Pellet-Feuerungen: Ein heikles Thema?
Einbaufehler belasten die Branche. Gefordert wird ein stärkeres Auseinandersetzen mit dem Thema
Benötigt die Pellet-Branche eine Art Exzellenz-Initiative unter den SHK-lern? Nur in die Breite zu gehen scheint nicht zu reichen. Denn es werden immer noch zahlreiche Installationsfehler begangen, die die Effizienz der Anlage gefährden. Die Folge: Unzufriedene Kunden und eine Negativbeurteilung der Technologie. Obwohl die Zahl der Handwerksbetriebe gestiegen ist, die Pellet-Feuerungen einbauen können, ist die Zahl der Installationen rückläufig gewesen. Fehlt es der Branche an Background oder ist die Planung und Umsetzung zu komplex? Ein Blick in den Markt gibt Aufschluss.
Keine Frage: Die Fortbildung für Installateure zum Fachbetrieb Pellets und Biomasse (www.pelletfachbetriebe.de) des Deutschen Pellet-Instituts (DEPI) wird gut angenommen. Schon ein Jahr nach dem Start dieser Qualifizierungsoffensive des DEPI seinerzeit zur ISH 2011 hatten bundesweit bereits 1200 Fachbetriebe die Schulung durchlaufen. Vier Voraussetzungen muss der Betrieb mitbringen, um sich Fachbetrieb zu nennen: 1. Praxiserfahrung in Planung und Einbau von mindestens fünf Pelletheizungen. 2. Eine Technikschulung über Pelletheizkessel bei einem Heizkesselhersteller. 3. Die Teilnahme an der Fachschulung (Dauer 4 Std.). Und 4. Die erfolgreiche Antragstellung und Überweisung der Teilnahmegebühr. Danach darf der Heizungsbauer drei Jahre lang die Auszeichnung Fachbetrieb tragen, dann kann/muss er sie über eine Nachschulung erneuern.
Noch zu viele Einbaufehler
Die Offensive hat zweifelsohne dazu geführt, dass die Qualität der Pelletkessel-Installationen in Deutschland deutlich besser geworden ist. Doch offenbar werden immer noch viele Fehler gemacht. Gerade von erfahrenen Installateuren ist immer wieder zu hören, wie oft manchen Kollegen Fehler beim Einbau passieren. „Das ist teilweise erstaunlich, was wir da zu sehen bekommen“, berichtet einer, der namentlich nicht genannt werden möchte und der des Öfteren zu mangelhaften Kesseleinbauten gerufen wird, die nicht auf das Konto seiner Firma gehen. Es ist ein heikles und zugleich notwendig anzusprechendes Thema: Jeder noch so kleine Einzelfall kann der Branche das Leben schwer machen. Denn über schlechte Mundpropaganda eines unzufriedenen Kunden erleidet das Thema Pellets schnell einen Image-Schaden, der große Kreise zieht.
Viel Luft nach oben
Ein mindestens genauso wichtiges Ziel ist, immer mehr Installateure für den Einbau von Pelletfeuerungen zu gewinnen. Jede Marktentwicklung muss durchs Nadelöhr Installateur. Doch obgleich die Offensive Fachbetrieb gestartet wurde, hat sich die Absatzflaute des Pelletkessel-Marktes fortgesetzt. Gegenüber dem ohnehin schwachen Jahr 2014 gab es 2015 noch einmal einen Absatzrückgang um 10 % auf 16 000 installierte Pelletkessel bundesweit. In den „Boom“-Jahren 2005, 2006, 2008 und 2012 waren es mitunter bis zu 25 000 Einheiten. Erstaunlich nebenbei, dass die höheren Installationszahlen offenbar von weniger Installateuren erreicht wurden.
