IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 8/1996, Seite 25 f.
VERBÄNDE AKTUELL |
Thüringen
Obermeistertag
Die Obermeister des Fachverbandes SHK Thüringen trafen sich am 8. und 9. März 1996 zu einer Beratung in Ballstedt. Wichtige Themen wie Werkvertrag, VOB/BGB und Marketing im Handwerk standen auf der Tagungsordnung.
Der amtierende Landesinnungsmeister Dietrich Roese begrüßte die Obermeister und Vorstandsmitglieder. Er erläuterte die durch den Rücktritt von Manfred Poetzschner eingetretene Situation und informierte die Obermeister darüber, daß der Vorstand ihn als amtierenden Landesinnungsmeister bis zur Neuwahl anläßlich der Delegiertenversammlung am 24. November 1996 eingesetzt habe.
Um die satzungsgemäße Vorstandsstärke zu gewährleisten, wurde Jörg Salzmer, Landesfachgruppenleiter Klempnertechnik, in den Vorstand aufgenommen.
Werkvertrag
RA Manfred Pauly, mit dessen Kanzlei der Fachverband Thüringen einen Beratungsvertrag abgeschlossen hat (erste grundsätzliche Beratung bzw. Auskunft kostenlos für alle Mitglieder, der Innungen und des FV), erörterte am ersten Tag der Veranstaltung die Besonderheiten des Werkvertrages.
Pauly stellte heraus, daß Fehler im Vorfeld bzw. im täglichen Geschäft auch der beste Anwalt kaum reparieren kann. "Nur wer das Instrument VOB, welches alle Vorteile für die Bauvorbereitung, Durchführung, Abrechnung und Gewährleistung bietet, richtig spielt, kann die positiven Seiten für sein Unternehmen nutzbar machen", so Pauly.
Marketing im Handwerk
In seinem Referat stellte Heinz Berger deutlich heraus, daß nur die Unternehmen im Markt eine Chance haben, die es verstehen, den Entscheidungsträger "Kunden" für ihren Betrieb zu interessieren. Eine wichtige Rolle falle in dieser Frage den Mitarbeitern zu. Sie seien diejenigen, die die Firmenphilosophie täglich nach außen tragen und letztlich entscheiden, welchen Ruf das Unternehmen genieße.
Dietrich Roese (links) löste Manfred Poetzschner nach dessen Rücktritt als Landesinnungsmeister ab. Zusammen mit Geschäftsführer Heinz Bohnstädt (rechts) will er weiter für die Stärkung der Berufsorganisation Thüringen kämpfen. |
Heinz Bohnstädt, Geschäftsführer des Fachverbandes, informierte ergänzend, daß der Fachverband zu diesem Thema mit Berger drei ganztägige Seminare angeboten hatte, von denen aber wegen des geringen Interesses nur eine Veranstaltung durchgeführt werden konnte. Bohnstädt: "Es ist unverständlich, wie wenig Aufmerksamkeit seitens der Mitgliedsbetriebe diesem Thema, welches über Fortbestand oder Untergang eines Unternehmens entscheidet, entgegengebracht wird."
Arbeitsschutz im Unternehmen
Zu diesem Themenkomplex sprach Dipl.-Ing. Klaus-Dieter Becker, Technischer Aufsichtsbeamter bei der Süddeutschen Metallberufsgenossenschaft. Schwerpunkt seiner Ausführungen war die neue Unfallverhütungsvorschrift VGB 122 - Fachkräfte für Arbeitssicherheit. In einem Stufenplan haben ab 31. März 1997 Betriebe mit mehr als zehn Arbeitnehmern und ab 31. März 1999 Betriebe ab einem Arbeitnehmer die geforderte sicherheitstechnische und arbeitsmedizinische Betreuung zu gewährleisten.
