IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 7/1996, Seite 5
EDITORIAL
GegenwindIKZ-HAUSTECHNIK-Redakteur |
Mit oftmals zweistelligen Wachstumsraten bescherte das vergangene Jahrzehnt der SHK-Branche sonnige Zeiten. Jetzt sind Wolken aufgezogen. Dabei spielt der vergangene Winter eine Rolle, denn er machte nach langer Zeit seinem Namen mal wieder alle Ehre. Doch die wahren Gründe für die wachsende Unruhe in der SHK-Branche liegen tiefer.
Die Baukonjunktur orientiert sich langsam aber sicher nach unten. Auch die Reichweite der Auftragsbestände und die Preise schließen sich diesem Trend an. Und genau hier liegt die größte Gefahr für die Marktpartner.
Sinkende Preise mindern nicht nur die Umsätze, sie mindern vor allem die Gewinne. Ohne vernünftigen Gewinn wird es keine hochwertige Qualität geben; ohne hochwertige Qualität keine zufriedenen Kunden; ohne zufriedene Kunden keine Aufträge usw.
Der Handel spielt bei diesem Treiben munter mit. Immer mehr "Hausmarken" sollen für günstigere Preise sorgen.
Ähnliches gilt für die Hersteller. Auch sie orientieren sich mit den Preisen deutlich nach unten. Um akzeptable Renditen zu erwirtschaften sind bei preiswerteren Serien größere Stückzahlen oder billigere Produktionen erforderlich. Die aber sind in Deutschland kaum machbar. Infolgedessen bekommt die Frage nach dem "Standort Deutschland" neuen Zündstoff. Noch mehr Arbeitslose kann sich diese Republik aus vielerlei Gründen, unter anderem dem Kaufkraftverlust, nicht leisten.
Aber Vorsicht beim Dreh an der Preisschraube, auch wenn dieser Trend dem allseits geäußerten Wunsch nach konkurrenzfähigeren Preisen gerecht wird!
Gesunde Unternehmen benötigen nun einmal eine vernünftige Rendite. Das ist die Voraussetzung dafür, daß Hersteller, Händler und Handwerker qualifiziertes Personal für hochwertige Arbeit beschäftigen können - zum Vorteil der Endverbraucher.
Ohne entsprechende Einsparungen auf der Kostenseite können Preiskämpfe fatale wirtschaftliche Folgen haben.
Außerdem hat die SHK-Branche im großen und ganzen keinen Grund zur Klage, erlebte man doch bis Anfang 1995 einen nie zuvor verzeichneten Höhenflug. Niemand kann so blauäugig gewesen sein, für ewige Zeiten ausschließlich Wachstum zu erwarten. Schließlich bewegt sich jeder Markt in einem Zyklus und schon in der Bibel ist nachzulesen, daß nach sieben fetten Jahren sieben magere Jahre folgen. Die aber müssen keineswegs übermäßig mager werden. Selbst wenn die SHK-Branche von der Schlechtwetterfront in der Neubau-Konjunktur erheblich getroffen werden sollte, bieten ein enormer Sanierungs- und Modernisierungsmarkt sowie die an Bedeutung gewinnenden umweltschonenden Technologien Chancen für die Markenindustrie, den Fachgroßhandel und das verarbeitende Handwerk. Bei aktiver Bearbeitung, also gezieltem Marketing, durchaus erfolgversprechende Tätigkeitsfelder.
Auch wenn die Aussichten für 1996/97 - vor allem für die Heizung - alles andere als rosig sind, scheint die Lage noch nicht völlig hoffnungslos zu sein. Das bewies die abgelaufene 30. SHK in Essen. Immerhin drängten sich fast zehn Prozent mehr Besucher in den Essener Messehallen als noch vor zwei Jahren und in einer Umfrage gegen Messeschluß äußerten sich 87% der Aussteller mit dem geschäftlichen Verlauf zufrieden.
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