Quasselstrippe im Heizungskeller
Internetfähige Wärmeerzeuger kommunizieren mit Endkunde, Fachbetrieb und Hersteller
Heizkessel, die online gehen, entwickeln sich mehr und mehr zu einem neuen Standard. Dadurch verändern sich aber nicht die Geräte selbst und unser Umgang damit, sondern vor allem auch die Dienstleistungen und Prozesse im Fachhandwerk, die mit ihnen verknüpft sind.
„Alexa, heize morgen früh das Bad um halb 8 auf 25 Grad.“ Vernetzte Heizungsanlagen, die auf Sprachbefehle wie diesen hören, sind zu einem wichtigen Baustein von modernen Gebäuden und Wohnungen geworden. Das Smart Home ist aber nur eines von vielen Beispielen, in denen internetfähige, vernetzte Heizungsanlagen zu finden sind. Was wäre, wenn digitale Assistenten uns einmal mit Fragen wie diesen ansprechen würden, anstatt einfach nur wie bislang unsere Befehle entgegenzunehmen? „Ihr Energieverbrauch ist im Vergleich zum Vorjahr um 7% gestiegen. Soll ich einen Wartungstermin mit Ihrem Installateur vereinbaren?“
Viele Wege führen ins Internet
Sowohl Handwerksbetriebe, die Nutzer von unterwegs als auch Hersteller können einen Zugriff auf vernetzte Heizungsanlagen benötigen – sei es für die Wartung der Anlage, die Steuerung sowie Updates der Firmware oder die Analyse der Daten. Die entscheidende Schnittstelle dieser Art von Vernetzung ist darum der Internetzugang. Bei der Vernetzung zwischen Betrieb, Kunde und Heizungsanlage dominieren WLAN und LAN.
Insbesondere die neueren Heizungssysteme verfügen in der Regel über integrierte Internetmodule, die nur noch über ein LAN-Kabel mit dem Internet-Router verbunden werden müssen. Dabei lassen sich im Prinzip auch ältere Geräte digital vernetzen. Hier spielen Zusatzmodule eine große Rolle. Die Heizkessel und Wärmepumpen von Junkers Bosch ohne integriertes Internet-Gateway (z.B. auch „Cerapur 5“, „Olio Condens 7000 F“ oder „Supraeco A SAS – 2“) lassen sich über das Zusatzmodul „MB LAN2“ problemlos nachträglich mit dem Router und somit dem Internet verbinden.
Fernwartung, Ferndiagnose und Energieberatung
Vernetzte Heizsysteme eröffnen eine ganze Reihe von neuen Dienstleistungen und Angeboten, die SHK-Betriebe ihren Kunden anbieten können: die Ferndiagnose, Energieberatung auf Basis der Verbrauchs- und Gerätedaten und anderes mehr. Insbesondere Services wie das regelmäßige Prüfen auf Firmware-Updates, die Installation neuer Software sowie das frühzeitige Erkennen von Fehlfunktionen stellen ein wichtiges neues Geschäftsfeld im Bereich Service dar, den Betriebe nicht ungenutzt lassen sollten.
Zum Teil sind diese Dienstleistungen auch dann möglich, wenn das IT-Know-how in einem Betrieb gerade erst aufgebaut wird. Der bereits erwähnte Dienst „Connect Services“ von Buderus umfasst auch die Einweisung von Fachhandwerkern in das Online-Portal „Control Center ConnectPRO“. Über dieses können Betriebe die Anlagen ihrer Kunden immer im Blick behalten. Integrierte Diagnose-Tools von Web-Plattformen oder Smart-Home-Lösungen machen eben nicht nur das Fernsteuern, sondern vor allem auch die Ferndiagnose von Heiztechnik möglich.
Anwendung in vielen Bereichen
Vernetzte Heizsysteme sind längst in allen Einsatzbereichen und Ausführungen zu finden, sodass sowohl private Anwender diese nutzen als auch Anlagen zu finden sind, die allen gewerblichen Anforderungen gerecht werden. Der Gas-Brennwertkessel „Trigon XL“ und Blockheizkraftwerke der Reihe „Varion C-Power“ von Elco verbinden dabei die Aspekte Leistung und Effizienz, ohne die Bedienvorteile von vernetzten Systemen außen vor lassen zu wollen. Über die smarte Steuerung mittels Farb-Touchscreen und drahtloser Internetverbindung verspricht das Unternehmen sowohl eine einfache Bedienung als auch die Möglichkeit zur Fernüberwachung.
Die Wärmewende und das Smart Grid
Gerade wenn es um den Anspruch geht, Emissionen zu verringern und so einen Beitrag zur Wärmewende zu leisten, stehen energieeffiziente vernetzte Heizsysteme im Fokus. Insbesondere die Bedienvorteile und die Einsparungen beim Heizen können die Entwicklung vorantreiben. Laut einer Studie sind allein dadurch zwischen 10 und 15% Einsparung realistisch.
Der Status quo bei den vernetzten Heizsystemen ist wahrscheinlich nur das Zwischenstadium im Rahmen einer größeren Gesamtentwicklung. Die nächste Ausbaustufe steht bereits in den Startlöchern. Hybride Heizsysteme, bei denen die Wärmepumpe, der Energiespeicher und das Photovoltaik-System über einen Energiemanager miteinander kommunizieren können, gibt es bereits. Vor diesem Hintergrund ist es insbesondere für SHK-Betriebe wichtig, sich so früh wie möglich auf diese Entwicklung einzustellen.
Vorteile für den Kunden
Vernetzte Heizsysteme bieten zahlreiche Vorteile für die Kunden. Einer der wichtigsten Anreize ist sicherlich das Thema „Energiesparen“. Dabei muss es sich nicht immer gleich um Solarthermie oder Wärmepumpe handeln, die von sich aus einen Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgase beitragen. Vielmehr lässt sich durch die Auswertung der Daten und durch die Regelung des Heizsystems Energie sparen. Es lässt sich sogar die Wärme- und Energieproduktion in Abhängigkeit von der Anwesenheit der Bewohner steuern, ohne dass es Einbußen beim Komfort gibt. Auch Fehlbedienungen und falsche Einstellungen können von SHK-Betrieben über Web-Plattformen frühzeitig erkannt werden. Für Anlagenbetreiber steigt somit der Grad an Sicherheit, die Zuverlässigkeit und damit auch die Langlebigkeit der Heizungsanlage selbst.
Fazit
Vernetzte Heizsysteme stellen eine enorme Chance für das SHK-Handwerk und die Fachbetriebe dar. Durch die zahlreichen digitalen Services können sie sich besser denn je vom Wettbewerb abheben und ihren Kunden zugleich zahlreiche Vorteile bieten.
Autor: Christian Schön, freier Journalist