IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 10/1997, Seite 34
ZEITZEUGE AUF PAPIER
Stadtkonkurrenz!
Eine besondere "Freude" wird der Stadtmagistrat Erlangen unseren dereinst aus dem Kriege heimkehrenden Kollegen bereiten. Es ist ihm gelungen, die Zustimmung des Gemeindekollegiums dazu zu erhalten, daß das städtische Gaswerk nach dem Kriege einen Laden eröffnet und somit den selbständigen Installateuren noch mehr Konkurrenz machen kann als bisher.
Zwar haben sich die zu Hause gebliebenen Kollegen gegen diese Schädigung gewehrt, aber es ist ihnen in der betreffenden Sitzung des Gemeindekollegiums erklärt worden, daß sie eine ganz falsche Anschauung hätten, denn es werde ihnen künftig nicht schlechter, sondern besser ergehen. Sie brauchten nur bei dem Gaswerk zu kaufen, wo sie Rabatt erhalten würden, und könnten dann die Kundschaft zu gleichen Preisen bedienen.
Der Herr Gemeindevorstand betonte, daß es für die Geschäftsleute doch nur von Vorteil sei, wenn sie alle Installationsgegenstände am Platze haben könnten, dann brauchten sie nichts von auswärts zu beziehen, brauchten selbst kein Lager zu halten und kein Geld hineinzustecken.
Die Installateure sollen also, mit anderen Worten gesagt, bessere Monteure von Gaswerks Gnaden werden und auf den größten Teil ihrer Selbständigkeit verzichten. Das sind auch nette Aussichten für Handel und Industrie, denen damit der Absatz unterbunden wird. Regen werden sie sich aber erst, wenn es zu spät ist.
Von den ortsansässigen Installateuren in Erlangen ist mit Unterstützung des Verbandes selbständiger deutscher Installateure eine Beschwerde an die Königlich Bayerische Regierung von Mittelfranken gerichtet worden. Ob sie Erfolg haben wird, steht dahin, vermutlich wird wieder der Einwand mit dem "Selbstverwaltungsrecht" der Gemeinden kommen.
Erlangen steht mit solchen Maßnahmen übrigens nicht allein da, auch aus anderen Städten Deutschlands kommen ähnliche Klagen über die Verschärfung der Stadtkonkurrenz.
Es mutet deshalb geradezu ekelhaft an, wenn in den Zeitungen immer über Hilfe für den schwer leidenden Mittelstand, über Fürsorge für Krieger aus dem Mittelstand usw. gesalbadert wird.
Mit Geld oder Almosen ist dem selbständigen Gewerbetreibenden nicht gedient, Arbeit müssen sie haben!
Will man von Staats wegen dazu etwas helfen, so soll man die Konkurrenz der städtischen Betriebe beseitigen, denn sie nehmen dem selbständigen Handwerk einen großen Teil von Aufträgen Privater, mit meistens wenig schönen Mitteln, fort. Erfolgt in diese Richtung keine Abhilfe, so sehen wir voraus, daß der Gewerbestand überall bei den nächsten Landtags- oder Reichstagswahlen die Quittung mit "roten" Zetteln erteilen wird. Schade darum, besonders schade nach einer solchen gemeinsam durchlebten Zeit, aber kann man es den Leuten verdenken, daß sie ein Ende mit Schrecken dem Schrecken ohne Ende vorziehen?
(1916)
Monopolistische Staatskonkurrenz!
Konkurrenz belebt das Geschäft! Sagt man. Aber trifft das auch zu, wenn es sich dabei um ein großes Versorgungsunternehmen handelt? Im bremischen Sanitär-Heizung-Klima-Handwerk herrschte Alarmstimmung, seitdem die Stadtwerke AG Mitte 1996 ihre Absicht bekanntgegeben hatte, gemeinsam mit dem holländischen Energieversorger Edon zusätzliche, lukrative Geschäftsfelder zu erschließen.
Nach mehrmonatigen Verhandlungen scheiterte die Beteiligung der Handwerksbetriebe, die durch die Innung Bremen vertreten werden. Ein Konsens war auch nach langen politischen Rangeleien nicht herzustellen.
Ergebnis ist die Neugründung der "Service-Center der Meisterbetriebe Sanitär-Heizung-Klima" unter der Mitwirkung von 161 Betrieben aus dem Handwerk, dem Großhandel und der Industrie im Bereich Bremen und Diepholz.
Das Ziel ist, 422 Ausbildungsplätze zu erhalten, Arbeitsplätze für die Zukunft zu sichern und die qualifizierte Versorgung zu gewährleisten.
(IKZ-HAUSTECHNIK 5/1997)
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