Wärme auf Abruf
Mobile Heizgeräte sind die flexiblen Helfer vor Ort, wenn die Wärmeversorgung nicht unterbrochen werden darf oder eine stationäre Heizungsanlage gar nicht gewünscht ist
Ohne Heizung wird es in unseren Breiten rasch ungemütlich. Dass Heizkessel oder Wärmenetze wegen größerer Reparatur- und Sanierungsarbeiten ausfallen, geschieht jedoch häufiger, als man denkt. Abhilfe bringen mobile Heizsysteme auf Rädern oder in Containerform, die sofort und überall einsatzbereit sind. Neben der Übergangsversorgung kommen die transportablen Wärmespender zunehmend bei Veranstaltungen, zur Baustellentrocknung und als Alternative für stationäre Heizungen zum Einsatz.
Wenn führende Politiker, Firmenchefs und Wissenschaftler jedes Jahr im tiefsten Winter beim Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos über globale Themen debattieren, sind kalte Füße tabu. Auch das Akkreditierungszelt außerhalb des Konferenzgeländes, wo sich die rund 3000 Konferenzteilnehmer anmelden, ist dank mobiler Heizgeräte auf angenehme 22 °C temperiert. Nächtliche Kälte von bis zu –20 °C machte die Zeltbeheizung in diesem Jahr zur Herausforderung. Durch eine Kombination aus zwei ölbetriebenen Heizmobilen mit 550 kW, einem weiteren mit 350 kW Wärmeleistung und einer mobilen Pelletwarmluftheizung „Pellfix“ mit 150 kW, konnte Wärmedienstleister Mobil in Time die gewünschte Temperatur jedoch jederzeit sicherstellen. Die vom „Pellfix“-Mobil erwärmte Luft wurde als Deckenheizung eingesetzt und über zwei Warmluftschläuche an den Zelthimmel geblasen. Die Verteilung der durch die Heizmobile erzeugten Wärme erfolgte über drei Lüftungsgeräte, die mit einer Luftleistung von bis zu 20 000 m3/h speziell für die Beheizung von Hallen und großen Räumen ausgelegt sind.
Dynamische Marktentwicklung
Einsätze wie beim Weltwirtschaftsforum in Davos sind für Unternehmen, die Heizmobile vermieten oder verkaufen, längst Standard. In den vergangenen 15 Jahren ist das Interesse an mobilen Heizlösungen massiv gestiegen. Dienten sie früher vor allem als Notheizung im Schadens- oder Sanierungsfall, so werden sie inzwischen zur Beheizung von Veranstaltungszelten, von Flüchtlingsunterkünften, in der Nah- und Fernwärmeversorgung, in der prozesswärmeorientierten Industrie oder als platzsparende Alternative zu einer fest installierten Heizung genutzt.
Ein weiteres wichtiges Einsatzgebiet sind Baustellen. Investoren wollen Wohn- oder Gewerbeimmobilien heutzutage so rasch wie möglich fertigstellen und vermarkten. Auch in den Wintermonaten wird deshalb gearbeitet. Solange das fest installierte Heizsystem noch nicht funktionsfähig ist, sorgen Heizmobile mit warmem Wasser oder warmer Luft für Frostschutz und garantieren die nötigen Mindesttemperaturen für die zu verarbeitenden Materialien.
Ganzjährig sind mobile Heizgeräte für die Estrichtrocknung in Gebrauch. Die Trocknung der Estrichkonstruktion beim Einbau von Fußbodenheizungen verlangt ein Aufheizen nach den Vorgaben der DIN EN 1264-4. Würde dafür beispielsweise eine fest installierte Sole/Wasser-Wärmepumpe genutzt werden, bestünde durch den vorübergehend sehr hohen Wärmebedarf das Risiko, dass die Erdwärmesonde vereist und die Anlage nicht mehr funktioniert. Viele Wärmedienstleister statten ihre mobilen Heizgeräte daher mit speziellen Estrichaufheizprogrammen aus. Sie übernehmen das Funktionsheizen, also das erste Aufheizen zur Prüfung der Funktion der Fußbodenheizung, und das sich daran anschließende Belegreifheizen, bis der Estrich soweit ausgetrocknet ist, dass er belegreif ist.
