125 Jahre IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 19/1997, Seite 48 ff.


REPORT


Klimaanlage im Rathaus Köpenick

Multi-Split-System mit parallelem Heiz- und Kühlbetrieb

In Verwaltungsgebäuden können durch Raumanforderungen, Nutzung oder Gebäudeorientierung die Kühl- oder Heizlasten lokal sehr unterschiedlich sein. Während einige Räume eine Kühlung erfordern, besteht in anderen Bereichen gleichzeitig Heizbedarf. Im Rathaus Köpenick gewährleistet seit 1995 eine City Multi R2-Anlage den ganzjährigen parallelen Heiz- und Kühlbetrieb für besondere Räume im Erdgeschoß.

Historisches

Kaum zu glauben, daß ein 57jähriger Schuster das Rathaus von Köpenick knapp ein Jahr nach seiner Einweihung weltberühmt gemacht hat. Friedrich Wilhelm Voigt ließ - als Hauptmann verkleidet - am 16. Oktober 1906 durch Soldaten den Bürgermeister von Köpenick verhaften und nach Berlin transportieren, danach beschlagnahmte er die Stadtkasse.

Noch heute ist das Rathaus mit seinem diagonal gestellten Eckturm und vielen Stilelementen der mittelmärkischen Backsteingotik ein Zeugnis für den Repräsentationsanspruch der Köpenicker Bürgerschaft. Entworfen hat es Regierungsbaumeister Hans Schütte aus Bonn, die künstlerische Durchbildung verdankt das Bauwerk im wesentlichen dem Charlottenburger Baumeister Hugo Kinzer.

Konstante Temperatur gefordert

Im Sommer 1995 wurden im Erdgeschoß einige Büro- und Sonderräume eingerichtet. "Die sondergenutzten Räume erforderten eine konstante Temperatur und eine konstante Luftfeuchte, mußten also entsprechend ihrer neuen Nutzung klimatisiert werden", erläutert der Leiter der Heizungsabteilung beim Hochbauamt Köpenick, Klaus Stojentin, und fügt hinzu: "Alle Neuinstallationen werden bei uns unter dem Aspekt einer rationellen Energieanwendung vorgenommen." Der Ingenieur für Versorgungstechnik hatte (ausgehend von der Kühllast) die Anlage selbst berechnet und einige Betriebe für Klimatechnik aufgefordert, ein verbindliches Angebot für die Anlage abzugeben. Den Zuschlag in der beschränkten Ausschreibung erhielt die Griese GmbH, Berlin. Das mittelständische Unternehmen hatte vorgeschlagen, für die Klimatisierung eine City Multi-Anlage R2 von Mitsubishi Electric einzusetzen.

Gerhild Biermann, verantwortlich für den Bereich Klimatechnik der Griese GmbH. 

 

Klimakomfort mit nur zwei Leitungen

Diese Anlage stellt ein dezentrales, energieökonomisches, leicht nachzurüstendes System dar, das parallel heizen und kühlen kann (Bild 1). "Da die R2-Anlage für den Kältemittelkreislauf nur zwei Leitungen benötigt, war die Montage nicht nur sehr kostengünstig. Gegenüber vergleichbaren Anlagen mit drei Rohrleitungen erforderte sie auch weniger Arbeitszeit. Außerdem sind die Geräte sehr einfach zu warten", so Gerhild Biermann, verantwortlich für den Bereich Klimatechnik der Firma Griese GmbH, Berlin. Der 16 Jahre alte Betrieb hat seinen Schwerpunkt auf Service und Wartung von Klimaanlagen gelegt.

Bild 1: Kältemittelkreislauf des Multi-Split-Systems bei überwiegendem Kühlbetrieb. 

 

Flexibilität und ökonomischer Betrieb

Bei Multi-Split R2-Systemen lassen sich an ein Außengerät bis zu zehn Innengeräte unterschiedlicher Bauform und Kapazität anschließen, die zusammen von 50% bis 150% (!) der Kapazität des Außengerätes entsprechen können. Beim Rathaus beispielsweise steht der Kälteleistung aller Innengeräte von 31,9 kW eine Kälteleistung des Außengerätes von 29,1 kW gegenüber. Die Innengeräte - insgesamt acht Wandgeräte der Typen PKRY-40 und PKRY-32 - befinden sich im Erdgeschoß. Sie wurden möglichst hoch im Raum angeordnet, um gute Kühl- und Durchlüftungsergebnisse zu erzielen (Bild 2). Das Außengerät (Typ PURY-250YMA) steht nicht - wie sonst üblich - im Freien, sondern beim denkmalgeschützten Köpenicker Rathaus in einem Kellerraum (Bild 3).

Bild 2: Eines der Wandgeräte in einem Büroraum. Mit der Fernbedienung lassen sich Einzelgeräte wie Gerätegruppen effizient betreiben und steuern (Temperaturvorwahl, Timer, Selbstdiagnose). 
Bild 3: Das Außengerät steht beim denkmalgeschützten Rathaus in einem Kellerraum. Über den Kanal wird wärmebelastete Abluft ins Freie abgegeben, rechts die Zuluftöffnung mit Filter und Klappe. 

 

Hoher Energiewirkungsgrad durch intelligente Steuerung

Die Innengeräte liefern immer das gewünschte Maß an Kühlung oder Heizung. An ihren Fernbedienungen lassen sich die gewünschten Raumtemperaturen in einem Bereich von +19 bis +28°C einstellen. Je nach Bedarf pendelt dann das R2-System automatisch zwischen Kühl- oder Heizbetrieb. So konnte auch die Temperatur in den Sonderräumen auf einem sehr konstanten Niveau gehalten werden. Unter Ausnutzung der Abwärme von gekühlten Raumgruppen können in der Übergangszeit andere Räume beheizt werden. Das bringt eine zusätzliche Einsparung von rund 15% gegenüber herkömmlichen Wärmepumpen-Klimaanlagen.

Die intelligente Systemsteuerung auf der Basis von Fuzzy-Logik erfolgt auf drei selbständigen, aber untereinander abgestimmten "harmonisierten" Ebenen: dem Controller des Außengerätes, dem BC-Controller und den Controllern der Innengeräte. Konventionelle Systeme für den parallelen Heiz-/Kühlbetrieb benötigen drei Leitungen. Erst die Verwendung eines Gas-Flüssigkeits-Gemisches des Kältemittels und der Einsatz des BC-Controllers, eines steuerbaren Abzweigverteilers (Bild 1), ermöglicht bei der Serie R2 ein reines 2-Leitungs-System mit all seinen Vorzügen. Durch eine spezielle Trenneinheit im BC-Controller wird das Kältemittelgemisch getrennt und bedarfsgerecht an die Innengeräte verteilt.

Klaus Stojentin, Leiter der Heizungsabteilung beim Hochbauamt Köpenick. 

"Die Technik ist imponierend. Die R2-Anlage ist im August 1995 in Betrieb gegangen, wobei es weder im Sommer- noch im Winterbetrieb Probleme gab. Selbstverständlich wird die Anlage regelmäßig gewartet", hebt Klaus Stojentin hervor. "Auf Grund der sehr guten Erfahrungen haben wir eine weitere Anlage in einem Bürogebäude in der Grünauer Straße installieren lassen."


B i l d e r :   Mitsubishi Electric Air Conditioning, Ratingen; HS


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]