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Hauptsache dünn und warm

Fußbodenheizungslösungen für den Bestand

Spezielle Heizungssysteme mit niedriger Aufbauhöhe erlauben den Einbau einer Fußbodenheizung im Bestand. Systeme im Trocken­estrich­auf­bau lassen sich auch auf Holz­decken einsetzen. Bild: Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen e.V.

Das Fräsen erfolgt weitgehend staubfrei und ist bei einem normalen Wohnhaus an ein bis zwei Arbeits­tagen erledigt. Bild: Rotex

Verlegen der ­Heizleitungen im „Minitec“-System. Bild: Uponor

 

Ein Problem beim Einbau von Fußbodenheizungen im Bestand ist oft die Aufbauhöhe. Es gibt nicht nur 3,5 m hohe, stuckdeckenverputzte Altbauwohnungen, sondern auch niedrigere. Soll hier eine Estrichschicht für eine Fußbodenheizung wie im Neubau aufgebracht werden, schrumpft die Wohnraumhöhe. Und: Estrich wiegt. Eine im Neubau übliche Schicht von 65 mm kommt auf bis zu 130 kg/m² – zu viel für manche aus Holz gebaute Zwischendecke. Es gibt aber Alternativen.

Generell kommen bei der Bestandssanierung, in denen Fußbodenheizungen eingebracht werden sollen, zwei Verfahren zur Anwendung: Zum einen gibt es Dünnschichtsysteme, die mit einer Höhe ab 15 bis 46 mm auskommen, zum anderen wird der Verlauf der Heizschlangen in den Boden eingefräst und nachher mit einer speziellen Vergussmasse abgedeckt. Beide Verfahren haben gegenüber herkömmlichen Fußbodenheizungen einen Vorteil: Durch die geringere Aufbauhöhe kann die Wärmestrahlung bei bis zu 80 W/m² liegen – deutlich mehr als bei einer klassischen Lösung. Auch die Heizverzögerung wird zum positiven korrigiert.

Verfahren im Überblick
1. Dünnschichtsysteme

Dünnschichtsysteme bestehen häufig aus Klickmodulen, die gewichtsparend aus Kunststoffen produziert werden. Zur Anwendung kommen meist Polystyrol oder Polyurethan. In diese werden die Rohre eingeklickt. Der Untergrund muss dafür eben sein. Falls der Untergrund nicht die geforderten Ebenheits­toleranzen bietet, muss ein Niveauausgleich erfolgen. Bei Estrichen und Holzdecken bleibt das so gut wie nie aus. „Als Ausgleichsschicht kommt ein Spachtel wie Knauf Nivellierestrich ‚425‘ oder Knauf ‚Alphadur‘ in Frage. Vor der Verarbeitung ist üb­licher­wei­se der sanierte Dielenboden anzuschleifen und mit einem Voranstrich zu versehen. Ausgleichsdicken von 3 bis 15 mm sind möglich“, so Matthias ­Hemmersbach von Uponor. Das Unternehmen empfiehlt für Sanierungen solcher Art und mit besonders geringer Aufbauhöhe das „Minitec“-System. Es kann im Verbund, also auf bestehendem Estrich, keramischen Fliesen oder auf Trenn- und Dämmlagen angebracht werden.
Von Viega gibt es mit dem „Fonterra Flat“ ein ähnliches System. Zudem bietet der Hersteller aus Attendorn mit dem „Fonterra Reno“ 18 mm dünne Systemplatten aus Gipsfasermaterial. Dabei lassen sich die Systemplatten je nach gewünschtem Bodenbelag entweder direkt verfliesen, vergießen oder mit einer Ausbauplatte zur Anpassung der Aufbauhöhe belegen.
Anbieter Empur hat mehrere Systeme im Angebot. „Top-Nopp mini“ etwa heißt ein Noppensystem, das nach der Untergrundbehandlung als Verbundkonstruktion auf den bestehenden Bodenbelag oder Rohfußboden verlegt wird. Die verwendeten Noppenplatten haben auf der Rückseite eine Klebeschicht und werden im Druckknopfverfahren verlegt. Die Mindest-Aufbauhöhe beträgt ohne Belag 17 mm. Nach dem Einklicken des Heizrohrs wird ein Dünnschicht-Spezial-Estrich aufgebracht.
„Purflex economy“, ein weiteres System von Empur, ist ebenfalls für niedrige Aufbauhöhen geeignet und wird bei Holzböden, Misch- und wenig formstabilen Untergründen oder Betonböden angewendet. Die Heizrohre werden auf einer Verbundplatte mit Tackernadeln in auf dem Untergrund fixierte Clipschienen oder auf einer Verbund-Klettplatte verlegt. Das System gilt als biegefest und punktelastisch. Es besteht aus den Komponenten Verleg-, Klebe- und Fugenmörtel. Die Mindest-Aufbauhöhe beträgt 18 bis 21 mm. Von „­Purflex“ gibt es noch eine Variante, die ähnlich wie „Economy“ funktioniert und sich für extrem schwierige Böden eignet. Allerdings beträgt dann die Aufbauhöhe im Minimum 42 mm.
Wenn in der Modernisierung aus statischen Gründen ein geringes Aufbaugewicht wichtig ist oder mit Trocken­est­rich­ele­men­ten gearbeitet wird, kann das „Optimal II“-Trockenbausystem von Empur zur Anwendung kommen. Das System besteht aus Hartschaumplatten mit eingeschäumten Nuten, in die Alu- oder Stahlwärmeleitbleche mit dem Metallverbundrohren eingelegt werden. Die minimale Aufbauhöhe beträgt hierbei 55 mm ohne Belag.
Rotex bietet mit dem „Protect 11“ eine Gesamtaufbauhöhe von 74 mm, dabei 45 mm Überdeckung mit Estrich. Mit Zusatzmitteln ist ein niedrigerer Aufbau möglich. Auch hier werden Platten verlegt und die Rohre eingeklickt. Einen Vorteil benennt Matthias Elsasser von Rotex mit dem guten Halt der Leitungen, die bautypische Beeinträchtigungen ausgleichen könnte, etwa wenn andere Gewerke über die Platten laufen, bevor der Estrich eingebracht wurde. Zur Aufschüttung empfiehlt der Hersteller „Fermacell“ oder vergleichbare Materialien.

