IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 6/1997, Seite 234 ff.


REPORT


Bosch - Die Nummer Eins bei Elektrowerkzeugen

Es scheint fast unglaublich, aber die Marktbeobachtung weist Zahlen auf, die aufhorchen lassen: Weltweit wurden 1996 ca. 89 Mio. Elektrowerkzeuge im Wert von knapp 11 Mrd. DM verkauft. Damit hat der Markt für tragbare Elektrowerkzeuge gegenüber dem Vorjahr mengenmäßig um 3% und wertmäßig um 2% zugenommen. Das Wachstum beruht, wie in den vergangenen zwei Jahren, hauptsächlich auf die starke Nachfrage in Nordamerika und Fernost. Der Geschäftsbereich Elektrowerkzeuge der Robert Bosch GmbH, hat auch in dieser Marktregion in den letzten Jahren zugelegt, ja, sich sogar vergrößert.

Chur: "Marktwachstum in gesättigten Märkten gelingt nur über zielstrebige Innovationen - und die haben in Zukunft bei uns Priorität."

"Wir sind jetzt die Nummer Eins auf dem Weltmarkt. Um dies zu bleiben, müssen wir unser Engagement in den Wachstumsmärkten der Triade ausbauen, also in Nordamerika und Asien." Das sagte Wolfgang Chur, in der Leitung des Bosch-Geschäftsbereichs Elektrowerkzeuge für den Vertrieb verantwortlich, auf einer Fachpressekonferenz Anfang Februar dieses Jahres in Leinfelden. Nach seinen Worten nimmt die Bedeutung Europas im weltweiten Elektrowerkzeugmarkt ab. Um die Position in Nordamerika zu stärken, hat Bosch am 1. Oktober 1996 das bisher paritätisch mit Emerson Electric Company betriebene Gemeinschaftsunternehmen S-B Power Tool Company in Chicago vollständig übernommen. Damit ist Bosch, gemessen am Umsatz, zum weltweit größten Hersteller von Elektrowerkzeugen geworden.

Bosch erlöste im vergangenen Jahr mit Elektrowerkzeugen ca. 4 Mrd. DM - eine Erhöhung um 5% gegenüber 1995, die Chur nicht nur speziell auf die Übernahme der S-B Power Tool Company im Herbst zurückführte, sondern auch generell auf verbesserte Auslandsumsätze. Der Auslandsanteil sei von 70 % auf 79 % gestiegen.

Die Aussichten für 1997 beurteilte Chur als uneinheitlich: In Deutschland sei ebenso wie in den europäischen Nachbarstaaten aufgrund der schwachen Baukonjunktur eine leicht rückläufige Marktentwicklung zu erwarten. In USA und Lateinamerika zeichneten sich dagegen anhaltende Zuwachsraten ab. Das Wachstum in Fernost werde sich voraussichtlich verlangsamen, wenn auch auf hohem Niveau.

Der nordamerikanische Elektrowerkzeug-Markt erreichte im vergangenen Jahr ein Volumen von 3,4 Mrd. DM. Während der Absatz um knapp 2% stieg, erhöhte sich der Umsatz, auf DM-Basis betrachtet, um 5% - eine Entwicklung, die durch Währungsverschiebungen begünstigt wurde. Allerdings, so Chur, nimmt der Bedarf an qualitativ höherwertigen Geräten sowohl für den Handwerker als auch für den Heimwerker in Nordamerika weiterhin zu.

Asien zeigte 1996 innerhalb der Triade die stärkste Dynamik: Der Elektrowerkzeug-Markt wuchs mengen- und wertmäßig um 8%. Chur begründete dies mit der regen Bautätigkeit der Industrie und der öffentlichen Hand.

Dr. Odendahl: "Die Technik des 'Bohrens ohne Schlag' mit Diamant-Bohrkronen setzt sich immer stärker im Bauhandwerk durch."

Der größte regionale Teilmarkt der Triade blieb auch 1996 Europa. Allerdings lag das Marktvolumen mit 3,9 Mrd. DM um 3% unter dem des Vorjahres. Nach den Worten Churs dämpften das schwache Wirtschaftswachstum und die schleppende Baukonjunktur in vielen europäischen Ländern die Nachfrage nach Elektrowerkzeugen besonders für den gewerblichen Bedarf. Der deutsche Elektrowerkzeug-Markt bot im vergangenen Jahr ein widersprüchliches Bild: Zwar stieg der Absatz um 1% auf 11 Mio. Stück, der Umsatz sank jedoch um 5% auf 1,5 Mrd. DM. Wie Chur erklärte, wurde dieser Rückgang vor allem in der ersten Jahreshälfte durch ein starkes Angebot billiger Importerzeugnisse verursacht. Inzwischen sei der Handel zurückhaltender mit der Vermarktung solcher Produkte geworden. Die Billigerzeugnisse hätten zum Beispiel von der Stiftung Warentest nahezu ausnahmslos die schlechtesten Noten bekommen - bis hin zum Nachweis von Sicherheitsmängeln. Chur: "Manches vermeintliche Schnäppchen kann sich als Fehlkauf erweisen."

