IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 17/1996, Seite 103 ff.


HYGIENE


Lärmfrei und hygienisch

Zentrale Staubsaugsysteme im Hotelbetrieb

Dipl.-Ing. Sylvia Will

Zentrale Staubsaugsysteme gehören in Nordamerika und Skandinavien in vielen Ein- und Mehrfamilienhäusern zum normalen Wohnkomfort. Auch in Deutschland werden diese Systeme immer mehr eingebaut. Besonders in Hotels ist die geräuscharme Absaugung von Vorteil, wie es die Autorin in diesem Bericht herausstellt.

Wenn die meisten Gäste noch schlafen, sind die Putzfrauen schon unterwegs und saugen Flure und die geräumten Zimmer. Niemand wird indes belästigt, denn das Sauggerät steht samt Staubbehälter im Keller des Gebäudes. Selbst dort, wo gereinigt wird, ist nur ein leises Schnurren zu hören. Ein verzweigtes Netz von starren Saugrohren verbindet das Zentralgerät mit den Gästezimmern, Fluren und Versammlungsräumen. Genau gesagt, mit den Wanddosen, in die der Saugschlauch eingesteckt wird. Mit dem Einrasten des Schlauches geht das Zentralgerät per Magnetschalter automatisch in Betrieb.

Bild 1: Installationsschema

 

Erst kürzlich wurde der Hotelneubau "Alte Werft" in Papenburg, ein Komplex mit 48 Zimmern und Suiten, in Betrieb genommen, in dem eine zentrale Staubsauganlage installiert ist. Hier schleppen die Putzfrauen keine Staubsauger mehr hinter sich her und es wirbeln keine mikrofeinen Stäube durch die Luft, die von normalen Staubsaugern wieder ausgestoßen werden. Vielmehr strömt die staubbeladene Luft zu dem Zentralgerät im Keller, wird dort per Zyklonfilter gereinigt und dann ins Freie ausgeblasen. Alle vier bis sechs Wochen entleert das Hauspersonal den Staubbehälter.

Bedienungskomfort und hygienische Vorteile machen Zentralstaubsauger für Hoteliers zunehmend attraktiv. Zudem werden die Möbel geschont; Vorhänge und Tapeten bleiben länger sauber. Das wissen inzwischen Hotelbesitzer auch in Deutschland zu schätzen.

Die meisten Anlagen stehen indes in Skandinavien, wo Zentralstaubsauger auch in Ein- und Mehrfamilienhäusern recht weit verbreitet sind. Und vielen Allergikern Erleichterung verschaffen.

Wer installiert die Anlagen in der Regel? Es sind weniger die Elektrofachbetriebe sondern eher Sanitärhandwerker. Das leuchtet ein: Der Zentralsauger wird steckerfertig montiert; handwerklich zu installieren ist nur das Saugrohrsystem aus PP-Rohren und -Formstücken. Das ganze Rohrnetz gleicht also einem Abwassersystem und wird auch so verlegt. Daher ist der Sanitärinstallateur für den Einbau prädestiniert.

Bild 2: Wird der Saugschlauch in eine Wanddose gesteckt, läuft das zentrale Sauggebläse automatisch an.

Kurze Rohrabschnitte planen

Steckverbindungen machen die Installation des Staubrohrnetzes unkompliziert. Verfügbar sind gerade Rohrstücke mit Längen von 0,3/0,6/1,2 und 2,4 m. Konusmuffen und Dichtringe machen die zusammengesteckten Verbindungen formstabil und vermeiden den Austritt von Leckluft. An Formstücken gibt es unter anderem Bögen mit 90°, 45° und 15° sowie 45°-Abzweige. Die Rohre bestehen aus Polypropylen (PP); sie haben einen Außendurchmesser von 44 mm und eine Wanddicke von 2 mm.

Bei der Ausführungsplanung sollte der Planer auf kurze und gerade verlaufende Rohrstränge Wert legen. Eine Isolierung ist zusätzlich erforderlich, wenn Saugrohre durch unbeheizte Räume führen und so die Gefahr einer Kondenswasserbildung droht. Beispielsweise in einem Dachgeschoß.

Reinigt nun nur eine Person, wie es in Einfamilienhäusern und Etagenwohnungen vorkommt, dann darf die maximale Rohrlänge (Saug- plus Ausblasleitung) maximal 30 m betragen. Entsprechend ist die Saugkraft der Zentraleinheit bemessen: Das Gerät hat einen 230 Volt-Wechselstrommotor mit 1,25 kW Nennleistung. Die beschriebene Hotelanlage dagegen hat eine stärkere Zentraleinheit mit einem Drehstrommotor (Leistung 2,3 bis 6 kW) und höherem Unterdruck. Hier sind - je nach Zahl der Putzfrauen, die gleichzeitig saugen - größere Rohrlängen zulässig: bis zu 100 m (bei nur einem Benutzer), 75 m (bei zwei Benutzern) und 50 m (bei drei Benutzern). Kommt es beispielsweise vor, daß im Gebäude bis zu drei Putzfrauen gleichzeitig staubsaugen, dann darf die Leitungslänge von der entferntesten Saugdose bis zur Ausblasstelle demnach nicht mehr als 50 m betragen. Es ist also fallweise zu prüfen, ob die Installation einer zweiten oder gar dritten Zentraleinheit notwendig ist.

