IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 10/1997, Seite 30


ZEITZEUGE AUF PAPIER


Geschäftliches

Der Erfolg einer zweckmäßigen Prospekt-Reklame. Der scharfe Konkurrenzkampf läßt heute nicht mehr zu, auf die Kunden zu warten, die von selbst kommen, vielmehr ist es nötig, sie mit allen Mitteln herbeizuziehen. Hierzu bedarf es allerdings oftmals Anstregungen, denen der vielbeschäftigte Geschäftsmann nicht immer in dem Maße gewachsen ist, wie es im Interesse eines guten Umsatzes wünschenswert wäre. Liegt dies einmal an den starken Ansprüchen, die das Erwerbsleben an jeden Geschäftsmann stellt, so ist es häufig auch der zeitweise gutgehende Geschäftsgang, der nicht die Zeit übrig läßt, sich mit dem Werben neuer Kunden zu befassen.

(1906)


Über moderne Toiletten

Wir brüsten uns so gern mit den Errungenschaften der neuen Zeit und tatsächlich werden ja auch eine Menge freistehender Klosetts, die für viele Leute den alleinigen Begriff der modernen Toilette bilden, verkauft. Ab und an aber fallen auf diese Verhältnisse Streiflichter, die erkennen lassen, daß es in unserem deutschen Vaterlande denn doch mit den Toiletten-Verhältnissen teilweise noch recht traurig bestellt ist.

Statistische Aufnahmen in der Stadt München ergaben, daß nur für die Hälfte aller Wohnungen ein eigenes Klosett vorhanden war, 8958 Wohnungen (43,2%) waren auf gemeinsame Abortbenutzung angewiesen. In 1914 Fällen benutzten drei Wohnungen einen Abort, in 772 deren vier und in 423 sogar fünf und mehr; 231 Wohnungen benutzen den Abort gemeinsam mit gewerblichen Räumen, namentlich Gastwirtschaften.

Derartige Zustände darf man einfach als unerhört bezeichnen und nur wünschen, daß der Magistrat der Kunststadt München mit diesen Verhältnissen energisch aufräumt und alle Stadtväter, in deren Gemeinden es ähnlich aussieht, mögen das Gleiche tun. Es wird z.B. nicht leicht jemand behaupten wollen, daß die freistehenden Klosetts immer geruchloser bei der Benutzung seien, als z.B. die früheren Halb- und Vollklosetts. Das Wasserquantum, das in den modernen Töpfen enthalten ist, genügt fast nie zur Bedeckung der Exkremente und bedeutet daher für die Geruchs-Abschwächung so gut wie nichts. Was ferner die Benutzung als Urinal anlangt, so droht das freistehende Klosett in dieser Beziehung nachgerade zum groben Unfug zu werden. Für viele Menschen ist das Aufheben eines in den meisten Fällen nicht ganz sauberen (es gibt auch sehr unsaubere) Klosettdeckels eine widerliche Handlung und das mit Recht. Zuvörderst muß der Mann mit dem Bedürfnis seine Nase notgedrungen beim Bücken über das Becken bringen, trotzdem ihn durchaus nicht interessiert, was Vorgänger an diesem Orte hinterließen. Des weiteren riskiert er das Beschmutzen der Hand am Klosettdeckel und unwillkürlich werden vorgefundene Unsauberkeiten auf die Kleidung übertragen. Des ferneren mag hier ohne Prüderie ausgesprochen sein, daß infolge körperlicher Unebenheiten bei der Benutzung des Klosetts als Pissoirbecken doch viel Unsauberkeit verursacht wird, deren Beseitigung dem meist weiblichen Hauspersonal auch keine Freude sein kann.

Nächst Gesicht und Händen sind Füße und Unterleib am ehesten und meisten der Reinigung bedürftig. Das Bidet ist eine ausgezeichnete Einrichtung hierzu und in einfacher Form mit Wasser-Anschluß durchaus kein unerschwinglicher Artikel. Wo aber findet man es?

In den allermeisten Badezimmern überhaupt nicht, höchstens als Veilchen im Verborgenen in dem Schlafzimmer einiger Leute und meist in so primitiver Art, daß von energischer Benutzung, aus Furcht vor Zusammenbruch mit dem ganzen storchbeinigen Apparat, gar nicht die Rede sein kann. Eng verknüpft mit dem Gedanken der Bidets ist auch der Gedanke, daß sie ausschließlich für weibliche Personen nützlich und von Nöten seien. Das ist eine total falsche Auffassung. Dem männlichen Individuum tut eine Reinigung der Unterleibsgegend nicht nur keinen Schaden, sondern sie ist ihm genau so nützlich wie dem weiblichen Körper und deshalb erheben wir die Forderung, daß in jedes bessere Badezimmer heute ein freistehendes Bidet mit Wasseranschluß und Abfluß gehört.

(1906)




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