IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 6/1997, Seite 32 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


Brandenburg


4. Heizungsbauertag

"Fritze Bollmann wollte angeln, doch die Angel viel ihm rin, Fritze Bollmann wollt'se langen, und da viel er hinterdrin." Der 4. Heizungsbauertag des Fachverbandes Sanitär Heizung Klempner Klima Land Brandenburg in Bollmannsruh am Beetzsee fiel nicht ins Wasser, sondern wurde von mehr als 70 Fachtagungsteilnehmern besucht.

"Es gibt nur drei Methoden, um überleben zu können", sagte Landesinnungsmeister Wilfried Frohberg in seiner Begrüßungsrede: "Betteln, stehlen oder etwas leisten. Wirtschaftsexperten rechnen mit noch mindestens fünf bis zehn Jahren, bis sich der Lebensstandard in Ost und West einigermaßen angeglichen haben wird. Die Politiker fast aller Parteien sind aufgefordert, den wirtschaftlichen Aufbau in den jungen Bundesländern mit Investitionen aus Westdeutschland zu fördern. Sieht man sich heute in dem Handwerk um, so wird man feststellen müssen, daß die Auftragslage nicht gut ist, die Preise noch ein ganzes Stück schlechter sind und die Zahlungsmoral, sofern man von 'Moral' im Sinne von Sittlichkeit noch reden kann, liegt vollkommen am Boden. Was nützen die täglichen Reden der Politiker und Gewerkschaftler, wenn die Zahl der Arbeitslosen von Tag zu Tag zunimmt. Das Handwerk und der Mittelstand ist seit Jahren das Auffangnetz der freigestellten Arbeitnehmer aus der Industrie."

LIM Wilfried Frohberg machte mit seinen einleitenden Worten unmißverständlich auf die derzeit "bescheidene" wirtschaftliche Situation vieler Handwerksbetriebe aufmerksam. 

Frohberg unterstrich in seiner Rede, daß er die Zukunft nicht schwarz malen möchte, doch die momentane wirtschaftliche Situation zur Zeit leider nicht anders ist. Eine aktuelle Studie weist aus, daß zu dem bereits angesammelten Sparvermögen weitere 240 Mrd. DM auf der hohen Kante liegen. Das zeigt, daß die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit so manchen noch sparsamer werden läßt. Es müssen der Privatmann und die Privatfrau begeistert werden, ihr wohnliches Wohlbehagen zu steigern, um sich ein neues Bad, eine neue Heizung, ein neues Dach und einen neuen Kachelofen einbauen zu lassen. Der Kunde zeigt immer mehr Umweltbewußtsein und bevorzugt umweltfreundliche Produkte, eingebettet in komplette Problemlösungen.

Auf die richtige Beratung zum richtigen Zeitpunkt kommt es an. Der Verteilermarkt ist zu Ende. Der Kunde muß im wahrsten Sinne des Wortes gepflegt werden. "Unsere Betätigungsfelder", so Frohberg, "sind Energie- und Wärmedienste, die Wohnungslüftung und Wärmerückgewinnung. Absorbtionstechnik in Verbindung mit Wärmepumpen, Brennwerttechnik, Fernwärmeversorgung, Holzfeuerung, Luftheizung Niedertemperaturtechnik, Solarenergie und andere regenerative Energien sowie schnell regelbare Heizsysteme sind nicht zu vergessen. Wir müssen uns aktiv in die Diskussionen um Umweltschutz, Ozonloch, Treibhauseffekt, Energieeinsparung, Wasserknappheit und Rohstoffverknappung einschalten und als Experten für Lösungskonzepte profilieren."

"Wir sind Leute vom Fach", erklärte Frohberg. "Wir brauchen uns nicht scheuen, in die Bereiche Gebäudetechnik und Gebäudemanagement vorzudringen. Heute wird vom Kunden alles aus einer Hand gewünscht. Für die Betreuung haustechnischer Anlagen ist das SHK-Handwerk geradezu prädestiniert. Eine alte Unternehmerweisheit sagt: Wer aufhört, besser zu sein, hört auf, gut zu sein. Nur gemeinsam ist das Handwerk stark", so Frohberg. "Stärken wir die intakte Solidargemeinschaft."

