IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 14-15/1996, Seite 23 f.
VERBÄNDE AKTUELL |
Hessen
Landesverbandstag
Der diesjährige Landesverbandstag stand am 21./22. Juni in Korbach unter dem Motto "Fit für den Wettbewerb". Rund 130 Innungsvertreter kamen, um sich über die elementaren Belange des Mittelstandes im allgemeinen und der eigenen Branche im speziellen zu informieren.
Landesinnungsmeister Heiz Rautenberg ging in seiner Eröffnungsansprache auf die Arbeitslosigkeit ein: "Die Therapie zu deren Bewältigung ist eine Reduzierung der Kosten und Regulierungen sowie der Aufbruch in neue Technologien, Produkte, Dienstleistungen. In der Tarifpolitik bedarf es zwar keiner Lohnkürzungen, aber realer Nullrunden oder Lohnsteigerungen unter der Produktivität." Denn Löhne, die gezahlt werden, müssen zunächst erwirtschaftet werden. So müßten die Tarifpartner ihre Verträge nach verzichtbaren, kostentreibenden Leistungen durchforsten. Genauso wie die Tarifpartner in die Pflicht genommen sind, ihren Beitrag zur Abfederung des Beschäftigungsabbaus zu leisten, so sind auch Bund, Länder und Gemeinden aufgerufen, ihren Beitrag zu leisten. Rautenberg fordert eine investitionsfreundliche Steuerpolitik und eine bedarfsgerechte Ausstattung der öffentlichen Haushalte.
Der Landesinnungsmeister ging auch auf das wohl meistdiskutierte Thema der Branche ein: Bäderwelt. Große Gefahr sieht Rautenberg darin, daß sich Innungskollegen hergeben und verleiten lassen, die angebotenen Bäder anzuschließen. "Sind wir fit für die Zukunft? Zusammenhalt ist hier die Frage, denn gemeinsam sind wir stark."
Landesinnungsmeister Heinz Rautenberg: "Sind wir fit für die Zukunft? Ich meine ja!" |
Auch müsse sich der SHK-Unternehmer fragen, ob seine Serviceleistung noch zeitgemäß sei. Ob er nicht den Freitag nachmittag und den Samstag als reguläre Arbeitszeit erkläre. Ob er nicht einen "langen Donnerstag" oder "langen Dienstag" bis z.B. 20.00 Uhr seinen Kunden anbietet. Er muß sich die Frage beantworten, ob der Kunde für ihn da sei oder er für den Kunden.
Zu den allgemein niedrigen Preisen meinte Rautenberg: "Wer macht denn die Preise? Wir Handwerker oder der Auftraggeber? Und wenn diese die Preise vorschreiben wollen, liege es zuerst einmal an der Uneinigkeit der Handwerker. Weil sich immer wieder ein Kollege findet, der auf diesen Preis aufspringt."
Und doch: Rautenberg stellte abschließend die Frage "Sind wir fit für den Wettbewerb?". Er beantwortete sie mit einem eindeutigen Ja und erhielt lange zustimmenden Beifall.
Prof. Dr. Winfried Schlaffke vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln begann seine Rede mit der Beschreibung der Baukonjunktur und deren Auswirkungen. Die Bauwirtschaft schrumpfe wie seit 20 Jahren nicht mehr. Aber: Betroffenheit zu zeigen und sich selbst zu bemitleiden sind nicht der richtige Weg. "Wir brauchen weniger Mundwerker als Handwerker. Wir brauchen eine Handlungselite." Und mit Verteilungsdenken, Vermeidungs- und Verhinderungsstrategien ließe sich keine Zukunft gestalten.
Der Betriebserfolg ließe sich verbessern,
- wenn die notwendige Weiterbildung, die Veränderungen immer mit sich bringen, rechtzeitig vermittelt wird,
- wenn niemand über- oder unterfordert wird,
- wenn der Betrieb nicht alles fertigt, was andere viel günstiger anbieten können.
Schlaffke abschließend: "Das `Fit für die Zukunft´ macht nicht die Masse sogenannter höherer Abschlüsse, sondern die tatsächlich erbrachte Leistung, die auch dem Bedarf der Gesellschaft entspricht."
Die vollbesetzte Stadthalle in Korbach anläßlich des Landesverbandstages. |
Der Geschäftsführer beim Zentralverband, Josef Kulla, vermutet, daß in absehbarer Zeit mehr als 50% aller Sanitär- und Heizungsbetriebe eine Zweit- oder Mehrfacheintragung nach ß 7 a der Handwerksordnung besitzen werde. Dies ergebe wirtschaftlich gesunde Betriebe, weil ihr Betätigungsfeld wachse. Wenn jedoch der mit der Zweiteintragung verbundene Sachkundenachweis auf der Strecke bliebe oder aufweiche, verkümmere der Qualitätsgedanke des Handwerks. "Das Handwerk hat es selbst in der Hand, seine bevorzugte Stellung zu erhalten, indem es dafür sorgt, daß die Befähigungsnachweise Zertifikate für besondere Leistungen sind und nicht möglichst schnell und einfach erworbene Berechtigungsscheine."
Nach Gutachten von Handwerksinstituten ist eine Liste von verwandten Berufen entstanden. In dieser Ausarbeitung aufgeführt sind auch die beiden Berufe Zentralheizungs- und Lüftungsbauer und Gas- und Wasserinstallateur. Der Vorstand des ZVSHK lehnt eine Verwandtschaftserklärung der beiden Berufe ab. Jedoch liegt die Entscheidung letztlich bei den Parlamentariern. Sollte eine von Bonn auferlegte Verwandtschaft drohen, plädiert der Ausschuß für Berufsbildung (im ZVSHK) für eine Zusammenlegung der beiden Berufe, damit eine ordentliche Meisterprüfung möglich wird. Eine solche Meisterprüfung könnte dann Schwerpunkte (Heizung oder Sanitär) enthalten, je nach dem, in welchem Betätigungsfeld der angehende Meister bevorzugt aktiv werden möchte. In der nachfolgenden Diskussion war man einhelliger Meinung, daß sich beide Berufe ergänzen und schon aus wirtschaftlichen Gründen eine Zusammenlegung sinnvoll sei. Das damit verbundene neue Berufsbild des Haus- oder Versorgungstechnikers würde wesentlich klarer umrissen sein als dies heute bei den Berufen Heizungsbauer und Sanitärinstallateur der Fall ist. So würden im neuen Beruf auch Arbeitsgebiete beschrieben, die im Laufe der Zeit hinzugekommen sind, beispielsweise Elektro- oder Regeltechnik.
Immer mehr Auftraggeber verlangen neben dem Nachweis der Meisterprüfung weitere Qualifikationsbescheinigungen. Nachweise über spezielle Fertigkeiten und Kenntnisse, die unabhängige Dritte ausstellen. Der Zentralverband bietet deshalb in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer Düsseldorf voraussichtlich im Herbst einen Kursus an, der die Teilnehmer zur "Elektrofachkraft für die Haustechnik" ausbildet.
Kulla strich abschließend heraus, daß die Handwerksleistungen meisterlich sein müssen. Denn keine Handwerksordnung wird jemals irgendjemanden vor unerwünschter Konkurrenz schützen.
Am Ende des Landesverbandstages erhielten aus der Hand von Rautenberg 15 Innungskollegen die goldene und weitere 15 die silberne Ehrennadel für langjährige ehrenamtliche Tätigkeiten.
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