Sicher hat die zähe Entwicklung mit den vergangenen beiden milden Wintern zu tun und mit dem niedrigen Ölpreis, sodass sich im Gebäudebestand wenige Hausbesitzer gezwungen sahen, Geld für eine neue Heizung in die Hand zu nehmen. Doch es bleibt die Frage, ob der Kesselabsatz trotz milder Winter und niedriger Ölpreise nicht mehr Schub bekommen hätte, wenn mehr Installateure Pelletfeuerungen offensiver verkaufen würden als bisher. Trotz der Initiative ist da noch viel Luft nach oben. Die staatliche Förderung ist derzeit auch so hoch wie nie zuvor und sie hat sich in den vergangenen Jahren als stabil erwiesen – ganz anders als noch in den Stopp-and-Go-Zeiten. Seit dem 1. Januar 2016 ist sie zudem noch einmal erhöht worden. Das neue Anreizprogramm Energieeffizienz (APEE) legt 20 % auf alles drauf, was das Marktanreizprogramm (MAP) bereits zahlt. Bei der Qualifikation allein in die Breite zu gehen reicht nicht.
Handwerker, kein Verkäufer?
In der Praxis ist immer wieder zu beobachten, dass sich besonders kompetente Fachbetriebe auch durch besondere Kompetenz in der Kommunikation gegenüber potenziellen Kunden auszeichnen. Dazu zählen beispielsweise vom Betrieb selbst organisierte, regelmäßige Infoveranstaltungen zum Thema Pellets. Diese Eigeninitiative und die Bereitschaft, das Thema verkaufen zu wollen, lässt die Auftragszahlen steigen. Nicht selten berichten engagierte Pellet-Fachinstallateure, dass ihre Auftragsbücher voll sind. Über die hohe Zahl an Pelletinstallationen wächst wiederum die Erfahrung des Betriebs. Diese steigert schlussendlich die Kompetenz und etabliert damit einen guten Ruf. Außerdem kann er sich durch seine Spezialisierung von Mitbewerbern abheben. Wo jedoch das Thema Holzpellet nicht offensiv und überzeugend verkauft wird, ist das Resultat ein Kesselabsatz, der höher sein könnte als er ist.
A- und B-Klassen nicht erwünscht
Vor eineinhalb Jahren gab es beim Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) die Diskussion, „ob wir die Schraube fester anziehen und die besonders kompetenten und erfahrenen Betriebe mit einem Sonderstatus auszeichnen“, sagt DEPV-Geschäftsführer Martin Bentele. Die Kesselhersteller hätten dies aber abgelehnt. „Das ist verständlich, denn wir haben heute zu wenige Fachbetriebe und hätten diese mit einem solchen Schritt noch in A- und B-Klassen aufgeteilt“, beschreibt Bentele ein Dilemma. Der DEPV will das Thema dieses Jahr noch einmal im Marketingbeirat mit den Kesselherstellern aufgreifen. „Eine Überlegung, hier grundlegend etwas zu verändern, gibt es allerdings nicht – Details sollten sich dann in der Diskussion entwickeln“, sagt er.
Branche im Spagat
Der Pelletbranche kommt die schwierige Aufgabe zu, einerseits mehr Fachbetriebe für Pelletfeuerungen zu gewinnen, also weiter so in die Breite zu gehen wie bisher. Und andererseits auf mehr Tiefe zu setzen, in dem sie den Betrieben zu mehr Kompetenz verhilft. Dieses Ziel ist noch nicht erreicht. „Manche etablierten, ,grünen‘ Installateure haben es in den letzten Jahren geschafft, sich mit dem Fokus auf Erneuerbare Energien ein regionales Alleinstellungsmerkmal zu schaffen. Solche Unternehmen sind für uns und unsere Marktteilnehmer ein Glücksfall“, sagt Frank Schönfelder, Marketingleiter und Pellet-Experte bei KWB Deutschland. Es bleibt diskussionswürdig, wie aus dem Glücksfall ein mindestens häufig(er) anzutreffender Fall werden könnte.