Thermische Solarenergienutzung

Lutz Kryschausky, Fa. Viessmann, referierte zum Thema Thermische Solarenergienutzung zur Warmwasserbereitung und Raumheizung. Er erläuterte die solaren Rahmendaten, wie die Solarstrahlung und die Neigung der Kollektoren und ging dann auf den Aufbau und die Funktion der Viessmann Sonnenkollektoren CalorSol, DuoSol und TubuSol ein. Kryschausky betonte, daß die Kollektoren gemeinsame produktspezifische Vorteile, wie z.B. die Verwendung von hochwertigen Materialien wie Edelstahl, Aluminium, Kupfer und Spezial-Solarglas, besitzen.

Lutz Kryschausky, Hans-Lorenz Fritz, Horst Korte (v.l.n.r) ... 

Als wesentliche Auslegungsgröße von thermischen Solaranlagen ist der Warmwasserverbrauch anzusehen. In diesem Zusammenhang bezeichnet Kryschausky den Warmwasser-Schichtenspeicher als zentrale Anlagenkomponente. Er verwies darauf, daß die Abstimmung aller Bauteile des Solarsystems aufeinander, eine wesentliche Voraussetzung für den optimalen Anlagenbetrieb darstellt. Nachdem er dem interessierten Fachpublikum verschiedene Anlagenschaltungen aufzeigte, wurde am Ende des Referats ein Film über die Montage von Solarsystemen vorgeführt.

Wohnungslüftung und Wärmerückgewinnung

Zum Stand der derzeitigen Anlagentechnik im Bereich der Wohnungslüftung und Wärmerückgewinnung bezog Hans-Lorenz Fritz, Fa. Maico-Ventilatoren, Stellung. Nach einigen Ausführungen zu den Aufgaben und Anforderungen der Lüftung bekräftigte er die Notwendigkeit der kontrollierten Wohnungslüftung im Zuge der Einführung der Wärmeschutzverordnung '95 und der geplanten Novellierung bis zum Jahr 1999.

... und Wilfried Pester referierten in Bollmansruh zu wichtigen Themen der Heizungs- und Lüftungstechnik. 

Die dichten und sehr gut gedämmten Gebäude erfordern aus hygienischen und energetischen Gründen einen kontrollierten Zuluftvolumenstrom. Wichtig ist dabei eine gleichmäßige Luftverteilung im Raum und die Verhinderung von Zugbelästigungen. Eine interessante Neuerung der Fa. Maico-Ventilatoren stellt die Erweiterung der Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung durch eine anschlußfertige Wärmepumpe dar. Dabei wird die in der Abluft enthaltene Wärme durch den Wärmepumpenprozeß in ein höheres Temperaturniveau gebracht und auf die Zuluft übertragen.

Kondensat

Horst Korte von der Ruhrgas AG, Essen, trug zum Problemfeld der Kondensatentsorgung von Brennwertgeräten vor. Grundlage für die Kondensatentsorgung ist im allgemeinen das ATV Merkblatt M 251. Darin sind Gasfeuerstätten <25 KW NWL von der Notwendigkeit der Kondensatneutralisation freigestellt. Die Gasbranche hat zur Kondensatproblematik zwei gewichtige Gutachten anfertigen lassen, die über Quantität und Qualität des Kondensats aus Gasbrennwertanlagen wissenschaftlich gründliche und praktisch relevante Aussagen treffen. Die Ergebnisse dieser Gutachten haben zwischenzeitlich zu einer Überarbeitung des ATV-M 251 geführt, das z.Z. als Entwurf vorliegt. Darin werden bei Leistungsbereichen bis 200 KW Gasfeuerstätten von der Pflicht zur Neutralisation des Kondensats freigestellt, während das Kondensat aus Ölfeuerungsanlagen grundsätzlich zu neutralisieren ist.

Wärmepumpen

Wilfried Pester, Vorsitzender der Wärmepumpeninitiative Brandenburg e.V., gab den Teilnehmern der Tagung einen Überblick über die Rahmenbedingungen für den Einsatz von Wärmepumpen zur Warmwasserbereitung und Raumheizung im Land Brandenburg. Er verdeutlichte, daß der Kontakt unter den Marktpartnern, die mit dem Umfeld der Wärmepumpe vertraut sind, für die breite Markteinführung der Wärmepumpe unerläßlich ist. Dabei soll die Wärmepumpeninitiative Brandenburg e.V. eine vermittelnde Rolle einnehmen.

Pester nannte des weiteren die möglichen Fördermittel und Zuschüsse für Wärmepumpen und gab eine Übersicht über die Sondervereinbarungen der MEVAG zu Strompreisen für den Einsatz von Wärmepumpen und Wohnungslüftungsanlagen in Niedrigenergiehäusern. Immerhin sind im Land Brandenburg von 1991 bis 1996 ca. 1000 Wärmepumpenanlagen errichtet worden.


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