Große Auswahl an mobilen Heizlösungen
Genauso vielfältig wie das Einsatzgebiet von Heizmobilen ist auch das Geräteangebot. Auf dem Markt gibt es eine Fülle von mobilen Heizgeräten zum Mieten oder Kaufen, von wenigen Kilowatt bis zu mehreren Megawatt Leistung. Die Palette reicht von kleinen Elektroheizmobilen auf Rädern, über mobile Öl- und Gasheizgeräte in fahrbaren Gehäusen bis zu kompletten Öl- oder Pelletheizungen inklusive Brennstofftank und Abgasanlage, die in Fahrzeuganhängern oder Stahlcontainern untergebracht sind.
Elektroheizmobile
Mobile Elektroheizungen werden im kleineren Leistungsbereich von 2 kW bis 40 kW u. a. als Übergangsheizung bei einem Kesselausfall, bei längeren Sanierungsarbeiten an der Heizanlage oder zur Estrichtrocknung eingesetzt. Dank eines Transportgestells, ähnlich einer Sackkarre, oder integrierter Räder lassen sie sich problemlos transportieren, von nur einer Person aufstellen und in kurzer Zeit über flexible Anschlussleitungen an die Heizungsanlage und das Stromnetz anschließen. Die Geräte erzeugen keine Abgase, dadurch ist auch ein Einsatz in geschlossenen Räumen möglich. Durch die unkomplizierte Handhabung eignen sie sich für SHK-Betriebe, die mit der Anschaffung eines mobilen Heizgeräts ihren Kunden noch mehr Service bieten wollen.
Hotmobil beispielsweise bewirbt die betriebs- und steckerfertige Elektroheizzentrale „Hotboy“ als „rollenden Servicekoffer“ für einen Kesseltausch durch den Handwerker ohne Unterbrechung der Wärmeversorgung. „Hotboy“ ist in den Leistungsgrößen 22 kW bzw. 36 kW optional mit Estrichaufheizprogramm erhältlich.
Estrichtrocknen ist auch das Haupteinsatzgebiet des mobilen Elektro-Warmwasserheizers „EW 18-e“ von Heylo. Seine Estrichprogramme lassen sich individuell entsprechend der Verlegerichtlinien der Belags- und Estrichhersteller anpassen.
Das „Allround-Heizmobil“ von Rupp Grasegger kann mit 30 kW Leistung bis zu acht Wohneinheiten mit Warmwasser versorgen. Die Einheit beinhaltet neben einem Anschluss für die Raumheizung alle Pumpen und sicherheitstechnischen Einrichtungen für den Heiz- und Brauchwasserbetrieb.
Ewers Heiztechnik verweist darauf, dass sein mobiles Elektroheizgerät „Heiz-Boy“ mit Leistungen von 3 kW bis 50 kW auch in Krankenhäusern sowie Wohn- oder Pflegeheimen als fest angeschlossenes Notwärmeaggregat Anwendung findet.
Ölheizzentralen
Benötigen größere Wohn- und Gewerbeobjekte vorübergehend Heizungswärme oder warmes Brauchwasser, wird meist auf mobile Ölheizgeräte mit höheren Leistungen zurückgegriffen. Eine typische Anlage besteht aus Heizkessel, Brenner, Regelung, Sicherheitseinrichtungen, Pumpen sowie einem Heizöltank, die in einem Fahrzeuganhänger oder in einem Stahlcontainer untergebracht ist. Ist ein Gasanschluss vorhanden, können die Heizmobile teilweise auch mit Erdgas betrieben werden. Eine weitere Option ist Flüssiggas.
