IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 10/1996, Seite 60


HEIZUNG


Flächenheizungen in historischen Gebäuden

Die Beheizung historischer Gebäude stellt Denkmalschützer wie auch Gebäude- und Heizungsplaner meist vor ganz spezifische Anforderungen. Alte, erhaltenswerte Gebäude und Baudenkmäler sollen ihren Besuchern oder Bewohnern sowohl angenehme Temperaturen als auch ein gut erhaltenes Ambiente bieten. Das Gebäude selbst und seine Innenausstattung dürfen durch die Heizung keinen Schaden nehmen. Wollte man generell Kirchen, Museen, Schlösser, Bibliotheken, Theater, Industriedenkmäler etc. auf Temperaturen ähnlich denen in unseren Wohnungen erwärmen, sähe man sich Schäden in Milliardenhöhe gegenüber.

In der Kirche der Barmherzigen Schwestern in Linz (Österreich) sorgt ein Fußbodenheizungssystem mit PE-X Rohren, installiert auf 370 m2, für die gleichmäßige Wärmeverteilung und konstante Luftfeuchtigkeit.

Da Heizung, sprich erhöhte Temperatur, immer in Zusammenhang mit der Luftfeuchtigkeit steht, muß vor dem Einbau einer neuen Heizung in ein historisches Gebäude das jeweils optimale Raumklima bestimmt werden. Im wesentlichen bestimmen Temperatur, Temperaturverteilung, Luftfeuchtigkeit und Luftbewegung das Raumklima.

Ideale Heizung für historische Kirchen

Alte Kirchen haben in der Regel seit Jahrhunderten ein bestimmtes, relativ konstantes Raumklima. Sie haben dank ihres dicken Mauerwerks Sommer wie Winter annähernd gleiche Temperaturen, die vielleicht zwischen 4°C und 10°C schwanken. Im Gleichgewicht damit befindet sich die Luftfeuchtigkeit. Manipuliert man nun die Temperatur und damit die Luftfeuchtigkeit sehr stark, so kann sich dies auf die Kirchenausstattung, wie z.B. Fresken, Gemälde, Fenster, Deckengestaltung oder die oft sehr wertvollen Orgeln sehr negativ auswirken. Ist das Raumklima zu warm, trocknen Holz- oder Farbteile aus, ist es zu kalt und zu feucht, setzen sie Schimmel an. Beides gilt es zu vermeiden.

Ebenfalls problematisch ist zu starke Luftbewegung. Hochtemperierte Heizkörper oder Gebläseheizungen verursachen im allgemeinen erhebliche Luftkonvektionen: Warme Luft steigt nach oben, kalte Luft zieht nach unten. Im Deckenbereich entsteht ein Wärmepolster, das an Deckenmalereien und an der Orgel großen Schaden anrichten kann, während die Menschen im Sitzbereich der Kirche noch immer frieren, da sie ständig das Gefühl von Zugluft haben. Auch die Akustik im Raum kann sich völlig verändern. - Die Fußbodenheizung schafft hier ideale Verhältnisse.

Behutsamer Umgang mit alter Bausubstanz

Eine Kirchenheizung muß nicht die gesamte Kirche auf Temperaturen ähnlich denen in unseren Wohnungen erwärmen. Dies wäre wirtschaftlich auch nicht zu vertreten. Gefragt ist vielmehr eine Heizung, die sich wirtschaftlich betreiben läßt, die dem Bedürfnis der Menschen (Wärme in der Sitzzone) Rechnung trägt und den Erhalt der Kirchenausstattung und der vorhandenen Kunstschätze gewährleistet.

Fußbodenheizungen bieten hier optimale Voraussetzungen. Wegen der großen Heizfläche sind nur geringe Temperaturen erforderlich, um die Umgebung zu temperieren. Dank der geringen Temperaturunterschiede zwischen Bodenoberfläche und Raumluft kann sich bei einer solchen Niedertemperaturheizung kaum Luftkonvektion ausbilden. Vielmehr wird bei Fußbodenheizungen die Wärme überwiegend als Wärmestrahlung abgegeben.

Die Praxis zeigt, daß gerade in Kirchen, die ja enorme Raumhöhen haben, wenn sie mit Fußbodenheizungen ausgestattet sind, das senkrechte Temperaturprofil optimal verläuft: Der bodennahe Sitzbereich wird temperiert, der Kopf bleibt kühl, im Deckenbereich entsteht so gut wie kein Wärmepolster. Und, die Fußbodenheizungssysteme beanspruchen keine Stellflächen, stören auch nicht die Optik und belassen so dem historischen Gebäude sein ursprüngliches Aussehen.


B i l d :   AFH


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