IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 6/1997, Seite 62 ff.


HEIZUNGSTECHNIK


Gebäude mit niedrigem Wärmebedarf

Das Zusammenspiel von intelligenter Heizungstechnik und moderner Haustechnik

Hans-Otto Arend; Dr. Dieter Pfannstiel* Teil 1

Nach einer kurzen Einleitung wird beschrieben, was unter intelligenter Haustechnik bzw. Home-Automation verstanden wird. Ausgehend von einer technischen Beschreibung werden die Vorteile von intelligenter Haustechnik für die Bewohner aufgezeigt. Eine solche Technisierung hat auch Auswirkungen auf das Handwerk, da sich dadurch neue Betätigungsfelder ergeben. In diesem Zusammenhang wird auch die Frage diskutiert, wie die Home-Automation zukünftig das Zusammenwirken der verschiedenen Gewerke beeinflußt. Abschließend wird im ersten Teil noch darauf eingegangen, welcher "Bus ins nächste Jahrtausend fährt" und wie zukünftig das Zusammenwirken der verschiedenen Bus-Systeme untereinander aussieht.

1. Einleitung

Etwa ein Drittel des gesamten Energieverbrauchs in der Bundesrepublik Deutschland wird zur Beheizung von Gebäuden aufgewendet. In den privaten Haushalten beträgt der Anteil für die Heizung sogar fast 80% der insgesamt verbrauchten Energie. Energiesparendes Bauen und effizientes Heizen kann daher viel zum Umweltschutz beitragen. Zum Beispiel ist das klimaschädigende Kohlendioxid (CO2) zwangsläufiges Hauptprodukt bei der Verbrennung fossiler Energieträger. Es kann nur durch drastische Energieeinsparung gemindert werden. Die Bundesregierung hat das Ziel gesetzt, den Ausstoß an CO2 von 1017 Mio. Tonnen in 1990 bis zum Jahr 2005 um 25% zu senken. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen in den privaten Haushalten die CO2-Emissionen gar um 40% reduziert werden [1].

Das politische Ziel wird unterstützt von drei novellierten Verordnungen, die den Markt für Heizungstechnik nachhaltig beeinflussen:

Diese heizungsrelevanten Verordnungen werden zum einen helfen, das enorme Modernisierungspotential technisch veralteter Heizkessel zu aktivieren, zum anderen stellen sie erhöhte Anforderungen an den Jahresheizwärmebedarf neuer Gebäude und an die Systeme zum Heizen, Trinkwassererwärmen und Lüften (Bild 1), [2, 3].

Bild 1: Heiz- und Trinkwasserwärmebedarf eines Einfamilien-Wohnhauses.

Einer der wichtigsten Verbündeten zur Senkung des Energiebedarfs von Gebäuden ist die moderne Heizungstechnik. Erst die Balance zwischen baulichen Maßnahmen und intelligenter Heizungs- und Lüftungstechnik schafft Wohlbefinden und minimiert Energieverbrauch und Umwelteinflüsse. Ein abgestimmtes System von Brenner, Wärmeerzeuger, Regelung und Lüftung hilft dabei, Energie einzusparen und die CO2-Emission zu reduzieren. Die ganzheitliche Betrachtungsweise von Gebäudenutzung, Wärmebedarf, Wärmeverteilung, Wärmeerzeugung und Regelung (systemtechnische Betrachtungsweise) sowohl unter ökonomischen als auch unter ökologischen Gesichtspunkten, ist heute Grundvoraussetzung für einen optimalen Energieeinsatz bzw. eine optimale Energieausnutzung. Dazu müssen das Heizungs- und Regelungssystem sowie alle Einrichtungen eines Gebäudes nicht nur in bezug auf die physikalischen Daten, sondern auch auf die Nutzung hin aufeinander abgestimmt sein. Hierzu gehört auch die Kommunikationsfähigkeit der einzelnen Regelungen untereinander (z.B. Kesselregelung mit der Heizkreis-, Solar- und Lüftungsregelung). Bisher wurden die einzelnen Geräte in einem Haus bzw. Gebäude immer mehr verbessert, hauptsächlich, um ihren Energieverbrauch zu reduzieren und den Nutzungsgrad zu erhöhen. Eine effiziente Energieausnutzung aber verlangt die Kooperation von technisch aufeinander abgestimmten Systemkomponenten.

