IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 21/1996, Seite 32 ff.
SANITÄRTECHNIK
Schweißen von Kunststoffrohren
Hanspeter Kohler, Ulrich Kienle
Die Kunststoffverarbeitung in allen Bereichen des Rohrleitungsbaus hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Es steht heute eine große Auswahl an Materialien zur Verfügung, die je nach Verwendung eine entsprechende Verbindungstechnologie benötigen. Die Schweißtechnologie und die notwendigen Werkzeuge und Maschinen sind daher abhängig von der Anwendung des benötigten Materials.
Früher wurden Rohre aus Stein, Ton, Blei, Bambus und Holz hergestellt, erst ca. 1450 konnte man durch die Kunst des Eisengießens auch Stahl als Rohrmaterial einsetzen. Rohre aus Kunststoff wurden jedoch erst in der 2. Hälfte dieses Jahrhunderts eingesetzt.
Im klassischen Rohrleitungsbau kann man grundsätzlich die Kunststoffe in zwei Gruppen unterteilen. Nachfolgend sind die wichtigsten der heute gebräuchlichen Kunststoffe (Thermoplaste) aufgeführt:
- klebbare Kunststoffe
- PVC (Polyvinylchlorid)
- ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol)
- schweißbare Kunststoffe
- PE (Polyethylen)
- PP (Polypropylen)
- PVDF (Polyvinylidenfluorid)
- PB (Polybuten).
Die Auswahl des Materials richtet sich einerseits nach der chemischen Widerstandsfähigkeit (Tabelle 1) wie auch auf die Werkstoffeigenschaften des Materials und dessen Verfügbarkeit in den verschiedenen Dimensionen.
Tabelle 1: Allgemeine chemische Widerstandsfähigkeit von Thermoplasten
| PVC-U | PVC-C | PE | PP | PB | PVDF |
widerstandsfähig gegen | Säuren und Laugen | Säuren, Laugen und schwache Lösungsmittel | Säuren, oxidierende Medien, Lösungsmittel, Halogene | |||
nicht widerstandsfähig gegen | aromatische Lösungsmittel | oxidierende Säuren, Halogen | Amine, Alkalien |
Verbindungstechnologie
Hier soll speziell auf die schweißbaren Verbindungen eingegangen werden, da diese mehr Werkzeuge und Maschinen beinhalten und weil sich dieser Bereich in den letzten Jahren sehr stark entwickelt hat (Tabelle 2). Grundsätzlich können drei Schweißtechnologien unterschieden werden:
- Heizelement-Muffenschweißen
- Heizelement-Stumpfschweißen
- Heizwendel-Schweißen
Tabelle 2: Rohrverbindungen bei Thermoplasten
Schweißverbindungen | Werkstoff |
HE-Muffenschweißung | PE, PP, PVDF, PB |
HE-Stumpfschweißung | PE, PP, PVDF, PB |
Elektroschweißung | PE, PP, PVDF, PB |
Mechanische Verbindung | Werkstoff |
Verschraubungen | PVC, PP, PE, PVDF |
Gewindeverbindungen | PVC, PP, PE, PVDF |
Flanschverbindungen | PVC, PP, PE, PVDF |
Klemmverbindungen | PE, PVC, St., PB |
Steckverbindungen | PVC |
Klebeverbindungen | Werkstoff |
| PVC, ABS |
Entsprechend sind heute für jede Technologie Maschinen auf dem Markt erhältlich. Gemeinsam bei allen Schweißtechniken ist die Einhaltung der Hauptparameter Zeit, Druck und Temperatur.
Heizelement-Muffenschweißen
Bild 1: Ablauf beim Heizelement-Muffenschweißen. |
Hier werden Rohr und Fitting überlappend und ohne Verwendung von Zusatzwerkstoffen verschweißt. Rohrende und Fittingsmuffe werden auf einem muffen- bzw. stutzenförmigen Heizelement auf Schweißtemperatur erwärmt und anschließend ineinandergefügt (Bild 1). Rohrende, Heizwerkzeuge und Fitting sind maßlich so aufeinander abgestimmt, daß sich beim Fügen ein Schweißdruck aufbaut und eine homogene Verbindung entsteht. Es können nur gleichartige Werkstoffe (z.B. PP mit PP) verschweißt werden. Der typische Dimensionsbereich liegt zwischen 16 und 110 mm.