Do’s und Don’ts der Pelletkessel-Installation
Mancher Kesselhersteller fürchtet, dass wenn die Latte höher gehängt werden würde, es interessierte Heizungsbauer abschrecken könnte, sich mit der Technik zu befassen. Es sollte jedoch nicht schrecken, typische Einbaufehler öffentlich zu beschreiben. Denn es wird dadurch kein Installateur an den Pranger gestellt. Und die, die sich wirklich für das Thema interessieren, nehmen dies als Herausforderung. Eine Fehleranalyse dürfte vielmehr für eine langfristig positive Marktentwicklung, für eine positive Geschäftsentwicklung und für das eigene Vorankommen immer wichtig sein. In Zusammenarbeit mit Frank Schönfelder, Marketingleiter und Pellet-Experte beim Biomassekesselhersteller KWB, liefert der nachfolgende Abschnitt einen Überblick, was das Besondere/Spezifische bei der Installation eines Pelletkessels ist, was diese von Installationen anderer Feuerungsarten (Heizöl, Gas) unterscheidet. Außerdem, was die häufigsten Fehler sind, die bei der Installation von Pelletkessel-Heizsystemen gemacht werden und was die Folgen sein können. Hier die 10 Do’s und Don’ts der Pelletkessel-Installation:
1. Achtung, längere Reaktionszeiten
Kessel, die mit fester Biomasse heizen, haben eine längere Reaktionszeit als Systeme auf Basis von Heizöl oder Gas: „Erstens fährt der Kessel eine gewisse Zeit an, bis er optimal verbrennt, und zweitens lässt sich die Verbrennung nicht einfach abschalten“, sagt Schönfelder. Eine Installation ignoriert diese systembedingte relative Trägheit dann, wenn z. B. kein Pufferspeicher eingebaut wird. Schönfelder: „Dies hat häufige Start-Stopp-Phasen des Kessels zur Folge und damit auch eine suboptimale Verbrennung.“
2. Pufferspeicher einbauen
Somit ist wärmstens zu empfehlen, Pelletkessel mit einem Pufferspeicher zu installieren, auch wenn viele heute schon ohne betrieben werden könnten, da die Modulationsfähigkeit immer weiter verbessert wird. Es gibt tatsächlich am Markt auch eine leichte Tendenz, Pelletkessel ohne Pufferspeicher einzubauen. Diese Entwicklung dürfte aber von den Anlagen getrieben werden, die ihren Platz im Neubau finden. Im Altbau bzw. in der Heizungssanierung werden (sollten) Speicher aber eine feste Größe bleiben. Selbst Hersteller, deren Kessel ohne Pufferspeicher auskommen, sagen, dass diese zwar kein Muss wären, sie aber doch zu empfehlen sind.
3. Puffer richtig einbinden
Die Anschluss- bzw. Rohrdimensionierung der Verbindung zwischen Kessel und Puffer ist ausschlaggebend, um den benötigten Kesselvolumenstrom zu befördern. Falls die Dimensionierung zu klein gewählt ist, kann der Kessel nicht genug Wärme an den Pufferspeicher abgeben, was eine ineffiziente Verbrennung zur Folge hat. „Bei der Einbindung einer Solaranlage in ein Pelletheizsystem muss beachtet werden, dass das nutzbare Puffervolumen je nach Saison variabel eingestellt werden kann“, erklärt Schönfelder: „Zum Beispiel sollte der Kessel im Winter das gesamte Puffervolumen nutzen können, während im Sommer ein bestimmter Anteil des Volumens für die Solaranlage reserviert bleiben muss.“ Während diese Aspekte noch in die Rubrik „Elementar“ einzuordnen sind, ist die Frage nach der richtigen Positionierung der Fühler und das Verständnis über die Funktionsabläufe im Puffer schon subtiler. Wenn beispielsweise ein Fühler im Puffer über der Entnahme positioniert wird, wird er zu spät eine Anforderung an den Kessel geben, da warmes Wasser nach oben steigt.
