IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 3/1996, Seite 3
EDITORIAL
Barrierefreie Bäder - Zukunftsmarkt für SanitärprofisGerhard Eisele |
Die Deutschen werden - demografisch gesehen - immer älter. Waren 1994 20,7% aller Bundesbürger älter als 60 Jahre, so wird sich dieser Anteil - nach Einschätzungen des Statistischen Bundesamtes - bis 2010 auf 25,8% und bis 2030 auf 34,9% erhöhen.
Obwohl sich die Bedürfnisse der Senioren altersbedingt zunehmend verändern, leben heute noch 95% aller 65jährigen in "normalen" Wohnungen, die eigentlich nicht dieser Bedarfssituation entsprechen. Ursächlich dafür dürfte nicht zuletzt die Tatsache sein, daß rund 60% dieser Personengruppe zur Miete wohnen.
Handlungsbedarf im Sinne einer Anpassung an die meist abnehmenden motorischen Fähigkeiten der alten Menschen besteht vor allem in den privaten Badezimmern. Einerseits wollen sich die Senioren gerade im Hygiene- und Intimbereich ihre Unabhängigkeit bewahren. Andererseits sind entsprechende Hilfen bei der Badausstattung unverzichtbar, um die eingeschränkte Beweglichkeit auszugleichen und Unfallrisiken zu minimieren. Ein aussichtsreicher Zukunftsmarkt für Badprofis.
Einer Studie der SMH-Marktforschung zufolge sehen 87% der befragten "zukünftigen Senioren" der Altersgruppe 45 bis 59 altengerechte Sanitäreinrichtungen als sehr wichtig an. Neben einem problemlosen Zugang zur Wohnung wird dem Sanitärsektor erste Priorität beigemessen. Folglich zeigt diese Gruppe eine hohe Bereitschaft, ihre Wohnsituation im Alter zu verändern.
Vor diesem Hintergrund sollten sich alle drei Vertriebspartner noch stärker auf die Wünsche und Bedürfnisse der Senioren einstellen. Die Sanitärindustrie ist gefordert, ihre Produktangebote entsprechend abzustimmen und zu ergänzen. Der Sanitärgroßhandel sollte eine größere Auswahl an kompletten Problemlösungen in den Badausstellungen zeigen und das Sanitärhandwerk seine Beratungs- und Planungskompetenz im Bereich "Barrierefreie Bäder" verbessern, um dieses Geschäftsfeld noch erfolgreicher erschließen zu können.
Bei älteren Menschen ist eine zunehmende Tendenz zum Hedonismus erkennbar, man will sich also nach einem langen Arbeitsleben etwas gönnen und den Ruhestand genießen. Schätzungen zufolge beträgt allein das Geldvermögen der über 60jährigen in den alten Bundesländern rund 650 Mrd. DM, hinzu kommt Grund- und Boden-Eigentum im Wert von etwa 760 Mrd. DM. Auch das Freiwerden größerer Geldbeträge durch die Auszahlung von Lebensversicherungen erhöht die Bereitschaft, in die eigenen vier Wände, in mehr Badkomfort, Sicherheit und Fitneß zu investieren.
Unter Kaufkraftgesichtspunkten verkörpern demnach die Senioren die wohl interessanteste Zielgruppe überhaupt. Die Sanitärbranche ist daher gut beraten, sich gegenüber den Senioren konsequent als kompetenter Problemlöser zu profilieren.
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