Unverändert, so Chur, ist die Marke Bosch im mittleren bis oberen Preissegment positioniert. Sie wende sich an Käufer mit hohen Qualitätsansprüchen. Zudem könne der Bosch-Geschäftsbereich Elektrowerkzeuge mit zwei weiteren Marken agieren: Skil und Dremel. Chur: Dies ist eine Abrundung in unserem Programm."

Mit den Diamant-Bohrmaschinen GDB 1600 WE und GDB 1600 DE und dem dazugehörigen Zubehör bietet Bosch ein komplettes System für Naß- und Trockenbohrarbeiten.
(Bild: Bosch)

Das Bosch aber nicht nur zufriedene Marktzahlen aufweisen kann, sondern auch im Bereich Elektrowerkzeuge ständig innovativ ist, zeigte Dr. Alfred Odendahl, Geschäftsleiter Entwicklung, im Verlauf der Pressekonferenz anhand einiger Exponate, die auf der Eisenwaren-Messe vom 3.3. bis 6.3.1996 in Köln präsentiert werden.

Eine Bosch-Innovation besonderer Art ist die neue Diamant-Bohrmaschine. Dr. Odendahl wies darauf hin, daß sich die Technik "Bohren ohne Schlag" mit Diamant-Bohrkronen immer mehr im Bauhandwerk durchsetzt. Z.B. in den Gewerken Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Elektrotechnik werden heute mehr denn je, Durchbrüche exakt mit solchen Werkzeugen ausgeführt. Zumal der Einsatz von Elektrowerkzeugen ohne Schlagunterstützung den zunehmenden Anforderungen am Bau, und hier besonders im bewohnten Bereich, entgegenkommt.

 

Die Schlagbohrmaschinenreihe PSB 570/PSB 600 ist mit einem neuen Schnellspann-Bohrfutter ausgestattet.
(Bild: Bosch)

In ihrer Grundausstattung besteht die Diamant-Bohrmaschine aus zwei Bohrmaschinen-Modellen, unterschiedlichen Diamantkronen mit Durchmessern von 10 mm bis zu 132 mm und einem Bohrständer. Die Geräte eignen sich sowohl für Naßarbeiten in Beton als auch für trockene Bohrlöcher in Mauerwerk oder Stein. Komplettiert wird die Grundausstattung durch Wasserdruckbehälter, Wasserfangring, Vakuumpumpe, Schnellspannsäule, Befestigungsdübel, Anbohrhilfe und Staubabsaugung.

Für die leichtere Bedienung klassischer Schlagbohrmaschinen präsentiert Bosch eine Weltneuheit: die in 30°-Schritten feststellbare, federvorgespannte Spindelarretierung. Der Anwender drückt mit einer Hand gegen die Federkraft den Entriegelungsbolzen in die Maschine, und nach einer kurzen Drehung rastet die Spindelarretierung ein. Mit dem neuen Schnellspann-Bohrfutter ist dann der Bohrer ohne Werkzeug mit der zweiten Hand rasch eingespannt oder gelöst.

Mit der neuen Generation von Zweihand-Winkelschleifern setzt Bosch, so Odendahl, Maßstäbe in der Spitzenklasse dieser Elektrowerkzeuge. Die Kennzeichen der neuen Maschinen-Reihe sind: anwendergerechte Flexibilität, komfortable und sichere Handhabung sowie hohe Leistung. Die Geräte können über einen drehbaren Handgriff schnell auf die jeweilige Bearbeitungsaufgabe umgerüstet werden. So kann der Handwerker ohne Werkzeug die Maschine unterschiedlichen Anwendungen wie Trennen und Schruppen anpassen. Eine integrierte Verriegelung sorgt für die notwendige Sicherheit.

Abgerundet wird das Neuheitenprogramm von Bosch durch den jüngsten Sproß der "Schleif-Familie" - den Varioschleifer GVS 350 AE für den gewerblichen Einsatz. Seine Stärken: Handlich und kompakt wie ein Deltaschleifer - schnell und effektiv wie ein Bandschleifer. Mit dem 40 mm breiten Schleifband und der kleinen Umlenkrolle an der Schleifspitze werden Arbeiten an verwinkelten, kleinen und schwer zugänglichen Flächen sowie an Ecken und in Kanten mit hoher Effizienz durchgeführt. Dreht der Anwender das Gerät 180° um seine eigene Achse, kann er mit der Arbeit an entgegengesetzter Stelle fortfahren. Der Abtrag entspricht fast dem des Bandschleifers.


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