4. Über- bzw. Unterdimensionierung
Auch bei der Anlagenplanung von Pelletfeuerungen passieren Über- und Unterdimensionierungen des Kessels. Hat der Kessel eine zu große Leistung, kann dies zu mehr Start und Stopps führen. Die Folge: Der Wirkungsgrad wird schlechter und die Emissionen steigen. Passieren Über- bzw. Unterdimensionierungen bei der Auslegung eines Pelletkessels eher als bei anderen Systemen – vielleicht, weil der Installateur bei diesem Heizsystem weniger Erfahrung besitzt und er „unsicherer“ ist, die Leistung passend zum Wärmebedarf zu dimensionieren? Nein, meint Schönfelder, aufgrund des Modulationsverhaltens falle eine Fehldimensionierung allerdings viel weniger auf. Installateure sollen die Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 durchführen. Schönfelder: „In dem Punkt geht es um die korrekte Auslegung und Dimensionierung der Anlage.“
5. Das richtige Wasser
Bei der Erstbefüllung der Anlage muss darauf geachtet werden, dass sie mit behandeltem Wasser befüllt wird. Ansonsten sinkt die Lebensdauer des Kessels, weil unbehandeltes Wasser den Kesselkörper angreift. Was behandeltes Heizungswasser ist, beschreibt die VDI 2035, beispielsweise in puncto Leitfähigkeit, Mineralienanteil, Wasserhärte (Kalk) oder ph-Wert.
6. Genügend Raum schaffen
Bei der Planung muss auch genug Raum für Wartungsarbeiten einbezogen werden. Bauteile, die regelmäßig gewartet werden müssen, sind z. B. der Wärmeübertrager, die Brennkammer sowie Antriebe, Ketten und Lager (Schmierung). „Die regelmäßige Wartung des Kessels ist ein wichtiger Bestandteil, um Verschleiß frühzeitig erkennen oder um zum Beispiel bei sich ändernden Brennstoffqualitäten angemessen reagieren und nachregeln zu können“, so der Experte.
7. Auslegung der Förderung
Die Auslegung der Brennstoff-Förderung verlangt vom Installateur mechanisches Verständnis. Beispielsweise sollte zumindest erkannt werden, dass eine Förderschnecke an bestimmten Stellen bestimmte Geometrien aufweisen kann: „Näher am Kessel werden Windungsdurchmesser und Windungsabstände größer. Dadurch wird die Fördergeschwindigkeit vergrößert und Verstopfungen werden vermieden“, erklärt Schönfelder. Mechanisches Grundverständnis beinhalte beispielsweise, dass die Schnecke ab einer gewissen Schneckenlänge zwischengelagert werden müsse oder die Prallschutzmatte einen gewissen Platz zum Pendeln hat.
8. Abzug und Zuluft
Es muss darauf geachtet werden, dass ein feuchteunempfindlicher Kamin eingebaut wird, um die zum Teil niedrigen Abgastemperaturen optimal nutzen zu können und damit hohe Wirkungsgrade zu erzielen. Auch der Kaminquerschnitt muss passen. Ist er zu klein, kann Rauch in den Heizraum gelangen. Ist er zu groß, reicht die Zugleistung nicht aus und die Kondensation nimmt zu, was vor allem bei nicht feuchteunempfindlichen Zügen problematisch ist. Es muss genügend Verbrennungsluft in den Aufstellraum gelangen, sonst droht unvollständige Verbrennung und dadurch vermehrte Rußbildung.
9. Dimensionierung des Lagers
Ein manchmal nicht ausreichend beachtetes Thema: Die richtige Dimensionierung des Lagerraums. Er sollte mindestens den Jahresbedarf an Pellets fassen, ansonsten werden für den Kunden mehrfach Anfahrtspauschalen fällig für mehrere Pelletlieferungen, auch könnte es passieren, dass der Kunde dann Pellets im Herbst oder zum Winteranfang einkaufen muss. Also in der Jahreszeit, in der Pellets teurer sind. Der Ärger ist dann vorprogrammiert. Und wie bei jedem anderen Heizkessel auch, müssen die Sicherheitsregeln des Brennstofflagers eingehalten werden (Stichwort Belüftung).
