IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 9/1996, Seite 30 ff.


GAS


Gasinstallation

in Wohngebäuden

Prof. Dr.-Ing. Rudolf Rawe Teil 37

8. Abgasanlagen (Fortsetzung)

8.6.3 Das LAS-System im Altbau (Bestands-LAS)

Die Vorteile des Luft-Abgas-Schornsteins legten den Gedanken nahe, auch die im Gebäudebestand oft vorhandenen nebeneinanderliegenden Schornsteinzüge für die parallele Luft- und Abgasführung zu benutzen. Die Möglichkeiten eines solchen "Altbau- oder Bestands-LAS" wurden in den achtziger Jahren zunächst durch das Gaswärme-Institut, Essen, an einer Versuchsanlage getestet.

Bild 1: Möglichkeiten der Verbrennungsluftzuführung beim Bestands-LAS.

Aufgrund der positiven Ergebnisse dieser und weiterer praktischer Untersuchungen beantragte der DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfachs e.V.) beim Institut für Bautechnik (IfBt) in Berlin die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung des Systems. Damit sollte eine breite Einführung dieser Installationsmöglichkeit, die vorher nur über Einzelgutachten und Ausnahmegenehmigungen realisiert werden konnte, erreicht werden.

8.6.3.1 Grundsätzliche Anforderungen

Im Juli 1988 wurde die Zulassung erteilt. Sie legt die Anforderungen und baulichen Voraussetzungen fest, die bei der Installation eines Bestands-LAS zu berücksichtigen sind. Grundsätzlich gilt:

8.6.3.2 Verbrennungsluftzufuhr und Abgasabführung

Sollen für den Bestands-LAS zwei Schächte mit unterschiedlichen Querschnitten genutzt werden, wird der größere als Luftschacht verwendet. Sind weitere Schächte vorhanden, kann die Verbrennungsluft auch über zwei Schächte zugeführt werden, während die Abgasabführung stets über einen Schacht erfolgen muß. Die lichte Querschnittsfläche der Schächte für die Luftzufuhr muß jedoch insgesamt der des Abgasschachtes entsprechen oder größer sein.

Die Verbrennungsluft kann den angeschlossenen Geräten entweder von oben oder von unten zugeführt werden. Bei der Luftzufuhr von unten wird der Luftschacht am oberen Ende verschlossen und dafür im Keller an einen ins Freie führenden Querkanal angeschlossen (Bild 1/rechts), dessen lichter Querschnitt mindestens 80% der lichten Querschnittsfläche der Luftschächte aufweist. Der Querkanal für die Zuluft ist entbehrlich, wenn die Öffnungen der Schächte für die Verbrennungsluft in einem Raum liegen, der eine direkte Verbindung mit dem Freien (Bild 1/Mitte) oder einen Rauminhalt von mindestens 4 m3 je kW Gesamtnennwärmeleistung aller angeschlossenen Gasfeuerstätten hat.

Bei der Luftzufuhr von oben (Bild 1/links) werden die Schächte für die Verbrennungsluftzufuhr und Abgasabführung im Sockelbereich der Schornsteingruppe durch Überströmöffnungen verbunden.

Bild 2: Alternativen für die Kopfausbildung beim Bestands-LAS.

Um einen Kurzschluß zu vermeiden, werden die abgasführenden Schächte überhöht (Bild 2). Dafür verwendet man möglichst dünnwandige Rohre und Abströmplatten, die standsicher und dauerhaft am Schornsteinkopf befestigt werden müssen. Bei Abdeckung der Verbrennungsluftschächte sind mindestens zwei seitliche Zuluftöffnungen anzubringen, deren lichter Querschnitt mindestens das 1,2fache der lichten Querschnittsfläche des Abgasschachtes erreichen muß.

Bild 3: Befestigung des Wärmeerzeugers an der Wand neben dem Bestands-LAS mit zwei Umlenkungen der Luft-Abgasführung von 90°.

8.6.3.3 Geräteanschluß und -anordnung

Die Feuerstätten werden an der Wand neben dem Bestands-LAS (Bild 3) oder an einer Vorsatzschale aus Mauerwerk (Bild 4) befestigt. Das Verbindungsstück darf dabei maximal 1,4 m lang sein und höchstens zwei Umlenkungen von 90° aufweisen. Pro Etage darf höchstens eine Feuerstätte angeschlossen werden.

Geräte, die eine Zulassung für Luft-Abgas-Schornsteine aus Fertigteilen haben, sind nicht automatisch auch für den Anschluß an einen Bestands-LAS zugelassen. Nähere Angaben dazu sind den Herstellerunterlagen zu entnehmen.

Bild 4: Befestigung vor dem Schornstein.

Für den Anschluß der Feuerstätten haben die Gerätehersteller spezielle Anschlußkästen entwickelt, die eine Anpassung an unterschiedliche Gegebenheiten ermöglichen. Das Gerät mit der größten Leistung muß an der obersten Anschlußstelle montiert werden. Außerdem dürfen nur Gerätetypen mit benachbarten Nennwärmeleistungen montiert werden (z.B. Gerät A: 12 kW, Gerät B: 18 kW oder Gerät C: 24 kW; nicht aber Gerät A; 12 kW, Gerät C: 24 kW.

8.6.3.4 Auslegung des Systems

Wieviel Feuerstätten maximal an den Bestands-LAS angeschlossen werden können, ist von folgenden Größen abhängig:

Pro Etage ist der Anschluß eines Gerätes zulässig. Die maximale Belegung liegt bei fünf Geräten, an feuchteunempfindlichen Schornsteinen bei acht Geräten.

Tabelle 1: Maximal zulässige Anschlußzahlen in Abhängigkeit von Abgasschachtquerschnitt und Geräteleistung

Aus Tabelle 1 ist zu entnehmen, wieviele Feuerstätten in Abhängigkeit von den genannten Größen maximal angeschlossen werden dürfen. Die mit *) gekennzeichneten Anschlußzahlen sind nur zulässig, wenn der Wärmedurchlaß-Widerstand des Luft-Abgas-Schornsteins über Dach und in kalten Räumen mindestens der Widerstandsgruppe IIa (1/L = 0,4 m2 K/W) entspricht. Die Angaben in Klammern gelten für den Fall, daß der Abgasschacht durch ein entsprechendes Sanierungsverfahren feuchteunempfindlich gemacht worden ist.

Bild 5: Checkliste für den Bestands-LAS.

8.6.3.5 Kriterien für die Beurteilung von Altbau-Schornsteinen

Um zu prüfen, ob alte Schornsteine als Bestands-LAS geeignet sind, hat die Ruhrgas AG eine Checkliste (Bild 5) entwickelt. Demnach müssen zunächst gemeinsam mit dem Bezirksschornsteinfegermeister Bauweise, Zustand, Wärmedämmung, Querschnitt und wirksame Höhe der vorhandenen Schächte ermittelt werden.

Anschließend wird bestimmt, welche der folgenden Maßnahmen gegebenenfalls durchgeführt werden müssen:

Herstellung eines Querkanals zwischen Luftschacht und Außenluft bzw. einer Öffnung in einen gut belüfteten Kellerraum; Verschließen der Schornsteinmündung (bei der Luftzufuhr von unten). (Fortsetzung folgt)


B i l d e r : Wenn nicht extra angegeben: Information Erdgas, Essen


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]