IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 5/1997, Seite 27
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Bremen
Spannungen zwischen dem Sanitär-Heizung-Klima Handwerk und der Stadtwerke Bremen AG steigen!
Seit Mitte des Jahres 1996 war bekannt, daß die Stadtwerke Bremen AG in Kooperation mit der holländischen Firma Edon eine Heizgeräte Service-Gesellschaft gründen wollen, um den Kunden Heizgeräte zu verkaufen und auch die Installation und die Wartung zu übernehmen. Im Handwerk herrscht Alarmstimmung!
Nachdem der Vorstand der Sanitär-Heizung-Klima-Innung über eine Beteiligung des Handwerks längere Zeit mit der Stadtwerke Bremen AG verhandelt hatte, beschloß am 29. Januar die außerordentliche Innungsversammlung mit 107 von 108 Stimmen, die Verhandlungen abzubrechen, da eine echte Mitbestimmung des Handwerks an den Vorstellungen der Stadtwerke Bremen AG scheiterte.
Wie sehr das Vorhaben der Stadtwerke die Interessen des Handwerks berührt, zeigt der Umstand, daß noch nie eine Innungsversammlung so gut besucht war.
Viele Betriebe äußerten Ihr Unverständnis über die Expansionsbemühungen der Stadtwerke Bremen AG, in einen Markt vorzustoßen, der seit geraumer Zeit unter der konjunkturellen Schwäche leidet und bei sinkenden Preisen kaum noch profitabel ist. Als Motiv wird vermutet, daß die Stadtwerke Bremen AG aufgrund der Reform des Energiewirtschaftsrechts eine stärkere Kundenbindung erreichen will, um zu verhindern, daß auswärtige Energieversorger in den bremischen Markt einbrechen.
Sollten die Stadtwerke Bremen AG tatsächlich ihr Vorhaben umsetzen, so ist der Abbau von Personal im Handwerk in erheblichem Umfang nicht zu vermeiden, da das Handwerk aufgrund seiner schwächeren Kapitalausstattung den zu erwartenden Preiskampf mit der kapitalstarken Stadtwerke Bremen AG nicht aufnehmen kann. Auch der Verbraucher darf nicht erwarten, mittelfristig aufgrund der faktischen Bindung an die Stadtwerke Bremen AG - Lieferung von Gas bis hin zur Installation und Wartung - günstiger wegzukommen. So hat der Vorstandsvorsitzende derStadtwerke Bremen AG erst kürzlich auf einer Fachtagung erklärt, Preissenkungen im Energiebereich seien nur im Industriebereich zu erwarten; der Endverbraucher könne allenfalls langfristig mit einer Entlastung rechnen.
Ob die Verteidigung des Stammgeschäftes Energielieferung und die Eroberung neuer Regional- und Marktfelder es jedoch rechtfertigen würde, Arbeitsplätze und Betriebe im Handwerk in großem Ausmaße zu gefährden, sei angesichts der Beteiligung des Senats an der Stadtwerke Bremen AG - der Senat hält 50,1% der Aktien - nicht nur eine umstrittene wirtschaftliche, sondern auch eine politische Frage.
Die Innungsversammlung beauftragte deshalb den Vorstand, alle politischen und rechtlichen Wege zu beschreiten, um Schaden vom Handwerk abzuhalten. Und: Scheiterte nicht gerade mit dem Vulkan zu Lasten der Steuerzahler eine Bremer Firma, die ständig expandierte?
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