10. Rücklaufanhebung installieren
Eine Besonderheit, die für Handwerker, die selten mit Holzheizungen zu tun haben, ungewohnt ist: Bei Festbrennstoffkesseln wird eine Rücklaufanhebung bereits bei kleinen Leistungen installiert. „Jene Installateure also, die wenige Pelletkessel verbauen oder selten mit Ölheizungen jenseits der 200 kW hantieren, müssen sich mit der Rücklaufanhebung also eingehender beschäftigen“, meint Schönfelder.
Ein Fazit: Herausforderung ja, aber keine Quantenphysik
Die Liste der 10 Do’s und Don’ts erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt sicher noch weitere Klippen, die man umschiffen muss, um die Installation in einen sicheren Hafen zu steuern. Ein eher banaler wenngleich doch sehr ärgerlicher Fehler ist z. B., wenn die Einbringsituation falsch eingeschätzt wurde, was den Montageaufwand mitunter erheblich erhöhen kann: „Stellen Sie sich eine Türbreite von 60 cm vor und ein Kesselteil, dass 70 cm breit ist“, plakatiert Schönfelder: „Andere Herausforderungen sind schmale Stiegen, Wendetreppen, verwinkelte Kellerräume etc. Im schlimmsten Fall müssen Wände durchbrochen, Kräne bestellt oder Winden organisiert werden.“ Allerdings hätten manche Hersteller ihrerseits auf beengte Einbringsituationen schon reagiert: Sie liefern Tragehilfen mit und bieten zerlegbare, geteilt einbringbare Kessel an.
Muss man fürs Pelletgewerk deshalb die Genialität eines Werner Heisenbergs oder Max Plancks besitzen? Nein. „Wenn der ausführende Handwerker hinreichend geschult ist und einige wenige Besonderheiten bei Festbrennstoffkesseln beachtet, ist die Installation einer Pelletheizung keine Quantenphysik“, so Schönfelder. Der Heizungsbauer müsse lediglich einige Anforderungen aufmerksamer beachten, die jeder andere Heizkessel in ähnlicher Weise stellt: Die richtige hydraulische Einbindung und Dimensionierung der Anlage ist grundsätzlich bei jeder Heizart wichtig, um möglichst effizient und mit wenig Brennstoffeinsatz die benötigte Wärme bereitzustellen. Bei Festbrennstoffheizungen kommt hinzu, dass sich Störungen häufen können, wenn falsch eingebunden oder dimensioniert wurde. Frank Schönfelder resümiert: „Für Pelletspezialisten sind dies alles selten Probleme, allerdings für Betriebe ohne Erfahrung sind sie stets eine Herausforderung, da der Markt sehr viele Möglichkeiten bietet.“
Abschrecken sollte das diejenigen aber nicht, die echtes Interesse am Metier zeigen. Auch der sehr erfahrene Pelletinstallateur Michael Kotyza sieht das so. Pelletinstallationen wären kein Hexenwerk, sagt er. Was er sonst noch aus seiner Praxis Kollegen mit auf den Weg gibt, kann im Kurzinterview innerhalb des Beitrags nachgelesen werden.
Autor: Dittmar Koop
Bilder, sofern nicht anders angegeben:
Dittmar Koop
Nachgefragt
IKZ-HAUSTECHNIK: Herr Kotyza, Sie bauen seit 1999 Pelletkessel ein und Ihr Unternehmen Kotyza Haustechnik GmbH & Co. KG hat die 500er-Pellet-Installations-Marke längst überschritten. Wo liegen die Tücken?
