IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 19/1996, Seite 30 ff.


REPORT


Neue Meisterprüfungsanforderungen

im Gas- und Wasser- (G + W) sowie Zentralheizungs- und Lüftungsbau-Handwerk (Z + L) in Nordrhein-Westfalen

Dipl.-Ing. Hans-Peter Sproten

Für die Mitglieder von Meisterprüfungsausschüssen und die Dozenten für die Meistervorbereitungslehrgänge gab es bislang kaum die Möglichkeit, entsprechenden Erfahrungsaustausch zu pflegen. Die sich aufgrund der unterschiedlichen Auslegung der Meisterprüfungsordnung für die oben angeführten Handwerke ergebenden abweichenden Prüfungsanforderungen waren Anlaß für die Zentralstelle für Weiterbildung im Handwerk (ZWH) und den Fachverband SHK NRW, sich einer Vereinheitlichung der Prüfungsanforderungen zu widmen.

Zur Wahrung der hohen Anforderungsprofile befinden sich die Prüfungsanforderungen in den entsprechenden Meisterprüfungen auf hohem Niveau. Die sich ständig ändernden Anforderungen an die Gewerke, eine Prüfungsordnung von 1974 (!) und der Anspruch der angehenden Meister auf eine einheitliche Prüfung, die zumindest fachlich auf einem Niveau stattfinden sollte, haben die Handwerkskammern Aachen, Bielefeld, Düsseldorf, Arnsberg, Münster, Köln und Dortmund dazu bewogen, sich auf Grundsätze einer einheitlichen Durchführung der Meisterprüfungen zu einigen.

In Arbeitskreisen, die bereits seit 1995 regelmäßig zusammentreffen, konnten die zum Teil doch erheblichen Anforderungsunterschiede auf ein einheitliches Niveau gebracht werden. Begonnen wurde mit dem Teil 2, Fachtheorie, der Meisterprüfung. Hier stellte sich bereits zu Beginn ein maßgebliches Problem dar: Während im Bereich G + W "Planung und Entwurf" zu Teil 2 der Prüfung gehören, ist dies im Bereich des Z + L anders reglementiert. Hier wird die sogenannte "Planung und Berechnung" Inhalt des Prüfungsteils 1 und gehört somit zur praktischen Prüfung. Diese heftig umstrittene Regelung, die nach einhelliger Auffassung der anwesenden Prüfungskommissionsmitglieder als eine unbefriedigende Lösung anzusehen ist, bedeutet im Z + L-Handwerk, daß die sogenannte Projektierung im fachpraktischen Teil geprüft wird, während dies im G + W-Handwerk im fachtheoretischen Teil stattfindet.

Als erstes Ergebnis konnte dennoch folgender Kriterienleitfaden für das Gas- und Wasserinstallateur-Handwerk verabschiedet werden:

Kriterienleitfaden in Abstimmung zwischen den Meisterprüfungsausschüssen der Handwerkskammern
Aachen, Arnsberg, Bielefeld, Dortmund, Düsseldorf, Köln, Münster - NRW kompl.
Ostthüringen, Magdeburg, Hannover, Frankfurt, Oberfranken, Osnabrück-Emsland

Dauer der Prüfung

1. Tag: max.: 6 Stunden
2. Tag: ca.: 3 Stunden
(mit Abschluß der Prüfungsaufgabe)

Prüfungsinhalte:

1. Tag
Schwerpunkt: Planung und Entwurf (zeichentechnische Darstellung)

2. Tag
Schwerpunkt: Berechnung verschiedener Anlagenteile (losgelöst vom Projekt des ersten Tages) über vorgegebene Isometrien oder andere Anlagendarstellungen. Ggf. Verständnisfragen zur Projektbearbeitung.

Tabellen G + W, "Entwurf und Berechnung"

Hilfsmittel:

1. Tag: Mit Ausnahme vorgefertigter Projektunterlagen sind sämtliche Unterlagen, Normen, Vorschriften, Formelsammlungen etc. zugelassen. Verwendung von max. DIN A3-Normalpapier für die Grundrisse und Strangschemen (Strangschemen können wahlweise auch in Transparentpapier angefertigt werden)

Mögliche Aufgabenstellungen für den zweiten Tag:

Neben dem Kriterienleitfaden konnte weiterhin eine Orientierungshilfe zwischen den verschiedenen Prüfungsausschußmitgliedern der einzelnen Handwerkskammern erarbeitet werden. Diese gibt u. a allgemeine Hinweise sowie Vorgaben für die Aufgabenstellungen im Bereich Grundrißplanung sowie bei der Erstellung von Strangschemen.