Heizelement-Stumpfschweißen
Bild 2: Prinzip des Heizelement-Stumpfschweißens. |
Hier werden die zu verbindenden Teile (Rohr/Rohr, Rohr/Fitting oder Fitting/Fitting) im Schweißbereich erwärmt und unter Druckaufbringung in Achsrichtung ohne Verwendung von Zusatzwerkstoff verschweißt (Bild 2). Dabei entsteht eine homogene Verbindung. Grundsätzlich können nur gleichartige Werkstoffe verschweißt werden. Das Heizelement-Stumpfschweißen kann von 32 mm Rohrdurchmesser bis größer 1 m eingesetzt werden.
Heizwendel-Schweißen
Das Heizwendel-Schweißen oder Elektroschweißen benötigt immer einen Elektrofitting. Diese Fittings haben einen Widerstandsdraht mit externen Kontakten eingegossen. Das Material wird mittels durch diesen Draht fließenden Strom auf Schweißtemperatur gebracht. Mit Hilfe eines Elektroschweißautomaten erfolgt die Energiesteuerung für die Schweißung. Erforderliche Schweißdaten werden über einen Barcode, einen speziellen Stecker oder eine Magnetkarte in den Schweißautomaten eingegeben.
Tabelle 3: Einsetzbare Materialien und Schweißtechnologie mit Dimensionen im Rohrleitungsbau und in der Haustechnik
Hauptanwendung | Material | Schweiß- | Dimensionsbereich |
Haustechnik | PE | Elektroschweißen | bis 110 mm |
| PVC | Kleben | bis 110 mm |
Trinkwasser- | PB | Muffenschweißen | 16 bis 110 mm |
| PE und PP | Muffenschweißen | 16 bis 110 mm |
Industrie | PVC | Kleben | 6 bis ca. 315 mm |
| ABS | Kleben | 20 bis 90 mm |
| PE | Muffenschweißen | 20 bis 110 mm |
| PP | Muffenschweißen | 20 bis 110 mm |
| PVDF | Muffenschweißen | 20 bis 110 mm |
Wasserversorgung | PVC | Kleben | 6 bis ca. 400 mm |
| PE | Steckverbindung | bis ca. 250 mm |
Gasversorgung | PE | Muffenschweißen | 16 bis 110 mm |
Mechanische Verbindungen
Neben dem Schweißen gibt es Übergangsverbindungen (Flansche, Schraubverbindungen, Gewindefittings, Schlauchtüllen, Steckverbindung, Klemmen), um zwei Rohrenden zu verbinden. Diese Verbindungen sind meist wieder lösbar, und es können unterschiedliche Materialien und Dimensionen kombiniert werden.
Anwendungsgebiete mit spezifischen Anforderungen
Jedes Anwendungsgebiet hat spezielle Anforderungen bezüglich der Materialien, des Dimensionsbereiches, der Verlegemethode, der Platzverhältnisse, der geschichtlichen Entwicklung usw. (Tabelle 3).
Bild 3: Stumpfschweißmaschine ASM 160. |
Die einzelnen Anwendungsgebiete verlangen auf diese spezifischen Anforderungen abgestimmte Schweißmaschinen. In der Haustechnik sind es kleine, tragbare und handliche Geräte (Bild 3).
In der Gas- und Wasserversorgung werden hauptsächlich hydraulisch betätigte Baustellenmaschinen verwendet. Die Maschinen müssen möglichst kompakt sein, da Stumpfschweißungen auch vereinzelt im Graben ausgeführt werden müssen. Für die Gasversorgung ist zudem eine automatische Protokollierung in den meisten Ländern bereits vorgeschrieben. Datenaufzeichnungsgeräte können heute an bereits bestehende Stumpfschweißmaschinen nachgerüstet werden.
Bild 4: Kombinierte Stumpf-Muffenschweißmaschine SG 160. |
Für den industriellen Anwendungsfall haben sich möglichst universelle Maschinen bewährt. Diese zeichnen sich durch schnelle Umstellzeiten und einen hohen Freiheitsgrad aus, um möglichst flexibel für die verschiedenen Bedürfnisse zu sein (Bild 4).
B i l d e r : Georg Fischer, Albershausen
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