Michael Kotyza: Gut ist, sich überhaupt erst einmal klar zu machen, dass man es mit einem festen Brennstoff zu tun hat. Warum? Ein fester Brennstoff ist nicht so leicht zu transportieren. Auch Öl-Anlagen sind schwerer zu bauen als Gas-Systeme. Bei Gas ist in der Regel die Brennstoffversorgung sicher. Bei Holzpellets kann man auf dem Weg zum Kessel schon einige Fehler machen.
IKZ-HAUSTECHNIK: Welche „Strecken“-Fehler wären das zum Beispiel?
Michael Kotyza: Es gibt beispielsweise Montagefehler im Bereich Brennstofflager, wie falsch oder gar nicht angebrachte Prallmatten. Es gibt feuchte Kellerwände: Die Pellets quellen auf. Unter schlechten Statiken können die Wände unter dem Druck sogar brechen. Und: Bei den Schnecken den Schallschutz nicht vergessen – das Transportgeräusch hört man sonst im ganzen Haus. Ist das Lager nicht dicht, kann beim Einblasen kein Unterdruck aufgebaut werden, Folge: Der Keller verstaubt. Der Pelletfahrer bläst die Pellets falsch ein, weil er unter Zeitdruck steht, oder er bläst den letzten Rest aus der Silokammer ins Lager, der natürlich einen höheren Feinanteil besitzt. Dann liegt mehr Sägemehl im Bunker als einem lieb ist.
IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Gefahr lauert hinter dem erhöhten Feinanteil?
Michael Kotyza: Er erhöht die Schlackebildung. Ich habe mal eine Simulation gesehen, die zeigte, wie sich Holzpellets im Pelletbunker bei der Entnahme mit Schrägböden „bewegen“. Interessant war zu sehen, dass die Pellets, die zu Beginn der Entnahme auf dem Schrägboden unten liegen, sich nicht bewegen und von oben die ganze Last „abbekommen“. Werden raue Materialien wie OSB-Platten für den Bau der Schrägböden eingesetzt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Pelletlager „verstaubt“. Durch den Druck der über diesen befindlichen Pellets werden sie zerrieben, was zu immer mehr Feinanteil im Lager führt, der sich über die Jahre ansammeln kann. Und plötzlich, nach 3, 4 oder 5 Jahren geht der Kessel auf Störung, wenn es aufgrund dessen beispielsweise zur besagten Schlackebildung kommt.
IKZ-HAUSTECHNIK: In dem Beitrag ist schon viel über Fehler zu lesen. Können Sie hierzu noch Ergänzungen vornehmen?
Michael Kotyza: Beim hydraulischen Anschluss der Pelletheizung werden aus Kostengründen oft Teile verschiedener Hersteller verwendet, die nach dem Kriterium „Billig“ ausgewählt werden und dann sogar noch ohne Plan und Konzept kombiniert. Das kann schon leicht mal 15 bis 20 % Systemeffizienz kosten. Zu sagen ist aber auch, dass die Hersteller nicht immer eindeutige Empfehlungen in ihren Anlagen- und Schemahandbüchern geben. Dort sieht man häufig für jede Eventualität ein Schema, nach dem Motto: „Das kannst du so und so machen“. Zum Teil sind sie sogar widersprüchlich. Das versetzt den Installateur dann in Ratlosigkeit. Ich kann Neulingen nur raten, das Anlagenschema gemeinsam mit dem Hersteller zu erarbeiten und aufeinander abgestimmte Systeme zu kombinieren – „mischen“ nur, wenn man viel Erfahrung hat.
IKZ-HAUSTECHNIK: Gibt es noch weitere Punkte?
