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Pellets kooperieren mit Strom

Ökofen nutzt eine smarte Regelung plus E-Heizstab, Guntamatic verbindet die klassische Feuerung mit einer Luft/Wasser-Wärmepumpe

Heizen mit Strom erfährt eine Renaissance. Wie positionieren sich künftig Pellets in diesem Umfeld? Sie kooperieren mit dem Thema Strom. Auf unterschiedliche Weise: Ökofen arbeitet mit einem Heizstab. Bild: Ökofen

Guntamatic verbindet erstmals eine Pelletfeuerung mit einer Luft/Wasser-Wärmepumpe. Die Anlage soll ab Juni/Juli dieses Jahres erhältlich sein. Bild: Guntamatic

 

Der Trend der „Eigenstrom-Nutzung“ ist inzwischen auch im Wärmemarkt angekommen. Treiber dieser Entwicklung ist die sinkende Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für Solarstrom. Brennstoffe wie Pellets müssen sich in diesem Marktfeld positionieren – sie werden hybrid.

Gleich mehrere Fragen bewegen etablierte und angehende Photovoltaik-(PV)-Anlagenbesitzer. Beispielsweise die Frage der Zwischenspeicherung, wenn Solarertrag und Stromverbrauch zeitlich wie quantitativ stark voneinander abweichen. Solarstromspeicher in Form von Batterien sind die Antwort darauf. Zudem können flexible Stromverbraucher im Haus, wie z.B. der Geschirrspüler oder die Waschmaschine, mit einfachen Timern auf die Solarstromproduktion ausgerichtet werden. Wie aber lässt sich der Kreis der Eigenstrom-Verbraucher im eigenen Heim sinnvoll erweitern? Eine Antwort ist das Heizen mit Strom. Über Luft/Wasser-Wärmepumpen (LWP) erlebt die Technik gerade eine Renaissance. Die Heizsysteme sind in der Anschaffung vergleichsweise günstig, weil etwa im Gegensatz zu Sole/Wasser-Wärmepumpen aufwendige Bohrungen entfallen. Und sie empfehlen sich regelmäßig als Nutzquelle von Solarstrom vom eigenen Dach – und das nicht nur für den Neubau.
Eine Renaissance – so scheint es zumindest – erleben in diesem Zusammenhang auch die eigentlich schon abgeschriebenen Nachtspeicheröfen, jetzt in Form von Solarspeicheröfen. Am Markt agieren hier als erste die Firmen Stiehle Naturenergie und Glen Dimplex, die erstmals spezielle Solarspeicheröfen anbieten.

Wie positionieren sich da Pellets?
Der Wärmemarkt ist sowieso hart umkämpft. Jetzt drängt noch die Eigenstromnutzung hinein. Die eine Innovation ist: Sie verbünden sich mit einem Klassenfeind. Der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) hat die Richtung vorgegeben, indem er mit dem Wärmepumpen-Branchenverband BWP in Stoßrichtung politisches Berlin kooperiert und nicht nur die Mitglieder stehen dahinter. In den vergangenen Wochen gab es mehrere gemeinsame Pressemitteilungen. Es sollen Kräfte gebündelt werden, heißt es aus der Branche. Eine Anfrage an den DEPV, wie man sich die Entwicklung für die eigene Branche in diesem Kontext dann weiter vorstellt, bleibt allerdings unbeantwortet.
Fakt ist, es bedarf mehr als Verbände-Kooperationen und Lobbyarbeit angesichts starken Gegenwinds durch Öl und Gas. Derzeit zeigen sich erste technische Symbiosen von Pellets und Strom. Auch, weil der Verbraucher das Heizen mit Strom mehr nachfragt. Die Protagonisten gehen dabei zwei Wege. Symptomatisch dafür sind Guntamatic und Ökofen. Die beiden Hersteller haben die Wärmewende bereits eingeläutet.

Pellets-Hybrid-Pioniere
Sie bewegen sich in zwei Richtungen auf das noch junge Thema Strom zu. Guntamatic hat unlängst seinen „Hybrid“ als „Revolution“ unter den Heizungen vorgestellt. Das System kombiniert (erstmals) eine Pelletheizung mit einer Luft/Wasser-Wärmepumpe in einem System. In der Beschreibung heißt es dazu: „Jedes Heizsys­tem hat seine Stärken, aber auch seine Schwächen. Kommt bei gemäßigten Außen- und niedrigen Heiztemperaturen die Luft-Wärmepumpe optimal zum Einsatz, zeigt diese bei großer Kälte mit hohen Heiztemperaturen ihre Schwächen und wird beinahe zur Stromheizung – exakt unter diesen Umständen erzielt die Pelletheizung die höchste Effizienz.“ Das System soll zu beziehen sein ab Juni/Juli.
Hersteller Ökofen bietet ab diesem Herbst PV-Anlagenbesitzern einen besonderen Anreiz, beim Heizungswechsel auf den „Pellematic Smart“ zu setzen. Der Kessel kann dann mit dem „Smart PV-Paket“ ausgerüstet werden. Das System nutzt die überschüssige Leistung aus der PV-Anlage zur Wärmeerzeugung. Es beinhaltet unter anderem neben der Regelung einen 2-kW-Heizstab. In denn „Pellematic Smart“ ist ein 600-l-Pufferspeicher integriert. „Im Neubau als auch in der Sanierung sehen wir den Trend ganz klar in Richtung Pelletbrennwerttechnik“, sagt Beate Schmidt-Menig, Geschäftsleiterin bei Ökofen. Der „Pellematic Smart“ nutzt den Brennwert der Abgase. Über das Attribut Strom könnten sich ihm weitere Türen öffnen.

Kombination kann sinnvoll sein
Wie kaum ein zweiter ist Markus Mann, Geschäftsführer von Westerwälder Holzpellets, geeignet, zu dem Thema Stellung zu beziehen. Denn Mann produziert auch Ökostrom. Mittlerweile beliefert er rund 120.000 Menschen. In seinem Privathaus ist die Kombination LWP-Pellets verbaut. „Die Luftwasser-Wärmepumpe hat ihre Zeit im Sommer und kann den Eigenverbrauch aus der PV-Anlage optimieren. Kombiniert mit einem wasserführenden Pelletofen oder einfachen Pelletkessel mit Tagesbehälter ist die Lösung preiswert zu installieren und günstig in der Unterhaltung. So wird die Wärmepumpe auch nicht zur „verkappten Stromheizung“, wenn die Außentemperatur unter 10°C sinkt“, sagt er. Es gebe wie so oft keine Pauschallösung, sondern der Einzelfall müsse betrachtet werden. „Aber am Ende gilt: Wir brauchen den Blumenstrauß der Erneuerbaren Energien, um die Energiewende zu schaffen. Die Kombination kann sehr sinnvoll sein“, sagt er.
Inwiefern Hybrid-Systeme bezahlbar sind, muss sich erst zeigen. Das gilt übrigens auch für Luft/Wasser-Wärmepumpen, wenn sie im Paket mit PV und Batteriespeicher angeboten werden. Dann werden sie richtig teuer. Guntamatic erhielt für die Entwicklung des Pellet-Wärmepumpen-Hybrids in Wels den österreichischen Innovationspreis „Energie Genie“. Das System muss die technische Funktionalität und die Wirtschaftlichkeit in der Praxis beweisen. Der Heizstab von
Ökofen ist da günstiger. Dennoch ist es ein Signal: Die Pelletbranche deutet an, nicht nur lobbytechnisch, sondern auch technisch mit dem Sektor Strom zu kooperieren, um sich darüber neue Wege zu öffnen.

Autor: Dittmar Koop

 


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