IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 24/1996, Seite 27 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


Nordrhein-Westfalen


Multimedia - Möglichkeiten und Grenzen für Handel und Handwerk

7. Raesfelder Schloßgespräche

Deutschland verfügt heute über das modernste ISDN-Netz der Welt. Angesichts der Möglichkeit, mit relativ hoher Geschwindigkeit Sprache, Bilder, Texte und Daten über das digitale Netz zu versenden, darf man getrost vom infrastrukturellen Transportmedium für Multimedia sprechen. Auch in mittelständischen Betrieben von Handel und Handwerk finden Büroarbeitsplätze Zugang zur Datenautobahn über ISDN-Telefonanlagen, die Telefone, Faxgeräte, PC’s und Videokommunikationssysteme sowohl firmenintern als auch global vernetzen.

"Goldgräberstimmung also bei Multimedia in Handel und Handwerk?" "Keiner weiß, was es ist - alle machen mit." Dr. Hans-Georg Geißdörfer, Geschäftsführer des FSI (Förderverein der Sanitärindustrie, des Sanitärhandels und des Sanitärhandwerks e.V.), konnte seine leichte Verwunderung über den Siegeszug des Internets und des darauf verbreiteten Worldwide-Web (WWW) nicht verbergen. Auf einer Veranstaltung des FSI im Rahmen der 7. Raesfelder Schloßgespräche stand Geißdörfer allerdings nicht allein da. Neue Marktchancen, insbesondere "für kleinere Firmen entwickeln sich, Hierarchien verschwinden. Mit WWW-Seiten stehen kleine Läden heute gleichberechtigt neben Karstadt".

"Multimedia ist der Wachstumsmotor des 21. Jahrhunderts", so Heiko Falk, Geschäftsführer der BBDO Interactive, Düsseldorf, der einen generellen Einblick in die Szene "Multimedia - Status und Zukunftsvisionen" gab.

Die Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasium verfolgten interessiert den Ausführungen der Referenten zum Thema "Multimedia"

Weltweit gehört der PC nach dem Fernseher zum zweitwichtigsten Konsumgut. Nach einer gemeinsamen Umfrage von Intel und Dataquest werde der PC spätestens 1998 die erste Stelle der Hitliste der technischen Gebrauchsgüter einnehmen.

Die Personal-Computer- und Kommunikationsindustrie befinde sich in einem Rausch. Wer ihre Leistungen deutlich machen wolle, greife gern zur Folklore, so Falk.

Nach verschiedenen Prognosen werde im Jahr 2000 das Bruttosozialprodukt eines Landes weitgehend von der Fertigkeit bestimmt, mit der Ware "Information" effizient umzugehen.

Auch das Standing eines Unternehmens im immer härter werdenden Dispositions- und Reaktionswettbewerb werde künftig von der Fertigkeit bestimmt, Informationen effizient zu bearbeiten, zu speichern und zu übermitteln. Die Multi-Media biete heute hervorragende Möglichkeiten, durch neue Dimensionen der Kundenorientierung Käuferverhalten zu verstehen und zu beeinflussen.

Insbesondere innovative Dienstleistungsfunktionen als Teil der gesamten Leistungspalette, durch die der Kunde ein Unternehmen positiv erlebe, würden zukünftig in verstärktem Maße die Leistungsbereitschaft des Unternehmens dokumentieren und es im Wettbewerb beim jeweiligen Zielgruppensegment als innovatives Qualitätsunternehmen profilieren.

Das Werbegeld fließt in das Web

In der Einschätzung von Werbung auf Online-Medien, so Falk, seien sich die deutschen Werbeagenturen einig: rund 90% erwarteten, daß deren Bedeutung zunehmen werde. Die meisten Prognosen gingen davon aus, daß Online- und Offline-Multimedia in den nächsten zwei bis drei Jahren 15% bis 20% des Werbegeschäftes ausmachen werden.

Bei einer Umfrage bei US-Werbeagenturen, in welche Bereiche sie bis 1997 investieren wollten, hätten 76% angegeben, verstärkt auf interaktive Werbung zu setzen. Aber, so Falk, es gebe auch Kritiker und Bremser.