Orientierungshilfe in Abstimmung zwischen den Meisterprüfungsausschüssen der Handwerkskammern
Aachen, Arnsberg, Bielefeld, Dortmund, Düsseldorf, Köln, Münster - NRW kompl.
Ostthüringen, Magdeburg, Hannover, Frankfurt, Oberfranken
Osnabrück-Emsland
für den Ablauf der Prüfung im Gas- und Wasserinstallateur-Handwerk Teil II "Entwurf und Berechnung"

Allgemein gilt:

Grundrißplanung

Allgemeines zur Erstellung von Strangschemen

Strangschema Entwässerungsanlage

Strangschema Bewässerung

TS

AWs

1 (m)

DN

Strangschema Gasanlagen

Die komplexen Aufgabenstellungen gerade im G + W-Handwerk wurden bei der Erarbeitung möglicher Projektaufgaben deutlich. In Form einer Matrix konnten hier die beiden Aufgabenstellungen für den Entwurf und die Berechnung erstellt werden.

Tabelle Z + L, "Entwurf"

Sowohl für den ersten Prüfungstag, der wie vereinbart "Planung und Entwurf" als Schwerpunkt beinhaltet, als auch für den zweiten Tag, an dem die "Berechnung" im Mittelpunkt steht, konnte eine Aufgabenstellung in Matrixform erstellt werden. Diese ermöglicht den Prüfungsausschüssen in kürzester Zeit, durch Ankreuzwahl eine Vielzahl Aufgabenstellungen zu variieren. Die Projektvorbereitung, die bislang einen enormen Arbeitsaufwand mit sich bringt, kann nun erheblich reduziert werden. Ein weiterer Vorteil dieses Verfahrens liegt weiterhin in der wesentlich schnelleren Korrekturmöglichkeit der Prüfung.

Da die Berechnung über zumeist vorgegebenen Darstellungen (z. B. Isometrien) einheitlich für alle Teilnehmer am zweiten Tag erfolgt, reduziert sich der Korrekturaufwand erheblich. Für den Teilnehmer ergibt sich ebenso wie für den Dozenten eine in dieser Form bislang nicht dagewesene Transparenz der Prüfung. Auch hier zeigen die Anforderungsprofile der Matrix, welche Themenbereiche in der Meistervorbereitung und Meisterprüfung von Bedeutung sein können.

Ebenso konnten erste Ergebnisse bei der Abstimmung zwischen den Ausschüssen des Zentralheizungs- und Lüftungsbaus erzielt werden.

Kriterienleitfaden für "Entwurf" (Teil I der MP) Zentralheizungs- und Lüftungsbau-Handwerk

Dauer der Prüfung:

1. Tag: max. 6 Stunden
2. Tag: ca. 3 Stunden
(mit Abschluß der Prüfungsaufgabe)

Prüfungsinhalte:

1. Tag:Schwerpunkt: (vgl. Matrix)
2. Tag: Schwerpunkt; Berechnung verschiedener Anlagenteile (losgelöst vom Projekt des ersten Tages) über vorgegebenen Isometrien oder andere Anlagendarstellungen. Ggf. Verständnisfragen zur Projektbearbeitung.

Hilfsmittel:

1. Tag: Mit Ausnahme vorgefertigter Projektunterlagen sind sämtliche Unterlagen, Normen, Vorschriften, Formelsammlungen etc. zugelassen.Verwendung von max. DIN A3-Normalpapier für die Grundrisse und Strangschemen (Strangschemen können wahlweise auch in Transparentpapier angefertigt werden).

2. Tag: Notwendige Formblätter werden vorgegeben. Die jeweilige Norm (Vorschrift) kann vom Teilnehmer als Hilfestellung benutzt werden. Taschenrechner erlaubt!

Mögliche Aufgabenstellungen:

1. Tag: vgl. Tabelle
2. Tag: K-Zahl-Berechnung auf entsprechend vorgegebenem Formblatt.

a) 2-Rohrsystem -> hydraulischer Abgleich, Ventile, Einbauteile, Schaltungen.

b) 1-Rohrsystem -> hydraulischer Abgleich, Ventile, Einbauteile, Schaltungen.

Berechnung möglichst über vorgegebenen Strangschemen bzw. Isometrien.

Lüftung

Über Arbeitsgruppen wird in Zukunft versucht, Aufgabensammlungen zu erstellen, die dann sämtlichen Prüfungsausschüssen zur Verfügung stehen werden. Weiterhin wurden z. T. Bewertungskriterien einheitlich formuliert. Aktualität und ein einheitliches Prüfungsniveau stehen dabei im Vordergrund. Erste Aufgabenstellungen werden bereits für die Projektierung von Sanitäranlagen erstellt und bilden somit eine gute Grundlage für die weitere Zusammenarbeit der Ausschüsse, die sich über Anregungen - vor allem der Dozenten - freuen.


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