Neben den zukünftigen Systemlösungen für Heizung, Lüftung, Klimatisierung und Warmwasserbereitung werden sich zur Optimierung und Steuerung in zukünftigen Niedrigenergiehäusern intelligente Steuer- und Regelungstechniken durchsetzen. Hier werden viele Komponenten miteinander vernetzt, die das Nutzerverhalten und viele andere Faktoren wie z.B. die Luftqualität berücksichtigen. Diese intelligente Technik wird dann auch die Steuerung von Jalousien, Fenstern und Haussicherheitssystemen übernehmen. Die künftigen Regelungssysteme werden schnell und präzise auf veränderte Umgebungsbedingungen reagieren, beispielsweise offene Fenster, zusätzliche Sonneneinstrahlung usw.

Eine weitere Chance zur Reduzierung des Energieverbrauchs und der CO2-Emission liegt damit zukünftig in einer vernetzten Gebäudesystemtechnik. Hierzu werden Installationsbus-Systeme wie der EIB, Batibus, EHS, IHC oder LON beitragen [4]. Ein Bus-System im Haus versetzt dabei den Bewohner in die Lage, verschiedene Funktionen bzw. Geräte über eine einheitliche "Kommunikationsplattform" zu bedienen.

Bei neuen Häusern kann ein solches Bus-System von vornherein gleich mit eingebaut werden. Für die Nachrüstung eines solchen Bus-Systems in bestehende Gebäude bzw. Häuser gibt es auch bereits entsprechende Lösungsansätze [4, 5]. Das Bus-System im Haus erlaubt das einfache Verbinden (Verknüpfen) verschiedener Regelungen und peripherer Geräte durch Hardware und Software. Damit ist die Verwirklichung verschiedener Systemstrukturen in einem Haus wie beispielsweise Beleuchtungs- und Jalousiensteuerung, Einzelraumtemperaturregelung einfach möglich. Ist ein solches Bus-System im Haus installiert, so ist es wichtig und auch sinnvoll, die Heizungsregelung in dieses System mit einzubinden [6]. Die Kessel- und Heizkreisregelung kann dann einfach mit Einzelraumtemperaturreglern kombiniert werden, um den Sollwert für die Regelung der Heizungsvorlauftemperatur in Abhängigkeit des Wärmebedarfs der Räume optimal vorzugeben.

Das intelligente Haus der Zukunft besteht somit nicht aus einer Ansammlung von innovativen (automatisierten) Einzellösungen, sondern der Hauptpunkt ist die Vernetzung und die einheitliche Regelstrategie der Geräte, d.h. deren Kommunikationsfähigkeit und Datenaustausch untereinander. Die Verbindung vorhandener und neuer Technologien setzt aber voraus, daß bereits die Planung, Erstellung und auch der Betrieb von Gebäuden in ein ganzheitliches Konzept integriert werden muß. Die Einzelregelsysteme in einem Haus haben sich durch die Informations- und Kommunikationstechnik zu einem Energie- und Komfortmanagementsystem für das ganze Haus weiterentwickelt.

2. Was ist intelligente Haustechnik/Haus-Automation

Die "Plattform" für das "Intelligente Haus" ist die Kommunikationstechnik, die die verschiedenen Anwendungen innerhalb des Hauses miteinander verbindet. Die heutige Informations- und Kommunikationstechnik, die Energie- und Beleuchtungstechnik sowie die Mikrosystemtechnik erlauben es in zunehmendem Maße, modernen Wohnbedürfnissen zu entsprechen [7]. Die Ablösung des mechanischen Produktionszeitalters durch ein von der Mikroelektronik bestimmtes Informationszeitalter prägt somit die heutige Entwicklung im Bauwesen. Wo in der Vergangenheit primär der Architekt für den gesamten Gebäudeentwurf verantwortlich war, drängen heute die Ingenieure darauf, die Möglichkeiten neuer Technologien im Gebäude/Haus zu realisieren. War bisher vor allem die Bauplanung der entscheidende Prozeß, wird künftig auch die optimale, flexible Nutzung des Gebäudes oder des Hauses über den gesamten Lebenszyklus hinweg größere Bedeutung erlangen. Anforderungen an neue Wohnbedürfnisse sind:

- besseres Energiemanagement,

- Zugang zu unterschiedlichen Informationsdiensten,

- Gesundheitsvorsorge, Sicherheitsdienste,

- Flexibilität der Wohngestaltung und Aufteilung (z.B. junge Familien und Senioren).

