IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 9/1997, Seite 62 f.


EDV-SPECIAL


Der ganz normale Weg

EDV muß sich bewähren!

Mit 35 Jahren kann sich Ralf Werneke schon zur nachrückenden Generation zählen, legt man die Zeitmessung der EDV-Einführung im SHK-Handwerk auf 1984 fest. Handwerksmeister ist er seit 1986 und seinen Betrieb hat er vor acht Jahren gegründet. Mit der Betriebsführung per Personalcomputer setzte Werneke 1990 ein und bedauert, daß er in der Strukturierung der EDV-Anwendungen noch nicht weiter ist. Das Problem liegt nicht in dem nicht wollen, sondern in dem nicht können. Zeit ist ein Faktor, der in einem Handwerksbetrieb immer noch ganz klein geschrieben werden muß, will man ihn für die Umsetzung kaufmännischer Neuerungsprozesse einsetzen.

Der SHK-Betrieb, der einmal mit zwölf Mitarbeitern gut im Rennen lag und sich am Markt behauptete, mußte lernen, neue Wege zu gehen, Marktlücken zu nutzen und erst dann, fast im Vorbeigehen, an die Aufrüstung seiner EDV zu denken.

Der Einbruch in der Bauwirtschaft, der sich für den Betrieb 1995 bemerkbar machte, zwang erst einmal zu einem Splitting des Unternehmens. Um sich vor der zunehmend sinkenden Zahlungsmoral aus den Neubauprojekten abzusichern, gründete Werneke zunächst eine GmbH & Co KG, die für den anfälligen und unsicheren Bereich der Bauabwicklungen zuständig ist, um den Rest seines Unternehmens, welches sich nunmehr ausschließlich dem Service widmet, aus der Gefahrenzone zu bringen.

Ohne EDV ginge gar nichts

Der tragende Pfeiler in der Unternehmenskonstruktion ist zur Zeit das Service-Unternehmen. Mit über tausend Wartungsverträgen stellt es die Forderung nach einer unbedingten Betriebsführung mittels EDV. "Ohne einen PC ist eine Datenmenge dieser Größenordnung nicht mehr zu bewältigen", befindet der SHK-Meister. Dabei setzt er eine Handwerker-Software von der Stange mit einer Reihe von guten Standards ein.

Der SHK-Meister Ralf Werneke hat von Anfang an auf die EDV-Unterstützung in seinem Betrieb gesetzt und baut diese kontinuierlich aus. In Kürze will er über ISDN seine Betriebe auf Online bringen.

Viel lieber würde Werneke sich einer Lösung unterwerfen, die individuell auf seinen Betrieb zugeschnitten ist und hat sich auch schon damit befaßt. "Die Kosten einer solchen Lösung lassen sich nicht bezahlen", räumte er resignierend ein, "und die Gefahr, daß eines Tages die Software, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr gepflegt werden kann, ist zu groß. Ein kleines Softwarehaus kann bei der Geschwindigkeit der Entwicklungen, die durch die Systemhäuser wie Microsoft vorgegeben werden, nicht mehr folgen. Das würde für einen Betrieb bedeuten, auf einer Insellösung festzusitzen". Verständlich wird diese Befürchtung, wenn man bedenkt, daß Werneke nicht nur ein Programm zur Bürokommunikation einsetzt, sondern dieses mit einer Reihe von Berechnungsprogrammen verknüpft..

Den Anschluß finden

Das Problem vieler SHK-Betriebe liegt vorwiegend in den fehlenden Kompaktberatungen. Die Entwicklungen auf der Hardware- wie auf der Softwareseite sind dermaßen schnellebig, daß ein Unternehmen von der Größe eines Handwerksbetriebes unmöglich nachkommen kann.

"Ich kenne keinen Kollegen aus dem Wettbewerb, mich eingeschlossen, der nicht gerne eine Präsentation in der Badplanung über 3D an seine Kunden weitergeben würde. Jeder ist sich über die Wirkung einer solchen Präsentation bewußt. Die Planung einer kompletten Heizungsanlage auf dem Bildschirm mit allen technischen Werten, lückenlosen Listen und einwandfreien Zeichnungen ist zwar eine überzeugende und eine schöne Sache, jedoch welcher Handwerker hat schon Zeit, sich damit zu befassen?" meldet Werneke seine Bedenken an.

