IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 6/1997, Seite 200 ff.


HEIZUNGSTECHNIK


Möglichkeiten der Wärmeverbrauchserfassung

Richard Binnig

Dieser Fachbeitrag soll auf einfache und übersichtliche Weise die Basis und Systemunterschiede bei der Wärmeverbrauchserfassung darstellen.

Eine komplette Produktpalette für zeitgemäße Verbrauchserfassung umfaßt heute Wärmezähler, Wasserzähler, Heizkostenverteiler und zentral erfassende Systeme.

Einleitung

Der Energieverbrauch zur Beheizung von Wohngebäuden ist in der BRD schon seit Jahren rückläufig. Diese positive Entwicklung ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Grundlage waren jeweils gesetzliche Regelungen, Verordnungen wie Heizungsanlagenverordnung, Wärmeschutzverordnung, Heizkostenverordnung und Bauordnung. Durch ständige Verbesserungen der Dämmwerte von Baustoffen, Wirkungsgraderhöhungen von Energieumwandlern (Brenner, Kessel, usw.), Optimierungen von Regelung und Steuerung der gesamten Heizungsanlage wird die technische Basis geschaffen. Die Heizkostenabrechnungsverordnung und die daraus resultierende Pflicht zur individuellen Verbrauchsabrechnung motiviert den Mieter zusätzlich zum Energiesparen. Der Heizungsplaner und der Heizungsbauer wird inzwischen von seinen Kunden auch im Bereich der Verbrauchserfassung mit Fragen und Aufgaben konfrontiert. Das erste Bild zeigt die Unterschiede in der Anwendungspflicht der Verbrauchsabrechnung nach Objektgröße und in der Gültigkeit der technischen Normen und Zulassungen nach Meßsystem.

Bild 1: Wärmezähler lassen sich auf alle Anforderungen optimal anpassen. Dies geschieht durch eine modular universelle Grundausführung mit aufsteckbaren Modulen für Impulsübertragung, Funk, M-Bus u.a.
Bild 2: Abrechnungsmöglichkeiten bei Heizwärme.

Von der Planung zur Abrechnung

Bei entsprechender Einplanung der Meßtechnik zur Verbrauchserfassung lassen sich unangenehme und teure Überraschungen vermeiden. Deshalb müssen Wärmezähler (Bild 1) richtig dimensioniert werden. Dabei ist darauf zu achten, daß der Zähler wenig im unteren Lastbereich seiner Nenngröße arbeitet und dennoch bei Spitzenlast nicht über seine Nennbelastung hinausgeht. Gleichzeitig muß der Druckverlust der Wärmezähler bei der Dimensionierung der Pumpe berücksichtigt werden. Bei Heizkostenverteilern (Bild 3) kann man unter Umständen Probleme schon bei der Auswahl der Heizkörper verhindern, indem solche gewählt werden, auf denen die Heizkostenverteiler einfach und kostengünstig zu montieren sind. Es muß heute auch nicht mehr sein, daß Heizkostenverteiler sichtbar und störend auf der Heizkörperfront sitzen.

Bild 3: Moderne elektronische Heizkostenverteiler sind bereits ab 35°C Auslegetemperatur einsetzbar, verfügen über eine umweltneutrale 10-Jahres-Lithiumbatterie und sind durch LC-Display und Stichtagsabspeicherung klar und plausibel ablesbar.

Das Bild 4 soll auf einfache Weise die Schritte von der Planung bis zur Abrechnung verdeutlichen, und Tabelle 1 zeigt den Vergleich zwischen Wärmezählern und Heizkostenverteilern.

Bild 4: Von der Planung bis zur Abrechnung.
Tabelle 1: Systemvergleich Wärmezähler/Heizkostenverteiler.

 

 

Wärmezähler

 

Heizkostenverteiler

Planung

L

 

Dimensionierung und Festlegung des Montageortes im Vorfeld erforderlich.

J

 

Können nachträglich auf fast allen Heizkörpern problemlos montiert werden.

Montage

J

Wärmezähler sind einfach zu montieren und können vom Heizungsbauer eingebaut und in Betrieb genommen werden.

L

Für Heizkostenverteiler gibt es eine Menge verschiedenartiger Montageelemente. Jeder Verteiler muß von geschultem Meßdienst exakt auf Heizkörperleistung und Wärmeübergang programmiert (skaliert) werden.

Service/Wartung

J

Moderne, magnetfreie oder statische Wärmezähler sind wartungsarm und zuverlässig.

J J

Vor allem moderne elektronische Heizkostenverteiler brauchen durch 10-Jahres-Batterien keine jährliche Wartung mehr.

Genauigkeit

J J

Elektronische Wärmezähler übertreffen durch Enthalpie- und Dichtekorrekturen die PTB-Forderungen deutlich.

J

Moderne elektronische Heizkostenverteiler erbringen selbst bei Niedertemperaturanlagen sehr gute Ergebnisse.

Zuverlässigkeit

J

Durch magnetfreie Abtastverfahren sind moderne Wärmezähler selbst gegen Magnetit unempfindlich geworden.

J J

Verdunster können bauartbedingt kaum ausfallen. Auch die elektronischen Verteiler sind durch LC-Anzeigen und Bauteilintegration in den Chip sehr zuverlässig.

Kosten

L

Die Kosten liegen auf 10 Jahre betrachtet (durch den gesetzl. vorgeschriebenen Austausch nach 5 Jahren) bei ca. DM 1000,- je Wohnung.

J

Exakt und ohne Kaltverdunstung arbeitende elektron. Verteiler kosten pro Wohnung (5 Meßstellen) auf 10 Jahre ca. DM 300,-.

Dienstleistung

J

Es muß nur eine Meßstelle je Wohnung abgelesen werden. Bei außerhalb der Wohnung plaziertem Verteilerschrank muß die Wohnung nicht betreten werden.

L

Jeder Heizkörper muß zur Ablesung zugänglich sein (außer bei zentral erfassenden Systemen).

Zentrale Erfassung

J J

 

 

K

Funk: ermöglicht zentrale Ablesung ohne aufwendige Verkabelung der Meßstellen.

M-Bus: Verkabelung kann bei großen Entfernungen noch sinnvoll sein.

J J

 

 

L

Funk: ermöglicht zentrale Ablesung ohne aufwendige Verkabelung der Meßstellen!


M-Bus-Verkabelung konnte sich nicht durchsetzen

Ausblick

Besonders durch die montagefreundliche und flexible Funktechnik wird die zentrale Verbrauchsdatenerfassung ohne Betreten der Wohnung in der Verbreitung stark zunehmen. Ebenso werden Systemintegrationen (z.B. Raumregelung und Verbrauchsmessung) stattfinden.

Durch die geplante Novellierung der Wärmeschutzverordnung wird der Energieverbrauch für Heizung weiter sinken. Dadurch wird es notwendig sein, die Kosten der individuellen Verbrauchserfassung und -abrechnung ebenfalls zu senken. Durch die zentrale Erfassung können die hohen Aufwendungen an Personaleinsatz und Fahrkilometer für die Ablesung und Dateneingabe stark reduziert werden. Mit der Verbreitung der Zentralerfassung und der Integration von weiteren Funktionen lassen sich die heute noch relativ hohen Anschaffungskosten auf das einzelne System bezogen sicherlich deutlich senken. Mit innovativen, markt- und lösungsorientierten Produkten wird deshalb der Markt für Verbrauchserfassungssysteme noch lange attraktiv und interessant bleiben.


B i l d e r :  Kundo, St. Georgen


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