Solange jedenfalls die 3000 Mitarbeiter des Eschborner Technikzentrums der Deutschen Bank - hier arbeiteten auch rd. Tausend seit 1988 neu eingestellte Software-Ingenieure, die die Deutsche Bank für die Datenautobahn der Zukunft fit machen sollen - ihre Geschäfte meist am traditionellen Bankschalter erledigten, befänden sich Marketing-Verantwortliche in den Unternehmen, und Mediaplanung in den Agenturen noch in einer streßfreien Planungsphase. So werde sicherlich noch etwas Zeit vergehen, bis z.B. das Geld, seit den Zeiten des Tauschhandels ein immer abstrakteres Gut, in die Netze gewandert sei. Bis Banken überflüssig geworden sind wie es Wiliam Randle, Vizepräsident der Amerikanischen Regionalbank Huntington, Bancshares, prophezeite, "zu monetären Mausoleen verkommen" (Der Spiegel). Falks Fazit: "Wir werden in Zukunft eine andere Werbung haben, Kommunikations- und Konsumentenverhalten werden sich ändern!"

Stadtwerke - Citykom

Auf einen Markt hoffen auch die Stadtwerke Münster, die beispielhaft mit ihrem Unternehmen Citykom demnächst der Telekom Konkurrenz machen wollen. Klaus Dorprigter, Geschäftsführer der Citykom Münster GmbH, kündigte ein komplettes Glasfaser- und Kupfernetz für die Stadt Münster an und sagte, daß Citykom flächendeckend rd. 200 öffentliche Infoterminals in der Stadt installieren wolle.

In einem späteren Schritt sollen über weiterentwickelte Kommunikationsterminals auch Bankgeschäfte, Behördengänge und Bestellungen erledigt werden können. Kostenpflichtig selbstverständlich, zahlbar mit Elektronik-Cash, elektronischem Geld auf kleinen Karten. Die Stadtwerke also auf dem Weg zum Allround-Versorger und lokalem Dienstleistungsunternehmen? In Münster jedenfalls ist der Weg beschritten. Neben den klassischen Versorgungsbereichen und dem öffentlichen Personennahverkehr wird in Zukunft dem Telekommunikationsbereich eine wesentliche Rolle für die Weiterentwicklung der Stadt zukommen. Die Stadtwerke Münster wollen durch eine Ausweitung ihrer Geschäftstätigkeit auf dem Telekommunikationsbereich diesen Anforderungen gerecht werden.

Ihre Pluspunkte:

- Vorhandene Infrastrukturen mit guter Dokumentation

- Jahrzehntelange Erfahrung in Planung und Bau von Netzen

- Qualifiziertes Personal für den Betrieb und die Wartung von Telekommunikationssystemen/-netzen

Die Startposition für den Aufbau eines neuen Geschäftsfeldes ist prinzipiell vorhanden. Allerdings muß noch geprüft werden, ob und in welcher Form sich ein Engagement lohnt (siehe auch Tabelle "Dienstangebote der Citykom").

Informationstechnologien zwischen Industrie, Handel und Handwerk

"Nicht der Große schlägt den Kleinen sondern der Schnelle den Langsamen", so Wolfgang Herzog, der über "Informationstechnologien zwischen Industrie, Handel und Handwerk" referierte. Seine Thesen

- neue Informationstechnologien zwischen Industrie, Handel und Handwerk steigern die Effizienz und verbessern die Marktposition,

- wiederkehrende Abläufe lassen sich automatisieren,

- digitalisierte Informationen werden aufbauend weiterbearbeitet,

- eine exakte Planung mit ganzheitlicher Präzision bringe den Unternehmen von Handel und Handwerk Kosteneffizienz und stärke damit die sanitäre Fachschiene.

Herzog verwies auf die Projekte der Arge Neue Medien und erläuterte detailliert den Datenverbund in der Sanitärindustrie. Herzog stellte in seinem Vortrag die "Bad-Bau-Software" vor und hautnah konnten die Vertreter des Handwerks, die (zaghaften) Schritte dieses Wirtschaftszweiges, die Welt des Internets, miterleben. Aber auch die Skepsis bei vielen Handwerksmeistern gegenüber den neuen Instrumentarien war zu erkennen.

Homepage der Computer-AG.

Ein Schritt in die Zukunft!

"Auch das Handwerk soll die neuen Medien als Chance für tiefgreifende Veränderungen erkennen", forderte der Vorsitzende des FSI-Fördervereins, Klaus Bahne. Im Klartext: Computer und Internet als neue Lernquelle sollen vom Handwerk diskutiert, kritisiert und letztlich akzeptiert werden!

