IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 9/1997, Seite 86 ff.


REPORT


Buderus: Marktanteile weiter ausgebaut

Das Volumen des deutschen Heizungsmarktes, bezogen auf das Geschäftsjahr 1995/96 der Buderus Heiztechnik GmbH, lag deutlich unter dem Vorjahr. Gründe waren der insgesamt zurückgehende Wohnungsbau sowie ein wegen der unsicheren wirtschaftlichen Erwartungen angespanntes Ersatz- und Modernisierungsgeschäft. Außerdem wurde die Branchenentwicklung durch die langandauernde winterliche Witterung beeinträchtigt.

Im übrigen Westeuropa hat sich der Markt für Wärmeerzeuger, gestützt auf die Ersatz- und Modernisierungsnachfrage, gut auf Vorjahresniveau gehalten. Besonders Gas-Brennwertgeräte verzeichneten deutliche Zuwachsraten. Insgesamt positiv entwickelten sich auch die Heizungsmärkte in Mittel- und Osteuropa, wie es Reinhard Engel, Vorsitzender der Geschäftsführung Buderus Heiztechnik GmbH, auf der Fachpressekonferenz am 04. März dieses Jahres in Lollar erläuterte. Der Geschäftsbereich Buderus Heiztechnik konnte im Geschäftsjahr 1995/96 seine Marktanteile weiter ausbauen. Mit einem Umsatz von 2024 Mio. DM wurde dabei das Vorjahresniveau noch um gut 88 Mio. DM übertroffen. Der Inlands-Umsatz konnte auf 1635 Mio. DM gesteigert werden.

Das Unternehmensergebnis vor Steuern lag mit ca. 173 Mio. DM über dem Niveau der Vorjahre. Trotz des ungünstigen Branchenumfelds hat die Buderus Heiztechnik GmbH ihr langfristiges Investitionsprogramm planmäßig fortgesetzt. Der Sachanlagenzugang lag im Geschäftsjahr 1995 mit 76,9 Mio. DM fast auf Vorjahresniveau (77,6 Mio. DM). Die Abschreibungen auf Sachanlagen waren mit 73 Mio. DM nur wenig geringer als der Anlagenzugang und lagen damit auch über dem Niveau des Vorjahres (65,4 Mio. DM).

Buderus Heiztechnik GmbH in Lollar.

Partnerschaft und Systemkompetenz

Das Netz regionaler Niederlassungen wurde nochmals gestärkt. Sechs Neubauten sind im zurückliegenden Geschäftsjahr eröffnet worden, drei weitere Neubauten werden gegenwärtig zum Abschluß gebracht. Neben dem Bau neuer Niederlassungen in Deutschland standen auch der Ausbau existierender ausländischer Vertriebs- und Serviceorganisationen sowie Planungen für neue Verkaufscenter in Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn im Mittelpunkt des Investitionsprogramms, so Engel.

Auch der Ausbau der Service-Aktivitäten wurde forciert. So wurde im zurückliegenden Geschäftsjahr das flächendeckend vorhandene Buderus-Niederlassungsnetz durch einen 24-Stunden-Service ergänzt. Der Heizungsfachmann kann hier jederzeit auf die Kompetenz eines Buderus-Experten zurückgreifen. Zur Erhöhung der Dienstleistung für die Marktpartner wurde außerdem in Gießen als Pilotprojekt ein erstes Servicecenter eingerichtet. Künftig sollen durch ein Netz von Servicecentern die Kundenbetreuung und der Kundendiensteinsatz erheblich optimiert werden.

Einen wesentlichen Faktor für den Erfolg von Buderus sieht Engel in der System-Kompetenz des Unternehmens. Das innovative Konzept der sogenannten Buderus-Komplett-Pakete hat im abgelaufenen Geschäftsjahr dem Systemgedanken eine neue Dimension gegeben. In diesen Paketen werden leistungsfähige Niedertemperatur-Heizkessel-Units wahlweise mit darauf komplett abgestimmten Speicher-Wassererwärmern und Heizflächen sowie allem für die Montage notwendigen Zubehör angeboten. Hier kommt die Stärke von Buderus als Vollsortimenter zum Nutzen der Kunden voll zur Geltung.

In der Forschung und Entwicklung konzentrierte sich das Unternehmen auf Nachfolge- und Ergänzungsprodukte bei den bodenstehenden Guß- und Stahlheizkesseln einschließlich Speicher- Wassererwärmern sowie den wandhängenden Heiz- und Brennwertgeräten. Die digitalen Ecomatic-Regelungen, die sich im Markt hervorragend bewährt haben, sind in ihren technischen Möglichkeiten nachhaltig erweitert worden, so Engel.