Um auch im Notfall rasch an Ort und Stelle zu sein, ist die gute Transportfähigkeit der Anlagen ein wichtiges Kriterium. Mit der „Drive‘n Heat Box MH70“ hat Mobiheat eine Öl-Heizzentrale mit 70 kW im Programm, die sich dank eines Faltmechanismus innerhalb weniger Minuten von einer speditionsfähigen Box in einen verkehrstüchtigen Heizanhänger umrüsten lässt.
Auf der diesjährigen ISH stellte Heizkurier mit der „WZ 40 Kompakt“ eine Öl-Heizzentrale im Europaletten-Maß mit 40 kW Leistung vor. Die Anlage steht auf Schwerlastrollen, wiegt nur halb so viel wie eine vergleichbare herkömmliche Anlage im Anhänger und ist dadurch auch zum Versenden per Spedition geeignet. Das Gerät lässt sich auch zur Estrichtrocknung umrüsten oder mit dem Frischwassermodul „FWM 60“ zur Trinkwassererwärmung kombinieren.
Enge Innenstadtgassen und niedrige Toreinfahrten sind für die Öl-Heizanlagen aus der City-Modellreihe von Heizkurier kein Problem: Durch die besonders kompakte Bauweise ist die Höhe der Anlagen auf 2 m reduziert. Bei kritischen Zufahrten musste in der Vergangenheit häufig mit längeren Schlauchverbindungen gearbeitet werden. Das ist nun nicht mehr notwendig.
Für die Zelt- und Baustellenbeheizung sind mobile Warmluftheizsysteme mit Ölbrennern meist die erste Wahl. Die Heizgeräte erzeugen Warmluft, die durch Schläuche ins Zelt oder in den mit Gerüstplanen verhüllten Rohbau geführt wird. Heylo hat dafür den Eventheizer „K 160 eco-e“ entwickelt. Durch die Steuerung seines Brenners je nach Wärmebedarf lassen sich laut Anbieter bis zu 20 % Heizkosten sparen. Mit dem optional erhältlichen Fernüberwachungssystem „e-control flex“ lässt sich der Betriebszustand inklusive des Ölstands jederzeit mittels Smartphone oder Laptop überwachen. Per SMS kann das Gerät ein- und ausgeschaltet sowie die Temperatur verändert werden. Mit dem Heizcontainer „HHC“ bietet Heylo für das Gerät eine Stahlbehausung mit Abgasführung und 1000-l-Öltank.
Erneuerbare Energien auf Rädern
Als Alternative zu Heizmobilen, die Wärme mit Strom, Heizöl oder Gas erzeugen, haben die großen Anbieter auch mit Holzpellets betriebene Anlagen im Programm. Grund ist neben dem günstigen Brennstoffpreis das wachsende Interesse der Nutzer an einem grünen Image und einer positiven Ökobilanz. So strebt beispielsweise das Weltwirtschaftsforum in Davos für das Jahr 2018 ein Nachhaltigkeitslabel an und achtet daher bei der Auswahl von Lieferanten vermehrt auf umweltfreundliche Lösungen, wie die eingesetzten Warmluftmobile von Mobil in Time. „Seit der Lancierung unserer ‚Pellfix‘-Warmluftheizung im Sommer 2015 hat die Nachfrage bei uns stetig zugenommen, weshalb wir großes Potenzial sehen“, sagt Daniel Scholten von Mobil in Time.
Mit Pellets befeuerte Warmluftheizungen können zur CO2-Vermeidung einen wichtigen Beitrag leisten. Und sie lassen sich im Prinzip überall dort betreiben, wo auch herkömmliche, mobile Ölheizgeräte im Einsatz sind. Außerdem lassen sich im Vergleich zu Heizöl bis zu 40 % an Energiekosten sparen. Mobil in Time bietet „Pellfix“-Mobile zum Kaufen oder Mieten in drei Größen von 50 kW bis 230 kW Leistung an. Die Anlagen werden derzeit am häufigsten als Bau- und Fassadenheizung, in der Bautrocknung und zur Beheizung von Veranstaltungen eingesetzt. Daneben finden sie Anwendung zur Heutrocknung, bei der Beheizung von Gewächshäusern und in Lager- und Produktionshallen. „Im Hinblick auf die Heizsaison 2017/2018 arbeiten wir an mehreren neuen ‚Pellfix‘-Modellen. Diese werden einen gesteigerten Wirkungsgrad, eine höhere Pressung, geringere Abgaswerte und tiefere Abgastemperaturen haben“, sagt Marketingkoordinator Scholten von Mobil in Time.