Schüler einer Computer-AG aus Münster zu Gast

FSI-Vorsitzender Bahne konnte zwölf Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums aus Münster begrüßen, die zusammen mit ihrer Computer-AG-Leiterin Frau Peter, nach Raesfeld gekommen waren. Die Schüler, Mitglieder der Computer-AG des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, kommen aus verschiedenen Jahrgangsstufen und haben längst ihre Homepage erstellt und erweitern ihr Programm ständig durch neue Seiten: Infos über die Schule, Briefe aus aller Welt und mehr. Jeden Dienstagnachmittag trifft sich die Gruppe im Statistischen Verwaltungsdezernat der Universität Münster. "Eigentlich war die AG für 1½ Stunden vorgesehen", sagte Leiterin Elisabeth Peter. Daraus wurden schnell zwei bis drei. Macht das Surfen im Internet süchtig? Ein Schüler: "Der Gefahr der Sucht erliegen die, die keine anderen Interessen haben, und das ist die Minderheit".

Einige Tage später waren bereits die ersten Seiten durch die Internet-AG über die 7. Raesfelder Schloßgespräche im Internet abgesetzt.


Informationsveranstaltung über die Installation von Kupferrohren

Systemgemeinschaft KM-Viega-Wieland informierte über Installation von Kupferrohren nach DVGW-Arbeitsblatt GW 2.

Gemeinsam mit dem Fachverband SHK NW und der Systemgemeinschaft KM Europa Metal AG, Viega und Wieland-Werke AG fand im Oktober in Düsseldorf eine Vortragsveranstaltung vor nahezu 200 Fachleuten statt.

Schwerpunkte waren folgende Themen: Die Erläuterung des im Januar erschienen DVGW-Arbeitsblattes GW 2 und die wirtschaftliche Anwendung der Preßtechnik. Die Referenten erläuterten die Hintergründe der am 1. Januar abgelaufenen Übergangsfrist und wiesen die Teilnehmer eindringlich darauf hin, die neuen Kriterien bei der Wärmebehandlung von Kupferrohren in der Trinkwasserinstallation zu berücksichtigen.

Ing. Norbert Kröschel, Geschäftsführer der Abteilung Technik, sagte an die Adresse der Kupferhersteller: "Es wird schwierig sein das verlorengegangene Vertrauen des Handwerks zurückzugewinnen." Gerade hier im Raum Düsseldorf, wo kritische Gebiete anschließen, bedürfe es einer eindeutigen Stellungnahme der Hersteller.

Kröschel forderte Eindeutigkeit: Schiffer zeigte Flagge für DVGW zugelassene Kupferrohre - Garantie wird übernommen.

Dipl.-Ing. Bernd Winkler und Dipl.-Ing. Kurt Rustenbach, beide KM Europa Metal AG erläuterten den Interessierten die Sichtweisen des Herstellers, zu "Vermeidung wärmebehandelter Zonen bei der Verarbeitung von Kupferrohren" und "Vorteile durch die Systemgemeinschaft".

Das Thema "Pressen mit dem Kupferrohrpreßsystem WICU®/Sanco®/`profipress`®" teilten sich die Referenten Dipl.-Ing. Werner Krämer, Wieland Werke AG und Bernd Schmidt , Franz Viegener II, der in seinem Vortrag mit dem Schwerpunkt Heizungstechnik abrundete.

Nach Aussagen des Referenten Karl-Heinz Schiffer sei das Verpressen eine wirtschaftliche Verlegetechnik, dieses habe sich in Untersuchungen einzelner Projektbeispiele gezeigt. Preßtechnik werde derzeit mit monatlich einigen Millionen Preßverbindungen angewandt und man schätze den Marktanteil auf etwa 5%.

Nach Anfragen aus dem Teilnehmerkreis, ob auch die Kupferrohrverlegung in bekannt kritischen Gebieten mit der Preßtechnik möglich sei, stellten die Vertreter der Kupferseite fest, daß es von seiten der Systempartner KM-Viega-Wieland keine Einwände für die Verlegung von Kupferleitungen gebe.

Interessierte Zuhörer während der Ausführungen von Winkler zum Arbeitsblatt GW 2.

Systempartner ist die eine Seite, Garantien ist die andere. Hier galt es zu differenzieren, und so drängte Kröschel auf eine klare und unzweideutige Erklärung der Fa. Viega. Schiffer erläuterte nochmals die Stärken der Systempartnerschaft, sagte allerdings, daß eine Garantie für die Preßfittinge auch bestehe, wenn andere DVGW zugelassene Kupferrohre verwandt worden seien.

Als Ergänzung zur Systempartnerschaft wurde bei KM ausgeführt, daß die Partnerschaft und Garantie nur für KM-Rohr gelte, welches in Osnabrück gefertigt worden sei, also nicht für ausländische Tochterunternehmen.

Zum Abschluß der Tagung wurde noch auf die Kompatibilitätserklärung für Preßgeräte der Firmen Geberit, Mannesmann/Novopress und Viega hingewiesen.


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