Becker erläuterte die verschiedenen Varianten zur Erfüllung dieser Verpflichtung und machte darauf aufmerksam, daß die Umsetzung dieser VGB nur für die Süddeutsche BG gelte, da es seitens der Bau BG andere Regelungen gibt. Der Technische Aufsichtsdienst im FV als Partner des Handwerkers steht jedem Mitgliedsunternehmen beratend zur Seite. Vorstand und Obermeister waren einhellig der Meinung, daß in der Umsetzung der VBG eine weitere Belastung der Betriebe zu sehen ist und daß sie in der Summe nicht mehr erwirtschaftet und getragen werden können. Es könne nicht sein, daß die einen eine Leistung beziehen, die andere zu bezahlen hätten. Die Versammlung trug Becker auf, mit den Verantwortlichen der BG eine solche Regelung zu finden, die die geforderte sicherheitstechnische Betreuung durch die BG vorsieht.
Verbesserung der Innungsarbeit
Roese machte deutlich, daß Akzeptanz und Ansehen einer Innung nur dann steigen könne, wenn jedem dargelegt wird, welche Vorteile eine Mitgliedschaft hat. Roese: "Die Innung muß solche Informationen weitergeben, die gegenüber dem Nicht-Mitglied ein Wettbewerbsvorteil bedeutet." Gelinge dies, werde auch die ständige Diskussion um den Innungsbeitrag kein Thema mehr sein.
Auch müssen nach Meinung Roeses die Innungsversammlungen interessanter gestaltet werden. Themen zur Unternehmensführung, zur Betriebswirtschaft, zum Vertrags- und Arbeitsrecht sowie zur Finanzierung seien heutzutage mehr gefragt.
In der anschließenden Diskussion wurden vor allem folgende Probleme angesprochen:
- Verschiedene Nichtinnungsmitglieder tragen den Eckring auf Kleidung und Fahrzeug. Wer dies feststellt, soll den Fachverband schriftlich informieren. Dieser schickt eine Abmahnung mit Unterlassungserklärung unter Androhung eines Bußgeldes an den Betrieb.
- Auf Großhandel und Industrie müsse mehr Einfluß dahingehend genommen werden, daß die mit dem ZVSHK vereinbarte Gewährleistung nur den Innungsbetrieben zugute kommt und daß nicht unter dem Deckmantel der Kulanz alle davon profitierten.
- Mehrere Obermeister bemängelten, daß die eigenen Mitgliederinformationen auch Nichtinnungsmitgliedern zugänglich sind. Daraufhin wurde beschlossen, der Kreishandwerkerschaft keine Meldungen mehr zukommen zu lassen.
- Desgleichen wurde festgestellt, daß Handwerkskammern ohne Berechtigung jeden Anfragenden über SHK-Tarife informieren. Die Versammlung hat deshalb den FV beauftragt, den Kammern dieses Vorgehen zu untersagen.
- Bohnstädt berichtete über einen Vorschlag, nach der die Lehrausbildung mit einem zentralen 1. Lehrjahr in einer Bildungsstätte beginnt, so daß der Auszubildende ab dem 2. Lehrjahr in den Betrieb kommt. In dieser Änderung erkannte die Versammlung durchaus Vorteile. Der Bildungsausschuß des FV soll deshalb diesen Gedanken aufgreifen und untersuchen.
- Der Geschäftsführer erhielt von den Obermeistern den Auftrag, das Für und Wider einer Einführung eines Innungsausweises zu sondieren.
- Den Gesellen im Gas- und Wasserinstallateurhandwerk weiter zum Klempner mit Gesellenbrief zu qualifizieren, fand breite Zustimmung. Auch diese Thematik wird an den Berufsbildungs-Ausschuß des FV verwiesen.
Die zweitägige Obermeisterberatung wurde insgesamt positiv bewertet. Deshalb wurde beschlossen, jedes Quartal eine Obermeistersitzung einzuberufen. Für 1996 stehen Termine und Orte noch nicht fest.
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