Die Herausforderung der Informationsgesellschaft an die Baukunst ist nach den Worten des Designers und Hausbauers Philippe Starck [7], "Wohnungen so ehrlich zu machen, so begabt und mit all der Kompetenz und der Achtung vor den Leuten (und der Umwelt) zu bauen, daß die Bewohner glücklich werden". Die Entwicklung von Haus-Automations-Systemen muß sich somit an den Bedürfnissen und Wünschen der Bewohner orientieren. Mit diesen Systemen muß den Bewohnern ein zusätzlicher Nutzen, d.h. auch ein mehr an Komfort gegenüber den heutigen Einzelsystemen geboten werden. Das heißt, der Einsatz von Informations-, Kommunikationstechnologie und der Mikrosystemtechnik muß so erfolgen, daß der Traum vieler vom "Intelligenten Haus" oder der "Intelligenten Wohnung" mit bezahlbarer, umweltschonender, marktfähiger, bedienbarer und robuster Spitzentechnologie der Wirklichkeit ein Stück nähergebracht werden kann. Also müssen die Geräte für den Hausbewohner überschaubar und einfach bedienbar sein.

Dieses "Mehrbieten an Nutzen" führt somit zu einer stark zunehmenden Technisierung und Computerisierung der Wohngebäude, was unter dem Begriff "Haus-Automation" oder "Home-Automation" zusammengefaßt wird. Darunter muß man sich die Zusammenführung verschiedenster Funktionen und Anlagenteile im Haushalt zu einem Gesamtsystem vorstellen:

Bild 2: Bereiche der Haus-Automation.

Bild 2 zeigt dazu die verschiedenen Anwendungen bzw. Bereiche innerhalb und außerhalb eines Hauses, die über die "Kommunikationstechnik" miteinander verbunden werden:

- Heizung/Klima/Sanitär,

- Elektroinstallation/Hausgeräte/Beleuchtungstechnik,

- Überwachung/Sicherheit (innen und außen),

- Bedienung und Überwachung,

- zukünftige Anwendungen,

- Telekommunikation (externe Kommunikation).

Bild 3: Wirkungsfelder der Haus-Automation.

Wichtig dabei ist, daß die einzelnen Systeme dabei modular und jederzeit nachrüstbar sind. So ist der Hausbewohner in der Lage, je nach seinen Bedürfnissen, sich im Laufe der Jahre sein Hausautomationssystem nach und nach zu komplettieren. Unter Haus-Automation wird somit das "Zusammenwachsen" der bislang getrennten Subsysteme Hausgeräte, Telekommunikation, Unterhaltungselektronik und Ausrüstungstechnik verstanden (Bild 3).

Als Beispiel für erste Anwendungen bzw. Realisierungen im Hausbereich sind die Umsetzungen des "TRON-Hauses" in Japan zu nennen [8, 9, 10]. Dort wurde bereits Ende der achtziger bzw. Anfang der neunziger Jahre durch maximalen Elektronik- und Computereinsatz dieses "Superhaus" gebaut. Damit soll die Vision eines zukünftigen Lebensstils im Informationszeitalter der Realität einen Schritt nähergebracht werden. Mit dem TRON-Haus wurde das Ziel verbunden, in einem Haus durch eine umfassende Computerisierung aller Systeme und Komponenten (Wände, Türen, Fenster, Heizung/Lüftung, Küche, Radio, TV/Video, Telefon/Fax usw.) ein Maximum an Komfort, Bequemlichkeit und Sicherheit für die Bewohner zu erreichen. Das TRON-Haus geht deutlich über vergleichbare Objekte hinaus: Sensoren innerhalb und außerhalb des Hauses sammeln eine Vielzahl von Informationen, die dann von einem Rechner ausgewertet und für den Wohnkomfort herangezogen werden. Dies trifft nicht nur für die Regelung der Raumtemperatur oder der Luftfeuchtigkeit durch eine Klimaanlage zu. So bezieht man auch direkt das Wetter mit ein, indem an geeigneten Tagen die Fenster automatisch geöffnet werden. In der computerisierten Küche des Hauses werden dem Hobbykoch nicht nur Hinweise auf Rezepte und kochtechnische Anweisungen gegeben, der Rechner empfiehlt auch - saisonbedingt - bestimmte Gerichte entsprechend dem Angebot auf dem Markt. Auch in den USA und Europa wurden vergleichbare Experimentier-Wohnhäuser gebaut [8].

