IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 18/1996, Seite 56 ff.


INTERVIEW


Schwimmbadtechnik: ein Zukunftsmarkt für Sanitär-Profis

Interview mit Beat Vogt (alpha-vogt) zu Chancen, Trends und Perspektiven bei Schwimmbadabdeckungen, Antrieben und Solarabsorbern

In Rezessionsphasen wächst verständlicherweise die Bereitschaft, sich mit bisher vernachlässigten oder neuen Arbeitsfeldern zu befassen, um Umsatz- und Ertragseinbußen auszugleichen. Der Schwimmbad-Sektor verkörpert in diesem Sinne ein außerordentlich interessantes Potential. Die IKZ-HAUSTECHNIK-Redaktion sprach vor diesem Hintergrund mit Beat Vogt, geschäftsführender Gesellschafter bei dem baden-württembergischen Produktspezialisten Alpha-Vogt, über Chancen, Trends und Perspektiven in diesem Marktsegment.

IKZ-HAUSTECHNIK: Können Sie zum Einstieg einmal den Schwimmbadmarkt mit einigen Zahlen abstecken, um unseren Lesern das Volumen zu verdeutlichen?

Vogt: Man geht derzeit von rund 595 000 bestehenden privaten Frei- und Hallenbädern in Deutschland aus.

Hinzu kommen etwa 7000 öffentliche Badeanstalten, die meist in den sechziger und siebziger Jahren entstanden sind. Abgerundet wird das Ist-Angebot durch ca. 2700 Hotelbäder sowie etwa 1300 Bäder in Ferien-, Erholungs- und Freizeiteinrichtungen.

"Fast 600 000 private Schwimmbäder in Deutschland"

IKZ-HAUSTECHNIK: Das sind ja beachtliche Zahlen. Muß man hier nicht von einer weitgehenden Marktsättigung ausgehen?

Vogt: Das glauben wir nicht. Im Gegenteil: Im prozentualen Vergleich etwa zu den USA liegt die Zahl der Privathaushalte mit eigenem Schwimmbad hierzulande noch außerordentlich niedrig. Trotz der gegenwärtigen Konjunkturflaute ist allein das Geldvermögen der Privathaushalte im vergangenen Jahr um 8% auf einen neuen Rekordstand von 4,65 Billionen DM gewachsen.

"Gute Wachstumschancen durch steigende Kaufkraft"

Die Kaufkraft wird in den nächsten Jahren vor allem durch auszuzahlende Lebensversicherungen und Erbschaften weiter zunehmen. Es kommt darauf an, verstärkt Bedarfsweckung und -lenkung zu betreiben, um das Interesse an einem eigenen Schwimmbad zu forcieren. Bei vielen potentiellen Privatinvestoren besteht noch das Vorurteil, daß der dafür benötigte Aufwand nur von Millionären zu leisten sei. Andererseits sind auch die Vorteile eines Privatbades im Hinblick auf Lebensqualität, Gesundheit und Fitneß noch nicht allgemein bekannt. Diese Hemmschwellen wollen wir gemeinsam mit unseren Vertriebspartnern durch gezielte Sachaufklärung überwinden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Kommen wir nochmals auf die Bedarfssituation in den öffentlichen und gewerblichen Bereichen zurück. Wie schätzen Sie die hier zu mobilisierende Nachfrage ein?

Vogt: Im kommunalen Schwimmbadsektor besteht - auf den ersten Blick - eine ordentliche Grundversorgung. Viele Städte und Gemeinden haben in den "goldenen" Jahren, die leider vorbei sind, ein sehr bürgerfreundliches Angebot aufgebaut.

"Sanierungsstau bei öffentlichen Badeanstalten"

Hier besteht allerdings mittlerweile fast durchgängig ein erheblicher Sanierungs- und Modernisierungsstau, der bedingt ist durch die allgemeinen Sparzwänge der Kommunen. Verschärft wird die Situation durch die aufgrund veralteter Technik oft unzureichende Wirtschaftlichkeit. Die Betriebskosten ließen sich durch entsprechende Investitionen etwa in die Solartechnik deutlich reduzieren. Hier beißt sich allerdings die Katze in den Schwanz, weil kein Geld da ist, um Geld zu sparen. Angesichts dieser Zwangslage wächst die Bereitschaft, öffentliche Schwimmbäder an gewerbliche Betreiber zu verkaufen.

Im gehobenen Hotelsektor zählt ein komfortables Schwimmbad inzwischen schon fast zu den unverzichtbaren Kriterien für hohe Auslastung und Gästebindung.

Hier stehen daher meist die entsprechenden Mittel auch für luxuriöse Gestaltungslösungen zur Verfügung. Einen Wachstumsmarkt sehen wir darüber hinaus bei den gewerblichen Sport-, Freizeit- und Erlebnisbädern, die größtenteils recht erfolgreich betrieben werden.

"Interessante Nachfrage bei Hotel- und Freizeitanlagen"

IKZ-HAUSTECHNIK: Alpha-Vogt zählt zu den bekannten Herstellern im Segment Schwimmbadtechnik. Wo liegen Ihre Produktschwerpunkte?

Vogt: Alpha-Vogt ist seit über 20 Jahren mit einem bedarfsgerechten Spezialprogramm am Markt. Unser Unternehmen bietet ein breitgefächertes Produktsortiment an: Neben einer kompletten Produktpalette bei Schwimmbadabdeckungen und Solarabsorbern zur Schwimmbad-Wassererwärmung haben wir für den Sanitär- und Heizungsfachhandwerker ein komplettes Trinkwasserfilter-Programm. Von Standard- bis Rückspülfiltern, Hauswasserstationen, Enthärtungs- und Dosieranlagen sowie einer optimierten elektro-physikalischen Wasserbehandlungs-Serie sind wir Komplettanbieter in der Wassertechnik.

