IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 10/1997, Seite 29
ZEITZEUGE AUF PAPIER
Der moderne Handwerker
Zu den modernsten Handwerkern gehört unstreitig der Installateur, modern deshalb, weil die gesamte Installation ein neuer Erwerbszweig ist, hervorgerufen durch kulturelle und hygienische Fortschritte von nahezu höchster Bedeutung.
Nun ist es eine Frage ob der Installateur auch in seinem eigenen Geschäftsbetrieb modern genannt werden darf, hinsichtlich der kaufmännischen Abteilung seines Betriebes, denn ich betrachte es als den wesentlichsten Punkt, nächst den Fachkenntnissen im Geschäftsbetrieb des Handwerkers, daß er richtig Buch führt und richtig rechnen und kalkulieren kann.
Es sollte das Bestreben eines jeden jungen Handwerkers sein, der sich später einmal selbständig machen will, außer der Erlernung der Fachkenntnisse sich auch die nötigen kaufmännischen Kenntnisse anzueignen, ohne welche sich heute ein Geschäft nicht mehr rentabel betreiben läßt. Aber gerade hierin wird im Handwerkerstand viel gesündigt, bzw. viel zu wenig Wert der kaufmännischen Abteilung des Geschäfts beigelegt.
Im umgekehrten Falle müßte das beim Handwerker der Fall sein, er müßte sein Geschäft erlernen und nebenbei noch kaufmännisch rechnen und kalkulieren. Die Fortbildungsschulen tuen zwar das ihrige, allein man weiß ja, wie wenig der junge Geselle für Schulsachen übrig hat, wenn er erst einmal dem Schulzwang entronnen ist. Er wird sich der guten Lehren der Schule erst dann wieder entsinnen, wenn er ein paar Jahre Meister ist, sich durch vermeintliches Billigsein hinein gearbeitet hat und nun erst merkt, wie wichtig es ist, von allem Anfang an ein richtiges Kalkulations-System aufzustellen, daß er jetzt erst merkt, daß, trotz Fleiß, trotz allem gewerblichen Können kein rechtes Vorwärtskommen eintreten will.
Als unbedingte Notwendigkeit wäre daher zu erachten, daß bei Ablegung der Meisterprüfung die Ablegung einer kaufmännischen Prüfung obligatorisch würde.
Doch um nicht abzuschweifen, kehren wir wieder zurück ins "Bureau". Ich bin der Meinung, es wäre gar vieles besser im Handwerkerstand, wenn manch einer sich mehr hinter seine Bücher setzen würde, mehr rechnen und mehr kalkulieren würde, statt Bierbankpolitik zu treiben und nur zu schimpfen und raisonieren, denn davon wird nichts besser, der Hebel muß am richtigen Fleck angesetzt werden!
(1909)
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