Ganz nebenbei helfen die ausgeklügelten Systeme, Energie zu sparen. Sie senken die Emissionen eines Hauses, schützen vor Einbrechern, holen via Satellit, Funk oder Kabel die elektronische Multimediawelt in die Wohnung [11]. Was utopisch klingt, funktioniert in Musterhäusern und -wohnungen bereits heute [12]. Das Zuhause wird gesünder, sicherer, wirtschaftlicher und komfortabler. Grenzen setzt dabei nur die Phantasie.

Bild 4: Integrationstendenzen in der Heizungstechnik.

Das Vordringen der Mikroelektronik und der Digitaltechnik in allen Bereichen erlaubt den wechselseitigen Austausch von Daten, d.h. die Kommunikation der Geräte untereinander und eine zunehmende Produkt- und Systemintegration. Bisher autarke Einzelprodukte entwickeln sich immer mehr zu komplexeren (kompletten) Systemen. Die Entwicklung zunehmend intelligenter und multifunktionaler Produkte führt bis zur vollständigen Integration der Geräte in ein Hausautomationssystem. Dies ist am Beispiel der Heizungstechnik in Bild 4 dargestellt. Ausgehend von einfachen, autarken, mechanischen Reglern in den 70er Jahren sind die heutigen Heizungsregelungen kommunikationsfähig und somit bereits kombinierbar mit anderen Systemen [6, 13] und dadurch in ein Hausautomationssystem einfach integrierbar. Im Jahr 2000 werden lernende, kommunikationsfähige Systeme, z.B. auf Neuro-Fuzzy-Basis, die Wärmezufuhr sowie die Spitzenlast von elektrischen Verbrauchern im Haus steuern bzw. regeln.

2.1 Nutzen von intelligenter Haustechnik für den Bewohner

Eine Technisierung der Gebäude muß den Bewohnern einen zusätzlichen Nutzen bzw. ein Mehr an Komfort bieten. Die technische Machbarkeit wird dabei nicht allein entscheidend sein, vielmehr müssen echte Vorteile bezüglich Kosten-/Nutzen-Verhältnis für die Hausbewohner und -besitzer sichtbar werden. Die Visualisierung von Verbräuchen ist ein wichtiger Punkt, da dadurch der aktuelle Energieverbrauch dem Hausbewohner transparent gemacht und das Potential für mögliche Energieeinsparungen aufgezeigt wird. Wirtschaftliche Überlegungen sind jedoch - gerade in Wohnbelangen - nicht die einzigen Kriterien. Menschliche Bequemlichkeit sowie das Bedürfnis nach Selbstdarstellung sind weitere Elemente, die nicht unterschätzt werden dürfen. In einer Umfrage wurde ermittelt, auf was die Verbraucher bei der Haus-Automation Wert legen [11]:

- Einzelraum-Heizungssteuerung,

- Energiemanagement,

- Sicherheit,

- Funktionskontrolle,

- Fernüberwachung/-steuerung (z.B. über Telefon),

- Interaktive Dienste (z.B. Einkauf am Computer, Homebanking),

- Beleuchtungs-, Jalousiensteuerung,

- Kleingerätesteuerung (z.B. Kaffeemaschine),

- Unterhaltungssysteme,

- Eingangskontrolle/Videonetzwerk.

Das Berliner Institut für Sozialforschung [7] z.B. ging zusätzlich noch der Frage nach, wieviel Automation am/im Haus von Kunden geduldet, gefordert und akzeptiert wird. Dabei wurde ermittelt, welche Haushaltstypen aufgrund ihrer Bedürfnisse und Alltagserfordernisse den größten "persönlichen Gewinn" beim Einsatz vernetzter Systeme im Haushalt haben:

- Haushalte, in denen beide Partner erwerbstätig sind,

- Single-Haushalte mit hoher Mobilität,

- Familien im mittleren Lebensalter,

- Ältere, deren körperliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist.

