IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 17/1996, Seite 100 f.


REPORT


Schiffshebewerk im neuen Glanz

Technisches Denkmal der Binnenschiffahrt am Oder-Havel-Kanal mit neuer Bedachung

Niederfinow, ein europaweit bekannter Ort für Schiffshebetechnik, war Anlaufpunkt für eine Projektbesichtigung der Krupp Thyssen Nirosta GmbH. Die Arbeitsgemeinschaft ESTA-Kentzler hatte im Auftrag des Wasser- und Schiffahrtsamtes Eberswalde ein neues Dachsystem auf dem Schiffshebewerk installiert.

Das Schiffshebewerk Niederfinow, ein technisches Denkmal am Oder-Havel-Kanal bewältigt internationalen Binnenschiffsverkehr. Das 1934 errichtete Bauwerk erhielt in diesem Jahr, nach sechsmonatiger Bauzeit, ein neues Nirosta® Metalldachsystem.

Schon der "Alte Fritz" erkannte vor etwa 250 Jahren die Notwendigkeit eines Kanalbaus von Berlin bis zur Oder. Er nahm den Finow-Kanal, der bereits im Jahr 1605 gebaut und durch den 30jährigen Krieg wieder zerstört worden war, erneut in Angriff. Seit dieser Zeit steigerte sich der Schiffsverkehr auf der später zum Oder-Havel-Kanal erweiterten Wasserstraße, bis hin zur internationalen Nutzung durch die Anrainerstaaten.

Ein neues Nirosta®-Metalldachsystem löste das 1934 konzipierte Blechdach ab und verlieh dem Stahlträgerbauwerk neuen Glanz und hermetisch dichte Bedachung.

In den über 60 Jahren der Nutzung brachte es die Anlage auf über 600.000 Troghebungen und die Anlage, bereits ein Technisches Denkmal, arbeitet aufgrund der hohen Schiffsfrequenz im Drei-Schichten-Betrieb. Die enorm hohe Belastung des Bauwerks verursacht intensive Pflege, Wartung und Instandhaltung. Daher wundert es nicht, daß man bemüht war, bei der Neueindeckung ein widerstandsfähiges und korrosionsbeständiges Material zu verwenden.

Hierzu der Präsident der Handwerkskammer Dortmund Dipl.-Ing. Otto Kentzler, Repräsentant der Arge ESTA-Kentzler: "Es war eine gute Entscheidung, mit nichtrostendem Stahl zu erneuern, um damit weitere 62 Jahre und mehr diese gelungene Konstruktion in Stahl zu schützen und zu erhalten. Die Entscheidung zu diesem Material, dieser Technik - dem rollnahtgeschweißten Nirosta®-Dach - war durch die Konstruktion der Dachneigung gegeben. 3°-Dächer sind sonst mit keinem anderen Werkstoff dauerhaft abzudichten."

Völlig wasserdichte Verbindung schafft diese Rollnahtschweißmaschine beim Edelstahl.

 

Genietete Trägerkonstruktionen an einem Kraftknoten im Oberbau des Stahlgiganten. Ingenieurs- und Handwerkskunst der 30er Jahre.

Für Bedachung und Luken des Schiffshebewerks mit insgesamt 2000 m2 Fläche wurden ca. 22 t Edelstahl-Bleche der Güten 1.4404 und 1.4571 mit 0,4 bis 1,0 mm Dicke verlegt und hermetisch dicht verschweißt. Mit speziellen Rollnahtschweißmaschinen ergeben sich völlig wasserdichteVerbindungen. Eine sehr aufwendige Entwässerung ergänzt die Bedachung.

Dem Verarbeiter des Metalldachsystems garantiert die enge Zusammenarbeit mit der Krupp Thyssen Nirosta GmbH laufende Prüfung der Produktion, gleichmäßige Oberflächen, gute Planheit und Kantenausführung und das Einhalten engster Toleranzen. Alle Dachformen und -neigungen sind für eine Edelstahldacheindeckung nach diesem System geeignet.

Der "Schienenverkehr" auf dem Dach erforderte detaillierte Vorplanung und präzise Verarbeitung der 0,4 mm starken Nirosta-Scharen.

Das Material wird in 625 oder 1250 mm breiten 0,4 mm dicken Blechen in Coils von ca. 200 kg Gewicht direkt zur Baustelle geliefert. Dort wird es auf Scharenlänge geschnitten - bis 30 m zulässig - und beidseitig jeweils 28 mm hochaufgekantet. Nach dem Einbringen der evtl. erforderlichen Wärmedämmung und Dampfsperre bzw. -bremse werden die Scharen quer zur größten Dachausdehnung verlegt. Für die Befestigung an der Unterkonstruktion werden Schiebehafte aus Edelstahl - in Federstahlqualität - verwendet. Nägel, Schrauben oder Niete sind ebenfalls aus nichtrostendem Stahl der Güte A4 (DIN 267 Teil II). Anschließend werden die Scharen im Bereich der 28 mm hohen Aufkantung in etwa 18 mm Abstand von der Blechbahn mit der Rollnahtschweißmaschine verschweißt. Bei etwa 3 m/min Arbeitsgeschwindigkeit ergibt dies eine völlig wasserdichte Verbindung. Das anschließende einseitige Umkanten der geschweißten Falze um 180° streckt den geringen Verzug des Schweißvorgangs, verhindert Verletzungen durch die dünnen Bleche und bildet einen Falz hoher Belastbarkeit.


B i l d e r : ESTA/Krupp Thyssen Nirosta


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