"Dabei fehlt es gar nicht unbedingt an dem nötigen Kleingeld", ist seine Meinung, "sondern an der adäquaten konzeptionellen Beratung einschließlich der Marketingeinführung eines solchen Mediums durch die Entwickler. Währenddessen habe ich noch nicht einmal an die allgemeine Verunsicherung gedacht, die den Anwender schon fast zwangsläufig begleitet. Beginnend mit der fast monatlichen neuen Rechnerkonfiguration, fortführend über die schnellen Änderungen der peripheren Geräte bis zur Systementwicklung mit großen Hürden in der Softwareanpassung und nun die Informationsflut über Netze. Wenn sich ein Handwerker allen diesen Entwicklungen anpassen will, wo soll er das Geld hernehmen oder anders gefragt, wo bleibt dann noch die Zeit für den Kunden?"

Prioritäten setzen

Um in der EDV eines Handwerksbetriebes überhaupt etwas zu bewegen, muß sich der verantwortliche Entscheider zunächst einmal Prioritäten setzen. Da in den meisten SHK-Betrieben bereits ein PC steht, ist zumindest einmal der Grundstein gelegt. Eine Basissoftware ist somit auch schon vorhanden.

Bei vielen Betrieben wirft sich die Frage auf, wie lange komme ich noch mit meiner Hard- bzw. Software aus, um nicht den Zug abfahren zu lassen. Um am sichersten zu gehen sollte ein interner Vergleich stattfinden, wie weit auf der einen Seite die hauseigene Hardware mit dem Standard am Markt auseinanderklafft. In den meisten Fällen lohnt der Gedanke an ein Aufrüsten des Rechners schon gar nicht mehr. Die Kosten würden nicht mehr im Verhältnis zum erwarteten Erfolg stehen.

"Just In Time" will Werneke in Zukunft seine Ware ordern, die dann direkt über Notebook und Handy vom Kunden aus bei dem Großhandel abgerufen und auch dort angeliefert wird. Damit will er das Lager klein und die Nebenarbeiten, wie das Verladen, niedrig halten.

Eine andere wichtige Kernfrage ist die Software. Hier ist der Blick auf den Entwickler gerichtet. Es gibt kaum noch Softwarehäuser, die nicht bereits den Weg zu Windows 3.x, Windows 95 oder Windows NT eingeschlagen haben. Wer noch mit unter DOS laufenden Programmen arbeitet ist nicht von gestern, aber er läuft Gefahr, den Anschluß an das Software-Umfeld zu verpassen.

Alle neuen Entwicklungen, seien es die Programme von Lieferanten aus dem Großhandel oder der Industrie oder technische Berechnungs- und Planungssoftware sowie Standardprogramme, beispielsweise aus der Officeschiene, sind nicht mehr zu Ihrer Software kompatibel. Die Datentechnik ist längst mehr als nur eine innerbetriebliche Lösung. Der Datentransfer von Unternehmen zu Unternehmen oder von Unternehmen zu Kunden usw. ist längst ein alltäglicher Vorgang.

Digital nur im Mobilfunk

Noch wartet Ralf Werneke ab, wie sich ISDN entwickelt. Spätestens, wenn die Firma die die Bauabteilung hält, ausgelagert wird, und das kann nicht mehr lange dauern, wird er in das digitale Netz einsteigen. Für die beiden Betriebe ist dies ein sauberer Schnitt und die Notwendigkeit der Datenübermittlung von PC zu PC wird für den Unternehmer transparent und einsehbar.

"Wir haben in dem Raum Gütersloh neben einem Wettbewerbsunternehmen als einzige einen 24-Stunden-Service eingerichtet. Hier nutzen wir natürlich die neue Kommunikationstechnik. Jedes unserer insgesamt neun Fahrzeuge ist mit einem Handy ausgerüstet . Die ständige Erreichbarkeit ist unser Geschäft, welches sich in den Winterperioden, wie in dieser letzten Saison gezeigt hat, auszahlt" erinnert sich Werneke.

Den nächsten Schritt zur mobilen Kommunikation wird der Einsatz des Handys mit einem Notebook sein. Passend zu der Philosophie des 24-Stunden-Service. Der Einsatz der EDV muß sich an realen Aufgaben bewähren.


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