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Neuer Schwung gegen den Sanierungsstau

Studien zum Potenzial von Heizungsanlagensanierungen

Maßnahmen zur CO2-Reduktion bis 2050.

Beheizungsstruktur nach Wohneinheiten im Jahr 2050.

Verbesserte Zuschüsse sollen den Anreiz zur Sanierung fördern. So wird beispielsweise eine ­Sanierung mit einer Gaswärmepumpe mit mindestens 4500 Euro bezuschusst.

CO2-Einsparung in Mehrfamilienhäusern. Rund 60 % der CO2-Einsparungen entfallen auf die ­Wärmeerzeugung.

 

Das Marktanreizprogramm der Bundesregierung ist das richtige Signal, um Energie- und CO2-Einsparungen durch Anlagensanierungen voranzutreiben. Welches Potenzial in der Heizungsmodernisierung steckt, zeigen zwei Studien, in denen die Initiative Zukunft Erdgas e. V. den bewohnten Häuserbestand untersucht: „Sanierungsfahrpläne für den Wärmemarkt“ und „Sanierungsfahrpläne für Mehrfamilienhäuser“. Im Fokus: die potenziellen CO2-Einsparungen unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit.

Es bleibt dabei: Die Wärmewende will nicht vorankommen. Die aktuellen Zahlen des BDH (Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie e. V.) belegen einen Modernisierungsstau: In Deutschlands Heizungskellern stehen 20,5 Mio. Heizungsanlagen. Drei Viertel davon sind älter als 25 Jahre und verbrauchen damit 20 bis 30 % mehr Energie als notwendig. Derzeit werden nur 3 % der Gasheizungen und 1 % der Öl-Heizungen erneuert. Hauptgründe sind Unsicherheiten der Verbraucher und die Scheu vor Investitionen. Zu viele Eigentümer denken: Der alte Kessel wird wohl noch ein paar Jahre halten.
Die Klimaziele der Bundesregierung rücken so in weite Ferne, doch es tut sich was: Auf der ISH im März dieses Jahres stellte das Bundeswirtschaftsministerium ein Marktanreizprogramm vor. Sein Ziel: den Modernisierungsstau auflösen, konkret: mit Investitionszuschüssen für Wärmepumpen, Solarthermie und Biomasseheizungen. Das Programm kommt zur richtigen Zeit. Verbesserte Förderbedingungen sind das richtige Signal, z. B. mit Blick auf die Förderung von Gaswärmepumpen mit mindestens 4500 Euro. Mit Anreizen wie diesen erhält die Wärmewende den dringend notwendigen Schwung.

Erdgas führend im Wärmemarkt
Erdgas wird bei der Wärmewende eine entscheidende Rolle spielen. In einem insgesamt schrumpfenden Markt konnte der Brennstoff 2014 seine marktführende Position behaupten: 76,3 % der neu installierten Wärmeerzeuger heizen mit Erdgas. Diese Zahl zeigt deutlich, welche Bedeutung Erdgas für den Wärmemarkt heute und in Zukunft hat.
Welches Potenzial in der Heizungsmodernisierung steckt, zeigen zwei Studien, in denen Zukunft Erdgas den bewohnten Häuserbestand untersucht: „Sanierungsfahrpläne für den Wärmemarkt“ und „Sanierungsfahrpläne für Mehrfamilienhäuser“. Im Fokus: die potenziellen CO2-Einsparungen unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit. Denn: Nicht nur der Gebäudebestand ist vielfältig, sondern auch die Interessen und finanziellen Möglichkeiten ihrer Besitzer.

Sanierungsfahrpläne für Ein- und Mehrfamilienhäuser
Die erste Studie aus dem Frühjahr 2014 untersucht den Bestand der Einfamilien- und Reihenhäuser. Hier ist ein Minus von 62 % bei den CO2-Emissionen bis 2050 realistisch – das sind 69 Mio. t weniger CO2. Eine wichtige Bedingung: Maßnahmen- und Technologieoffenheit. Denn je güns­tiger das Kosten-Nutzen-Verhältnis einer energetischen Sanierung aus Sicht eines Eigentümers ist, desto wahrscheinlicher wird sie durchgeführt. Ein Eigentümer muss auf alle verfügbaren Heiztechnologien und Dämmvarianten zugreifen können, ohne bei der Förderung benachtei­ligt zu werden.
Was für Einfamilienhäuser gilt, gilt auch für Mehrfamilienhäuser. Das zeigt die Studie „Sanierungsfahrpläne für Mehrfamilienhäuser“, die im Februar 2015 erschien. In ihr wurde erneut die Finanzierbarkeit von Sanierungsmaßnahmen ins Zentrum gerückt. Die Kernfrage: Wie kann die klimaeffiziente Sanierung des Gebäudebestands gelingen? Zur Beantwortung wurden 724 gebäudeindividuelle Sanierungsfahrpläne und deren statistische Fallzahlen zu Gesamtergebnissen hochgerechnet.