Als Akzeptanzkriterien für zukünftige Technik im Haushalt wird dabei an erster Stelle "Arbeitsreduzierung" und "Arbeitserleichterung" genannt. Dies verdeutlicht das Bedürfnis der Bewohner nach einem intelligenten Alltag, oder besser gesagt, der "intelligenten Unterstützung des Alltages durch Technik" (z.B. Roboter im Haus).

2.2 Zusammenwirken der verschiedenen Gewerke

Durch die moderne Haustechnik ergeben sich für das Handwerk auch neue Betätigungsfelder in den Bereichen Service, Wartung und Überwachung für das Handwerk, die weit über die heutige herkömmliche Installation hinausgehen [14, 15]. Zukünftig wird sich für den Bereich "Home Automation" ein neues Berufsbild abzeichnen, das die bisherigen getrennten Bereiche SHK und Elektro gewerkeübergreifend vereint [16]. Dazu stellt sich bereits heute die Frage: Wer installiert und betreut ein solches Haus-System? Wenn wir von einem vernetzten Eigenheim sprechen, so sprechen wir von einem gewerkübergreifenden Projekt. Wer übernimmt also die übergreifende Verantwortung? Soll der Hausbesitzer einen verantwortlichen Ansprechpartner für seine komplette Hausvernetzung erhalten, muß dieser auch die gesetzlichen Kompetenzen dazu haben, gewerkeübergreifend tätig zu sein. Es genügt also nicht, die Produkte für den Heimbereich zu haben, auch die Verbände müssen erst die Voraussetzungen schaffen, daß diese Technologie überhaupt Fuß fassen kann. Auf gemeinsamen Tagungen der Verbände SHK und Elektro werden diese Fragen und auch die verschiedenen Möglichkeiten für das Handwerk, die sich aus der technologischen Entwicklung ergeben, bereits diskutiert [14].

Der sich abzeichnende Weg zum intelligenten Gebäude hat Bewegung ins Handwerk gebracht. Wer künftig auf dem noch jungen Feld der Haus-Automation mitreden möchte, muß sich bereits heute mit Zukunftstechnologien beschäftigen, sonst wird er später Nachholbedarf oder sogar das Nachsehen haben. Eines ist klar: Die heiße Phase des Zukunftmarktes "Haus-Automation" hat noch nicht begonnen. Aber sie steht bevor und fordert SHK- und Elektrohandwerk gewerkeübergreifend.

Bild 5: Auswahl von Bus-Systemen [17].

3. Welcher Bus fährt in das nächste Jahrtausend

Die verwirrende Vielfalt der zur Zeit auf dem Markt befindlichen Bus-Systeme zeigt Bild 5 sehr deutlich [17]. Diese Vielfalt ist für die Installationsverantwortlichen nicht nachvollziehbar, da Hausbewohner letztendlich nur Funktionen realisiert haben wollen und nicht in eine Diskussion zu Bus-Systemen einsteigen wollen. Das Vernetzungs- und Bus-System allein läßt sich aber nicht verkaufen. Attraktiv und nützlich ist ein solches System nur, wenn es eine ausreichende Menge an Produkten gibt, die über dieses Netz kommunizieren. Nur wenn der Hausbesitzer weiß, daß er bei seinem Fachhändler ganz selbstverständlich eine Waschmaschine oder eine Heizungsanlage bekommt, die mit dem in seinem Haus installierten Bus-System kommunizieren kann, wird er bereit sein, die Mehrkosten der modernen Technologie zu zahlen und ein solches System in seinem Haus installieren.

Durch die Vielfalt von Bus-Systemen und den damit verbundenen verschiedenen Produkten ist es zur Zeit nicht möglich, die Produkte für den Hausbereich auch preislich attraktiv zu machen. Für einen gemeinsamen Markt ist somit ein Standard Voraussetzung. Daher haben sich die drei führenden europäischen Organisationen BCI (Batibus Club International), EHSA (European Home Systems Association) und EIBA (European Installation Bus Association) zusammengeschlossen, um einen gemeinsamen europäischen Standard zu schaffen. Es soll ein einziger europaweiter Standard für Home and Building Electronic Systems (HBES) entwickelt werden, der auf einer Auswahl durchgängiger Kommunikationslösungen für verschiedene Übertragungsmedien basiert und auch höhere Datenraten als bisher vorsieht [18, 19].