Bild 3: Die Saugdose befindet sich im Vorraum des Zimmers. Der Schlauch ist 8 oder 10 m lang, damit kann auch der Hotelflur vor dem Zimmer gereinigt werden.

Welchen Weg nimmt nun die gereinigte Fortluft? Wie beim Haushalts-Staubsauger passiert die Staubluft eine Filterfläche und den Staubbehälter und verläßt danach das Gerät. Beim Zentralsauger strömt die abgereinigte Luft indessen in ein Wickelfalzrohr mit 80 mm Durchmesser, das als Ausblasrohr ins Freie führt. In der Regel ist ein handelsüblicher Schalldämpfer für Luftkanäle eingebaut. Falls mehrere Zentraleinheiten im Geräteraum aufgestellt sind, bietet sich ein gemeinsames Ausblasrohr an. Dieses hat bei drei Sauggeräten einen Durchmesser von 125 mm und bei sechs parallel geschalteten Einheiten 250 mm Durchmesser. Bei der Verlegung der Ausblasleitung sind die üblichen Richtlinien für das Verlegen von Luftkanälen zu beachten, also auch die vorschriftsmäßigen Brandschutzvorkehrungen und Reinigungsöffnungen.

Bild 4: Die Saugzentrale steht meist im Keller.

Die Staubsaugdosen in den Räumen befinden sich üblicherweise in Höhe der Steckdosen oder Lichtschalter, wahlweise auch in Zwischenwänden und Massivbauwänden. Gelegentlich kommt auch der Einbau in Estrich- oder Betonböden vor, mitunter auch die Integration in Schranksockeln. Zwei Dosenausführungen für den Aufputz- und Unterputzeinbau sind verfügbar: cremeweiße Kunststoffdosen für den Komfortbereich sowie Edelstahldosen für kommunale Bauvorhaben. Letztere sind auf Wunsch abschließbar. Eine 24-Volt-Steuerleitung verbindet alle Saugdosen mit der Zentraleinheit. Sobald ein Saugschlauch in eine Dose eingeführt wird und der Steckkontakt schließt, springt das zentrale Sauggebläse selbsttätig an. Die flexiblen Saugschläuche selbst gibt es mit acht und zehn Meter Länge.

Bild 5: In großen Hotels werden mehrere Geräte installiert.

Der erste Planungsschritt:

Wieviele Zentraleinheiten sind notwendig?

Ein wichtiger Planungsschritt ist die Festlegung der erforderlichen Zentraleinheiten. Deren Zahl hängt von den Reinigungskräften ab, die gleichzeitig saugen; deren Zahl wiederum bemißt sich nach der zu reinigenden Fläche. Es gilt dabei folgender Zusammenhang:

Zahl der Reinigungskräfte =

Gesamt-Reinigungsfläche (m2)
125 x Reinigungszeit (h)

Der Faktor 125 ist ein Erfahrungswert für die stündliche Reinigungskapazität einer Person. Ein Zahlenbeispiel: Ein Hotel mit einer zu saugenden Gesamtfläche von 5800 m2 soll von einer Putzkolonne täglich 8 Stunden lang gereinigt werden. Also sind 5 800 / 125 x 8 = 5,8 das heißt 6 Zimmermädchen erforderlich.

Es gibt nun mehrere Lösungsvarianten, um die Zahl der Zentralstaubsauger festzulegen. Entweder entschließen sich Planer und Bauherr für zwei Geräte, mit denen jeweils bis zu drei Zimmermädchen gleichzeitig arbeiten. Dann darf die maximale Rohrlänge zwischen entferntester Saugdose und Ausblasort 50 m nicht überschreiten. Alternativ kommen drei Zentralgeräte infrage, an denen gleichzeitig höchstens zwei Reinigungskräfte jeweils arbeiten. Dann kann die maximale Rohrlänge bis zu 75 m betragen.

Bei einem kompakten Gebäude ist die erste Variante mit zwei Geräten sinnvoll; bei einem stark gegliederten Bauvorhaben bietet sich eher die Variante mit drei Geräten an. Die Zentralgeräte selbst sind 2 m hoch und beanspruchen jeweils einen halben Quadratmeter Stellfläche. Die Gebäudestruktur hat also einen großen Einfluß auf die Zahl und Plazierung der Zentralstaubsauger.

Wichtig ist ferner, daß das Reinigungspersonal leichten Zugang zu den Geräten bzw. Staubbehältern hat, damit die Entsorgung mit einem Reinigungswagen möglich ist. Die Staubbeutel selbst haben ein Fassungsvermögen von 40 Liter und sind hermetisch verschließbar. Somit ist auch die Entsorgung durch das Treppenhaus oder mit dem Fahrstuhl problemlos.

 


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