Kein Sanierungsfahrplan ohne Finanzierungsfahrplan
Eigentümer einer selbst genutzten Immobilie oder eines Mehrfamilienhauses schauen vor allem auf die Kosten, wenn sie sich für Wahl und Zeitpunkt einer Sanierungsmaßnahme entscheiden. Denn auch wenn sich eine Investition im Laufe der Jahre amortisiert, müssen die finanziellen Mittel hierfür vorhanden sein.
Die Studie für Einfamilienhäuser unterscheidet deshalb drei Gruppen: solche mit geringem, mit mittlerem und mit hohem Einkommen. Die Bereitschaft und finanzielle Möglichkeit zur energetischen Sanierung ist bei Eigentümern mit hohem Einkommen naturgemäß höher als bei mittleren und niedrigen Einkommen. In der unteren Einkommensgruppe spielen Dämmmaßnahmen mittel- und langfristig eine untergeordnete Rolle – hier ist die sichere Wärmeversorgung primäres Ziel. In Dämmung und innovative Heiztechnologien investieren vorwiegend Eigentümer mit mittleren und hohen Einkommen. Pauschal lässt sich sagen: Geld spart CO2. So ist die Eigentümergruppe mit hohem Einkommen die einzige, die bis 2050 das politisch gesetzte Einsparziel für den Wärmemarkt erreicht. Die Politik liegt also richtig, wenn sie die Förderbedingungen verbessert, um Investitionen anzukurbeln.
Die Ausgangslage bei Mehrfamilienhäusern ist komplizierter, hier braucht es andere Instrumente: Während Eigenheimbesitzer von einer Investition selbst profitieren, trägt bei vermieteten Wohngebäuden der Eigentümer die Kosten – und der Mieter profitiert. Dieses Dilemma ist ein Kernproblem für energetische Sanierungen in diesem Sektor. Um zu modellieren, welche Maßnahmen sich wirtschaftlich und sozialverträglich umsetzen lassen, wird in der Studie das Kriterium der fixierten Warmmietenneutralität angelegt. Fixierte Warmmietenneutralität bedeutet: Es werden nur solche Sanierungen durchgeführt, die im Vergleich zum Verzicht auf eine Modernisierung keine Mehrkosten beinhalten. Dabei ändert sich die Zusammensetzung der Gesamtmiete: Während die
Energiekosten nach der Sanierung sinken, erhöht der Vermieter die Kaltmiete um den gleichen Betrag und fängt so seine Investitionskosten auf. Die Auflösung des Investor-Nutzer-Dilemmas ist also möglich, wenn es gelingt, die Interessen von Mietern und Vermietern gleichermaßen zu würdigen.

Maßnahmen und Auswirkungen
Die Auflösung des Investor-Nutzer-Dilemmas gehört zusammen mit der Maßnahmen- und Technologieoffenheit zu den wichtigsten Handlungsempfehlungen für das Erreichen der Klimaschutzziele:
Im Bestand der vermieteten Mehrfamilienhäuser ist so bis 2050 eine Minderung der CO2-Emissionen um 64 % gegenüber 1990 möglich – das sind 38 Mio. t CO2.
Die Wärmeerzeugung ist der Schlüsselfaktor für die CO2-Ersparnis: 60 % der Klimaentlastung entfallen auf diesen Bereich. Dementsprechend beginnen drei Viertel der simulierten Sanierungsfahrpläne mit einer Verbesserung der Heiztechnik oder einem Energieträgerwechsel. Im Vergleich hierzu fallen die Einsparergebnisse durch Dämmung niedrig aus: Nur rund 20 % entfallen auf Gebäudedämmung und Fenstertausch.
Im Bestand der Mehrfamilienhäuser geht fast jeder zweite von drei Anlagenwechseln mit einem Wechsel des Brennstoffs einher. Dazu ergibt sich bei einem Wechsel von Öl, hin zu Erdgas und Fernwärme, eine sinkende CO2-Belastung. Bezogen auf den gleichen Energiegehalt wird bei der Verbrennung von Erdgas rund ein Viertel weniger CO2 freisetzt als bei der Verbrennung von Heizöl. Zur CO2-Entlas­tung der Atmosphäre trägt auch Bio-Erdgas als klimaneutrales Beimischprodukt bei. Erdgas wird seinen Marktanteil von heute rund 50 % bis 2050 auf voraussichtlich etwa 65 % ausbauen. Während heute also jede zweite Wohnung mit Erdgas warm wird, sind es bis 2050 rund zwei Drittel.

Erneuerbare Energien
Auch der Anteil innovativer Heiztechnologie nimmt zu. Zusammengenommen könnten im Ein- und Mehrfamilienhausbestand zusammen bis 2050 rund eine Mio. Brennstoffzellen zum Einsatz kommen. Damit würden jeweils rund 4 % der Wohnungen in Mehrfamilienhäusern und 4 % der Einfamilienhäuser mit einer Brennstoffzelle hoch effizient und dezentral versorgt.
Darüber hinaus wird die Einbindung Erneuerbarer Energien bei der Wärmeerzeugung bis 2050 zunehmen und laut Studie in 38 % der Gebäude eingesetzt. In den meisten Fällen kommen regenerative Quellen in Verbindung mit Erdgas zum Einsatz. Erdgas trägt somit dazu bei, die Erneuerbaren in den Wärmemarkt zu integrieren und verleiht so – gemeinsam mit klassischen und innovativen Technologien – der Wärmewende auch unter Kostengesichtspunkten neuen Schwung.

Autor: Dr. Timm Kehler, Vorstand Zukunft Erdgas

Bilder: Zukunft Erdgas

www.zukunft-erdgas.info

Studie: Sanierungsfahrpläne für Mehrfamilienhäuser

724 gebäudeindividuelle Sanierungsfahrpläne beinhaltet die Studie „Sanierungsfahrpläne für Mehrfamilienhäuser“. Effizientes Heizen – so ein wesentliches Ergebnis der Studie – ist der wichtigste Schlüssel für den Klimaschutz im Gebäudebestand. Drei Viertel der Sanierungsfahrpläne beginnen mit Maßnahmen im Bereich der Wärmeerzeugung, also verbesserter Heiztechnik oder dem Wechsel zu einem vorteilhaften Energieträger. Die 34-seitige Studie steht als PDF-Datei zum kostenfreien Download unter www.ikz.de/studien.html bereit.

 


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