Mobiheat hat im Rahmen seiner Produktlinie „green line“ den mobilen Pellet-Heizcontainer „MHP300C“ mit einer Leistung von 300 kW im Produktangebot. Der integrierte Brennstofftank hat ein Fassungsvermögen von 6 t Pellets, was einer Heizzeit von rund 100 Stunden bei voller Leistung entspricht.
Hotmobil bietet mit „Hotbio MBC 100“ ebenfalls einen Pellet-Heizcontainer mit 100 kW Leistung an. Eine 70-kW-Pelletheizung mit integriertem 1,7 m³ Pellettank enthält das Pelletmobil „MBZ 70“ von Hotmobil, das in einem Tandem-Anhänger untergebracht ist.
Auf Erneuerbare Energien setzt auch Heizmobil-Vermieter Acr Chiller Rent. Das Unternehmen hat mobile Luft/Luft-Wärmepumpen zur direkten Lufterwärmung im Programm. Die Geräte der „RT-Serie“ mit Leistungen von 30 kW bis 130 kW sind für die Außenaufstellung konzipiert. Die Luftverteilung erfolgt durch Radialventilatoren in Kombination mit Luftschläuchen. Je Geräteeinheit deckt die mobile Wärmepumpe einen Leistungsbereich von 20 kW bis 130 kW Heizleistung ab und erzeugt Temperaturen von 15 °C bis 30 °C. Durch den Parallelbetrieb mehrerer Heizmobile lassen sich auch größere Leistungsbereiche abdecken. Das Heizmobil gibt es auch in Form einer Luft/Wasser-Wärmepumpe zur Erwärmung von Flüssigkeiten bis 50 °C.
Heizcontainer als Sonderbau
Mobile Heizungsanlagen in Container-Einhausung aus Stahl, Beton oder Holz eignen sich nicht nur für die kurzfristige Wärmeversorgung, sondern werden zunehmend auch als feste externe Heizlösung realisiert. Das ist z. B. der Fall, wenn in sanierten Bestandsgebäuden oder Neubauten ohne Keller nicht genug Platz für einen Heizraum vorhanden ist. Zu den Abnehmern zählen Wohnungsbaugesellschaften, kommunale Versorger, Contracting-Unternehmen und private Hausbesitzer.
Die Heizcontainer werden vorinstalliert mit einem Lkw angeliefert, meist per Kran entladen und nahe dem zu beheizenden Gebäude platziert. Als Vorleistungen ist eine Bodenplatte oder ein Streifenfundament sowie ein Strom- und Wasseranschluss notwendig. Neben der raschen Aufbauzeit punkten Heizcontainer mit kalkulierbaren Baukosten und der flexiblen Gestaltung in puncto Fassade und Dach. Durch die externe Aufstellung lassen sich Brand- und Schallschutzbestimmungen außerdem einfacher und damit kostengünstiger umsetzen.
Heizkurier beantwortet die steigende Nachfrage nach externen Lösungen durch ein neues Heizraumkonzept. Das Unternehmen verbaut zum jeweiligen Objekt passende Heizanlagen in Stahlbetonmodulen in der Größe einer Garage. Die Energieräume werden parallel zum Bauprozess im Werk hergestellt, just-in-time geliefert und sind innerhalb eines Tages einsatzbereit. Als häufigste Anlagenkonzeption wird ein BHKW für die Grundlast verwendet und ein Heizkessel für die Spitzenlast. Variationen beim Gehäuse und der Heizanlage sind je nach Bauvorhaben möglich.
Autorin: Almut Bruschke-Reimer, freie Energiejournalistin