Ein weiterer Schwerpunkt für Forschung und Entwicklung waren, seinen Ausführungen zufolge, die Brenner. Ihre Zuverlässigkeit wird in Zukunft einen höheren Stellenwert erhalten als die letzte technisch mögliche Milligramm NOX-Senkung.

Reinhard Engel: Die Buderus Heiztechnik GmbH strebt im laufenden Geschäftsjahr einen weiteren Ausbau ihrer Marktstellung in Deutschland und Europa an. (Bild: IKZ-HAUSTECHNIK)

Ausbau der Marktstellung

Die Aussichten der deutschen Zentralheizungsbranche sind für das laufende Jahr schwer einzuschätzen. Während bei den Neubau-Investitionen derzeit keine durchgreifende Besserung in Sicht ist, kann es im Rahmen einer möglichen allmählichen Erholung der Konjunktur zu einer Belebung bei Modernisierungsmaßnahmen am Gebäudebestand kommen. Das Modernisierungspotential von etwa 4,2 Mio. Öl- und Gasheizungen, die älter als 15 Jahre sind und energetischen sowie umweltpolitischen Anforderungen nicht mehr gerecht werden, ist beträchtlich. Dieses Potential korreliert auch mit Modernisierungs-Förderungen für Ostdeutschland und der angedachten Öffnung des CO2-Minderungsprogramms in Westdeutschland. Engel sieht hier die gesamte Heizungsbranche gefordert, die Sanierungsbereitschaft bei Hausbesitzern und Anlagenbetreibern nachhaltig zu erhöhen. Buderus wird in diesem Branchenumfeld auch im laufenden Geschäftsjahr einen weiteren Ausbau der Marktstellung in Deutschland und Europa anstreben, so Engel.

Für die Zukunft gerüstet

Am Standort Lollar hat die Buderus Heiztechnik GmbH in den letzten Jahren umfangreiche Investitionen getätigt. Zum einen wurden, so Engel, strukturelle Maßnahmen zur Verbesserung der Fertigungsabläufe in den einzelnen Betriebsbereichen durchgeführt. Dazu gehörten Maschineninvestitionen in der Blechfertigung, der Elektronikfertigung, der Ölbrennermontage, der mechanischen Bearbeitung sowie in der Ausbildungswerkstatt und im Ersatzteillager. Parallel dazu wurde jetzt nach fünfjähriger Planungs- und Investitionsphase das Großprojekt der Neuordnung der Gießerei abgeschlossen. Zwei ältere Gießereien sind in eine neue moderne Produktionsstätte für Buderus-Gußheizkessel umgewandelt worden. Engel: "Lollar ist heute eine Produktionsstätte, die unter den Aspekten Qualität, Produktivität, Umweltverhalten und Humanisierung der Arbeitsplätze bereits die Technik des nächsten Jahrtausends darstellt."

Die Einführungen von Gruppenarbeiten und die Optimierungen flexibler Arbeitszeitmodelle dienen einer marktnahen Produktion und einer damit besseren Versorgung der Kunden. Auch in der Fertigung wird damit dem immer stärkeren Wandel des Unternehmens zu einem Dienstleistungsunternehmen Rechnung getragen.

Die Zukunft der Zentralheizungstechnik

Für eine realistische Zukunftsprognose der Entwicklung der Zentralheizungstechnik bis zum Jahr 2010 sind, wie es Dr.-Ing. Heinrich-Hermann Schulte, Mitglied der Geschäftsführung, darstellte, vier Haupteinflußgrößen zu berücksichtigen. Dies sind zunächst die Rahmendaten des Marktes, also die Struktur des Wohnungsbestandes, gesetzliche Auflagen, Einkommensentwicklung sowie Investitions- und Betriebskosten eines Zentralheizungssystems. Die zweite wichtige Einflußgröße ist die Erwartungshaltung des Kunden bezüglich Behaglichkeit, Komfort und Hygiene des installierten Heizungssystems. Der dritte wichtige Parameter ist das Angebot der Technik zur Wärmeerzeugung und viertens wirkt das jeweilige Energieangebot auf die zukünftige Technologieentwicklung ein.

Einen ausführlichen Beitrag von Dr. Schulte zu diesem Thema veröffentlichten wir in der IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgaben 3 und 4/97.


B i l d e r,   wenn nicht extra angegeben: Buderus Heiztechnik GmbH


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