IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 4/1997, Seite 30 ff.


REPORT


Russische Wirtschaft

Einblick in die aktuelle Lage

Die russische Wirtschaft hat sich in den letzten Jahren so erfolgreich entwickelt, daß selbst vorsichtige Wirtschaftsexperten die Talsohle für durchschritten halten. Wenn sich auch die irritierend optimistischen Prognosen der internationalen Wirtschafts- und Finanzorganisationen für die russische Wirtschaft im Jahre 1996 noch nicht bewahrheitet haben, so bleibt doch festzuhalten, daß die russische Produktion inzwischen erste deutliche Zuwächse verzeichnen kann.

Zudem konnte die Inflation des Rubelkurses endlich gebremst werden. Nach dem leichten Investitionszuwachs im zweiten Halbjahr 1996 rechnen IWF und OECD für 1997 sogar erstmals mit einem Wirtschaftswachstum von um die vier Prozent.

70% des russischen BIP werden bereits im Privatsektor erwirtschaftet

Diese positiven Trends und darüber hinaus die Tatsache, daß inzwischen rund 70% des russischen Bruttoinlandproduktes im Privatsektor erwirtschaftet werden, lassen natürlich das Vertrauen in einen anhaltenden Aufschwung der russischen Wirtschaft wachsen - mit weitreichenden erfolgversprechenden Konsequenzen auf internationaler wie auf nationaler Ebene. Vielfältige bilaterale Wirtschafts- und Finanzabkommen, hohe Kreditvergaben von seiten des westlichen Auslands und der internationalen Geberorganisatoren sowie die zunehmende Kooperation zwischen westlichen und russischen Unternehmen beweisen, daß Rußland als Wirtschaftspartner salonfähig geworden ist.

Die Bundesrepublik Deutschland gilt - abgesehen von der Ukraine, die von Insidern aber als "nahes Ausland" bezeichnet wird und somit quasi außer Konkurrenz läuft - als wichtigster Handelspartner der Russischen Föderation: Sowohl 1994 als auch 1995 betrug das deutsche Außenhandelsvolumen mit der Russischen Föderation jeweils knapp 24 Mrd. DM.

Deutschland ist einer der wichtigsten Handelspartner Rußlands

Wie intensiv die Handels- und Kooperationsbeziehungen zwischen den beiden Ländern sind, unterstreichen auch die folgenden Fakten: Allein in Moskau sind über 800 deutsche Firmen vertreten und mehr als 200 Unternehmen haben sich im Verband der Deutschen Wirtschaft organisiert.

Inzwischen bestehen auch wichtige gesetzliche Grundlagen, die ausländische Investoren den russischen rechtlich gleichstellen sowie Besitz und Gewinntransfer garantieren. Der deutsch-russische Handelsaustausch wird darüber hinaus mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich von dem 1997 in Kraft tretenden Doppelbesteuerungsabkommen profitieren.

Bei allem - berechtigten - Optimismus darf aber nicht außer acht gelassen werden, daß die russische Volkswirtschaft immer noch mit gravierenden Problemen zu kämpfen hat. Dabei handelt es sich hauptsächlich um folgende Probleme im politisch-administrativen Bereich:

Erschwerend kommt hinzu, daß die so notwendige Kooperation russischer mit ausländischen Unternehmen durch die teilweise schon an Protektionismus grenzende restriktive Importpolitik behindert wird.

Modernisierung ist zwingend notwendig

Erfreulicherweise erkennen aber immer mehr Experten aus Wirtschaft und Politik die Notwendigkeit, jegliche Restriktionen aufzuheben, und unterstützen zudem Überlegungen und Angebote, stärker in internationale Arbeitsteilungsprozesse einzugreifen. Zwar stoßen ihre Bemühungen, Betriebe in kleinere und dadurch flexiblere und leistungsfähigere Einheiten zu splitten, die dann als jeweils spezialisierte Handels- und Kooperationspartner internationaler Unternehmen agieren, noch manches Mal auf den Widerstand der Werksdirektoren und der Restriktionspolitiker.

 

Die Bundesrepublik Deutschland gilt -
abgesehen von der Ukraine -
als wichtigster Handelspartner
der Russischen Föderation.

 

 

 

Der Zwang, die Produktion zu modernisieren, damit die Russische Föderation endlich in der Weltwirtschaft eine Position erreichen kann, die der politischen Bedeutung des Landes entspricht, wird diese Widerstände in absehbarer Zeit brechen.

Hinzu kommt noch ein weiterer Aspekt - die Macht der Konsumenten!