"Komplettlösungen aus einer Hand"

Bei Schwimmbadabdeckungen und Antrieben zählen wir zu den weltweit führenden Produzenten. Unser Angebot umfaßt Thermo-Rolladen-Abdeckungen mit Spezial-Hohlkammerprofilen sowie Schutzabdeckungen aus strapazierfähigem Kautschukmaterial. Wir liefern auch Maßanfertigungen für spezielle Beckenformen und Formate. Außerdem sind wir ständig dabei, unser Produktprogramm kundengerecht abzurunden und technisch zu optimieren. Daher gilt Alpha-Vogt in der Branche schon seit langem als Begriff für hohe Qualität und ein günstiges Preis-Leistungsverhältnis.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Chancen sehen Sie im Schwimmbadbau für die Sanitärprofis?

Vogt: Es gibt eine große Zahl sehr seriöser und leistungsfähiger Schwimmbadbau-Betriebe. Andererseits ist leider immer wieder von schwarzen Schafen zu hören, die über keine ausreichende Fachkompetenz verfügen und ihre Kunden gelegentlich qualitativ wie preislich über den Tisch ziehen. Darunter leidet die ganze Branche.

"Stabiles Standbein für verkaufsaktive Installateure"

Das Sanitär-Fachhandwerk erfüllt traditionell grundsätzlich alle Voraussetzungen, um diesen wachstumsträchtigen Markt konsequent und erfolgreich zu bearbeiten. Die Sanitär-Profis gehen tagtäglich mit Wasser, dem zentralen Schwimmbad-Medium um, können professionell planen und beherrschen die notwendigen Installationstechniken. Wir sehen daher für marktorientierte und verkaufsaktive Betreiber außerordentlich gute Chancen, sich im Schwimmbadsektor ein zusätzliches Standbein aufzubauen. Man muß sich allerdings darüber im klaren sein, daß die hier bestehende Nachfrage selten als gebratene Taube daherkommt, sondern - wie bereits erwähnt - geweckt werden will.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie hält es Ihr Haus denn mit dem Vertriebsweg?

Vogt: Wir vertreiben unsere Wassertechnikprodukte ausschließlich über Sanitär-Fachgroßhandel und
-Fachhandwerk. Unsere Schwimmbadabdeckungen, Antriebe und Solar-Absorber liefern wir derzeit größtenteils über leistungsstarke Schwimmbadbauer. Für die Zukunft möchten wir jedoch mehr Sanitärprofis in dieses lukrative Geschäft bringen. Wir setzen dabei auf besonders engagierte Betriebe, mit denen wir eine bedarfsgerechte Vertriebspartnerschaft aufbauen werden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Der private Schwimmbadmarkt unterliegt ja eigenen Gesetzmäßigkeiten. Wie unterstützen Sie Ihre Partner?

Vogt: Wir sind derzeit dabei, unseren Außendienst und unsere Service-Palette systematisch auszubauen. Schon bisher bieten wir eine umfassende Verkaufsdokumentation und eine Computer-Diagnose zur Energiebedarfsrechnung in Frei- und Hallenbädern.

"Hilfen für den Markteinstieg"

Auf Sicht wollen wir auch beim Marketing neue Wege beschreiten. Wir denken dabei insbesondere an ein effizientes Koop-Marketing-System, das nur unseren ausgewählten Vertriebspartnern aus dem Sanitär-Fachhandwerk zugutekommen soll. Wichtig ist zunächst einmal, daß die Neueinsteiger ihre privaten, gewerblichen und öffentlichen Kunden sowie potentielle Neukunden wie Baudezernenten und Bauämter über dieses Leistungsspektrum informieren. Das kann zunächst einfach und kostengünstig per Florpost-Beilage zur ausgehenden Geschäftspost erfolgen. Wir stellen unseren Vertriebspartnern außerdem Prospektmaterial für eine erfolgreiche Kundenansprache zur Verfügung. Die beste Werbung besteht allerdings auch hier in einer positiven Mund-zu-Mund-Propaganda zufriedener Kunden, die Empfehlungen gegenüber anderen Interessenten aussprechen. Häufig entsteht auch ganz konkrete Nachfrage bei Leuten, die bei Freunden und Bekannten ein gelungenes Schwimmbad gesehen haben. Insofern sollte auch eine Referenzmappe mit entsprechenden Fotos zur verkäuferischen und beraterischen Grundausstattung gehören.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie wirkt sich das gleichzeitige Angebot von Solarabsorbern auf den Markterfolg Ihrer Vertriebspartner aus?

Vogt: Im Regelfall außerordentlich positiv. Die Endkunden wollen möglichst Problemlösungen aus einer Hand, um sich Verhandlungen mit verschiedenen Gewerken, zeitliche Koordinationsprobleme und finanzielle Unabwägbarkeiten zu ersparen. Außerdem liegt der Anwendernutzen auf der Hand: Die gezielte Energiespar-Investition in Form eines überschaubaren Mehraufwandes sichert einen langjährig wirtschaftlichen Betrieb und schließt unvermeidliche Risiken infolge eines Preisanstiegs bei fossilen Brennstoffen aus. Darüber hinaus beschert das Gesamtpaket dem handwerklichen Verarbeiter zusätzliche Umsätze und profiliert ihn über das populäre Thema "regenerative Energien" als zukunftsorientierten Fachmann, der Umwelt und Kosteneinsparung auf einen attraktiven Nenner bringt.


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