Neben diesen drei europäischen Systemen gibt es noch die aus den USA stammenden Systeme LON (Local Operating Network) und BacNet (Building Automation and Control Network), die in der Gebäudeautomation eingesetzt werden und nun auch den Weg in den Heimbereich suchen [19, 20] und das dänische IHC-System (Intelligent House Control System) [21].

Ein einziger Busstandard im Gebäude- als auch im Hausbereich ist zur Zeit nur ein schöner Traum, da es bis zum heutigen Tage nicht gelungen ist, sich auf einen europaweiten Standard zu einigen. Die Hersteller von Geräten sind daher derzeit noch vielfach verunsichert, trauen sich nicht, Geräte mit einer bestimmten Busschnittstelle zu entwickeln, weil es sich noch nicht herauskristallisiert, welches System letztlich das Rennen macht. Es wird daher auch in den nächsten Jahren bzw. Jahrzehnten notwendig sein, sogenannte Übersetzer/Dolmetscher (Gateways) einzusetzen, um zwischen den unterschiedlichen Bus-Systemen kommunikationsfähig zu sein.

(Fortsetzung folgt)


* Hans-Otto Arend leitete den Bereich MSR-Technik und Werk 2 bei der Viessmann Werke GmbH & Co in Allendorf, Dr. Dieter Pfannstiel leitete die Abteilung Haussystemtechnik im gleichen Unternehmen.


B i l d e r : Viessmann Werke, Allendorf


L i t e r a t u r :

[1] Hofbauer, P.: Energieeinsparung und Umweltschutz in der Haustechnik. VDI-Bericht Nr. 1204, VDI-Verlag (1995), Düsseldorf.

[2] Hager, M.; Otto, F.: Moderne Heizungstechnik für Gebäude mit niedrigem Wärmebedarf. IKZ-HAUSTECHNIK, 12/96.

[3] Schmid, W.: Apropos Heizung: Systemtechnik im Zeichen der neuen Wärmeschutzverordnung; ein Leitfaden für Architekten. Gentner Verlag, Stuttgart 1995.

[4] Happacher, M.: Das vernetzte Eigenheim. Nahe Zukunft oder lediglich Illusion? Elektronik, 18/95.

[5] Happacher, M.: Über die Steckdose. Domo, 12/96.

[6] Winter, M.: Heizungsregelung mit kommunikationsfähigen Systemen. TAB/MSR, 1996.

[7] Das intelligente Haus. Dokumentation zur Veranstaltung des Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF), am 6. Juli 1995 im Wissenschaftszentrum in Bonn.

[8] Beglinger, V.; Werner, W.: Intelligente Gebäude - Innovationen und Trends. Wärmetechnik, 2/93.

[9] Schmidt, E.: Die vernetzte Gesellschaft. TRON - Das japanische Konzept für ein einheitliches Betriebs- und Kommunikationssystem nimmt Gestalt an. Elektronik, 23/90.

[10] TRON: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Elektronik, 4/92.

[11] Durand, D.: Tischlein Deck Dich. Wirtschaftswoche, 40/96.

[12] Hoffmann, R.: Das "Rosenheimer Haus". Domo, 10/96.

[13] Wolff, D.: Heizungsregelung auf dem Weg zur Kommunikation. Wärmetechnik 12/93.

[14] Jammer, D.: Das intelligente Haus. Utopie oder bald Realität? sbz 20/96.

[15] Gebäudemanagement - neue Märkte für das Handwerk. Wärmetechnik, 1/95.

[16] Kantner, A.: Haustechnik 2000. IKZ-HAUSTECHNIK, 20/95.

[17] Kotz, B.: Messen-Steuern-Regeln in der Feuerungstechnik. Wärmetechnik 9/96.

[18] Endlich ein Standard. Markt & Technik, 13/96.

[19] Happacher, M.: Die Aufwärmphase ist vorbei. Das "intelligente Eigenheim" wird Realität. Elektronik, 17/96.

[20] Happacher, M.: Magische Kugel oder Seifenblase. Domo 12/96.

[21] Happacher, M.: Es muß nicht immer der EIB sein. Domo 10/96.


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