2. Fräsverfahren
Das zweite Verfahren ist aufwändiger. Dabei wird in einen vorhandenen Estrich-Fußboden der Verlauf der wasserführenden Rohre der Fußbodenheizung eingefräst. Kundenwünsche, etwa nach dem Verlauf der Wärmezonen im Boden, können also weitgehend berücksichtigt werden. Liegt das System erst mal, lässt es sich nicht mehr ändern. Nach dem Einfräsen und Verlegen erfolgt das Übergießen der kompletten Fläche mit Dünnschichtestrich oder nur der Fräskanäle mit einer Vergussmasse. Die Trockenfräsvariante ist zwar für den Kunden teurer, aber sie hat mehrere Vorteile. Die Fräsung kann mit fast allen Estrichen oder Vergussmassen übergossen werden. Und: Direkt nach der Fräsung kann die Fußbodenheizung installiert werden.

An die Decke gehen
Es gibt weitere Verfahren, die aber nicht den Fußboden nutzen, sondern die Decke oder die Wand. Gerade bei extrem hohen Decken im Altbau von bis zu 4,50 m bieten sich solche Systeme an. Allerdings ist hierfür eine Dämmung der Decke wichtig, da die Wärme sonst ins Dachgeschoss oder in die darüber liegende Wohnung steigen würde. Gebaut wird diese Variante ebenfalls trocken. Die Heizungsrohre werden dabei in Trockenbauplatten integriert und die Profile an eine Unterkonstruktion angebracht. Für Wände kommt das gleiche Verfahren zur Anwendung.

Elektroheizungen als unterstützende Variante
Elektroheizungen gehören ebenfalls zu den Flächenheizungen. Geheizt wird mit Strom. Die einfach verlegbaren Heizmatten, etwa von Danfoss, werden für eine reak­tionsschnelle Fußbodentemperierung eingesetzt. Entsprechend isoliert und dem Wärmebedarf des Raumes angepasst, lassen sich komfortable, preiswerte Lösungen mit variabel anpassbaren Heizzeiten erzielen. Gern genommen werden diese bei einer Badsanierung oder der Ausstattung von Wintergärten. Die Aufbauhöhe beträgt 3,5 mm. Die Heizmatte wird dabei auf den Estrich gelegt und mit selbstnivellierender Spachtelmasse eingebettet.

Autor: Frank Urbansky

 


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