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Tipps für das Spülen von Heizungsanlagen

Fließgeschwindigkeit und Durchflussmenge müssen gegeben sein

Hochwertige Komponenten in modernen Heizungsanlagen verlangen eine Füllwasserqualität, die frei von Verunreinigungen ist. Bild: Wolfgang Heinl

Die von Grünbeck entwickelte Teilstromfilteranlage „Geno-Vario mini“ ist für die Aufbereitung des Füllwassers von Heiz- und Kühlkreisläufen konzipiert. Die Funktion basiert auf den Aufbereitungsverfahren Filtration sowie Entsalzung oder Enthärtung. Eine integrierte Systemtrennung sorgt für den Schutz des Trinkwassers gemäß DIN EN 1717. Bild: Grünbeck

Für einen Schutz vor Korrosion muss der pH-Wert des Heizungswassers innerhalb eines definierten Bereichs eingestellt werden. Nach der Befüllung mit aufbereitetem Wasser ist eine Kontrolle des pH-Wertes erforderlich, ebenso eine Nachkontrolle nach acht bis zwölf Wochen. Bild: Grünbeck

 

Sauberes Füllwasser ist eine Grundvoraussetzung für einen effizienten und langlebigen Betrieb. Ein mindestens ebenso wichtiger Schritt steht noch vor der Befüllung der Heizungsanlage an: Es gilt zunächst, das gesamte Leitungssystem von Verunreinigungen und Verarbeitungsrückständen zu säubern.

Je nach Größe und Zustand des Anlagensystems empfehlen sich für die Praxis unterschiedliche Vorgehensweisen: von der einfachen Spülung mit Wasser oder Wasser-Luft-Gemisch über die Vorbehandlung mit Reinigungsmitteln bis hin zum Verfahren der Teilstromfiltration mit gleichzeitiger Aufbereitung des Anlageninhalts.
Die Forderung nach dem Spülen und Reinigen einer Heizungsanlage hat ihre Berechtigung. Schließlich soll sich die Heizungsanlage ab der ersten Inbetriebnahme in einem sicheren Zustand befinden. Notwendig ist dies vor allem vor der Neubefüllung von bestehenden Altanlagen, zum Beispiel beim Austausch des Heizkessels gegen einen modernen Wärmeerzeuger. Hierzu müssen Leitungsteile herausgetrennt, neue Anbindungen hergestellt sowie neue Umwälzpumpen und Armaturen eingebaut werden. Ohne eine gründliche Spülung lagern sich noch vor der Inbetriebnahme sämtliche vorhandenen Verunreinigungen und Korrosionsprodukte in den neuen Bauteilen ab.
Die Forderung einer gründlichen Reinigung der Leitungsanlage erscheint deshalb berechtigt, da moderne Heizungssysteme eine Vielzahl hochwertiger, aber in Bezug auf Verschmutzung auch sensible Anlagenteile enthalten. Dazu zählen vor allem:

  • Hocheffizienzpumpen, an deren magnetische Komponenten sich Verunreinigungen anlagern,
  • Wärmeübertrager von Wärmeerzeugern oder Frischwasserstationen, die von Ablagerungen verstopft werden können,
  • Regelarmaturen wie Differenzdruckventile, in denen Verunreinigungen die Funktion der Regelelemente behindern können.


Effektives Spülen – das gilt es zu beachten
Der Spülvorgang soll nach der Dichtheitsprüfung und vor dem Befüllen und Entlüften erfolgen. Die Leitungsanlage soll generell vom höchsten Punkt aus gespült werden. An den tiefsten Punkten des Anlagensystems müssen Entleerungseinrichtungen vorhanden sein, die das Ableiten und damit auch den Austrag der ausgespülten Verunreinigungen ermöglichen. Spülmaßnahmen können nur dann zum gewünschten Erfolg führen, wenn die nötige Fließgeschwindigkeit und die nötige Durchflussmenge gegeben sind. Dies setzt wiederum voraus, dass:

  • der nötige Fließdruck am besten mit einer externen Pumpe (nicht mit der sys­teminternen Heizungsumwälzpumpe) erzeugt wird,
  • an dem zu spülenden Leitungsabschnitt ein Spülanschluss in der Dimension zur Verfügung steht, welcher auch der Rohrdimension entspricht. Um beispielsweise einen Strang oder Heizkreis von der obersten Etage aus spülen zu können, muss an diesem Punkt auch ein Wasseranschluss mit Fließdruck verfügbar sein.

