IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 1/1996, Seite 3
EDITORIAL
Aufschwung ade?Heinz-Dieter Heidemann Präsident des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima |
Was erwartet uns 1996? Nahezu alle Prognostiker sind der Auffassung, daß die Anfang 1995 eingesetzte Erholungsphase der deutschen Wirtschaft schon früh in Stagnation übergegangen ist. In Westdeutschland zeichnet sich ein Ende des Baubooms im Wohnungsbau ab. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die SHK-Handwerke.
Die rund 1 Mio. in den letzten zwei Jahren fertiggestellten Wohnungen bewirken inzwischen eine Trendumkehr. Im Eigenheimbau kam es im ersten Quartal 1995 zu einem Einbruch. Auch der Mehrfamilienhausbau wird aufgrund der sinkenden Attraktivität für freie Investoren wegen Mietpreisrückgängen und Vermietungsproblemen auch in Ballungsräumen zurückgehen. Man rechnet nach einem Zuwachs von 9% in 1994 mit einer realen Zunahme der Wohnungsbauinvestitionen von 2% für 1995.
Ein wichtiger Indikator für die Entwicklung sind die Baugenehmigungen. Konnten sie im Ein- und Zweifamilienhausbau seit 1992 mit zweistelligen Zuwachsraten aufwarten, so blieben sie im vergangenen Jahr um 7,3% hinter dem Vorjahresergebnis zurück. Die genehmigten Wohnungen in Mehrfamilienhäusern gingen im ersten Quartal 1995 um 1,7% zurück.
Der Neubau ist allerdings nur eines von mehreren Standbeinen unserer Handwerke. Modernisierung und Reparaturarbeiten sind gerade für die kleinen und mittleren Betriebe ein wesentlicher Faktor. Die Umweltgesetzgebung drückt sich hier insbesondere für den Heizungsbereich positiv aus. Umfragen ergaben, daß Modernisierung von Heizungsanlagen an erster Stelle der Modernisierungsabsichten stehen. Ähnliches gilt auch für die Modernisierung im Badbereich. Aber die spürbar gewordenen Mehrbelastungen der privaten Haushalte und die Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt bewirken eine Investitionszurückhaltung bei den Verbrauchern. Sparen heißt hier die Devise.
In den neuen Bundesländern ist die Auftragslage zwar gut und die Prognose positiver als im Westen, aber die Betriebe haben Schwierigkeiten auskömmliche Preise am Markt zu plazieren. Die Außenstände nehmen ein bedrohliches Ausmaß an. Das ist wegen der dünnen Eigenkapitaldecke der meist jungen Betriebe ein enormes Problem. Die Banken sind sehr zurückhaltend bei der Vergabe von Krediten, so daß in der Regel der Großhandel als Kreditgeber fungiert. Hier sind allerdings auch bald die Grenzen des Machbaren erreicht.
Insgesamt rechnen wir für die SHK-Handwerke nach deutlichen Umsatzrückgängen in der zweiten Hälfte des Jahres auch mit einer Fortsetzung dieses Trends 1996.
Der Zentralverband wird alles in seiner Macht Stehende tun, um die für die Betriebe ungünstigen Rahmenbedingungen entsprechend zu verbessern. Dazu gehört das Engagement im Bereich des Entsendegesetzes, dazu gehört aber auch der Kampf um Senkung der Lohnzusatzkosten, die inzwischen ein existenzbedrohliches Ausmaß erreicht haben. Diese Kosten sind eine Bürde, die uns von staatlicher Seite, aber auch von der Tarifseite aufgehalst worden ist und die nichts mit den eigentlichen Betriebskosten zu tun hat.
Auch wenn die Perspektive für 1996 nicht allzu rosig aussieht, möchte ich doch davor warnen, in Agonie zu verfallen. Lethargie ist ein schlechter Ratgeber, vielmehr gilt es, Nischen ausfindig zu machen, in denen es sich gut wachsen läßt. Zu nennen wäre hier z.B. das Thema Wärmelieferung durch das Handwerk, das dem Trend zum Auslagern von Dienstleistungen entgegenkommt. Aber da das Handwerk immer schon innovativ gewesen ist, habe ich keine Bedenken, daß meine Kollegen hier initiativ werden.
Ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches 1996!
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