Michael Kotyza: Weitere Stichworte sind: Rücklaufanhebung, Volumenströme passen nicht, Querschnitte der Rohrleitungen passen nicht, was wiederum Einfluss auf die Strömungsgeschwindigkeiten nimmt. Der Pufferspeicher wird komplett durchmischt statt geschichtet. Das alles kann die Effizienz der Anlage stark reduzieren – und plötzlich verbraucht der neue Pelletkessel genauso viel oder sogar mehr wie die alte Ölheizung. Beispiel: Dem Hausherren wurde ein Jahresbrennstoffbedarf von 4 t prognostiziert und dann sind es auf einmal 5 oder 6 t. Daraus resultieren dann Vorurteile wie: „Das funktioniert doch alles nicht“, die sich dann wiederum rumsprechen. Ein ernstzunehmendes Problem für die Branche. Auch, weil es Installateure zaghaft macht, ins Thema Pellets einzusteigen oder den Kunden eine solche Anlage zu empfehlen. Dabei ist eine Pelletheizung zu bauen wirklich kein Hexenwerk mehr.
IKZ-HAUSTECHNIK: Die DEPI-Schulung setzt ja genau da an.
Michael Kotyza: Teilweise. Die Schulung ist ein guter Ansatz, aber meiner Meinung nach ist das Konzept nicht konsequent genug. Es ist zu leicht, die Auszeichnung „Fachbetrieb Pellets und Biomasse“ zu bekommen. Nur weil ich eine Schulung eines Heizgeräteherstellers und eine Schulung des DEPI besucht und fünf Anlagen installiert habe, bin ich noch lange kein Fachbetrieb. Niemand prüft ob die Person, die die Schulungen besucht hat, überhaupt noch im Unternehmen ist. Oft ist es auch so, dass zwar die Unternehmer, die Chefs, geschult sind aber die Jungs, die die Anlagen bauen, nicht! Niemand prüft, ob es zu den installierten Anlagen auch zufriedene Kunden gibt.
IKZ-HAUSTECHNIK: Wenn man sich alle Punkte anschaut, könnte man den Eindruck gewinnen, der Großteil der Branche hat keine Ahnung. Liegt es am Ende immer am Installateur?
Michael Kotyza: Nein, selbstverständlich nicht. Auch der Kunde hat eine Sorgfaltspflicht! Er sollte regelmäßig seine Heizung kontrollieren, damit ihm etwaige Störungen oder Fehlfunktionen sofort auffallen und nicht erst, wenn der Winter vorbei ist. Dann ist die Heizkostenrechnung nicht mehr zu korrigieren. Ich möchte hiermit ein Plädoyer an beide Seiten liefern: An den Kunden, nicht am falschen Ende zu sparen durch schlechte oder keine Wartung. An den Handwerker, dennoch das zu tun, was er nicht unbedingt gerne macht: Notdienst, Disposition, Termine und den Service Wartung.
IKZ-HAUSTECHNIK: Frage zum Schluss: Wie kann man sich als spezialisierter Betrieb auf Holzpellets behaupten, wenn der Markt doch so homöopathisch ist?
Michael Kotyza: Das ist einfach! Hinter dem stehen, brennen für das, was man tut. Soll heißen: bei sich selbst anfangen und ggf. sich selbst eine Pelletheizung einbauen. Den eigenen Mitarbeitern, wo es möglich ist, zu einer Pelletheizung im privaten Eigenheim verhelfen. Die eigenen Mitarbeiter in den Schulungsprozess einbinden. Im Verkaufsprozess auf die von Kunden häufig gestellten Fragen geduldig, kompetent und ausführlich antworten. Im Verkaufsgespräch Lust auf das Thema Pellets machen, aber auch die Nachteile nicht verschweigen. Und natürlich: Zu Beginn die Anlagen gemeinsam mit den Außendienstmitarbeitern der Hersteller sauber planen, auf die Systemtechnik der Qualitäts-Hersteller setzen und alles „drum herum“ wie Tankdemontagen, Schornsteinsanierungen, den Bau des Pelletlagers oder die Förderanträge für den Kunden erledigen. Der Rest kommt dann von ganz alleine: Zufriedene Kunden schwärmen meiner Erfahrung nach in der Regel von ihrer Pelletheizung.