Gespült wird die Leitungsanlage mittels Wasserdruck oder mit Wasser-Luft-Gemisch. Beim Spülen mit Wasser sollte eine möglichst große Fließgeschwindigkeit gegeben sein. Abhängig von Rohrverbindungstechniken wie Schweißen und Löten sowie bei Altanlagen vom Zustand der Leitungsanlage ist jedoch nicht sichergestellt, dass das gewünschte Reinigungsergebnis erzielt wird. Eine verbesserte Spülwirkung lässt sich mit einem Wasser-Luft-Gemisch aus einem Spülkompressor erzielen, wie er von SHK-Fachbetrieben auch für die Spülung von Trinkwasserinstallationen eingesetzt wird. Durch die wechselnden Druckimpulse kann hierbei auch die Fließgeschwindigkeit geringer ausfallen als bei der Spülung mit Wasser.

Spülung erst kurz vor Inbetriebnahme
Bedacht werden sollte vor dem Spülen ein nicht unwichtig erscheinender Punkt: Wird die Anlage direkt nach dem Spülen befüllt und in Betrieb gesetzt – oder geht die Anlage erst später in Betrieb? In letzterem Fall muss die Anlage möglicherweise wieder entleert werden – wenn etwa in der Zeit bis zur Inbetriebnahme Frostgefahr drohen sollte. Doch eine Entleerung des Anlagensystems ist, nachdem Leitungsanlage und -material bereits mit Wasser in Kontakt gekommen sind, aus korrosionstechnischer Sicht nicht unproblematisch. Hierbei gelangt zwangsläufig wieder Luft und damit Sauerstoff in das System, sodass besonders an Stellen mit kleinen Restwassermengen Korrosionsprodukte entstehen können. Die Anlage darf keinesfalls länger als 24 Stunden nach dem Reinigungsvorgang entleert bleiben, um die Bildung von Korrosion zu vermeiden.

Korrosionsgefahr durch falschen pH-Wert
Die Heizungswasserkonditionierung ist nicht nur wegen des Füllwassers erforderlich. Auch bei vergleichsweise unkritischen Eigenschaften des zur Verfügung stehenden Füllwassers in Bezug auf Härtebildner und Korrosionswahrscheinlichkeit ist damit zu rechnen, dass nach der Befüllung mit aufbereitetem Wasser zunächst eine Verschiebung des pH-Wertes eintritt. Wird der empfohlene pH-Wert nicht eingehalten, droht Korrosion. Dies gilt insbesondere bei Bauteilen aus Aluminiumwerkstoffen, für die zur Verminderung des Korrosionsrisikos der pH-Wert im Bereich von 6,5 bis 8,5 liegen sollte. Für Mischinstallationen von Alu-Werkstoffen mit Installationsmaterialien aus Stahl, Kupfer- und Messingwerkstoffen reduziert sich die Bandbreite auf einen ­schmalen Bereich von 8,2 bis 8,5.

Schutz vor Verunreinigungen nach Befüllung und Inbetriebnahme
Bei Heizungsmodernisierungen erhalten Anlagen neue Komponenten – hocheffiziente Wärmeerzeuger, Pumpen und Regelarmaturen, die allerdings aufgrund der durchweg hochwertigen Materialien sensibel auf Verunreinigungen reagieren können. Sinnvoll ist insbesondere bei Modernisierungen der Einbau eines Schlammabscheiders, der auch kleinste Partikel aus dem Umlaufwasser absondert. Ein Abscheideeinsatz in der Armatur entfernt die Verunreinigungen aus dem durchströmenden Medium; ein Magneteinsatz zieht eisenhaltige Partikel in eine Abscheidekammer, wo sie über einen Entleerhahn abgelassen werden können. Der passende Einbauort für den Schlammabscheider ist vorzugsweise der Rücklauf vor dem Eintritt in den Wärmeerzeuger.
Zu guter Letzt gilt es, die angewandte Sorgfalt bei Spülung und Erstbefüllung auch bei der Wartung beizubehalten. Die Nachbefüllung sollte ebenso mit aufbereitetem Füllwasser erfolgen, da unaufbereitetes Wasser neben Härtebildnern auch wieder Parameter wie den pH-Wert beeinflusst. Ebenso wichtig wie die Heizwasserkonditionierung ist, die Parameter unmittelbar nach der Befüllung und nach einem Zeitraum von acht bis zwölf Wochen zu kontrollieren.

Autor: Jochen Kitzler, Leiter Vertrieb Innendienst, Grünbeck Wasseraufbereitung GmbH

 


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