Schließlich macht sich seit Einführung der freien Marktwirtschaft bemerkbar, wie groß nach langen Jahren sozialistischer Planwirtschaft und staatlich verordneter Gleichmacherei der Bedarf an sowie die Nachfrage nach technisch zeitgemäßen, umweltverträglichen und wirtschaftlichen Produkten sind. Die 150 Mio. russischen Verbraucher verlangen sowohl bei Konsum- als auch bei Investitionsgütern gezielt nach hochwertigen internationalen Marken und Produkten.

Schwerpunkte des russischen Imports sind unter anderem die Produktgruppen Sanitärarmaturen, Zentralheizungsarmaturen, Regelventile, Schieber, Kugel-, Kegel- und Zylinderhähne, Klappen und Membranarmaturen.

Großer Bedarf an Klimatisierungsgeräten und -techniken

Ein besonders großer und dringender Bedarf besteht in der gesamten Russischen Föderation - nicht zuletzt wegen der extrem hohen Energiepreise - auch noch an zeitgemäßen Wärmeenergieanlagen. Zudem mangelt es in vielen Unternehmen der Nahrungsmittel- und der Elektronikindustrie sowie in einem Großteil der medizinischen und pharmazeutischen Arbeitsbereiche - kurz: überall dort, wo absolute Staubfreiheit und konstante Feuchtigkeitswerte unerläßlich sind - noch an modernen Klimatisierungstechniken.

Internationale Kooperation funktioniert

Die steigende Nachfrage nach Klimageräten kann flächendeckend bis auf weiteres nur von ausländischen Zulieferern bedient werden: In der Russischen Föderation produzieren lediglich zehn Firmen gewerbliche Klimaanlagen. Klimageräte für den Haushalt werden - weil die Produkte des in der früheren Sowjetunion einzigen Herstellers aufgrund grober Mängel inzwischen keinen Absatz mehr finden - sogar nur von einem Unternehmen produziert.

Dieses Unternehmen basiert auf einer vorbildlichen - und zur Nachahmung empfohlenen Kooperation zwischen der Moskauer Aktiengesellschaft Elemasch und dem koreanischen Konzern Samsung Electronics. In einer innerhalb von nur 14 Monaten errichteten Großanlage werden während der ersten Phase in Moskau aus von Samsung gelieferten Teilen Klimageräte montiert. Langfristig will und soll dann Elemasch einen Teil der Komponenten selbst produzieren.

Im Interesse der russischen Wirtschaft sowie der gesamten russischen Bevölkerung bleibt zu hoffen, daß dieses Beispiel für funktionierende internationale Zusammenarbeit möglichst schnell Schule macht.

L i t e r a t u r :

  1. Danylow, Peter; "Rußland auf dem Weg ins Jahr 2000", in: Ost-West-Contact. Das Wirtschaftsmagazin für Ost-West-Kooperation 6/1996, S. 10 - 12.
  2. BfAI - Länder und Märkte, 25.06.1996 ("Investitionen in Rußland").
  3. BfAI - Märkte der Welt 48, 28.11.1996, S. 23 ("Armaturenimport steigt").
  4. Nachrichten für Außenhandel, 02.01.1997, S. 3 ("OECD: In Rußland Wachstum möglich").
  5. Nachrichten für Außenhandel, 04.12.1996, S. 7 ("Das Geschäft mit Klimageräten floriert").
  6. OSTinvest 43/96, 25.10.1996, S. 17.

 

Einfuhr von Armaturen und Ventilen

(ZTPos. 84.81; 1000 US-$; Änderung gegen Vorjahr in %)

Herkunftsland

1995

Veränderung

Insgesamt

214369,1

20,5

darunter aus:

 

 

Ukraine

38013,8

209,2

Ungarn

35531,8

15,0

Deutschland

28197,1

57,8

Italien

24006,3

43,4

Frankreich

13393,2

-28,0

USA

8107,2

50,5

Japan

6249,6

-53,3

Österreich

6222,9

-11,1

Rumänien

3985,7

-39,5

Tschechische Republik

3975,7

-10,7

Kasachstan

3669,6

11,3

Slowakei

3380,8

123,2

Quelle: Zollstatistik des Außenhandels der Russischen Föderation 1994 und 1995

 

Import von Klimageräten

(ZTPos. 84.15; 1000 US-$; Änderung gegen Vorjahr in %)

Herkunftsland

1995

Änderung

Insgesamt

80209,4

42,7

darunter aus:

 

 

Finnland

13584,1

86,6

Deutschland

11161,8

55,2

Italien

7885,7

12,6

Österreich

6521,2

14,0

Frankreich

5682,9

48,6

Aserbeidschan

4331,1

-43,0

Slowenien

3230,3

372,1

Israel

3092,8

185,5

Ukraine

2981,8

-35,3

Belgien

2308,5

590,3

Japan

2113,0

17,6

Türkei

2062,9

336,1

Quelle: Zollstatistik des Außenhandels der Russischen Föderation 1994 und 1995

 


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